Der Gott der Wissenschaften – ein anderer Gottesbeweis
In einem Philosophie-Forum bin ich auf folgende Frage gestoßen, die mich dazu bewegt hat einen Blog zum Thema „Gott und Wissenschaften“ zu schreiben. Ich bin sehr auf Eure Meinung gespannt und würde mich freuen, wenn Ihr mir ein paar Kommentare hinterlasst.
Vielen Dank und
viele Grüße
Philo Sophies
Inhaltsverzeichnis
„Der Gott der Wissenschaften“:
Kann die Abwesenheit von etwas Echtem (z.B. Gott) durch die Wissenschaft bewiesen werden?
1. Ja (wie? )))
2. Nein (warum? )))
3. Was ist der wissenschaftliche Gott?“ (Quelle: Walter Kant, LIFE – Gesellschaft, Politik, Philosophie & Religion)
„Lieber Herr Kant,
zunächst einmal großes Kompliment für die Frage(n)!
Aus meiner Sicht stellen sie die zentrale Frage(n) in der Philosophie dar:
a) Kann man einen logischen Beweis zu einem außerlogischen Bereich führen?
b) Die Gretchenfrage: Wie hält es die Wissenschaft mit Gott?
Zu a) Mögliche Gottesbeweise
Zu Herrn Kants 2. Frage: Meiner Ansicht nach „nein“, da dies ein Beispiel für einen tautologischen Zirkelschluss darstellt. Etwas, was abwesend ist, kann nicht als evident bewiesen werden.
Selbst andersherum: die Evidenz Gottes lässt sich ebenfalls nicht beweisen. Siehe Descartes Gottesbeweis in der 3. Meditation, der ebenso zu einem tautologischen Zirkelschluss führt.
„Es geht um die Frage, ob es möglich sei, einen „letzten Grund“ (im Sinne einer letzten Ursache bzw. eines unhintergehbaren ersten Anfangs) zu finden bzw. wissenschaftlich zu beweisen. Hans Albert behauptet, dass jegliche Versuche für eine Letztbegründung scheitern müssen bzw. ins Münchhausen-Trilemma führen. Das Münchhausen-Trilemma bedeutet, dass jeder Versuch des Beweises eines letzten Grundes zu einem von drei möglichen Ergebnissen führt:
1. zu einem Zirkelschluss, (die Conclusio soll die Prämisse beweisen, benötigt diese aber, um die Conclusio zu formulieren)
2. zu einem infiniten Regress (es wird immer wieder eine neue Hypothese über die Begründbarkeit eines letzten Grundes formuliert, die sich jedoch wiederum als unzureichend erweist oder wieder in einen Zirkel führt)
3. zum Abbruch des Verfahrens an einer Stelle und der Dogmatisierung der dortigen Begründung“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCnchhausen-Trilemma)
Die Punkte 1. und 2. des Trilemmas halte ich für ein rein logisches Problem, mit dem die Philosophie schon lange leben kann. Es geht ja letzten Endes nicht nur um Lösungen (wie bei den Mathematikern), sondern auch die Fragen führen zu einem Ziel.
Daher denke ich, ist der 3. Punkt die „Dogmatisierung“ im Trilemma problematischer, da ich hierfür Anzeichen in der modernen Naturwissenschaft durchaus erkennen kann (siehe Hawkings „starkes anthropisches Prinzip“ oder Postmans „Technopol„). Meine Hypothese geht dahin, dass ich befürchte, dass es der Naturwissenschaft gar nicht um die Falsifikation/Verifikation des Gottes der Bibel geht, sondern um die Inthronisierung eines „neuen Gottes“.
Lustiger ist es aber eher, dass die Wissenschaft nicht (mehr) versucht Gott zu beweisen oder zu negieren. Die Naturwissenschaft glaubt nämlich, sie sei selbst der neue Gott (s. Neil Postman „Das Technopol„). Der Gott der Wissenschaften ist das autopoeitische System (im Luhmann´schen Sinne) selber (also damit wiederum nicht beweisbar, da systemimmanent ;-).
Zu b) „Der Gott der Wissenschaften“
Zu Herrn Kants 3. Frage: Der Begriff „Wissenschaftlicher Gott“ erscheint zunächst einmal auf den ersten Blick als Widerspruch oder Oxymoron. Die Wissenschaft hat des Häufigeren versucht „Gott zu töten“ (Nietzsche) oder zumindest aus ihren Gleichungen und Naturgesetzen als unbekannte, nicht-berechenbare Größe zu streichen, da etwas Nicht-Evidentes – aus naturwissenschaftlicher Sicht – auch keine Wirkung hat. Angebliche Beweise hierzu liefert die Hirnforschung (Andrew Newberg) oder sogenannte Neurotheologen (Michael Persinger) mit Hilfe des Computertomografen, die Gott als „Hirngespinst“ sehen.
Newtons Gott
Newton hat zwar noch an einen Schöpfer geglaubt, der die Natur einem Uhrwerk gleich geschaffen hat. Doch seine nicht so bekannten metaphysischen Experimente und seine Aussagen hierzu, lassen darauf schließen, dass er bereits daran geglaubt hat, dass der Mensch, wenn er das „Uhrwerk“ vollständig verstanden hat – gottgleich – Dinge erschaffen oder verändern kann.
Der positivistische Gott
Dieser „wissenschaftliche Glaube“ findet Eingang im Positivismus zum Beispiel in Form des „Laplaceschen Dämons„. Laplace geht in seiner sehr deterministischen Anschauung davon aus, dass ein geschlossenes, mathematisches Weltgleichungssystem möglich ist. Man muss „lediglich“ alle Naturgesetze und Initialbedingungen wie Lage, Position und Geschwindigkeit aller im Kosmos vorhandenen physikalischen Teilchen, jeden vergangenen und jeden zukünftigen Zustand berechnen und determinieren. Dann kann man eine allumfassende Weltformel aufstellen, also Gott in die Karten schauen und selber zum Schöpfer werden. An diesem Projekt mühte sich nun die „gesamte Zunft“ bis hin zur modernen Naturwissenschaft ab.
Das Ende Gottes in der Quantenphysik
Das mechanistische Weltbild Newtons musste allerdings einem stochastischen Weltbild der Quantenphysik (Planck, Schrödinger, Heisenberg) weichen. Der Sieg der Naturwissenschaften über Gott und der Theologie schien erreicht. Evidenzen und Zustände sind nur eine Frage der Wahrscheinlichkeit (Schrödingers Wellenfunktion, Heisenbergs Unschärferelation). Es bedarf keines Schöpfers mehr, da die Natur aufgrund von allgemeingültigen physikalischen Gesetzen aus sich selber schöpft (irgendwie schon wieder tautologisch;-) und in ewiger Wiederkehr das Universum formt. Und ausgerechnet aus dieser hochabstrakten, durch-und-durch-rationalen Ecke der Theoretischen Physik (Einstein):
Die Quantenmechanik ist sehr achtunggebietend. Aber eine innere Stimme sagt mir, daß das noch nicht der wahre Jakob ist. Die Theorie liefert viel, aber dem Geheimnis des Alten bringt sie uns kaum näher. Jedenfalls bin ich überzeugt, daß der nicht würfelt.(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gott_w%C3%BCrfelt_nicht)
oder auch Astrophysik bekam Gott nun „Schützenhilfe“.
Die Wiederentdeckung Gottes in der Astrophysik
Die Verfechter der „Big-Bang“(„Urknall“)-Theorie lassen Gott in der Gleichung wieder zu. Stephen W. Hawking, der an der Cambridge University als Physiker und Mathematiker auf Newtons Lehrstuhl („Lucasian Professorship“) sitzt, lässt ausdrücklich in seinen Berechnungen Gott als Schöpfer wieder zu:
„Dies kann man entweder als Beweis für den göttlichen Ursprung der Schöpfung und der Naturgesetze werten oder als Beleg für das starke anthropische Prinzip.“ (Stephen W. Hawking „Eine kurze Geschichte der Zeit“, Rowohlt (1995) S. 159)
Der neue Gott der Wissenschaften – das Technopol
Dem gegenüber glaubt aber die technopolische Gegenwelt der Naturwissenschaften an die Erschaffung eines neuen Gottes. „Die Erhebung eines Gottes macht die Absetzung eines anderen erforderlich.
»Du sollst keine anderen Götter neben mir haben« – das gilt für den Gott der Technologie ebenso wie für den Gott des Alten Testaments.“ (Neil Postman<„Das Technopol„, Fischer (1992) S. 96)
Der [neue] Gott, dem sie dienen, spricht nicht von Rechtschaffenheit oder Güte, von Mitleid oder Gnade. Ihr Gott spricht von Effizienz, Präzision, Objektivität. Und deshalb verschwinden unter dem Technopol Begriffe wie »Sünde« und »das Böse«.(Neil Postman„Das Technopol„, Fischer (1992) S. 54)
Schöne, neue Welt
So sieht also der wissenschaftliche Gott in der „Schönen, neuen Welt“ eines Aldous Huxley aus. Der neue, „wissenschaftliche Gott“ ist die Zahl, das Quantifizierbare, die Induktion, die Reduktion, die Kohärenz, das Gesetz, das System. Aber was er auf keinem Fall ist, er ist nicht menschlich, geschweige denn göttlich:
«Nennen Sie es die Schuld der Zivilisation. Gott ist
unvereinbar mit Maschinen, medizinischer Wissenschaft und
allgemeinem Glück. Man muß wählen. Unsere Zivilisation hat
Maschinen, Medizin und Glück gewählt.» (Aldous Huxley: „Schöne, neue Welt“ (1932, Fischer 1981, S. 236)
Hierzu mehr in dem nächsten Essay „Das Technopol“.
.. in der Wissenschaft wird Gott / etwas göttliches gleichgesetzt mit … ich kann es (noch nicht) verstehen / erklären …
PS: an die Wissenschaftler … die Naturgesetze brauchen keinen wirkmächtigen Gott der sie gestaltet hat …
Lieber Herr S.,
vielen Dank für Ihren interessanten Kommentar. Ich gebe Ihnen zunächst einmal Recht, habe aber dennoch meine Zweifel.
Zum einen liegt es doch in der Natur der Wissenschaften immer weiter zu fragen und Erkenntnisse zu gewinnen und insofern müsste doch auch das „Objekt“ Gott einer näheren Untersuchung/Überprüfung wert sein, insofern es untersuchbar/überprüfbar ist.
Zum anderen ist ja tatsächlich die Hauptfrage, ob Naturgesetze unabhängig von Gott existieren oder ob sich die Naturwissenschaften nicht selber einen neuen Gott/Götzen schaffen von wesentlicher Bedeutung (s. Hawkings „starkes anthropisches Prinzip“ oder „Postman „Das Technopol“). Wie dem auch sei, es bleibt spannend.
Mit philosophies Grüßen
Man kann es durch Ausschluss indirekt beweisen. Es wird behauptet, der Gott hätte etwas bestimmtes erschaffen und die Wissenschaft beweist dann, dass es anders war und somit kein Gott dafür nötig war.
Stimmt! Kann ich nach vollziehen. Aber ebenso kann man behaupten, die Wissenschaft hätte etwas bestimmtes erschaffen.
Lieber Herr St., lieber Herr Sk.,
vielen Dank für Ihre erhellenden Kommentare. Fand ich alle sehr interessant.
„Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“
Ich bin selber Naturwissenschaftler, aber vielleicht können Sie mir den „Glauben an die Naturwissenschaft“ ja wieder näher bringen.
Mit philosophies Grüßen
Lieber Herr B.,
das sehe ich ganz genauso wie Sie und kann Sie in Ihrem Ansatz nur unterstützen.
Den naturwissenschaftlichen Diskurs in allen Bereichen des menschlichen Lebens und der Öffentlichkeit halte ich auch nicht für ideologiefrei oder wertneutral. Das dies keine reine Hypothese ist, hat Michel Foucault in seinem sehr lesenswerten Buch „Archäologie des Wissens“ (1981) dargelegt, in dem er die Funktionsweise der naturwissenschaftlichen Methodik als Instrument der Macht aus den wissenschaftshistorischen Schichten freilegt. Auch spannend zu diesem Thema finde ich das Buch von Neil Postman „Das Technopol – Die Macht der Technologien und die Entmündigung der Gesellschaft“ (1991), das den Einfluss der Technologie als Machtinstrument darstellt.
Mit philosophies Grüßen
Lieber Herr Si.,
vielen Dank für Ihren netten Kommentar und den Tipp mit Shiva am CERN. Hätte ich nicht gedacht, aber auch Naturwissenschaftler können „über den Tellerrand blicken“;-):
„Modern physics has shown that the rhythm of creation and destruction is not only manifest in the turn of the seasons and in the birth and death of all living creatures but is also the very essence of inorganic matter.“
Das sehe ich auch genauso wie Sie. An dem viel verwendeten Zitat von Shakespeare „Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.“ ist nämlich tatsächlich was dran. Bei dem empirisch-induktiven Reduktionismus der naturwissenschaftlichen Methodik verliert man nämlich schon einmal gerne den Blick für das große Ganze. Dies kann man schön an dem (nicht wirklich ausgetragenen) Disput zwischen Goethes „Farbenlehre“ und Newtons „Opticks“studieren: https://www.philosophie.phil.uni-erlangen.de/lehrstuehle/mitarbeiter/publikationen_koetter/45NewtonGoethe.pdf
Mit philosophies Grüßen
Lieber Herr Sto.,
vielen Dank für Ihr Interesse und Ihren Kommentar, den ich auch sehr spannend fand.
Zu Ihrer Frage, wenn in welche Schublade man mich stecken müsste. Ja, dann gebe ich Ihnen Recht, das könnte so etwas wie ein agnostischer Theist oder theistischer Agnostiker (wenn es da Unterschiede in den Kategorien gibt 😉 sein.
Wenn Sie mich so offen danach fragen. Ja, dann glaube ich tatsächlich an eine höhere Instanz (auch wenn eine solche Haltung momentan unpopulär ist), wie diese auch immer gestaltet sein könnte . Ich habe nur Probleme mit der Institutionalisierung von Gott/Gottheiten, wie sie die Kirchen gleich welchen Glaubens betreiben. Ich halte den Glauben für etwas Privates und ich halte die Objektivierung zum Existenznachweis oder dessen Negation für nicht zielführend und auch aussagenlogisch (s. Münchhausen-Trilemma) nicht erreichbar, geschweige denn empirisch belegbar.
Wenn ich dies mit Platons Höhlengleichnis (https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6hlengleichnis) und dem enthaltenen Wahrheitsbegriff vergleichen darf. Um in dem Gleichnis zu bleiben, sitzen wir in unserer Höhle (Welt) mit unserer Ideenwelt (Schatten an der Wand). Die Entitäten werden entweder von einer kleinen Funzel in Form einer Kerze (Kirche) schemenhaft und verschwommen – also interpretierbar und dem Glauben anheim gestellt – an die Wand geworfen. Oder im anderen Extrem bekommen wir die Dinge mit einem Halogen-Flutlicht (Wissenschaften) an die Wand geknallt, dass man vor lauter Objektivität das den Dingen Wesenhafte (insofern es überhaupt noch existiert 😉 gar nicht mehr erkennen kann. Wie dem auch sei, aus der Höhle heraus blicken können wir nicht, wir merken noch nicht einmal, das wir in der Höhle sitzen. Nur ab und zu fällt vielleicht mal ein zusätzlicher Lichtstrahl von Decke (oder wo immer her), den man vielleicht bemerkt oder auch nicht, aber dessen Quelle wir nicht gesichtig werden können. Oder wenn man nun noch Russells Teekanne (https://de.wikipedia.org/wiki/Russells_Teekanne) als Beweis hinzufügen möchte. Es ist an der Stelle nicht von belegbarer Evidenz, ob die Teekanne außerhalb der Höhle nun tatsächlich steht oder nicht. Wir bekommen nur das Schattenbild der Teekanne zu Gesicht und nicht die Teekanne selber ;-).
Bei Evidenzen wie Wassermoleküle in einem Kasten ist es natürlich vergleichbar einfacher.
Um es auf den Punkt zu bringen, es geht mir also eigentlich nicht um einen Gottesbeweis oder der Negation, sondern eher im Foucaultschen Sinne („Archäologie des Wissens“) um die Erhellung (Licht in der Höhle) der diskursiven Formationen, also um die Machtverhältnisse, die der Begriff „Gott“ oder „Religion“ hier auf Erden erzeugt. Aus diesem Grunde sehe ich in der Naturwissenschaften in ihrer heutigen Form durchaus Anzeichen für eine neue Religion mit einem neuen Gott. Ich will hier aber nicht missverstanden werden, es geht nicht um destruktive Wissenschaftskritik und erst Recht nicht um eine neue Verschwörungstheorie.
Mit philosophies Grüßen
Lieber Herr K.,
vielen Dank für Ihren Kommentar und den tollen Tipp mit Karl-Heinz Haag. Ich habe Ihren wirklich erstklassig verfassten Artikel in der „Faustkultur-Kultur.de“ mit großem Interesse und Zustimmung gelesen. Karl-Heinz Haag hatte ich bsher noch nicht auf der Liste der „Kritischen Theorie“, ich finde aber nach Ihrem Artikel wäre er es absolut wert, besser bekannt zu werden. Ich werde mir das Buch „Der Fortschritt in der Philosophie“ unbedingt zum Lesen noch anschaffen.
Herzlichen Dank für den Tipp und mit
philosophies Grüßen
Lieber Herr V.,
vielen Dank für Ihren wohlwollenden Kommentar, dem ich mich absolut anschließen kann. Ich sehe das ganz genauso wie Sie. Es hat tatsächlich ein Paradigmenwechsel im Sinne von Thomas S. Kuhn in den Naturwissenschaften stattgefunden, der auch als Unterdeterminierung von Theorien durch Evidenz: „Im ausdrücklich formulierten Gegensatz zu dem falsifikatorischen Ansatz Karl Poppers behauptet Kuhn, dass Paradigmen nicht nur deshalb aufgegeben werden, weil sie falsifiziert wurden. Ein Paradigma wird erst dann aufgegeben, wenn es durch ein anderes ersetzt werden kann. Ein Aufgeben des Paradigmas durch die wissenschaftliche Gemeinschaft ohne Ersatz würde, Kuhn zufolge, die Aufgabe der wissenschaftlichen Tätigkeit per se bedeuten. Ebenso wenig kann Evidenz zwischen zwei um die Paradigmavorherrschaft konkurrierenden Theorien entscheiden. So behauptet Kuhn, dass es zur Zeit der Erfindung des Kopernikanischen Systems keine Evidenz gab, die dieses System über das damals etablierte Ptolemäische System erhoben hätte. Dieses Argument ist heute als Unterdeterminierung von Theorien durch Evidenz bekannt und wird insbesondere von Empiristen wie von Bas van Fraassen verwendet.“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_S._Kuhn).
Und ja, es existieren auch in den modernen Naturwissenschaften Gegenbewegungen, die sich gegen den herrschenden Diskurs stellen und ihre eigene Tätigkeit oder Methodik zur Wissensbeschaffung kritisch hinterfragen. Die Hoffnung auf Veränderungen besteht aus meiner Sicht nach wie vor.
Mit philosophies Grüßen
Cher M. G.,
merci beaucoup pour votre remarquable contribution. Je vois le problème tout comme vous dans la prédominance globale du matérialisme, qui aussi en tant que positivisme ou scientisme a conduit à de nombreux problèmes de l’humanité. J’ai également posté un essai „Le Dieu de la science“ dans ce groupe Facebook, que je voudrais vous suggérer – si ce sujet vous intéresse.
Avec des salutations philosophies
„Hallo Dirk, ich habe den angesprochenen Essay nur schon mal „angelesen“. Die Quelle ist hoffentlich richtig: https://philosophies.de/index.php/2020/09/23/der-gott-der-wissenschaften/„>https://philosophies.de/index.php/2020/09/23/der-gott-der-wissenschaften
Wirklich nur „angelesen“ – und ich greife arg voreilig und sehr selektiv eine Stelle heraus, die m.E. nicht umkommentiert bleiben soll.
(Später sicherlich noch mehr und hoffentlich auch fundierter)
ZITAT: ♦︎ „Die Wissenschaft hat des Häufigeren versucht „Gott zu töten“ (Nietzsche) oder zumindest aus ihren Gleichungen und Naturgesetzen als unbekannte, nicht-berechenbare Größe zu streichen, da etwas Nicht-Evidentes – aus naturwissenschaftlicher Sicht – auch keine Wirkung hat. Angebliche Beweise hierzu liefert die Hirnforschung … mit Hilfe des Computertomografen, die Gott als „Hirngespinst“ sehen.“ ♦︎
Die „Gott ist tot“-These soll ja wohl für „das Ende der Metaphysik“ und für die Entmythologisierung als Grunderfahrung unserer Zeit stehen.
Ob „Gott“ damit „nicht-evident“ ist, scheint mir in der einfachen Behauptung doch sehr gewagt. Er ist wohl „empirisch“, d.h. an der sinnlichen Wahrnehmung nicht überprüfbar, nicht beweisbar oder nicht augenscheinlich und klar auf der Hand liegend. Wollte man mit dieser Aussage / These allerding deutlich machen, dass man jegliche „weitere Diskussionen“ über Gott für überflüssig hält, dann scheint mir DAS aber ein Schluss, der eine jahrhundertealte Philosophiegeschichte schlichtweg ignoriert – und wohl ja auch noch die aktuelle Diskussion (warum sonst DIESE Problemstellung z.B. HIER in diesem Forum?!)
An andere Stelle habe ich schon einmal Habermas zitiert: „«Die säkulare Moderne hat sich aus guten Gründen vom Transzendenten abgewendet, aber die Vernunft würde mit dem Verschwinden jeden Gedankens, der das in der Welt Seiende im Ganzen transzendiert, selber verkümmern.»
Die Überlegungen dazu kann man hier ggf. noch einmal verfolgen ♦︎ https://www.denkerecke.de/thema/so-begrenzt-der-menschen-wissen-so-unbegrenzt-ihr-glaube/page/3/
Die angeblichen „Beweise der Hinforschung mit Hilfe des Computertomografen“ [„Gott als Hirngespinst“] – sorry – in DIESER Begründung kann man sie doch nun wirklich nicht ernst nehmen (so wenig wie die Aussage des Kosmonauten Juri Gagarin: „Ich bin in den Weltraum geflogen – Gott habe ich dort nicht gesehen.“)
Wie „evident“ der Gottesglaube für viele Menschen immer noch ist – völlig unabhängig von den erkenntnistheoretischen Diskussionen um Gottesbeweise – sollte über alle „theoretische“ Diskussion nicht vernachlässigt werden …
Später wohl mehr. Zunächst verweise ich noch einmal auf die o.g. Überlegungen zur METAPHYSIK …“
Lieber Norbert,
vielen Dank, dass Sie sich die Mühe gemacht haben meinen Essay einmal durch zu lesen und auch vielen Dank für Ihren wirklich aufschlussreichen Kommentar, den ich mit großem Interesse gelesen habe.
Zu der „Gott ist tot“-These. Ja, das sehen Sie vollkommen richtig. Dies ist natürlich nicht wörtlich gemeint. Es geht natürlich – aus meiner Sicht – um den Versuch der modernen Naturwissenschaft sich der Metaphysik oder auch des Glaubens zu entledigen. Der sogenannte Atheismus feiert zur Zeit ja sein Hochfest, besonders auch in den Zünften der Wissenschaft. Mit meinem Essay wollte ich diese Entwicklung einmal aufzeigen und in Foucaultscher Manier eine „Archäologie des Wissen“(schaftbegriffs) betreiben und hierbei diskursive Formationen und daraus resultierende Machtverhältnisse freilegen.
Der „andere Gottesbeweis“ im Untertitel ist dabei ernst gemeint. Es geht mir nicht – wie „zu A) mögliche Gottesbeweise“ ausgeführt -, um einen transzendentalen Gottesbeweis. Den halte ich für empirisch und aussagenlogisch – im Sinne eines agnostischen Theismus – für nicht durchführbar, was an dieser Stelle aber auch für mich nicht wichtig ist. Es geht mir vielmehr um den Nachweis einen irdischen, evidenten Gottes – besser gesagt Götzen – den die moderne Naturwissenschaft – meiner Ansicht nach – geschaffen hat. Der naturwissenschaftliche Diskurs ist in unserem Denken, in unserer Sprache und in unserer Methodik schon so stark verankert, dass es schon an Donquichotterie gleicht sich dem zu widersetzen. Es würde hier an dieser Stelle zu weit gehen, dies genauer auszuführen, das möchte ich aber gerne in einem weiteren Essay zum „Technopol“ oder „Die zweite Aufklärung“ Neil Postmans nachholen.
Deshalb, wenn ich dies so sagen darf: so weit liegen wir gar nicht auseinander. Ich habe auch schon den guten, alten Habermas mit seinem neuen Buch „Auch eine Geschichte der Philosophie“ an anderen Stellen zur Mithilfe bemüht. Und Ihr angeführtes Zitat passt hervorragend zu diesem Thema. Für mich ist dieses Buch auch endlich einmal wieder ein Befreiungsschlag der Philosophie, die sich nicht im utilitaristischen Sinne in die „geisteswissenschaftliche Schmuddelecke“ ab drängen lassen sollten. Im Gegenteil, ich sehe hier durchaus einen wichtigen Wert der Philosophie hinsichtlich der Wissensbeschaffung und Erkenntnisgewinnung ganz im Sinne eines Hegels oder Kants. Der neue Götze steht sonst auf tönernen Füßen.
Und natürlich kann man die Bemühungen der modernen Naturwissenschaft – wie das Beispiel aus der Hirnforschung/“Neurotheologie“ – nicht ernst nehmen, deshalb habe ich es ja als „angeblichen Beweis“ für die Hybris der Naturwissenschaft gekennzeichnet. Um bei diesem Beispiel einmal zu bleiben und den naturwissenschaftlichen Diskurs kurz zu beleuchten. Interessanter ist für mich nicht der angebliche Beweis des „Gottes im Gehirn“, den ich auch nicht im Popperschen Sinne für falsifizierbar halte, sondern der dahinter liegende Impetus. Es würde zu einer logischen – statt empirischen Falsifikation führen und damit sind wir wieder bei dem von mir zitierten Hans Albert, der auf die besondere Gefahr hinwies, dass solche Kriterien als „dogmatische Abschirmungs-Prinzipien“ missbraucht werden könnten. Also letztlich doch nur eine Frage des Glaubens an die Allmacht der Wissenschaft und somit religiös.
Ich halte den Glauben auch für etwas sehr Privates und auch für einen Menschen für etwas sehr Evidentes. Es ging mir mehr darum, den Glauben hinter dem vermeintlich objektiven, rationalen und effizienten Szientismus, Positivismus oder Empirismus aufzuzeigen. Das scheint mir aber an einigen Stellen noch nicht ganz geglückt zu sein ;-).
Auf Ihren anderen Kommentar gehe ich gerne noch später ein. Ich bin schon sehr gespannt.
Mit philosophies Grüßen
Lieber P.,
vielen Dank für Ihren Kommentar zu meinem Essay, den ich mit großem Interesse und Freude gelesen habe.
Ich kann Sie in Ihren Ansichten auch nur unterstützen, da ich dies genauso sehe. Ich hatte ja bereits in einer Antwort auf dem Kommentar von north geschrieben, dass ich diesen „angeblichen Beweis“ für einen „Gott im Gehirn“ auch nur als eigentlichen Beweis für die Hybris der modernen Naturwissenschaft angeführt habe. Das ist richtig, es gibt keine „vereinte Hirnforschung“, aber dies ist aus meiner Sicht wiederum ein Beispiel für den naturwissenschaftlichen Diskurs und der dahinter liegenden Methodik, der Reduktion und Induktion. „Chaos“ – im Sinne von ungeordneter, unsystematischer Fülle ist der Naturwissenschaft ein Graus. Die Datenmenge muss hinsichtlich willkürlich festgelegter Parameter reduziert und filtriert werden. Aus dem Filtrat lässt sich dann durch Induktion eine Gesetzmäßigkeit herleiten. Die Gesetzmäßigkeit muss durch Falsifikation im Experiment überprüft werden, u.s.w. Ja, ja, so geht die große Tretmühle des Empirismus. Alles ist ja so objektiv, die Messdaten stammen ja aus dem gewählten Instrument/Apparat. Alles ist ja so rational, da es logischen Gesetzen unterliegt und vielleicht noch quantifizierbar ist. Und alles ist so effizient, das heißt, es ist (zumeist) technologisch reproduzierbar und (vielleicht) anwendbar. So weit der Glaube der Naturwissenschaft. Thomas S. Kuhn hat in seinem Buch „The Structure of Scientific Revolutions“ sehr deutlich anhand von wissenschaftlichen Paradigmenwechsel den subjektiven Charakter dieser Wissensbeschaffung und Kenntnisgewinnung aufgezeigt. Es geht bei solcherlei Theoremen auch immer um den Machterhalt oder um Machtverhältnisse innerhalb der wissenschaftlichen Disziplin. Deshalb gebe ich Ihnen auch Recht, es geht um die mediale Deutungshoheit von Informationen. Deshalb habe ich mich auch viel mit Neil Postman beschäftigt, der als amerikanischer Medienwissenschaftler schon in den 90er Jahren diese medialen Diskursivitäten beschrieben hat, in deren „Schöne, neue Welt“ wir nun angekommen sind. (Hierzu wollte ich auch noch später einen Essay schreiben.) Und dies würde ich auch so unterschreiben: Empiristen halten nichts von Ontologie, und Epistemologie, vielleicht noch ein wenig Phänomenologie, aber dann bitte nur zur Reduktion und Induktion (s. o.). Ja, Interdisziplinarität würde hier helfen, aber es geht in der Hierarchie des Wissenschaftbetriebes um die Ausbildung von Expertentum. J. W. v. Goethe konnte sich das vielleicht noch mit dem überschaubaren Wissenschatz seiner Zeit leisten. Im heutigen Zeitalter der Informationsexplosion (Derek de Solla Price „Little Science, Big Science“ 1963) ist dies scheinbar nicht mehr möglich. Ich bin nicht dieser Meinung und halte Interdisziplinarität für zwingend notwendig. Aus diesem Grunde finde ich auch Ihr Beispiel zum „empirischen Reviewer“ gut gewählt, weil es dieses Dilemma gut beschreibt. Ich würde es auch so zugespitzt formulieren, dass ich eine ernsthafte wissenschaftliche Betätigung ohne einen entsprechenden philosophischen Hintergrund gar nicht für durchbar halte. Im Gegenteil dies führt ja geradezu in die Sackgasse des starken anthropischen Prinzips, was Hans Blumenberg in zahlreichen Abhandlungen als anthropozentrische Finalität beschrieben hat. Dass sich der Mensch bei all seiner Forschung nur selbst als Subjekt entdeckt und nicht die vermeintliche Objektivität der Welt. Es gibt kein Objekt, das nicht durch ein Subjekt wahrgenommen werden muss und selbst wenn man nur die objektiven Daten eines Messinstrumentes subjektiv bewerten muss. Deshalb bin ich für Ihr Beispiel sehr dankbar, da es den Hiatus oder das Schisma zwischen Geistes- und Naturwissenschaft zeigt. Zu diesem Thema habe ich eine tolle Dissertation „Hans Blumenbergs interdisziplinär fundierteAnthropologie“ (2015) von Rolf Mengert im Netz (https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/6816/Dissertation_Rolf_Mengert.pdf?sequence=1&isAllowed=y) gefunden, die sich mit der praktischen Umsetzung dieser Interdisziplinarität beschäftigt.
Mit philosophies Grüßen
Paul Roland V.:
„Diese Frage beantworte ich mit einem klaren JA! Was das Ausloten im Sinne von Hinterfragen angeht, beschäftige ich mich schon sehr lange damit… Dabei bin ich mittlerweile, für mich ganz persönlich, zu der Überzeugung gekommen – von der Mär zur Welterschaffung aus der Bibel einmal abgesehen – dass die Existenz eines „Weltenlenker“ mit Namen Gott, genau wie die Nicht-Existenz, bis heute nicht wirklich beweisbar ist!
Angesichts dieser ungeklärten Problematik habe ich mich entschlossen an die Nicht-Existenz zu glauben… und zwar so lange, bis die Wissenschaften, in welcher Richtung auch immer, „wahrhaftige“ Belege gefunden haben! Was das Thema (Wissen/Glauben) als ganzes angeht, habe ich hier im Forum schon so einiges von mir gegeben: So begrenzt der Menschen Wissen, so unbegrenzt ihr Glaube! Eine gänzlich entzauberte Welt… Phänomene und ihre Deutungen Darüber hinaus habe ich 2015 ein „Abhandlung“ unter dem Titel „Der Glaube der Gläubigen“ geschrieben, die sich ebenfalls mit Glaube und Wissen befasst!“
Lieber Paul Roland,
zunächst einmal, wenn Ihr nichts dagegen habt, steige ich auch auf ein „Du“ um („Glaube“ ist schließlich etwas Privates ;-). Ich möchte Euch erst einmal einen großen Dank für Eure Kommentare geben, die mir in der Auseinandersetzung mit dieser komplexen Thematik wirklich weiter geholfen haben. Puh, allerdings bei der Menge an guten Gedanken fällt es mir schwer auf Eure einzelnen Beiträge explizit einzugehen, daher sei es mir erlaubt, das Ganze – aus meiner Sicht – zusammenzufassen.
Ich sehe in unseren Beiträgen durchaus die alte Kontroverse zwischen dem empirischen Materialismus (Epikur, Laplace) auf der einen Seite und dem metaphysischen Idealismus (Platon, Kant) auf der anderen Seite, oder in abgeschwächter Form zwischen dem absoluten Idealismus (Hegel) vs. kritischen Idealismus (Kant) in manchen Punkten durchscheinen.
„Die geistige Welt der Ideen und die materielle objektive Welt der Fakten und Gegenstände werden zu einer Einheit durch den geschichtlichen Begriff der Vernunft. Der Idealismus hebt dadurch sich selbst in die Realität auf.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Idealismus#Erkenntnistheorie_und_Metaphysik) Oder wie ihr es richtig beschrieben habt, das alte „Leib-Seele-Problem“. Und es tut mir Leid, ich werde hier auch keine abschließende Lösung präsentieren können, sondern es wahrscheinlich wieder einmal dem – so vehement abgelehnten – Begriff des Glaubens anheim stellen müssen ;-).
Um es direkt vorweg zu nehmen, ich halte die Kontroverse zwischen „Materie und Geist“ für eine kausal-logische „Henne-Ei-Problematik„. Ob die Materie den Geist manifestiert oder ob der Geist die Materie konstituiert. Im Sinne Schopenhauers also um eine Letztbegründbarkeit von Ursache und Wirkung, die Philipp richtig als „Unterdetermination von Theorien“ heraus gestrichen hat. Ich sehe diese Fragestellung nach dem Geist in der Materie allerdings eher als Beleg für einen Paradigmenwechel in der modernen Naturwissenschaft, die lange Zeit dieses Problem einfach geleugnet hat.
«Es hat tatsächlich ein Paradigmenwechsel im Sinne von Thomas S. Kuhn in den Naturwissenschaften stattgefunden, der auch als Unterdeterminierung von Theorien durch Evidenz bezeichnet werden kann: „Im ausdrücklich formulierten Gegensatz zu dem falsifikatorischen Ansatz Karl Poppers behauptet Kuhn, dass Paradigmen nicht nur deshalb aufgegeben werden, weil sie falsifiziert wurden. Ein Paradigma wird erst dann aufgegeben, wenn es durch ein anderes ersetzt werden kann. Ein Aufgeben des Paradigmas durch die wissenschaftliche Gemeinschaft ohne Ersatz würde, Kuhn zufolge, die Aufgabe der wissenschaftlichen Tätigkeit per se bedeuten. Ebenso wenig kann Evidenz zwischen zwei um die Paradigmavorherrschaft konkurrierenden Theorien entscheiden. So behauptet Kuhn, dass es zur Zeit der Erfindung des Kopernikanischen Systems keine Evidenz gab, die dieses System über das damals etablierte Ptolemäische System erhoben hätte. Dieses Argument ist heute als Unterdeterminierung von Theorien durch Evidenz bekannt und wird insbesondere von Empiristen wie von Bas van Fraassen verwendet.“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_S._Kuhn). Und ja, es existieren auch in den modernen Naturwissenschaften Gegenbewegungen, die sich gegen den herrschenden Diskurs stellen und ihre eigene Tätigkeit oder Methodik zur Wissensbeschaffung kritisch hinterfragen. Die Hoffnung auf Veränderungen besteht aus meiner Sicht nach wie vor.»
Diesen Paradigmenwechsel will ich hier nur kurz vorstellen, um die eigentliche Problematik oder auch den Grund für meinen Essay noch einmal deutlicher werden zu lassen. Ich bin über Facebook auf einen für die Aufklärung unseres Anliegens sehr interessanten Disput aufmerksam gemacht worden, dem zwischen Pierre Duhem (1861-1916) und Abel Rey (1873-1940). Hierzu existiert ein sehr lesenswerter Essay von Matthias Neuber im Netz (https://philpapers.org/archive/NEUBDT-2) „Braucht die Theoretische Physik den religiösen Glauben? Neo-Scholastik und Positivismus in der Dritten Republik“, der das Ganze auf das für uns Wesentliche zusammenfasst. Ich versuche aber nur das Wichtigste hieraus abzuleiten.
Dehum gilt als ein typischer Repräsentant der „positivistischen“ französischen Wissenschaftsphilosophie im Sinne eines empirischen Materialismus um 1900: „Eine physikalische Theorie ist keine Erklärung. Sie ist ein System mathematischer Lehrsätze, die aus einer kleinen Zahl von Prinzipien abgeleitet werden und den Zweck haben, eine zusammengehörige Gruppe experimenteller Gesetze ebenso einfach, wie vollständig und genau darzustellen.“
Er kann aber auch als ein Repräsentant des metaphysischen Idealismus in der Physik gesehen werden:„So gibt uns die physikalische Theorie niemals die Erklärung der experimentellen Gesetzmäßigkeiten, niemals enthüllt sie uns die Realitäten, die sich hinter den wahrnehmbaren Erscheinungen verbergen. Aber je mehr sie sich vervollkommnet, umso mehr ahnen wir, dass die logische Ordnung, in der sie die Erfahrungstatsachen darstellt, der Reflex einer ontologischen Ordnung sei. Je mehr wir mutmaßen, dass die Beziehungen, welche sie zwischen den Beobachtungsergebnissen herstellt, den Beziehungen zwischen den Dingen entsprechen, umso mehr können wir prophezeien, dass sie sich einer naturgemäßen Klassifikation nähere.“
Und dieses „Zwischen-den-Stühlen-Sitzen“ macht Dehum für unsere Fragen so interessant. Hier spiegelt sich einerseits sein Bekenntnis zum wissenschafts-theoretischen Instrumentalismus wider. Anderseits sieht Rey hierin aber auch ein neo-scholastisches Theorienverständnis, weil er erstens hierdurch zu viel Spielraum für „außerphysikalische Parallelaktionen“ lässt und zum puren Mathematismus aufruft. Der zweite Vorwurf wiegt schwerer, da er Rey zufolge zu einem Verzicht auf den Anspruch kausaler Erklärung und somit zu einer vollständigen Ablösung der physikalischen Theoriebildung von den Gegebenheiten in der Erfahrung, als ein „jeu de syllogismes scolastique“ führe (s. Kant „leere Metaphysik“)
„Während Duhem die Rechtfertigungsbasis seiner Doktrin der naturgemäßen Klassifikation im Bereich des Intuitiven (bzw. der Pascalschen „Urteile des Herzens“) sieht, meint Rey seine kausal-relationalistische Ontologie auf durch-gehend rationalem Wege, und zwar in Gestalt einer wahrheitszentrierten Theorie der kausalen Erklärung untermauern zu können.“ (ebd. S. 236)
Duhem sieht folglich die Wissensbeschaffung und den Erkenntnisgewinn der Naturwissenschaft in der Annahme einer naturgemäßen Klassifikation im metaphysischen Sinne als „inhärentes Streben nach Kohärenz“ begründet. Demgegenüber verfolgt Rey ein anderes Ziel in seiner Entgegnung „La physique de M.Duhem“ auf Duhems „Physique de croyant“. “
Rey selber plädiert in diesem Zusammenhang für eine Art von dritten Weg: Dem die Physik betreffenden Ignorabimus seines Kontrahenten Duhem und dem kompromisslos forschrittsgläubigen Scimus der den damaligen Kontext nachhaltig prägenden Szientisten (wie beispielsweise Berthelot) stellt er das Ignoramus des – von ihm so genannten – „wahren“ Positivismus gegenüber.“ (ebd. S.234)
„Dieses Konzept umfasst im Wesentlichen folgende Thesen: 1) die Physik ist die „Wissenschaft von der Materie“; 2) Gegenstand physikalischer Theorien sind Relationen; 3) Relationen sind die Instanz kausaler Wirksamkeit; 4) die Erklärung des in der Erfahrung Gegebenen erfolgt im abduktiven Rückgriff auf kausale Relationen; 5) physikalische Theorien sind – aufgrund ihres vorhandenen Erklärungspotentials – nicht nur „empirisch angemessen“, sondern in einem buchstäblichen Sinne (wenn auch nur näherungsweise) wahr.
In den Thesen 1, 2 und 3 steckt die von Rey im Kontext der Interpretation physikalischer Theorien in Anschlag gebrachte – und, wie nach dem vorangegangenen klar sein sollte, von keinerlei theologischen Dogmen „infiltrierte“ – Ontologie. Den maßgeblichen Bezugspunkt bilden dabei Relationen. So wie Duhem im Zusammenhang mit der Doktrin der naturgemäßen Klassifikation nicht die Dinge selbst, sondern die „Beziehungen“zwischen den Dingen in den Fokus der Betrachtung rückt (s. o.), so geht auch Rey von der Annahme aus, dass die „Natur“ oder das „Wesen“ der Dinge sich letztlich in den Relationen, in denen sie zueinander stehen, erschöpft. Es gibt also keine (wie auch immer gearteten) für sich bestehenden „Substanzen“. Gleichwohl ist die Physik nach Rey die „Wissenschaft von der Materie“.
Das heißt: Physikalische Theorien sind mehr als bloße Vorhersageinstrumente. Daher konzipiert Rey – im klaren Unterschied zu Duhem – Relationen kausalistisch, d. h. als Instanzen kausaler Wirksamkeit. Wenngleich Rey, soweit ich sehe, auch nirgendwo im Einzelnen ausführt, was genau es bedeutet, wenn Relationen (und nicht etwa die Dinge, die in diesen Relationen stehen) die kausale Struktur der materiellen Welt konstituieren, ist dennoch klar, dass all das, was er in das ontologische Inventar seines Weltverständnisses aufnimmt, nicht etwa der – sei es aristotelischen, sei es irgendeiner anderen – Metaphysik (oder gar der Theologie) zufällt, sondern dass dieses ontologische Inventar nichts anderes als eine verallgemeinerte Fassung des Gegenstandsbereichs der Physik selbst darstellt.
Eng korreliert mit der so umrissenen physikalistischen Ontologie kausaler Relationen ist Reys in den Thesen 4 und 5 sich niederschlagende Konzeption von wissenschaftlicher Rationalität. Während Duhem die Rechtfertigungsbasis seiner Doktrin der naturgemäßen Klassifikation im Bereich des Intuitiven (bzw. der Pascalschen „Urteile des Herzens“) sieht, meint Rey seine kausal-relationalistische Ontologie auf durch-gehend rationalem Wege, und zwar in Gestalt einer wahrheitszentrierten Theorie der kausalen Erklärung untermauern zu können. Auch hier muss man sagen, dass Rey im Einzelnen etliche Punkte offen lässt.“(ebd. 236)
Jetzt kommt der interessante Teil zu unserem „Materie-Geist“-Problem oder zu dem „Gott der Wissenschaften“. Neuber leitet aus Reys Position einen modernen „Strukturenrealismus“, der sich gänzlich der Metaphysik entledigen kann, ab. Er vertritt die These, man benötige zum Aufstellen von (erfolgreichen) physikalischen Theorien (mit effizienter Vorhersagekraft), „um die damit einhergehende ontologische Verpflichtung auf beobachtungstranszendente Strukturen (bzw. Relationen) eingehen zu können, keine wissenschaftsfremde Metaphysik, geschweige denn Theologie.“(ebd. S. 237)
Ihm geht es darum einen „epistemischen Strukturenrealismus“ nach Worrall durch einen „ontischen Strukturenrealismus“ zu ersetzen. „Sehr hilfreich ist in diesem Zusammenhang die Differenzierung zwischen „abstrakten“ und „konkreten“ Strukturen. Während es sich bei abstrakten Strukturen um mathematische Gebilde wie etwa Gleichungssysteme handelt, sind konkrete Strukturen physikalisch real. Genauer gesagt, haben abstrakte mathematische Strukturen – wenn man von ihrer Existenz ausgeht – den ontologischen Status von Universalien, während konkrete physikalische Strukturen partikulär sind. Zwar kann man diese partikulären physikalischen Strukturen mittels mathematischer Strukturen beschreiben, aber die physikalischen Strukturen als solche existieren unabhängig, d. h. als immer schon vorauszusetzender Gegenstand der mathematisch-physikalischen Beschreibung.“ (ebd. S. 238)
Die Vorzüge eines ontischen Strukturenrealismuses versucht er an dem Beispiel „Loch-Argumentes in der Einstein’schen Allgemeinen Relativitätstheorie“ zu belegen. Die Unterdeterminierung der Theorie wird hier als „Mannifaltigkeitssubstanzialismus“ im Falle allgemein kovarianter Theorien als eine „starke Form des Indeterminismus“ beschrieben. Soll heißen, der ontische Strukturenrealismus lässt diese Unschärfe in der Theorie nicht nur zu, sondern erzeugt sie geradezu als inhärente Struktur.
„Hatte Duhem den – durchaus ernst zu nehmenden – Versuch unternommen, die Erklärung des Erfolgs der Wissenschaft in letzter Instanz auf theologische Dogmen zu gründen, so sieht der ontische Strukturenrealismus dazu keinerlei Anlass. Denn gerade was diese Erklärungsleistung betrifft, kommt es zu einer klaren Asymmetrie im Ringen um den so genannten Schluss auf die beste Erklärung. Duhems theologisch unterfütterte Doktrin der naturgemäßen Klassifikation kann den Erfolg der Wissenschaft nur „externalistisch“, nämlich durch Inanspruchnahme von wissenschaftsfremder Metaphysik und einer sich zu ihr in Analogie befinden sollenden Form von Theologie, erklären. Demgegenüber bezieht sich der ontische Strukturenrealismus auf die kausale Struktur der physikalischen Welt. Auch dies ist eine bestimmte Form von Metaphysik, aber eine solche, die den Bezug zur Wissenschaft nicht kappt, sondern aufrecht erhält. Oder wie es bei einem der gegenwärtigen Hauptvertreter des ontischen Strukturenrealismus heißt: „The new metaphysics of nature distinguishes itself from the older essays in speculative metaphysics by being close to science: metaphysical claims are based on scientific theories. Consequently, the metaphysical claims about nature are as hypothetical as our scientific theories: there is no more certainty to be gained in metaphysics than here is in science. In other words, scientific knowledge claims are fallible and meta-physics, insofar as it draws on those claims, is as fallible as science.“ (Elsfeld „The Modal Nature of Structures in Ontic Structural Realism“ (2009) S. 341)
„Beweisen lässt sich die These der Selbstgenügsamkeit des wissenschaftlichen Erklärungsanspruchs nicht. Aber sie ist immerhin einer rationalen Begründung zugänglich, was man von der Duhem’schen Flucht in das Intuitive wohl nur schwerlich behaupten kann. Immer wieder betont Duhem, dass sich die Annahme der Existenz einer ontologischen Ordnung der Natur nicht „rechtfertigen“, „begründen“ oder „verifizieren“ lasse. Gleichzeitig ist er aber der Ansicht, dass uns ein unbezähmbarer „wirklicher Glaube“ an die Existenz einer solchen Ordnung erfülle. Wie er meint, genügt dies, „um zu vermeiden, dass die Forschung nach physikalischen Theorien als unnütze und müßige Arbeit angesehen wird“. Dies mag so sein; doch was damit nicht vermieden wird, ist die beliebige Anreicherung des Glaubens an die Existenz einer ontologischen Ordnung der Natur mit rational nicht kontrollierbaren Gehalten.“(ebd. S. 243)
Hierin sehe ich ebenso wie Neuber einen viel versprechenden Ansatz für eine neue Form von metaphysischer Philosophie im Sinne eines kritischen Idealismus, der sich nicht hinter der Naturwissenschaft verstecken muss, sondern im Gegenteil als metaphysischen Naturalismus die Naturwissenschaft begründen muss. Allerdings sehe ich immer noch nicht wieso man eine höhere Ordnung aus dem Plan streichen muss. Für mich stellt sich dies als weiteren Versuch dar Gott – und hierbei meine ich ausdrücklich nicht den Gott der Kirche (Bibel) – durch ein Prinzip – in diesem Falle Struktur genannt – zu ersetzen. Ich glaube viele Missverständnisse entstehen durch die unterschiedliche Verwendung des Begriffes „Gott“. Ich denke hier auch nicht positivistisch, dass wir diesen Gott als Mann mit einem Rauschebart durch unsere Teles-/Mikroskope gesichtig werden, geschweige den mit Hilfe einer Aussagen-/Modallogik (https://de.wikipedia.org/wiki/Gottesbeweis) beweisen können. Sorry, aber für mich ist es schon ein „Gottesbeweis“, dass ich über so etwas nachdenken kann. Ich brauche dafür keine Lösung.
Wenn es mir zum Abschluss noch erlaubt ist, hätte ich da auch noch ein kleines, abgewandeltes platonisches Höhlengleichnis, um dem darin enthaltenen Anspruch auf den Wahrheitsbegriff der Theologie, Naturwissenschaft und Metaphysik ein wenig präziser (aktueller) zu fassen: Um in dem Gleichnis zu bleiben, sitzen wir in unserer Höhle (Welt) mit unserer Ideenwelt/Vorstellungen (Schatten an der Wand). Die Entitäten werden entweder von einer kleinen Funzel in Form einer Kerze (Kirche) schemenhaft und verschwommen – also interpretierbar und dem Glauben anheim gestellt – an die Wand geworfen. Oder im anderen Extrem bekommen wir die Dinge mit einem Halogen-Flutlicht (Naturwissenschaften) an die Wand geknallt, dass man vor lauter Objektivität das den Dingen Wesenhafte (insofern es überhaupt noch existiert 😉 gar nicht mehr erkennen kann. Licht haben wir genug, um auch die kleinsten Details an der Wand und in der Ferne zu erkennen. Aber nur durch die Metaphysik gelingt es uns die verschiedenen Lichtquellen zu verorten und vielleicht die dazugehörigen Steckdosen zu finden. Wie dem auch sei, ich bin der Meinung, dass wir aus der Höhle nicht heraus blicken können, wir merken noch nicht einmal, dass wir in der Höhle sitzen (an der Stelle schon fraglich, da man sich hierüber ja eigentlich keine Gedanken machen könnte). Nur ab und zu fällt vielleicht mal ein zusätzlicher Lichtstrahl von Decke (oder wo auch immer her), den man vielleicht bemerkt oder auch nicht, aber dessen Quelle wir nicht wirklich gesichtig werden können. Oder wenn man nun noch Russells Teekanne als Beweis hinzufügen möchte. Es ist an der Stelle nicht von belegbarer Evidenz, ob die Teekanne außerhalb der Höhle nun tatsächlich steht oder nicht. Wir bekommen eben nur das Schattenbild der Teekanne zu Gesicht und nicht die Teekanne selber ;-).
Wenn ich noch abschließend (jetzt aber wirklich) etwas hinzufügen darf. Es ging mir gar nicht um den Beweis eines „transzendentalen Gottes“, sondern um den Nachweis eines „immanenten Gottes“. Und dies sehe ich nach wie vor, auch durch die oben beschriebenen „ontischen Strukturenrealismus“ belegt. Ganz im Sinne der naturwissenschaftlichen Methodik wird nun die Struktur zum metaphysischen Haltepunkt im Sinne einer neuen Religion erklärt. Wie Neuber erklärt, gibt es hierfür auch leider keine Beweise. Also ist es nun doch wieder eine Frage des Glaubens. „Da steh‘ ich nun, ich armer Tor, Und bin so klug als wie zuvor!“ 😉
Mit philosophies Grüßen
philosophies:
Ich hätte da einen Essay zu einem philosophischen Thema „Der Gott der Wissenschaften“ und wäre sehr gespannt auf Eure Kommentare/Meinungen.
Ist der besagte Essay schon in die „Denkerecke“ eingestellt ?
Ich hatte am 13. Oktober zu dem o.g. Essay ja schon eine erste Anmerkung gepostet. An diese Gedanken möchte ich hier anknüpfen.
Wenn ich es könnte, würde ich mich wohl gerne mit den angesprochenen theoretischen Ansätzen und den im Essay angesprochenen vermeintlichen „Gottesbeweisen“ näher beschäftigen. Ich kann es aber nicht.
Zunächst einmal weil ich die unterschiedlichen Ansätze in ihre Komplexität gar nicht vollständig nachvollziehen kann und eben nicht (hinreichend) verstehe. Aber auch deswegen nicht, weil ich für mich sagen kann, dass diese z.T. spitzfindigen Detailfragen vor lauter Begründungsakrobatik m.E. doch kaum zum „existentiellen“ Kern der Gottesfrage vordringen.
Ist der „reine Gott“ der Philosophen als „metaphysische Entität“ wirklich so interessant? Ist es nicht vielmehr das Verhältnis von Wissen und Glauben, das es „auszuloten“ gilt ?!
DAS ist für mich der Kern einer Problemstellung, die mit „Gott der Wissenschaften“ überschrieben ist. (Oder habe ich die Grundabsicht des Essays vielleicht gar nicht richtig verstanden?)
Ist es existentiell nicht viel interessanter danach zu fragen, ob man an die Wirklichkeit einer transzendenten Person „Gott“ glaubt, ob man – radikal formuliert – sozusagen sein Leben darauf setzen mag. [Die Frage, ob Gott überhaupt “personal“ gedacht werden kann, lässt das Problem noch verzwickter erscheinen.]
Vielleicht aber ist die „Gottesfrage“ wirklich für die Mehrheit der Philosophen „erledigt“. Dann aber brauchen wir die Überlegungen nicht weiterzuführen. Dass DIES zumindest für uns hier NICHT gilt, zeigt ja unsere Diskussion.
In gedanklicher Anlehnung an den Essay muss ja die Frage aufgeworfen werden, ob denn unsere Erfahrungswelten, wie sie von den empirischen Wissenschaften beschrieben werden, tatsächlich die „ganze“ Wirklichkeit ausmachen? Spätestens beim Körper-Geist-Problem bedürfte es wohl einer differenzierten Klärung der Frage, was denn unter „Wirklichkeit“ verstanden werden soll / kann.
Gibt es eine „existierende Wirklichkeit“, die über unsere empirische Erfahrung und Wahrnehmung hinausgeht; ODER können die (Natur-)Wissenschaften die so geartete Wirklichkeit – das materielle Geschehen sozusagen – lediglich beschreiben und erklären. Die „materielle Wirklichkeit“ also ist NICHT Geist.
Führt ein so „reduziertes“ Wirklichkeitsverständnis (das eine quasi „nicht-vergeistigte“ Materie leugnet) nicht doch wieder zur Frage nach der „Metaphysik“?!
Wollten wir der oben angesprochenen (m.E. existentiell interessanteren) Frage nach dem Verhältnis von Wissen und Glauben weiter nachgehen, könnten wir diskutieren,
♦︎ ob es (nicht) vernunft-widrig ist zu glauben
♦︎ ob „Gott“ überhaupt Gegenstand sinnvollen Denkens, Fragens, Redens sein kann
♦︎ wie die Theodizee-Frage eingeschätzt wird (damit verbunden: wie das Übel / das Böse in die Welt kommt)
♦︎ ob und wieweit wir als Menschen Herr unserer (freien) Entscheidung sind
♦︎ ob denn „die Schöpfung“ – so „fehlerhaft“ sie scheinen mag – abgeschlossen ist
♦︎ ob es „jenseits“ unseres Rechtssystems eine wie auch immer geartete („endgültige ? / größere?) Gerechtigkeit geben mag …
Es gibt also an den „Gott der Wissenschaften“ noch Fragen über Fragen …
Lieber Norebrt,
ich gebe auch zu, dass ich das Problem in seiner Gänze kaum erfassen kann. Ich habe häufiger das Gefühl, dass es echt eine Nummer zu groß wird. Meine Bemühungen gehen immer in die Richtung, dass ich mir Teilbereiche heraus greife, die ich versuche näher zu beleuchten. Wie weit dies gelingt ist immer eine andere Frage. Ich verzweifele auch manchmal an der Unzulänglichkeit der Sprache, wenn ich das, was ich sagen wollte, nicht immer so rüber kommt. Ich möchte trotzdem versuchen – soweit es mir gelingt – Deine Fragen zu beantworten.
Zunächst einmal sehe ich das absolut wie Du. Für mich ist das Leben und die Beschäftigung mit seinem Sinn tatsächlich immer wieder von Neuem ein Mysterium. Es war auch nie mein erklärtes Ziel zu dem „existentiellen Kern der Gottesfrage“ vorzudringen. Das überlasse ich gerne den Aussagenlogikern, deren logische Winkelzüge ich auch nicht zur Gänze verstehe: „Alle Menschen sind sterblich“und „Alle Griechen sind Menschen“ folgt „Alle Griechen sind sterblich“. Na toll, als ob wir das nicht schon gewusst hätten ;-). Und so existieren auf dieser Basis tatsächlich Gottesbeweise, z. B. von Kurt Gödel (https://de.wikipedia.org/wiki/Gottesbeweis). Tut mir Leid, brauche ich nicht.
Mich interessieren vielmehr die Manifestationen und Konkretisierungen des Gottesbegriffes hier auf Erden. Nicht der transzendentale Gott, sondern der immanenten Gott, oder besser gesagt die Auswirkungen auf unser tägliches Leben interessieren mich. Deshalb ist tatsächlich das Verhältnis von „Wissen und Glauben“ spannend, da es auch hier um konkrete Grenzfragen im Kantschen Sinne „Was kann ich wissen“? und „Was darf ich hoffen?“ geht. Und nein, ich würde Gott nicht personal, sondern prinzipiell sehen. Und ja, ich würde auch mein ganzes Leben darauf setzen. Ist aber nur mein Glaube. Wenn ich tot bin, werde ich es vielleicht besser wissen und darüber berichten können ;-).
Die Gottesfrage halte ich auch philosophisch für nicht erledigt, im Gegenteil. Ich meine nur, sie sollte auf einer anderen Ebene geführt werden. Sie sollte nicht in dem Spannungsverhältnis zwischen Theologie und Wissenschaft zerrieben werden, sondern eigenständige Antworten finden. Ich habe in meinen Essay ja schon angedeutet, dass ich derlei Okkupationsabsichten der modernen Naturwissenschaft unterstelle. Hier wäre die metaphysische Philosophie im Sinne Habermas „Auch eine Geschichte der Philosophie“ aufgefordert, einen eigenen Standpunkt zu beziehen. Das war doch immer ihr proprietärer Bereich.
Auf das Körper-Geist-Problem bin ich ja schon eingegangen, aber den Aspekt der „Wirklichkeit“ habe ich noch beleuchtet. Ich halte Wirklichkeit im Foucaultschen Sinne auch nur für ein Konstrukt. Wirklichkeit existiert nicht, sie wird durch diskursive Formationen erst konstruiert und konstituiert. „Die uns umgebende Wirklichkeit resultiert aus den Diskursen, in die die jeweils agierenden Menschen verwickelt sind, durch die ihre Diskurspositionen bestimmt sind und die die Basis ihrer sinnlichen Handlungsmöglichkeiten und ihrer Tätigkeit überhaupt darstellen.“(http://www.diss-duisburg.de/Internetbibliothek/Artikel/Wirklichkeit.htm)
Das sehe ich genauso wie Du. Ein „reduziertes Wirklichkeitsverständnis“, „das eine quasi nicht-vergeistigte Materie leugnet“, hat eine entschiedene Achillesferse: Worauf basiert es dann? Deshalb das Beispiel mit dem „Münchhausen-Trilemma“: Ross und Reiter mit dem Schopf aus dem Sumpf zu ziehen gelingt nicht in der Wirklichkeit, wie soll es dann mit einem empirischen Materialismus klappen, der sich seines Geistes entledigen möchte. Die „Kirche der Atheisten“ (Einstein): „Welt = Chemie + Physik“ funktioniert bekanntermaßen nicht. „Die Materialisten haben sich in eine peinliche Situation hinein geredet: Um zu beweisen, daß der Mensch letzlich auf physikalisch-chemische Prozesse reduziert werden kann, braucht ein Materialist das Denken . «Indem er aber denkt und seinen Gedanken das Prädikat oder zuspricht, vernichtet er bereits, ohne es zu bemerken sein Weltbild, weil physikalisch-chemische Kausalitäten-, die es doch in seiner Welt allein geben soll – weder wahr noch falsch, weder richtig noch unrichtig, sondern allein tatsächlich sein können. Ein ist also ein Widerspruch in sich selbst. » (O. J. Hartmann: Die Geisterwelt ist nicht verschlossen, Schaffhausen 1975)
Zu Deinen Fragen, die ich bemerkenswert und wichtig fand, deren Beantwortung aber nur meine Sichtweise darstellen und keine Anspruch auf allgemeinen Konsens haben:
* ich finde es nicht vernunft-widrig zu glauben (auch, wenn es zur Zeit unpopulär ist). Im Gegenteil mir ist Vernunft, die ohne Prämissen daherkommt, die also „glaubt“ allgemeingültig zu sein, höchst suspekt.
* ich glaube schon, dass „Gott“ ein Gegenstand sinnvollen Denkens, Fragens, Redens sein kann, es geht nur darum, den Gottesbegriff näher zu definieren, damit man weiß, worüber man sich unterhält. Mir ist aufgefallen, dass wir automatisch immer einen kirchlich-religiösen Diskurs aufrufen, wenn man über Gott spricht, dies muss aber keine Selbstverständlichkeit sein.
* die Theodizee-Frage halte ich auch für höchst problematisch, da sie immer einen Impetus von Kausalität besitzt. Dies wurde von Leibniz in seiner Monadologie sogar schon als „Gottesbeweis“ gedeutet. Man müsste vielleicht andersherum fragen, ob die Prädikate gut – böse, übel – wertvoll nicht allzu menschlichen Ansichten entsprechen und eigentlich nichts mit Göttlichem zu tun haben.
* auf diese Freiheitsfrage in Abgrenzung zum Naturalismus baut Hegel seine gesamte Philosophie auf. Auch wieder andersherum gefragt: In wieweit würde das Ganze ohne diesen Begriff von Freiheit Sinn machen? Ich glaube leider auch, dass es so etwas wie Schicksal gibt, aber nicht im deterministischen Sinne, sondern wir haben durchaus die begrenzte Möglichkeit der Einflussnahme, ansonsten wären wir wieder bei Kant im moralischen Sinne.
* Schöpfung bedeutet für mich nicht nur „Urknall“, sondern Genese. In wie weit man einen Schöpfer zulässt – oder nicht -, lasse ich gerne Jedem persönlich anheim gestellt. Und „fehlerhaft“ werte ich auch nur als menschliche Sichtweise. Wir sind nicht die Einzigen 😉
* persönlich gefragt, glaube ich auch an eine „ausgleichende Gerechtigkeit“. Ich bezeichne es gerne schon mal als „Seelenhygiene“, aber im Kant’schen Sinne, sich so zu verhalten, dass die moralischen Imperative vor einem selber Bestand haben und nach denen man auch von Anderen gemessen werden möchte.
Jetzt würde es mich eher interessieren, wie Du das siehst.
Mit philosophies Grüßen
Lieber Dirk,
Du hattest ja in einem früheren Post die Mengert-Dissertation erwähnt. Sein Zweitkorrektor Holm Tetens hatte sich wohl sehr intensiv mit „unserer“ Problematik auseinandergesetzt. „Der Naturalismus: Das metaphysische Vorurteil unserer Zeit? / aus Heft 3/2013, S. 8-17 / https://www.information-philosophie.de/?a=1&t=7251&n=2&y=1&c=1 … und sein kleines 100-Seiten Buch „Gott denken. Ein Versuch über rationale Theologie“ (Reclams Universal-Bibliothek / ISBN-10: 9783150192955) müsste doch genau DEIN Thema treffen !
Tetens schreib in dem „Naturalismus-Beitrag“ z.B. ♦︎“… als Naturalist sei man nur an den Ergebnissen der empirischen Wissenschaften orientiert und vermeide jede metaphysische Spekulation. Das ist so offenkundig falsch.“♦︎
Es freut mich, dass es doch auch noch „andere Menschen“ gibt, die an so „seltsamen“ Gottes- und Metaphysik-Fragen interessiert sind (und ich fühle mich geehrt, wenn meine [vielleicht nicht so akademisch fundierten Überlegungen] DIR wie auch immer „weiterhelfen“) …
Lieber Norbert,
ich bedanke mich ausdrücklich für Deinen tollen Tipp mit dem Essay von Holm Tetens „Der Naturalismus: Das metaphysische Vorurteil unserer Zeit?“, der mir absolut aus der Seele gesprochen hat. Endlich mal wieder ein Philosoph, der aus der Phalanx schert und auch mal eine Lanze bricht:
„Allein: Wann geht endlich wieder ein Ruck durch die Reihen der akademischen Philosophen? Wann werden endlich die Tore zu den Alternativen zur Metaphysik des Naturalismus wieder weit aufgerissen? Könnte es sein, dass die Fixierung weiter Teile der akademischen Philosophie auf den Naturalismus etwas zu tun haben könnte mit der Verquickung des naturalistischen Postulats des exklusiven Zugangs der Wissenschaften zur Realität mit dem Weltperfektionierungspostulat der wissenschaftlich-technischen Zivilisation? Ich lasse diese Frage und den ideologiekritischen Verdacht, der sich in ihr andeutet, unerörtert als Provokation am Schluss so stehen.“ (https://www.information-philosophie.de/?a=1&t=7251&n=2&y=1&c=1)
Ich lass das auch mal so am Schluss stehen.
Du hast mir mit Deinem Hinweis sehr geholfen und ich würde mich aber sehr darüber freuen, noch einmal etwas von Dir zu hören.
Mit philosophies Grüßen
Dirk
Chère Madame E.,
merci beaucoup pour votre commentaire, que je prendrai certainement à cœur.
Malheureusement, je n’ai lu que Descartes, Leibniz et Deleuze jusqu’à présent, mais Spinoza est certainement aussi très intéressant de trouver le dieu de la science ;-).
Avec des salutations philosophies
Lieber Herr Sp.,
zunächst einmal vielen Dank für Ihren tollen Kommentar, den ich sehr aufmerksam und mit Freude gelesen habe.
Wenn es mir gestattet ist, würde ich den Kommentar gerne auch noch einmal kommentieren ;-).
Ich sehe das absolut genau so wie Sie. Deshalb hatte ich in meinem Essay „Zu a) Mögliche Gottesbeweise“ bereits versucht darauf hinzuweisen, dass aus meiner Sicht jetzt – aber auch in näherer Zukunft – mögliche Gottesbeweise wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt sein würden.
Sie führen lediglich zu einem „jeu de syllogismes scolastique“ (Abel Rey 1873-1940).
Ich denke hier auch nicht positivistisch, dass wir diesen Gott als Mann mit einem Rauschebart durch unsere Teles-/Mikroskope gesichtig werden, geschweige denn mit Hilfe einer Aussagen-/Modallogik (https://de.wikipedia.org/wiki/Gottesbeweis) beweisen können. Sorry, aber für mich ist es schon ein „Gottesbeweis“, dass ich über so etwas nachdenken kann. Ich brauche dafür keine Lösung im mathematisch-naturwissenschaftlichen Sinne. Und ja, dies ist letztlich dem „individuellen eigenen Glauben“ anheim gestellt, den ich auf keinem Falle hinterfragen möchte.
Wenn es mir zum Abschluss noch erlaubt ist, hätte ich da auch noch ein kleines, abgewandeltes platonisches Höhlengleichnis, um dem darin enthaltenen Anspruch auf den Wahrheitsbegriff der Theologie, Naturwissenschaft und Metaphysik aus meiner Sicht ein wenig präziser (aktueller) zu fassen:
Um in dem Gleichnis zu bleiben, sitzen wir in unserer Höhle (Welt) mit unserer Ideenwelt/Vorstellungen (Schatten an der Wand). Die Entitäten werden entweder von einer kleinen Funzel in Form einer Kerze (Kirche) schemenhaft und verschwommen – also interpretierbar und dem Glauben anheim gestellt – an die Wand geworfen. Oder im anderen Extrem bekommen wir die Dinge mit einem Halogen-Flutlicht (Naturwissenschaften) an die Wand geknallt, dass man vor lauter Objektivität das den Dingen Wesenhafte (insofern es überhaupt noch existiert 😉 gar nicht mehr erkennen kann. Licht haben wir genug, um auch die kleinsten Details an der Wand und in der Ferne zu erkennen. Aber nur durch die Metaphysik gelingt es uns die verschiedenen Lichtquellen zu verorten und vielleicht die dazugehörigen Steckdosen zu finden.
Wie dem auch sei, ich bin der Meinung, dass wir aus der Höhle nicht heraus blicken können, wir merken noch nicht einmal, dass wir in der Höhle sitzen (an der Stelle schon fraglich, da man sich hierüber ja eigentlich keine Gedanken machen könnte). Nur ab und zu fällt vielleicht mal ein zusätzlicher Lichtstrahl von Decke (oder wo auch immer her), den man vielleicht bemerkt, oder auch nicht, aber dessen Quelle wir nicht wirklich gesichtig werden können. Oder wenn man nun noch „Russells Teekanne“ als Gegenbeweis hinzufügen möchte. Es ist an der Stelle nicht von belegbarer Evidenz, ob die Teekanne außerhalb der Höhle nun tatsächlich steht oder nicht. Wir bekommen eben nur das Schattenbild der Teekanne zu Gesicht und nicht die Teekanne selber ;-).
Wenn ich noch abschließend (jetzt aber wirklich) etwas hinzufügen darf. Es ging mir nie um den Beweis eines „transzendentalen Gottes“ (geht nicht, s.o.), sondern um den Nachweis eines „immanenten Gottes“. Und diesen sehe ich nach wie vor in dem Impetus des naturwissenschaftlichen Diskurses belegt. Sie können ihn selbstverständlich auch den „Gott der Evolution“ nennen. Für mich ist dies trotzdem der gleiche Gott mit der fehlenden Metaphysik:
„Allein: Wann geht endlich wieder ein Ruck durch die Reihen der akademischen Philosophen? Wann werden endlich die Tore zu den Alternativen zur Metaphysik des Naturalismus wieder weit aufgerissen? Könnte es sein, dass die Fixierung weiter Teile der akademischen Philosophie auf den Naturalismus etwas zu tun haben könnte mit der Verquickung des naturalistischen Postulats des exklusiven Zugangs der Wissenschaften zur Realität mit dem Weltperfektionierungspostulat der wissenschaftlich-technischen Zivilisation? Ich lasse diese Frage und den ideologiekritischen Verdacht, der sich in ihr andeutet, unerörtert als Provokation am Schluss so stehen.“ (Holm Tetens: „Der Naturalismus: Das metaphysische Vorurteil unserer Zeit?“ https://www.information-philosophie.de/?a=1&t=7251&n=2&y=1&c=1)
Es geht – aus meiner Sicht – um den Versuch der modernen Naturwissenschaft sich der Metaphysik oder auch des Glaubens zu entledigen. Der sogenannte Atheismus feiert zur Zeit ja sein Hochfest, besonders auch in den Zünften der Wissenschaft. Mit meinem Essay wollte ich diese Entwicklung einmal aufzeigen und in Foucaultscher Manier eine „Archäologie des Wissen“(schaftbegriffs) betreiben und hierbei diskursive Formationen und daraus resultierende Machtverhältnisse freilegen.
Es würde hier an dieser Stelle zu weit gehen, dies genauer auszuführen, das möchte ich aber gerne in einem weiteren Essay zum „Technopol“ oder „Die zweite Aufklärung“ (Neil Postman)(Neil Postman) nachholen. © philosophies.de
Vielen Dank für Ihr Interesse und
mit philosophies Grüßen
PS: Den empfohlenen Roman Terry Pratchetts“Heiße Hüpfer“schaue ich mir gerne einmal an 😉
Lieber Herr Sp.,
zunächst einmal vielen Dank für Ihren wirklich sehr ausführlichen Kommentar zur Philosophiegeschichte in der katholischen Theologie, den ich so in dieser Gesamtheit auch noch nicht gelesen habe und der für mich an manchen Stellen erhellend war.
Zu Ihrem anfänglichen Hinweis, ja ich lasse mir meist bei der Beantwortung von Kommentaren (,die sich wirklich lohnen kommentiert zu werden 😉 Zeit, weil es mir tatsächlich um einen echten Gedankenaustausch geht und nicht um das reine Sinn-entleerte Liken. Und ja (leider) werden die Kommentierungen der Kommentare manchmal auch etwas länger, aber ich bin gegen diese Form des Kultur-AIDS (Postman) der Meme der kurzen „Image-Macros“. Daher verzeihen Sie mir meine Langatmigkeit im Folgenden, aber es geht ja auch um kompliziertere Dinge, als das Lösen einer Gleichung mit zwei Unbekannten 😉
Zu Ihrer Philosophiegeschichte in der katholischen Theologie gebe ich Ihnen absolut Recht. Die katholische Kirche mit ihrer Doktrin hat das Abendland maßgeblich geprägt und dadurch auch einen immensen Einfluss auf den philosophischen – aber auch wissenschaftlichen – Diskurs und damit auch auf die Weltanschauungen der Menschen ausgeübt.
„Die Kirche prägte das wissenschaftliche Verständnis, wie wir es heute kennen.“
Spannender finde ich den weiteren Verlauf der Geschichte. Mit dem Beginn des Zeitalters der Aufklärung fand eine systematische Entmythologisierung des religiös-kirchlichen Diskurses aber auch ein Paradigmenwechsel in der Philosophie und Naturwissenschaft statt. Hieraus hat sich ja meiner These folgend die Hybris der modernen Naturwissenschaft entwickelt.
Ich halte den Impetus, den die moderne Naturwissenschaft an den Tag legt ebenfalls für ein Glaubensbekenntnis, zum Beispiel das, alles erklären zu können. Auf Beweise warte ich gerne noch. Das ist ja genau unser Problem, was mit der Aufklärung so positiv und viel versprechend gestartet war. Kants „sapere aude“ (1784) hatte ja absolut seine Berechtigung, weil es sich gegen den großen Weltenerklärer, die katholische Kirche mit Ihrer dogmatischen Deutungshoheit in allen Lebenslagen und Weltanschauungen richtete.
Kants Versuch dies auf eine „vernünftige“ Basis zu stellen, um nicht mehr von einem religiösen Überbau abhängig zu sein, war ja absolut richtig. Das Problem mit der Moralinstanz hat er ja auch ganz schlau mit seinem Imperativ gelöst. Damit war der „Mythos vom großen Weltenerklärer Kirche“ ein für alle mal obsolet. So weit so gut.
Es geht aber bei unserem Häufchen menschlichen Daseins um mehr als nur um das Atmen, Verdauen oder Vervielfältigen. Ein menschliches Dasein ohne die Sinnfrage zu stellen, halte ich für nicht möglich. Und hier kneift Kant und kommt mit der Transzendentalphilosophie daher. Hmh, meines Erachtens gehört dies aber auch wieder in den Bereich des Glaubens. Beweise liefert er uns zwar auf einer sehr vernünftigen und kausal-logischen Art, in dem er uns die Prämissen zur Erkenntnis liefert, die in jedem Subjekt a priori enthalten sein sollen.
Er schafft damit zwar die alte Metaphysik ab, aber installiert gleichzeitig wieder eine neue. Kant hat leider vergessen uns da abzuholen, wo wir stehen. Und jetzt ist der Bus mit der Aufschrift „Vernunft“ leider an uns vorbei gefahren und steht an der Endhaltestelle „Wissenschaft“. Die Wissenschaft und insbesondere die moderne Naturwissenschaft hat diese Lücke genial gefüllt, so meine These, tritt nun aber wieder auf der Stelle. Wir haben wieder einen „neuen Mythos, den Weltenerklärer Naturwissenschaft“, der nicht an unsere Vernunft appelliert, sondern klare Beweise liefert. Juchu, kein Glauben mehr nötig.
Dass dies ebenfalls nur wieder ein neuer Glauben ist, habe ich ja bereits schon versucht zu belegen. Zu dieser „Dialektik der Aufklärung“ (1944) von Adorno/Horkheimer ist bereits ein weiterer Essay in der Mache. Daher hier nur ein Zitat aus der „Dialektik der Aufklärung“:
„Der einst mythische Zugang zur Welt werde zwar rational aufgeklärt, aber mit der stufenweisen Vervollkommnung der Naturbeherrschung schlage Aufklärung als „Herrschaft über eine objektivierte äußere und die reprimierte innere Natur“[24] selbst in Mythologie zurück. „Wie die Mythen schon Aufklärung vollziehen, so verstrickt Aufklärung mit jedem ihrer Schritte tiefer sich in Mythologie“,[25] in eine Mythologie, die im Positivismus des Faktischen kulminiert, welcher die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse als notwendige darstellt und die den „Einzelnen […] gegenüber den ökonomischen Mächten vollends annulliert“. (https://de.wikipedia.org/wiki/Dialektik_der_Aufkl%C3%A4rung).
Es wäre schön, noch einmal auf Facebook in der Gruppe etwas von Ihnen zu hören. Oder ansonsten kann ich Ihnen auch, wenn Sie an dem Thema interessiert sind, eine weitere Internetplattform „denkerecke.de“ zum Gedankenaustausch anbieten.
Mit philosophies Grüßen
Lieber Herr K.,
vielen Dank für Ihren kurzen, aber interessanten Einwand. Leider gestaltet sich Ihre These aber aus meiner Sicht nicht ganz so einfach. Zunächst müsste einmal der Begriff „Verstand“ genauer definiert werden. Sind hiermit nur rein neurowissenschaftliche, kognitive Vorgänge im Gehirn gemeint, also eine rein materialistisch-naturalistische Sichtweise? Oder geht es doch mehr im kritisch-idealistischen Sinne um Vernunft mit metaphysischem Überbau? Und Autoritäten folgen, ohne sie nach ihrer Legitimation zu fragen, halte ich auch für bedenklich ;-). Vielleicht denken Sie nochmal darüber nach.
Mit philosophies Grüßen
Lieber Herr Kl.,
vielen Dank für Ihren kurzen, aber interessanten Einwand. Leider gestaltet sich Ihre These aber aus meiner Sicht nicht ganz so einfach. Zunächst müsste einmal der Begriff „Verstand“ genauer definiert werden. Sind hiermit nur rein neurowissenschaftliche, kognitive Vorgänge im Gehirn gemeint, also eine rein materialistisch-naturalistische Sichtweise? Oder geht es doch mehr im kritisch-idealistischen Sinne um Vernunft mit metaphysischem Überbau? Und Autoritäten folgen, ohne sie nach ihrer Legitimation zu fragen, halte ich auch für bedenklich ;-). Vielleicht denken Sie nochmal darüber nach.
Mit philosophies Grüßen
Lieber Herr Sp.,
vielen Dank für Ihren berechtigten Einwand, den ich auch zum Teil nachvollziehen kann. Es liegt mir fern „die Kirche“, genauso wenig wie „die Wissenschaft“ zu pauschalisieren. Es gibt bestimmt auch momentan aktuelle Strömungen in der katholischen Kirche, die sich mit dieser Thematik kritisch auseinandersetzen. Mir ging es tatsächlich nur in erster Linie um eine – einigermaßen wertfreie – Diskursanalyse. Was der eine oder andere damit anstellen möchte, lasse ich gerne jedem persönlich anheim gestellt. Aber auf keinem Fall möchte ich irgend jemandem in seinem Glauben verletzen. Den halte ich nämlich tatsächlich für etwas Privates und nicht zu Analysierendes.
Mit philosophies Grüßen
Dirk
Lieber Herr F.,
vielen Dank für Ihren Kommentar, den ich mit großem Interesse gelesen habe.
Das sehe ich genauso wie Sie. Ein „reduziertes Wirklichkeitsverständnis“, „das eine quasi nicht-vergeistigte Materie leugnet“, hat eine entschiedene Achillesferse: Worauf basiert es dann? Deshalb das Beispiel mit dem „Münchhausen-Trilemma“: Ross und Reiter mit dem Schopf aus dem Sumpf zu ziehen gelingt nicht in der Wirklichkeit, wie soll es dann mit einem empirischen Materialismus klappen, der sich seines Geistes entledigen möchte. Die „Kirche der Atheisten“ (Einstein): „Welt = Chemie + Physik“ funktioniert bekanntermaßen nicht.
„Die Materialisten haben sich in eine peinliche Situation hinein geredet: Um zu beweisen, daß der Mensch letzlich auf physikalisch-chemische Prozesse reduziert werden kann, braucht ein Materialist das Denken . «Indem er aber denkt und seinen Gedanken das Prädikat oder zuspricht, vernichtet er bereits, ohne es zu bemerken sein Weltbild, weil physikalisch-chemische Kausalitäten-, die es doch in seiner Welt allein geben soll – weder wahr noch falsch, weder richtig noch unrichtig, sondern allein tatsächlich sein können. Ein ist also ein Widerspruch in sich selbst. » (O. J. Hartmann: Die Geisterwelt ist nicht verschlossen, Schaffhausen 1975)
Mit philosophies Grüßen
Cher Monsieur B.,
merci pour votre commentaire perspicace, que j’ai lu avec beaucoup d’intérêt et d’approbation. Dans vos remarques, je vois des références au panthéisme de Spinoza, à l’idéalisme / classicisme allemand (Kant, Hegel) mais aussi à la philosophie naturelle (Schelling, Goethe), que je peux partager.
Mais je ne voudrais pas le réduire au „concept d’énergie pure“. Si je ne pouvais utiliser qu’une petite allégorie platonicienne modifiée de la caverne pour expliquer la métaphysique du problème «esprit-matière»:
Pour rester dans la parabole, nous nous asseyons dans notre caverne (monde) avec notre monde d’idées / images (ombres sur le mur). Les entités sont soit projetées sur le mur par une petite étincelle sous la forme d’une bougie (église) d’une manière sombre et floue – c’est-à-dire interprétable et sujette à la croyance. Ou à l’autre extrême, nous faisons sauter les choses sur le mur avec des projecteurs halogènes (sciences naturelles), de sorte que par pure objectivité, on ne puisse plus reconnaître ce qui est essentiel aux choses (si cela existe encore du tout;) Nous avons assez de lumière pour voir même les plus petits détails sur le mur et au loin. Mais ce n’est que par la métaphysique que nous sommes capables de localiser les différentes sources de lumière et peut-être de trouver les douilles correspondantes. Quoi qu’il en soit, je suis d’avis qu’on ne peut pas regarder hors de la grotte, on ne remarque même pas qu’on est assis dans la grotte (à ce stade c’est discutable, car on ne pouvait pas vraiment y penser) . De temps en temps, un faisceau lumineux supplémentaire peut tomber du plafond (ou de n’importe où), que vous remarquerez ou non, mais dont nous ne pouvons pas vraiment voir la source. Ou si vous voulez ajouter „la théière de Russell“ comme preuve. À ce stade, il n’y a aucune preuve vérifiable quant à savoir si la théière se trouve réellement à l’extérieur de la grotte ou non. On ne voit que la silhouette de la théière et non la théière elle-même ;-).
Avec des salutations philosophies.de
Cher M. E.,
merci beaucoup pour votre commentaire très perspicace et éclairant, que j’ai lu avec beaucoup d’intérêt et d’attention. J’ai trouvé la référence au travail de R. Misrahi particulièrement passionnante, car son approche du spinozisme était nouvelle pour moi.
Ici apparemment – si je l’ai bien compris – la raison (l’esprit) strictement rationalisée d’Emmanuel Kant à l’égard de sa philosophie transcendantale rencontre le désir purement ontologique (la joie) d’un épicure à l’égard de sa philosophie éthique terrestre; mais bien sûr en accord avec la phronèse.
De mon point de vue, ce vieux dualisme «esprit-matière» est depuis longtemps devenu obsolète, puisque même le «matérialisme mécaniste» donne des impulsions à «l’idéalisme théologique».
«Le monde spirituel des idées et le monde matériel et objectif des faits et des objets ne font qu’un grâce au concept historique de la raison. De cette manière, l’idéalisme s’annule dans la réalité. „(https://de.wikipedia.org/wiki/Idealismus#Erennennistheorie_und_Metaphysik)
Si on me permettait de terminer, j’aurais aussi une petite allégorie platonicienne modifiée de la caverne, afin de saisir un peu plus précisément la prétention au concept de vérité en théologie, en sciences naturelles et en métaphysique (plus à jour): […]
En ce sens, je pense qu’une nouvelle métaphysique serait un projet passionnant et rentable pour toutes les parties.
Cordialement
philosophies.de
Cher Monsieur D.,
merci pour votre commentaire et objection légitime. Je le vois comme toi.
Je considère aussi que le discours scientifique (au sens foucaultien) n’est qu’un accès limité à la «vérité» / «réalité» et sans droit à aucune prétention à une représentation unique pour la connaissance. Si vous souhaitez traiter encore plus de ce sujet, je voudrais vous renvoyer à mon essai „Le Technopole“ (https://www.facebook.com/philo.sophies.7/posts/151472773364099).
Merci pour votre intérêt et meilleures salutations
philosophies.de
Cher M. S.,
merci beaucoup pour votre commentaire intéressant, avec lequel je ne peux qu’être d’accord.
Le problème du «matérialisme ontologique» et de «l’idéalisme épistémologique» ne m’a jamais laissé partir – à partir de là. Et cela m’a ramené au problème initial de «l’esprit dans la matière» ou de la «matière dans l’esprit», que je considérais comme un «problème de la poule et de l’œuf» causal-logique: si la matière manifeste l’esprit ou si c’est l’esprit qui constitue la matière.
De mon point de vue, une approche réductionniste signifierait que l’on perd de vue «l’essentiel» du problème. C’est presque l’essence de ce phénomène qu’il a aussi un noumène et que l’un ne peut être pensé / réalisé sans l’autre. C’est pourquoi je considère également une approche interdisciplinaire comme essentielle. Parce que par analogie avec le principe d’incertitude d’Heisenberg, si je n’utilise que la perspective matérialiste, je perds le nouménal et vice versa.
Salutations
philosophies.de
Dear Mr. S.,
to your question, if which drawer I should be pigeonholed. Yes, then maybe you could put me in the box for agnostic theists or theistic agnostics (if there are differences in the categories ;-).
But if you ask me about it so openly. Yes, then I actually believe in a higher authority (even if such an attitude is currently unpopular), whatever it might be. I only have problems with the institutionalization of God / deities as they operate the churches regardless of belief. I consider faith to be something private and I do not consider objectification to prove existence or its negation to be expedient and logically not attainable (see „Münchhausen Trilemma“), let alone empirically verifiable. More exciting – from my point of view – is the question of how this discursive formation actually affects earthly. This is the direction in which Essay should go. And belief only plays a subordinate role here.
With best regards
philosophies.de
Dear Mrs. O. M.,
First of all, thank you very much for your comment, which you could also have left me at philosophies.de, I look it up a lot 😉
Regarding your objection „science thinks about what we call God“, I unfortunately have to say that science (I like to leave the recognized and unrecognized to esotericism 😉 actually actually „thinks“ about God, let alone „empirical research“ hires this area. That is why my hypothesis was not about a real proof of God, which I consider under „a) Possible proofs of God“ to be very questionable. In my essay, if I could clarify its content here again – since I had to clear up some misunderstandings on this – and insofar as I can do this with the fuzzy instrument of language this time – about the following:
1. It was never about a „real“ proof of God in the eschatological sense – neither with regard to a positive nor a negative finding (I’m sorry). I do not consider this to be expedient from a linguistic and scientific point of view (see Albert: Münchhausen Trilemma), since it would only lead to circular conclusions and chains of evidence ad infinutum.
2. It was also far from my mind to question any creeds (Christianity, Islam, Hinduism, Buddhism, atheism or „molehill worship“). I neither want nor can. Because a person’s belief is something very private and, in my opinion, not something that needs to be analyzed in general. What for? No further thoughts can be developed from this. In the hour of death everyone is left to himself and his belief, whatever it may be.
3. My concern was more profane. It should represent the attempt of a structuralist discourse analysis in the Foucaultian sense („archeology of knowledge“). To what extent I succeeded seems rather questionable, as I could see from the different reactions on Facebook. I wanted to use discursive formations that I thought I recognized in the modern natural sciences to set up a hypothesis on the paradigm shift and the associated shifts in the authority of interpretation, the authority of interpretation, i.e. the social power relations.
4. I would like to refer to my further essay „Das Technopol“ (https://philosophies.de/index.php/2020/11/01/das-technopol/), where I refer to this paradigm shift using Try to make examples clear.
5. The renunciation of the claim of causal explanation and thus the complete detachment of metaphysics from the givens in experience would lead to a “jeu de syllogismes scolastique” (see Kant’s “empty metaphysics”). This is not intended, but in this case I unfortunately have to refer to an essay from „From Physics to Metaphysics“ that will appear later on philosophies.de.
Thank you for your interest and
with philosophies greetings
Dear Mr. K.,
thanks for your comment.
That is of course the most important thing, when you state something you also want to know the consequences. If I may, I would like to refer you to my other essays. In the „Das Technopol“ ( https://philosophies.de/index.php/2020/11/01/das-technopol/ ) I tried to describe the concrete effects on everyday life. In my next essay „Von der Physik on metaphysics „I would like to stimulate a fundamental discussion on the determination of the position of modern natural sciences.
Thank you very much for your interest and
with philosophies greetings
Lieber Herr W.,
vielen Dank für Ihren bemerkenswerten Kommentar, den ich mit großem Interesse gelesen habe.
Stimmt, sehe ich genauso und es war auch nie meine Absicht. Es ging mir (und den Philosophen 😉 nie um einen Gottesbeweis im kausallogischen oder – geschweige denn – empirischen Sinne. Und ich finde es absolut richtig an dieser Stelle noch einmal auf den guten, alten Descartes hinzuweisen, da mir auch dieser nicht ganz unschuldig an unserer heutigen Misere scheint.
Ich kann mich Ihrer Sichtweise zum großen Teil anschließen, da ich Descartes ebenfalls für den „bad guy“ in der Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte sehe, die – wie Sie korrekt ausführen – zu der cartesianischen Zeit noch kein Schisma darstellte. Die für die damalige Zeit grandiose Idee des Dualismus in „res cogitans“ und „res extensa“ folgte in diesem Sinne lediglich dem naturwissenschaftlichen Diskurs und Impetus dieser Zeit. Und sein viel zitiertes, berüchtigtes „cogito ergo sum“ mag zwar dem Geist dieser Zeit geschuldet sein und den Versuch darstellen „vom Denken angefangen, und zwar in Form des bestimmten, klaren Verstandes“ zu einer „exakten Wissenschaft“ zu gelangen. Aber leider ist dieses geistige „Destillat“ – wie Sie es sehr richtig und in einer gelungenen Analogie „der Rest, der auf dem Tiegel zurückbleibt“ darstellen, der Auslöser für das spätere, viel größere „Leib-Seele-“ oder „Geist-Materie“-Problem. In einem weiteren Essay „Von der Physik zur Metaphysik“ ( https://philosophies.de/index.php/2020/11/12/von-der-physik-zur-metaphysik/ ) bin ich dem Problem anhand der „Duhem-Rey-Kontroverse“ einmal auf den „Tiegelgrund“ gegangen.
Meines Erachtens handelt es sich beim cartesianischen Dualismus um ein typisches Pseudo-Problem, da eine dialektische Position ohne Grund und Begründung bezogen wird, nur um durch die Reduktion auf den Rationalismus an eine vermeintliche Lösung des Problems zu gelangen, ganz im Sinne des späteren Materialismus in den Naturwissenschaften. Natürlich musste dies auch den Widerstand des „geisteswissenschaftlichen Lagers“ in Form des deutschen Idealismus auf den Plan locken, da natürlich eine Letztbegründung in Form einer Metaphysik nur durch den Vorgang des Denkens selber, als „Hutzauber-Trick“ verpönt wurde, da die transzendentale Instanz (Freiheit = Hegel, Vernunft = Kant) fehlte. So und da sind wir nun in unserer „Sackgasse“ Philosophie angelegt, die sich nicht mehr aus Ihrem „Elfenbeinturm“ herunter wagt in den profanen naturwissenschaftlichen Diskurs. Ich glaube – im Gegenteil – wir brauchen dringend eine neue Metaphysik auch gerade für die Naturwissenschaft, da sich sonst das ehrgeizige Vorhaben der Welterklärung/-deutung zum methodologischen Solipsismus (Putnam/Fodor) und Szientismus ( https://philosophies.de/index.php/2020/11/01/das-technopol/ ) entwickelt. Diesen „Lichtstreif am Horizont“ wähne ich ausgerechnet in den neueren Ergebnissen der KI-Forschung und Kybernetik, da hier ganz interessante Impulse für eine neue Metaphysik für die vermeintliche „Geist-Materie“-Problematik gesetzt werden, die nur von der Philosophie als gleichberechtigter Partner aufgegriffen werden müssten: „The new metaphysics of nature distinguishes itself from the older essays in speculative metaphysics by being close to science: metaphysical claims are based on scientific theories. Consequently, the metaphysical claims about nature are as hypothetical as our scientific theories: there is no more certainty to be gained in metaphysics than here is in science. In other words, scientific knowledge claims are fallible and meta-physics, insofar as it draws on those claims, is as fallible as science.“ (Elsfeld „The Modal Nature of Structures in Ontic Structural Realism“ (2009), S. 341).
Mich würde zum Abschluss noch interessieren, wie Sie das Ganze sehen.
Mit philosophies Grüßen
Cher Monsieur V. et autres,
tout d’abord, merci beaucoup pour votre commentaire intéressant.
Concernant votre objection „Dieu est irréductible à l’égard de la pensée parce qu’il est l’origine de la personnalité et donc une illusion du moi“, j’aime laisser „l’origine de la personnalité“ et le „moi“ à la psychologie ou à la théologie – selon sur le goût 😉 Par conséquent, mon hypothèse ne portait pas sur une vraie preuve de Dieu, que je considère comme très discutable sous „a) Les preuves possibles de Dieu“. Si je pouvais clarifier à nouveau le contenu de mon essai, comme je pourrais aussi en déduire des autres commentaires que malheureusement, des malentendus sont apparus ici:
1. Il n’a jamais été question d’une «vraie» preuve de Dieu au sens eschatologique – ni en ce qui concerne une conclusion positive ou négative (je suis désolé). D’un point de vue linguistique et scientifique, je ne considère pas que cela soit opportun ou opportun (voir Albert: Münchhausen Trilemma), car cela ne conduirait qu’à des conclusions circulaires et à des chaînes de preuves ad infinutum. 2. Il était également loin de moi de remettre en cause des croyances quelconques (christianisme, islam, hindouisme, bouddhisme, athéisme ou «culte de la taupinière»). Je ne veux pas et je ne peux pas. Puisque la croyance d’une personne est quelque chose de très privé et à mon avis pas quelque chose qui doit être analysé en général. Pourquoi? Aucune autre pensée ne peut être développée à partir de cela. À l’heure de la mort, chacun est laissé à lui-même et à sa croyance, quoi qu’il puisse croire.
3. Mon objectif était d’un type plus profane. Il était censé représenter une tentative d’analyse structuraliste du discours au sens foucalculien (voir «Archéologie de la connaissance»). Dans quelle mesure j’ai réussi cela semble assez discutable, comme j’ai pu le voir à partir des différentes réactions sur Facebook. J’avais l’intention de clarifier les formations discursives que je croyais reconnues dans les sciences naturelles modernes afin de développer une hypothèse sur le changement de paradigme et les changements associés dans la souveraineté d’interprétation, l’autorité d’interprétation, c’est-à-dire H. à mettre en place l’équilibre social du pouvoir.
4. Je voudrais me référer à mon autre essai „Das Technopol“ (https://philosophies.de/index.php/2020/11/01/das-technopol/), dans lequel j’essaie de démontrer ce changement de paradigme en utilisant des exemples concrets à clarifier.
5. Le renoncement à la prétention d’explication causale et donc le détachement complet de la métaphysique des données de l’expérience conduirait à un «jeu de syllogismes scolastique» (voir la «métaphysique vide de Kant»). Ce n’est pas prévu, mais dans ce cas, je dois me référer à un autre article de „From Physics to Metaphysics“ (https://philosophies.de/index.php/2020/11/12/von-der-physik-zur- métaphysique /) se référer.
Merci pour votre intérêt et
avec salutations philosophies
Lieber Philo Sophies [Dirk],
nach der Fülle Ihrer Anregungen will ich versuchen, meine Gedanken zu sortieren. Direkte Antworten und Kommentare fallen schwer; zB klingt eine programmatische Formulierung wie »vom epistemischen zum ontischen Strukturenrealismus« in meinen Ohren stark nach Descartes Redivivus. Der hätte den Begriff episteme wohl als Synonym der res cogitans verstanden, in dem des Ontischen aber sicher nichts anderes als eine Modernisierung seiner res cogitans vermutet . Meine Überlegungen gehen von einer Interpretation des Antinomienkapitells der Kritik der Reinen Ver-nunft aus bzw werden darauf hinauslaufen. Aber eins nach dem anderen.
* * * * * * * * *
In einem meiner persönlichen Schlüsselsätze sagt Kant, Philosophie als Fach, als Substantiv könne es eigentlich gar nicht geben; Philosophie existiere nur als Verb, als Tun. Man kann Dinge und Sachverhalte philosophisch betrachten : man kann philosophieren. Daß eine Philosophie daraus wird, bleibt eine Wunschvorstellung. Die Ars Philosophica produziert eine Weltauslegung unter vielen. Weltauslegungen haben und hatten einander nie etwas voraus; es gibt sie auch in modern, sie sind aber immergleich.
Am Anfang jeder Gedankenkette über die Welt steht immer eine interpretative Figur; am Anfang stehen nie die sogenannten »Fakten« : die folgen erst nach.
FAKTEN sind nur aufbereitet zu haben; es gibt sie nur als Werte auf Skalen. Dem, der das Konzept eines transzendenten Designs [vulgo : der Schöpfung] rundherum ab-lehnt, sind »die Fakten« nicht gefälliger.
»Wenn unsere Theologie so fortfährt, sich nach und nach in Theonomie zu verwandeln, so wie sich Astrologie in Astronomie verwandelt hat, so wäre doch die Frage, ob es nicht besser wäre, das NEUE Testament das MITTLERE zu nennen.« [Lichtenberg]
Non-Believers, die ihren Atheismus für ein Wissen halten, sind Faktenhuber. Sie wissen natürlich nicht mehr über die Welt. Sie stehen genau so da wie der missi-onierende Teil der Gläubigen. Beide stellen sich unwissend gegenüber dem Be-triebssystem ihrer Hirne, unwissend im Sinne von naiv.
Metaphysisch gesehen ist die Naivität eines Ungläubigen größer, denn er neigt – wie jeder – dazu, sein persönliches Welt-KONZEPT mit einer BESCHREIBUNG der Wirk-lichkeit zu verwechseln, aber niemand lacht ihn aus. Der Believer kennt es gar nicht anders; er muß sich lebenslang den Spott der Halbdarwinisten, Viertelsma-terialisten und Achtelsdialektiker gefallen lassen.
Hier haben wir ein wunderbares Konversationsthema in vier Argumenten :
* Wer auf dem Wahrheitsgehalt von SEIN REICH WIRD KOMMEN besteht, gilt heute als Clown.
* Wessen »Weltbild« den Schöpfer ausdrücklich ausschließt, der gilt heute als Realist.
* Vor fünfhundert Jahren war es genau umgekehrt.
* Über Realisten lachen nur Verrückte.
Vor 500 Jahren dachte man sich das Design des Menschen als krönende Weltwie-derholung und darin & darum die Schöpfungsidee gegen die der Evolution als bewiesen. – Was damals ein Spiel mit analogen GEDANKEN war, zeigt sich heute in Analogien der WeltWIRKLICHKEIT : in der Übereinstimmung der größten und der kleinsten Strukturen, in der wie prästabiliert daher kommenden Allianz des Wirk-lichen, in dem sich täglich gefällig weiter entbergenden
Was der sentimentale Mainstream von der Welt hält, zeigen diese Bebilderungen des EARTH DAY [2019] : die Große Ordnung, Mutter Erde, ist schon da. Wir müssen sie bloß »begreifen«, mit pummeligen Händchen über einer Heilpflanzenwiese [a], in Draufsicht wie aus dem Genesisteil einer Kinderbibel [b], ganzgrün gleich nach der Erschaffung der Möwen und Delfine [c]. Wir sind die Hüter, nicht die Macher.
Die allerkleinste Ordnung, die des Atoms, läßt sich vorstellen als ein sich selbst be-grenzendes Vakuum, in dem winzige Kügelchen [Dingerchen, Ladungen, Quarkgitter, was weiß ich – ich bin als Musiker froh, wenigstens den Quintenzirkel verstanden zu haben ] auf geregel-ten [ oder meinetwegen ungeregelten] Umlaufbahnen um ein Zentrum kreisen [eumeln]. Ein sich selbst begrenzendes »Universum« wäre also eine riesige Applikation dieses Atom-Modells ?
Die Wirklichkeit macht scheints immer noch brav auf theorierelativ, heute mehr denn je, wo praktisch jeder Vernunft enthaltende [soziale, psychische] Tatbestand in statistische Indizes, jeder andere in naturwissenschaftliche Beschreibungsver-fahren auflösbar ist.
Wir lesen die Welt vom Geist aus, weil wir sie nur so verstehen. Wir verstehen die Welt heute genau so gut wie Menschen vor 500 Jahren. Die Welt kann immer nur vom Geist aus gelesen werden. Der wechselt mit den Epochen, aber das Prinzip bleibt.
»Die Intelligenz ist im Hirn des Jägers, nicht im Pfeil«, [sagt Robert Spaemann, mein Lieblingskatholik]
Im Urknall schon »war«, und seitdem, seit also immerhin 17 Milliarden Jahren »ist« eine perfekt konfigurierte Maschine am Werk. Sie gibt sich Stück um Stück den Astronomen zu erkennen. Überall, wo Unwissen abblättert, erscheinen gleichzeitig ein absolutes Makro-Chaos und eine pedantische Mikro-Determiniertheit. Die Maschine arbeitet makromäßig seit 17 Milliarden Jahren; wäre aber eine einzige Sekunde davon anders verlaufen als sie verlaufen ist, gäbe es das Universum nicht. Wer behauptet, Astronomie sei was anderes als experimentelle Theologie?
Beiden gemeinsam ist jedenfalls der Tatbestand, daß sie mit der allgemeinen Ver-nunft zuverlässig nicht übereinstimmen. Astrophysiker und Theologen brauchen einander nicht viel zu erklären.
»Nicht das, worin der Glaube mit der allgemeinen Vernunft übereinstimmt, begründet das Wesen des Glaubens, sondern das, wodurch er sich von ihr unterscheidet.« [Feuerbach]
Dasselbe gilt natürlich auch für das Wesen des Unglaubens, es sei denn, ein Mensch setzt sein bißchen Witz falstaffisch dem der Welt gleich.
»The brain of this foolish-compound clay, man, is not able to invent anything that tends to laughter, more than I invent or is invented on me.« [Shakespeare, 2 Henry IV, I,2]
»Wenn ich zB den Glauben an die Erbsünde nichts weiter aussagen lasse als dies, daß der Mensch von Natur aus nicht so sei, wie er sein soll, so lege ich ihm nur eine ganz allgemeine rationalistische Wahrheit in den Mund, eine Wahrheit, die jeder Mensch weiß.« [Feuerbach]
Jeder Mensch, eben auch der homo non-religiosus. Der erklärt sich die chronische menschliche Imperfektheit, das einschlägige Nicht-Gelungensein der Welt halt an-ders als der Glaubende. Aber am Gedanken eines SEINSOLLENS, also eines PROJEKTS, eines DESIGNS, das seit Jahrtausenden verfehlt wird, kommt auch er nicht vorbei, jedenfalls nicht ohne sich dazu eine MEINUNG zu bilden.
Die eigentliche Wirklichkeit, wenn man überhaupt von einer Eigentlichkeit reden will, ist GEDACHT, nicht ERFAHREN. Sie ist ein mental vorstrukturiertes und sogar heu-te, in ihrer so weitgehend wie noch nie erfaßten Form immer noch auf Homogeni-tät orientiertes Gebilde. – Mein Mathematiklexikon höhnt vom »magischen Firle-fanz« der antiken Wissenschaftler mit Primzahlen, platonischen Körpern, pythago-reischen Tripeln. Es verwirft den Firlefanz gnadenlos als Spekulationsspiel auf der Basis einer vorausgesetzten Homogenität; erst heute, prahlt es, hätten zB die plato-nischen Körper EINEN PHYSIKALISCHEN HINTERGRUND erhalten – nach der Regel, daß nur die allerneueste Physik ihre Befunde auch so nennen darf; früheren physikalischen Theorien erkennen die Nachgeborenen sogar noch das Namensrecht ab.
Es gesteht aber auch wieder kleinlaut, seit Beginn des 20. Jahrhunderts habe man die Hoffnung auf eine gesamtmathematische Axiomatik fallen lassen müssen, und eine rein mentale Angelegenheit wie die Quadratur des Kreises setze halt doch die euklidische Geometrie voraus.
Wer an Gott glaubt, weiß nicht dasselbe wie einer, der es nicht tut. Ein glaubender Mensch ist nicht im Herzen so atheistisch wie ein nicht-glaubender, bloß daß er ein eigentlich auch in seinem Kopf vorhandenes, überlegenes Wissen ignoriert. Ein homo religiosus ist nicht ein verstockter Halbwissender, der, statt die auch ihm eigentlich bekannte helle Wahrheit zu teilen, lieber im ewigen Halbdunkel der Wunschvorstellungen vor sich hinträumt …
»… indem es völlig unmöglich ist, daß irgendein Mensch etwas glaubt, was wirklich seinem Vorstellungsvermögen widerspricht«. [Feuerbach]
Vielmehr interpretiert ein Glaubender die Welt nur anders als ein Nichtglaubender, nämlich als ein [mindestens lokal] GELUNGENES, allermindestens zum Gelingen jederzeit FÄHIGES Projekt.
Grundsatz
Was einer glaubt, kann er sich auch vorstellen.
Was sich einer vorstellen kann, gehört zum rationalen Teil seiner Person. Der Glaube kann schon deshalb kein irrationaler Quatsch sein, weil er das Kollektiv-produkt von Jahrhunderten ist, in denen nicht eine Generation um die andere in denselben Punkten denselben Unsinn repetiert haben kann.
Believer und Non-Believer drücken keine Dyade aus. Der Satz »es gibt 2 Sorten Menschen, solche, die an Gott glauben und solche, die es nicht tun»« hat die logische Form
MAM = X + (¬X).
MaM ist »die Menge aller Mengen«; X ist in diesem Fall der Believer; ¬X [»non-X«] ist Alles, was nicht X ist. Sätze dieser logischen Form enthalten kein Gramm Erfah-rung; kein Mensch würde bei wachem Verstand beanspruchen, in eine seiner Selbstdefinitionen die ganze Welt einzuschließen. Der Widersinn, den Unglauben als Funktion des Glaubens zu formulieren, ist eine Folge des Widersinns der unterliegenden Formel »MaM gleich X plus Non-X« und wird offensichtlich, wenn man andere Werte in die Formel einsetzt.
ES GIBT 2 SORTEN MENSCHEN, SOLCHE, DIE AN GOTT GLAUBEN
UND SOLCHE, DIE ES NICHT TUN.
ES GIBT 2 SORTEN MENSCHEN, SOLCHE, DIE SANDALEN TRAGEN
UND SOLCHE, DIE DAS NICHT TUN.
Beide sind vollkommen äquivalent, weil beide dasselbe Nihil »auf den Punkt« bringen, also denihilisieren : ein Punkt ist nicht viel, aber jedenfalls mehr als Nichts.
Die Dyadisierung/Binarisierung der Welt nach Formeln vom Typ »Entweder-Oder«, »A vel Non-A«, »Freund-Feind«, »Opfer-Täter« macht nur innerhalb von Systemen
Sinn. Systeme sind Menschenwerk.
Die »Welt« ist definitiv nicht Menschenwerk. Auch dann nicht, wenn die arrogante Gegenwart, die nach zwei Weltkriegen, Massenmorden à gogo und Versicherungs-schwindel im ganz großen Maßstab – zB in den 30.000 Jahren Garantie auf strah-lenden Abfall – unverdrossen die Führungsrolle beansprucht und sich selbst frech auf ANTHROPOZÄN tauft.
Lieber Herr Wimhöfer,
zunächst einmal möchte ich mich bei Ihnen ausdrücklich dafür bedanken, dass Sie sich in dieser Ausführlichkeit mit dem Thema beschäftigt und mir geantwortet haben. Das ist in dieser schnelllebigen auf Effizienz ausgerichteten Zeit nicht selbstverständlich. Gleichzeitig wollte ich Ihnen anbieten, dass wir die Korrespondenzen auch über meine Seite philosophies.de bewerkstelligen können. Ich weiß nämlich nicht, ob in der FB-Gruppe überhaupt noch jemand mitliest und ob die von FB den Thread nicht irgandwann wegen der Menge schließen 😉 oder zuspricht, vernichtet er bereits, ohne es zu bemerken sein Weltbild, weil physikalisch-chemische Kausalitäten-, die es doch in seiner Welt allein geben soll – weder wahr noch falsch, weder richtig noch unrichtig, sondern allein tatsächlich sein können. Ein ist also ein Widerspruch in sich selbst. » (O. J. Hartmann: Die Geisterwelt ist nicht verschlossen, Schaffhausen 1975). Hierzu gibt es im Übrigen auch einen sehr lesenswerten Artikel, den ich mal als Tipp bekommen habe: Holm Tetens „Der Naturalismus: Das metaphysische Vorurteil unserer Zeit? / aus Heft 3/2013, S. 8-17 / https://www.information-philosophie.de/?a=1&t=7251&n=2&y=1&c=1 … und sein kleines 100-Seiten Buch „Gott denken. Ein Versuch über rationale Theologie“ (Reclams Universal-Bibliothek /ISBN-10: 9783150192955). Das müsste eigentlich genau das Richtige für Sie sein.
Wenn es mir aber gestattet sei, würde ich aber auch gerne noch auf Ihre Einwerfungen eingehen, wohlwissend, dass dies ebenfalls wieder zu epischer „Breite und Tiefe“ führen wird 😉
Ich gebe zu, dass ich das Problem in seiner Gänze kaum erfassen kann. Ich habe häufiger das Gefühl, dass es echt eine Nummer zu groß wird. Meine Bemühungen gehen immer in die Richtung, dass ich mir Teilbereiche heraus greife, die ich versuche näher zu beleuchten. Wie weit dies gelingt ist immer eine andere Frage. Ich verzweifele manchmal an der Unzulänglichkeit der Sprache, wenn ich das, was ich eigentlich sagen wollte, nicht immer so rüberkommt. Ich möchte es trotzdem noch einmal versuchen.
Zunächst einmal sehe ich das absolut wie Sie. Für mich ist das Leben und die Beschäftigung mit seinem Sinn tatsächlich immer wieder von Neuem ein Mysterium. Es war auch nie mein erklärtes Ziel zu dem „existentiellen Kern der Gottesfrage“ vorzudringen. Das überlasse ich gerne den Theologen oder Aussagenlogikern, deren logische Winkelzüge ich auch nicht immer zur Gänze verstehe: „Alle Menschen sind sterblich“und „Alle Griechen sind Menschen“ folgt „Alle Griechen sind sterblich“. Na toll, als ob wir das nicht schon gewusst hätten ;-). Und so existieren auf dieser Basis tatsächlich Gottesbeweise, z. B. von Kurt Gödel (https://de.wikipedia.org/wiki/Gottesbeweis). Tut mir Leid, brauche ich nicht.
Mich interessieren vielmehr die Manifestationen und Konkretisierungen des Gottesbegriffes hier auf Erden. Nicht der „transzendentale Gott“, sondern der „immanenten Gott“, oder besser gesagt die Auswirkungen auf unser tägliches Leben interessieren mich. Deshalb ist tatsächlich das Verhältnis von „Wissen und Glauben“ spannend, da es auch hier um konkrete Grenzfragen im Kantschen Sinne „Was kann ich wissen“? und „Was darf ich hoffen?“ geht. Und nein, ich würde Gott nicht personal, sondern prinzipiell sehen. Und ja, ich würde auch mein ganzes Leben darauf setzen. Ist aber nur mein Glaube. Wenn ich tot bin, werde ich es vielleicht besser wissen und darüber berichten können;-).
Die Gottesfrage halte ich auch philosophisch für nicht erledigt, im Gegenteil. Ich meine nur, sie sollte auf einer anderen Ebene geführt werden. Sie sollte nicht in dem Spannungsverhältnis zwischen Theologie und Wissenschaft zerrieben werden, sondern eigenständige Antworten finden. Ich habe in meinen Essay ja schon angedeutet, dass ich derlei Okkupationsabsichten der modernen Naturwissenschaft unterstelle. Hier wäre die metaphysische Philosophie im Sinne Habermas „Auch eine Geschichte der Philosophie“ aufgefordert, einen eigenen Standpunkt zu beziehen. Das war doch immer ihr proprietärer Bereich.
Auf Ihr Problem der Wirklichkeitserfassung zwischen „Believern“ oder „Non-Believern“ würde ich gerne noch eingehen. Ich halte das, was man gemeinhin als „Wirklichkeit“ bezeichnet auch im Foucaultschen Sinne nur für ein Konstrukt. Wirklichkeit existiert nicht per se, sie wird durch diskursive Formationen erst konstruiert und konstituiert. „Die uns umgebende Wirklichkeit resultiert aus den Diskursen, in die die jeweils agierenden Menschen verwickelt sind, durch die ihre Diskurspositionen bestimmt sind und die die Basis ihrer sinnlichen Handlungsmöglichkeiten und ihrer Tätigkeit überhaupt darstellen.“(http://www.diss-duisburg.de/Internetbibliothek/Artikel/Wirklichkeit.htm)
Ein „reduziertes Wirklichkeitsverständnis“, „das eine quasi nicht-vergeistigte Materie leugnet“ wie es der Naturalismus/Positivismus macht, hat eine entschiedene Achillesferse: Worauf basiert es dann? Deshalb das Beispiel mit dem „Münchhausen-Trilemma“: Ross und Reiter mit dem Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, gelingt nicht in der Wirklichkeit. Wie soll es dann mit einem empirischen Materialismus klappen, der sich seines Geistes entledigen möchte. Die „Kirche der Atheisten“ (Einstein): „Welt = Chemie + Physik“ funktioniert bekanntermaßen nicht. „Die Materialisten haben sich in eine peinliche Situation hinein geredet: Um zu beweisen, daß der Mensch letzlich auf physikalisch-chemische Prozesse reduziert werden kann, braucht ein Materialist das Denken . «Indem er aber denkt und seinen Gedanken das Prädikat
Zu Ihren Ausführungen, die ich bemerkenswert und wichtig fand, würde ich gerne auch nur kurz meine Sichtweise ergänzen, ohne einen Anspruch auf allgemeinen Konsens erzielen zu wollen:
Ich finde es nicht vernunftwidrig zu „glauben“ (auch, wenn es zur Zeit – wie Sie richtig geschrieben haben – unpopulär ist). Im Gegenteil mir ist eine „Vernunft“, die ohne Prämissen daherkommt, die also „glaubt“ allgemeingültig zu sein, höchst suspekt.
Ich glaube aber nicht, dass „Gott“ ein Gegenstand sinnvollen Denkens, Fragens, Redens sein kann. Es geht vielmehr darum, den Gottesbegriff näher zu definieren, damit man weiß, worüber man sich unterhält. Mir ist aufgefallen, dass wir automatisch immer einen kirchlich-religiösen Diskurs aufrufen, wenn man über Gott spricht, dies muss aber keine Selbstverständlichkeit sein.
Die Theodizee-Frage halte ich für höchst problematisch, da sie immer einen Impetus von Kausalität besitzt. Dies wurde von Leibniz in seiner Monadologie sogar schon als „Gottesbeweis“ gedeutet. Man müsste vielleicht andersherum fragen, ob die Prädikate gut – böse, übel – wertvoll nicht allzu menschlichen Ansichten entsprechen und eigentlich nichts mit Göttlichem zu tun haben.
Auf diese Freiheitsfrage in Abgrenzung zum Naturalismus baut Hegel seine gesamte Philosophie auf. Auch wieder andersherum gefragt: In wieweit würde das Ganze ohne diesen Begriff von Freiheit Sinn machen? Ich glaube leider auch, dass es so etwas wie Schicksal gibt, aber nicht im deterministischen Sinne, sondern wir haben durchaus die begrenzte Möglichkeit der Einflussnahme, ansonsten wären wir wieder bei Kant im moralischen Sinne.
Schöpfung bedeutet für mich nicht nur „Urknall“, sondern Genese. In wie weit man einen Schöpfer zulässt – oder nicht -, lasse ich gerne jedem persönlich anheim gestellt. Und „fehlerhaft“ werte ich auch nur als menschliche Sichtweise. Wir sind nicht die Einzigen 😉
Persönlich gefragt, glaube ich auch an eine „ausgleichende Gerechtigkeit“. Ich bezeichne es gerne schon mal als „Seelenhygiene“, aber im Kant’schen Sinne, sich so zu verhalten, dass die moralischen Imperative vor einem selber Bestand haben und nach denen man auch von anderen gemessen werden möchte.
Es geht mir aber, um es nochmal ausdrücklich zu betonen, weniger um theologische, denn um philosophische Fragen. Daher, wenn ich aus dem oben erwähnten Holm Tetens zitieren darf: „Allein: Wann geht endlich wieder ein Ruck durch die Reihen der akademischen Philosophen? Wann werden endlich die Tore zu den Alternativen zur Metaphysik des Naturalismus wieder weit aufgerissen? Könnte es sein, dass die Fixierung weiter Teile der akademischen Philosophie auf den Naturalismus etwas zu tun haben könnte mit der Verquickung des naturalistischen Postulats des exklusiven Zugangs der Wissenschaften zur Realität mit dem Weltperfektionierungspostulat der wissenschaftlich-technischen Zivilisation? Ich lasse diese Frage und den ideologiekritischen Verdacht, der sich in ihr andeutet, unerörtert als Provokation am Schluss so stehen.“ (https://www.information-philosophie.de/?a=1&t=7251&n=2&y=1&c=1)
Aus diesem Grunde finde ich auch den strukturalistischen Ansatz so spannend, weil er für mich diesen „missing link“ zur „Versöhnung“ von Geistes- und Naturwissenschaften oder Philosophie und Physik darstellt, wie ich in „Von der Physik zur Metaphysik“ (https://philosophies.de/index.php/2020/11/12/von-der-physik-zur-metaphysik/) bereits versucht habe zu beschreiben, darstellt. Hierzu ist noch ein weiterer Essay „Der Geist in der Materie“ in Planung, der allerdings schon jetzt sehr viel Zeit kostet.
Wäre schön, nochmal etwas von Ihnen zu hören und
mit philosophies Grüßen
Dirk
Dear Mr. H., dear Mr. L., dear Ms. B.,
thank you for your really interesting comments. But if I am allowed, I would like to give a summary answer.
My essay is less about proving or refuting the entity of God in the ontological sense, but rather about making the godlike effect of modern natural sciences visible as a discursive formation in the Foucaultian sense as a form of power. Even something that is not „obvious“ can have a great (perhaps even greater) „effect“, as can perhaps be seen in the example of the „law of conservation of energy and mass“ mentioned, which is even found in the scientific discourse religious context. No more and no less.
regards
philosophies.de
Dear W.,
if I would be allowed a small, modified platonic allegory of the cave to illuminate the case, in order to grasp the claim to the truth concept of theology, natural science and metaphysics contained therein a little more precisely (more current) from my point of view:
To stay in the parable, we sit in our cave (world) with our world of ideas / images (shadows on the wall). The entities are either thrown on the wall by a small sparkle in the form of a candle (church) in a shadowy and blurred manner – that is, interpretable and subject to belief. Or at the other extreme, we get things hit the wall with halogen floodlights (natural sciences), so that out of sheer objectivity we can no longer recognize what is essential to things (if it still exists at all). We have enough light to also to see the smallest details on the wall and in the distance, but only through metaphysics are we able to locate the various light sources and perhaps find the appropriate sockets.
Be that as it may, I am of the opinion that we cannot look out of the cave, we do not even notice that we are sitting in the cave (at this point it is questionable, since one could not really think about it) . Only now and then maybe an additional light beam falls from the ceiling (or wherever from), which you may notice or not, but the source of which we cannot really see. Or if you want to add “Russell’s teapot” as evidence to the contrary. At this point there is no verifiable evidence as to whether the teapot actually stands outside the cave or not. We only see the silhouette of the teapot and not the teapot itself ;-).
If you want to read more about it, have a look at https://philosophies.de/index.php/2020/09/23/der-gott-der-wissenschaften/.
With philosophies greetings
Dear Mr. K.,
thank you for your insightful comment, which I read with great interest. Incidentally, I can absolutely share your point of view. The questions were deliberately ambiguous, as I was not interested in proving a transcendent God – whatever he may be – but rather something more immanent. I was concerned with the question of whether modern natural science is (becomes) godlike due to its overpowering potential and whether we don’t need a new metaphysics for the natural sciences. I am answering this question in my other essays „Das Technopoly“ (https://philosophies.de/index.php/2020/11/01/das-technopol/) and „From Physics to Metaphysics“ (https: // philosophies .de / index.php / 2020/11/12 / von-der-physik-zur-metaphysik /) to which I would like to refer you if you are interested. Otherwise I would think of it like a theistic agnostic: „As to if it can be dis/proven logically, that greatly depends on what you believe god to be and what powers are ascribed to god.“
With philosophies greetings
Dear Mr. M.,
with pleasure. This should actually be a matter of course for communication between people, but unfortunately I have already seen this form of brutality on FB. First language brutalizes, then people.
That brings us indirectly to the topic of my article. If I may just briefly explain this again: I was concerned with making visible the discursive formations of power that the scientific discourse generates in society in the sense of Foucault’s „archeology of knowledge“. If you are interested in this topic, I may refer you to my further article „Das Technopol“ (https://philosophies.de/index.php/2020/11/01/das-technopol/), in which I also discuss the scientific discourse examined in more detail.
Unfortunately I haven’t found a better term for this evoked omnipotence than „God“. The connotation of the term is of course already strongly religious in the sense of common sense. But I think that the term „ultimate entity“ could certainly have led to misinterpretations; that’s how it is with the language 😉
With philosophies greetings
Dear Mr. K.,
thanks for your comment.
Incidentally, I agree with you, it would only be nice if the modern natural sciences could go back to their roots. At the moment, in my opinion, there is an urgent need for a new metaphysics (not only for physics) in order to be able to cope with the challenges of our epoch. Funnily enough, I am also currently writing an article on the beginning of the sciences, their development in relation to the philosophy of mind and their division into science and humanities. The article will of course also be published in English on my website. The link to my old articles, which are of course also available in English, can always be found above in the heading. I have added the link on safety to you again here: https://philosophies.de/index.php/2020/11/01/das-technopol/#The%20technopoly
Thank you for your interest and
with philosophies greetings
Dear Mr. S.,
thank you for your really interesting comment. But if I am allowed, I would like to give a summary answer.
My essay is less about proving or refuting the entity of God in the ontological sense, but rather about making the godlike effect of modern natural sciences visible as a discursive formation in the Foucaultian in a constructivist sense as a form of power. Even something that is not „obvious“ can have a great (perhaps even greater) „effect“, as can perhaps be seen in the example of the „law of conservation of energy and mass“ mentioned, which is even found in the scientific discourse religious context. No more and no less.
As for the example of the „thinking pocket calculator“, we are really interested in the whole thing with AI research and the question of whether machines can develop „consciousness“. Maybe then they also believe in a kind of „God“? I am currently dealing with these questions about consciousness in my more recent articles, which I am happy to point out to you – if you are interested (https://philosophies.de/index.php/category/erkenntnistheorie/).
Many greetings
philosophies.de
Dear Mr. A. R.,
Dear Mr. D. K.,
thank you for your interesting comments on my article, which I have read carefully.
@ Mr. A. R.: Your suggested solutions „Strings or a series of fields or a duality or a foam or loops or E8 theory or … (there are a few dozen)“ were not entirely new to me. But don’t they continue to represent the positivist attempt to create a „theory for everything“ and thus enthrone scientism as the New God? Isn’t it, after all, again an anthropocentrism that is behind it? Because with all our research, our endeavors to gain knowledge, we have actually always only confirmed ourselves and our logos (see „strong or weak anthropic principle“).
The German philosopher Hans Blumenberg has this dilemma in numerous treatises as „Anthropocentric finality“ describes that the human being in all of his Research only discovers itself as the subject and not the supposed objectivity of the World. There is no object that does not have to be perceived by a subject and even if one only subjectively evaluates the objective data of a measuring instrument got to.
Another problem – from my point of view – is the ontology of these scientific theories, as they unfortunately also do not (yet) provide satisfactory answers to metaphysical questions such as „What was before the Big Bang?“ “ or „How can one gain knowledge about the system itself as part of a system, if one cannot position oneself outside?“, etc. I therefore still find that natural science raises more questions than answers, but that is that too Lovely. Otherwise the philosophy would have nothing more to do 😉
@ Mr D. K.: „But it is also quite possible that information that explains the true nature of the universe is simply not observable or not deductible. In this case, we will stick to this question forever.“ Exactly, that’s what I see. So, it remains exciting.
Thank you for your interest and
best regards
philosophies.de
Dear Mr. C. H.,
thank you for your interesting comment and your insightful objections.
But first of all, to „think in boxes“. „Proof of God“, aha open the drawer, so a theist. I consider religion or belief to be more personal and private, but if you want to pigeonhole me, then please put me in the pigeonhole agnostic theist or, if there are extra pigeons for that, theistic agnostic too; -)
Sorry, I also know that this is uncool and atheism is much more popular. So-called atheism is currently celebrating its high festival, especially in the guilds of science. With my little article, I really only wanted to show the current development and operate an “archeology of knowledge” (concept of science) in Foucaultian fashion, thereby exposing discursive formations and the resulting power relations.
The “other proof of God” in the subtitle is meant seriously. I am not interested in a transcendental proof of God – as stated under „A) possible proofs of God“. I consider this to be empirical and logical – in the sense of agnostic theism – not feasible, which is not important to me at this point. Rather, I am concerned with the proof of an earthly, evident God – or rather idols – which modern science – in my opinion – has created. The scientific discourse is already so firmly anchored in our thinking, in our language and in our methodology that it is almost like Donkey quixote to oppose it. It would go too far at this point to explain this in more detail. Therefore, if you are interested, I would like to refer you to my other essay “Das Technopoly” (https://philosophies.de/index.php/2020/11/01/das-technopol/#The%20technopoly), inspired by Neil Postman. There are also medical questions of this kind. Although this can also be shortened by saying „He who heals is right“, whether it is a shaman or a medicine man.
And your objection to Hawking’s religiosity is actually very contradictory, whereby he himself is not entirely uninvolved, since he does not represent the „doctrine of pure atheism“. In his new book „Short Answers to Big Questions“, Stephen Hawking is in a way rowing back a little. The first chapter is entitled “Is there a God?” This is “a valid question in the field of science,” Hawking explains again, three pages after he has assured:
“I have nothing against God at all. In no case do I want to give the impression that my work is about proving or proving the existence of God. ”
And later he adds:“ If you want, you can call the scientific laws ‚God‘, but that would then not be a personal God whom you could meet and ask questions. “
I would say that an avowed agnostic came out 😉 So, maybe we can agree that we can retire the bearded man in Church heaven and recognize him as a principle that we don’t yet understand.
Thank you for your interest and
best regards
philosophies.de
Dear Mr. N. H. B.,
thank you for your amusing comment, which I read with great pleasure and interest.
Oh, Mr. Kant ran away with you too. For me he has not even replied to the quote mentioned in the text. That reassures me now that I didn’t seem to have felt this way alone. And it’s true, he didn’t get me any further with his chimera of „griffins and horses“. Rather, Kant’s epistemological construction through the introduction of the subject concept into the dialectical antinomy problem (triggered by Newton’s „Principia“) – from my point of view – has an instructive effect on the later discourse. Kant puts a „transcendental bracket“ around the „matter-spirit problem“, which is supposed to bring together the dualism between empiricism and rationalism. Kant’s transcendental philosophy represents the attempt to unite Newton’s materialism with Leibniz’s rationalism with the help of a new metaphysics. In his Monadologia physica (1756), he anticipated that this venture would be too big for him:“But in what way can metaphysics and geometry be brought together in this business, since it is easier to combine griffins with horses than that seems to be able to combine transcendental philosophy with geometry? „(Ibid. W: 519 from https://brill.com/view/book/edcoll/9783957437761/BP000005.xml?language=de, p. 35)
His friends from the Viennese haze and the Frankfurt critics were not very productive either, as I have already mentioned in my other essays „The spirit in matter“ (https://philosophies.de/index.php/2020/12/11/der -geist-in-der-materie / # The% 20spirit% 20in% 20matter) and „From physics to metaphysics“ (https://philosophies.de/index.php/2020/11/12/von-der-physik- zur-metaphysik / # From% 20physics% 20to% 20metaphysics), but funnily enough, the article „The God of science“ wasn’t about this at all.
If I can finally (but really) add something. It was never about the proof of a „transcendental God“ (does not work, see above), but rather the proof of an „immanent God“. And I still see this as evidenced by the impetus of the scientific discourse. For me this is still the same god with the missing metaphysics: “Alone: When will there be another jolt through the ranks of academic philosophers? When will the gates to the alternatives to the metaphysics of naturalism finally be opened wide again? Could it be that the fixation of large parts of academic philosophy on naturalism could have something to do with the amalgamation of the naturalistic postulate of the exclusive access of science to reality with the world-perfecting postulate of scientific-technical civilization? I leave this question and the ideology-critical suspicion that it implies, undiscussed as a provocation at the end. „(Holm Tetens: „Der Naturalismus: Das metaphysische Vorurteil unserer Zeit?“ https://www.information-philosophie.de/?a=1&t=7251&n=2&y=1&c=1) It is – from my point of view – about the attempt of modern natural science to get rid of metaphysics. With my essay I wanted to show this development once and, in Foucaultian fashion, conduct an “archeology of knowledge” (concept of science) and uncover discursive formations and the resulting power relations.
Thank you for your interest and
best regards
philosophies.de
Dear Mr. E. T.,
thank you for your very detailed and insightful comment on my article. If I can only reply briefly because I have the feeling that you have misunderstood me or my article.
Regarding your objection, „someone wants to displace God by bringing science there … but in the face of such controls, science“, I regret to say that this was exactly the fear I wanted to express in my article. I was never concerned with a „proof of God“ in the classical sense, but rather with the proof of the power of science, which behaves like God. That is why my hypothesis was not about a real proof of God, which I consider under „a) Possible proofs of God“ to be very questionable. In my essay, if I could clarify its content here again – since I had to clear up some misunderstandings on this – and insofar as I can do this with the fuzzy instrument of language this time – about the following:
1. It was never about a „real“ proof of God in the eschatological sense – neither with regard to a positive nor a negative finding (I’m sorry). I do not consider this to be expedient from a linguistic and scientific point of view (see Albert: Münchhausen Trilemma), since it would only lead to circular conclusions and chains of evidence ad infinutum.
2. It was also far from my mind to question any creeds (Christianity, Islam, Hinduism, Buddhism, atheism or „molehill worship“). I neither want nor can. Because a person’s belief is something very private and, in my opinion, not something that needs to be analyzed in general. What for? No further thoughts can be developed from this. In the hour of death everyone is left to himself and his belief, whatever it may be.
3. My concern was more profane. It should represent the attempt of a structuralist discourse analysis in the Foucaultian sense („archeology of knowledge“). To what extent I succeeded seems rather questionable, as I could see from the different reactions on Facebook. I wanted to use discursive formations that I thought I recognized in the modern natural sciences to set up a hypothesis on the paradigm shift and the associated shifts in the authority of interpretation, the authority of interpretation, i.e. the social power relations.
4. I would like to refer to my further essay „Das Technopol“ (https://philosophies.de/inde…/2020/11/01/das-technopol/…), where I refer to this paradigm shift using try to make examples clear.
5. The renunciation of the claim of causal explanation and thus the complete detachment of metaphysics from the givens in experience would lead to a “jeu de syllogismes scolastique” (see Kant’s “empty metaphysics”). This is not intended, but in this case I unfortunately have to refer to an essay from „From Physics to Metaphysics“ (https://philosophies.de/…/von-der-physik-zur…/…).
Many greetings
philosophies.de
Liebe Frau B. D.,
vielen Dank für Ihren Kommentar, dem ich mich nur anschließen kann.
Ich finde das Suchen, das Fragen und Diskutieren auch wichtiger als die vermeintlichen Antworten, das Finden und die Belehrungen zu diesen Fragen.
Dass die Quantenphysik noch viele spannende Dinge noch zu Tage befördern wird, glaube ich auch, aber ob da ausgerechnet ein Gottesbeweis dabei sein wird, da bin ich leider noch etwas skeptisch. Ich finde dies aber auch nicht weiter schlimm, da man Gott aus meiner Sicht nicht unbedingt „beweisen“ muss. Entweder man glaubt an etwas oder man weiß etwas. Wobei der Glaube aus meiner Sicht gerade durch seine Unbestimmtheit auch mehr Freiheitsgrade zulässt. Ist aber auch etwas sehr Persönliches oder Privates und nicht unbedingt als Thema für Forschungsarbeiten gedacht.
Apropos „Denn je weiter man der Materie in ihre kleinsten Bestandteile folgt, um so mehr verlieren sie sich im geistigen.“, ich darf Sie – natürlich nur bei Interesse vorausgesetzt – auch noch auf meinen weiterführenden Essay „Der Geist in der Materie“ (https://philosophies.de/index.php/2020/12/11/der-geist-in-der-materie/) hinweisen, wo ich versuche den Zusammenhang zwischen „Geistigem“ und „Materiellem“ noch eingehender zu erforschen, allerdings nicht aus religiöser, sondern aus erkenntnistheoretischer Sicht.
Viele Grüße
philossophies.de
Lieber Herr K. D. W.,
vielen Dank für Ihren sehr aufschlussreichen Kommentar, den ich mit großem Interesse gelesen habe.
Das finde ich jetzt aber sehr lustig, Sie spielen mir den Ball ja geradewegs zu, wenn ich dieses bonmot hier benutzen darf. Da ich zu einem ähnlichen Thema „Die Philosophie des Geistes – der UEPhA-Cup der Ismen“ (https://philosophies.de/index.php/2021/01/10/die-philosophie-des-geistes/) den Ball laut dem Schiedsrichter schon einmal zu hoch gespielt habe 😉
Leider muss ich da auch noch einmal „nachtreten“, da ich – auch wieder ein Zufall – in meinem nächsten Essay „Der Paradigmenwechsel“ in der anderen Liga der „Wissenschaftstheorie“ spielen wollte. Der Herr Popper hatte auch schon auf der „Besetzungsbank“ Platz genommen. Nur tut mir Leid, den wollte ich mit seinem „Logischen Empirismus“ echt nicht auf den Platz schicken, da war mich doch zu viel „Naiver (unkritischer) Realismus“ am Werk, der von Hanspeter Fetz in seinem Aufsatz „Poppers unkritischer Realismus“ (Fetz 2002, 239-265) aus dem Sammelband „Was wir Karl R. Popper und seiner Philosophie verdanken“ sehr schön beleuchtet wird. Poppers strenger Deduktivismus, die vehemente Induktionskritik und sein vermeintlicher Realismus, den er selber als metaphysische These verstanden wissen will, machen ihn für die neuere Forschung im Bereich der Wissenschaftstheorie aus meiner Sicht nicht sehr spielfreudig, besonders weil er hierbei die Spieler echt nicht sieht. Wissenschaft wird schließlich immer noch von Menschen betrieben und fällt nicht vom Himmel.
Ich wollte hier lieber mal einen Doppelpass mit den Spielern „Thomas S. Kuhn“ und „Bas van Fraassen“ und einem „Joint-Venture“ mit der von ihnen erwähnten Systemtheorie à la Luhmann probieren, da ich mir hier mit Hilfe des „konstruktiven Empirismus“ und den selbst-beobachtenden Beobachter mehr taktische Spielzüge und einen größeren Spielwitz erhoffe.
Hierzu denke ich, muss man auch keinesfalls den alten „Positivismus-Streit“ wieder aufleben lassen, da die Erkenntnisgewinnung naturwissenschaftlicher oder geisteswissenschaftlicher Couleur, doch eh nur die zwei Seiten derselben Medaille sind, der „Metaphysik“. Aus meiner Sicht benötigen wir aber dringender denn je, eine Neue Metaphysik. Sie haben – so hoffe ich jedenfalls – auch nicht zufällig den guten, alten „Pesos“ zu Wort kommen lassen, in Bezug auf KI und „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ 😉
Daher möchte ich aber zum guten Schluss auch noch einen „Philosophen“ und guten, alten Bekannten zu diesem Thema zu Wort kommen lassen:
„Eine katastrophale Angst vor der Metaphysik [ist die] Krankheit der heutigen empiristischen Philosophie. […] Diese Angst scheint das Motiv dafür zu sein, beispielsweise ›ein Ding‹ als ›ein Bündel von Eigenschaften‹ zu interpretieren, – ›Eigenschaften‹, die wir, wie man glaubt, im Rohmaterial unserer Sinne entdecken können. […] Ich hingegen sehe keine ›metaphysische Gefahr‹ darin, die Vorstellung von einem physikalischen Ding (oder einem physikalischen Objekt) zusammen mit den zugehörigen Raum-Zeit-Strukturen als autonomen Begriff innerhalb des Systems zuzulassen.“ (Albert Einstein)
Der kann sich doch schließlich nicht irren, wenn er schon den „Gravitationslinseneffekt“ vorhersagen konnte 😉 Es bleibt auf jeden Fall spannend, wie der weitere Spielverlauf aussehen wird.
Viele Grüße
philosophies.de
Dear Mr. J. D.,
many thanks for your amusing and stimulating comment, which led me to a parable. I hope you will forgive me for my innuendos, but I just found them too funny to withhold from them.
„… oh …. yes, it is true.
Then they met again in the „Church of Lighting“, which they called the „Institute of Theoretical Physics“. The disciples of true knowledge were illuminated by knowledge and held in their hands the great book of physics with Psalm 1 and 2 of the singularity theorem („letter to the physicists“) of the two disciples Penrose and Hawking.
As is so often the case, they then listened to the numbers of the professor at the holy mass, who, as the high priest of knowledge, extolled the power and beauty of the formulas. The high priest continued:
„The field equations of the prophet Einstein in Psalm 1915 were already written in the Old Testament:«I tell you, there is an energy-momentum-tensor „Tab“ that will show you the right path to illumination.»
For it is also written::«The God of science created space and time from a single point, which he gave the name „Singularity“.» Henceforth the disciples Penrose and Hawking moved out and announced the good message, that the origin of the universe was found in the psalms of „general relativity“(Genesis 1,1). The beauty of the formulas and the inner logic of the mathematical equations only allowed the conclusion that it was true.
But the old prophet Einstein had doubts himself about the coherence of his postulated worldview, since the matter of gravity in the universe gradually became too heavy for him and fell on his feet. In order to save the true doctrine of his field equations, he had to incorporate a cosmological constant into the texts of the book of physics.
However, he later renounced his doctrine himself and described the cosmological constant as „the greatest folly“. From now on, however, the doubt was raised and even the modern interpreters of the great book of physics of our time now walk on this path of heresy as disciples of „dark matter“ and „dark energy“. The war of faith rages between the apostates of the doctrine of light and the apostates of the dark side of power.“
… whoever still has doubts about the true belief in physics, should throw now the first stone 😉
Many greetings
philosophies.de
Dear Mr. J. D.,
I think your comparison with the weaving textile industry and the sporting competition within the discipline of natural science, but also the „Big-Bang(k)-theory“ with its capitalist background radiation, is very successful. If it weren’t so bitter, you can actually only laugh out loud about this. But real humor is, when you laugh anyway.
Oh yes, the „luminous ether“, or rather, the „non-luminous ether“ from „Lorentz’s theory of ether“ finds its renaissance in the „emperor’s new clothes with holes“, which is made of dark matter. Cool stuff with „web-applications“ from the „Haute mathématique“, I would like that too; you wear that in Paris, London and New York these days.
Oh yes, „Higgs/hiccup-(sorry for the bon mot; -)-bosons“ as „god particles“ have now finally been discovered, but the physical and clerical community can breathe a sigh of relief. Sorry, isn’t that more proof of the strong – or for my part also – weak „anthropic principle“ that Stephen W. Hawking in his book „A Brief History of Time – The Search for the Elemental Force of the Universe“ (Rowohlt, Hamburg 1995 ) on pp. 158 – 161 shows? „Why the universe should have started in this way would be very difficult to explain without accepting the intervention of a God, who would have intended to create beings like us.“(Sic!) And these words of all things from a man who commonly is vilified as an atheist. On the subject of the anthropic principle, I would like to refer to „anthropocentrism“, which the German philosopher Blumenberg wrote in „Die Vollzähligkeit der Sterne“; (P. 232) in relation to the detection of space-time curvature.
Oh yes, the „big-bang(k)-theory“ has much more blatant effects on us humans than is commonly thought. Even economic experts are no longer entirely sure after the gravitational waves of 2008 when the Lehman Brothers building was overturned, whether the old spoilsport Marx was right, when he wrote: “The mass of small, fragmented capitals is thus pushed onto the path of adventure: speculation, credit fraud, stock fraud, crises.
The pathological abundance of capital always relates essentially to the abundance of capital, for which the fall in the rate of profit is not outweighed by its mass – and these are always the newly formed, fresh offshoots of capital – or to the abundance which these, for themselves makes available to the heads of the large branches of business capital incapable of their own action in the form of credit.“ (K. Marx, Capital III, MEW 25, 261) And that has nothing to do with „communism“. On the contrary, it is the attempt Capitalism still somehow to be saved from the deflationary forces of the market, when the raw material has burned out or the sales markets collapse.
Which the analogy with the stages of a dying sun (red giant – white dwarf) already resulted in more frequent ones, since the gravitational forces of the market here are comparable to those of a sun would be back to the starting point, the „Friedmannian deflationary universe“ and its inflationary reversal into the „Penrose/Hawkingian singularity“. Finally, I would like to add the „Ignoramus et ignorabimus“ statement by Emil Heinrich Du Bois-Reymond from 1872 in the lecture „On the Limits of Knowledge of Nature“, because from my point of view it still works very well in the ongoing realism controversy the theory formation in the natural sciences fits. If nothing changes in the old paradigm, this will continue to be the case. I wanted to examine this more closely in my planned essay „The Paradigm Shift“.
Thank you for your interest and best regards
philosophies.de
Dear Mr. J. F.,
thank you for your detailed comment, which I read with great interest. Unfortunately, however, you misunderstood my essay.
The „other proof of God“ in the subtitle is meant seriously because I was never – as stated in „A) possible proofs of God“ – about a logical proof of any transcendent God, but rather about the real, real effects of an immanent, concrete one Concept of God here on earth. In this respect, I am more interested in the manifestations and concretizations of the scientific discourse, or rather the effects on our daily life as evidence of the hubris of modern natural sciences (see genetic manipulation, pre-implantation selection, artificial intelligence, …), which in this figurative sense behave like gods.
Your reference to the possibility of the „Proof of non-existence (of something real) is a banal mathematical problem“ and the reference to the logical Münchhausen trilemma is completely correct, but I myself point out its impossibility. You could also add „Gödel’s incompleteness sentences“ here. But that doesn’t make things any better, because the dogmatization you rejected comes in through the back door, as you can see in the failed, axiomatic „Hilbert program“ 😉
I do not consider your statement „empiricism is stronger than logic, it transcends it“ to be unproblematic, since the failed „logical empiricism“ („Vienna Circle“) tried to circumvent the metaphysical problem. Using the suggestion to transcend knowledge a posteriori in order to justify logic, that would also have given Kant his stomach ache ;-).
My concern was more mundane. It should represent the attempt of a structuralist discourse analysis in the Foucaultian sense („archeology of knowledge“). To what extent I succeeded seems rather questionable, as I could see from the different reactions on Facebook. I wanted to use discursive formations that I thought I recognized in the modern natural sciences to set up a hypothesis on the paradigm shift and the associated shifts in the authority of interpretation, the authority of interpretation, i.e. the social power relations. I would like to refer to my further essay „Das Technopol“ (https://philosophies.de/index.php/2020/11/01/das-technopol/), where I refer to this paradigm shift try to make it clear with examples .
I would just like to briefly give an example of the scientific discourse and the underlying methodology, the reduction and induction loops of Popper’s falsification machinery, because I assume that you are already familiar with this. Experiments are carried out that generate large amounts of data. The amount of data must be reduced and filtered with regard to arbitrarily determined parameters. A law can then be derived from the filtrate by induction. The regularity must be checked by falsification in experiments, etc. Yes, yes, that’s the great treadmill of empiricism. Everything is so objective, the measurement data come from the selected instrument / apparatus. Everything is so rational because it is subject to logical laws and is perhaps still quantifiable. And everything is so efficient, that is, it is (mostly) technologically reproducible and (maybe) applicable. So much for the belief in natural science.
In his book „The Structure of Scientific Revolutions“, Thomas S. Kuhn showed the subjective character of this knowledge acquisition and acquisition very clearly on the basis of scientific paradigm shifts. Such theorems are always about maintaining power or power relations within the scientific discipline. Rather, it is about the media’s sovereignty to interpret information. I tried to explain this in another essay „The paradigm shift“ (https://philosophies.de/index.php/2021/03/31/der-paradigmenwechsel/), to which I would like to answer you, of course only if interested provided, would like to refer once.
Thank you for your attention and best regards
philosophies.de
Cher Monsieur C. Z.,
merci pour votre commentaire perspicace, avec lequel je ne peux qu’être d’accord.
Je me souciais moins de prouver le «Dieu de l’Église» que de prouver le «Dieu de la science». Et c’est ainsi que je vois les choses, qu’un «libre arbitre» conditionne le déterminisme.
Mais c’est exactement ce que je critique dans l’hypothèse de travail de mon essai selon laquelle la croyance en un «Dieu religieux» (quel qu’il soit) a été remplacée par la croyance en l’omnipotence d’un «Dieu scientifique». J’ai essayé d’obtenir des exemples de cela dans un autre essai „Le technopole – Le pouvoir des technologies et l’incapacité de la société“ (https://philosophies.de/index.php/2020/11/01/das-technopol/) que je voudrais vous référer.
Merci pour votre intérêt et meilleures salutations
philosophies.de
Dear Mr. A. C. R.,
thank you for your detailed comment, which I can only agree with.
As you correctly point out, the attempts at the logical concepts of analytical philosophy only lead to the tautological impass, but this is not what the essay was about.
The “other proof of God” in the subtitle is meant seriously because I was never – as stated in “A) possible proofs of God” – about a logical proof of any transcendent God, but rather about the real, real effects of an immanent, concrete one Concept of God here on earth. In this respect, I am more interested in the manifestations and concretizations of the scientific discourse, or rather the effects on our daily life as evidence of the hubris of modern natural sciences (see genetic manipulation, pre-implantation selection, artificial intelligence, …), which in this figurative sense behave like gods.
Your advice: „Yet people will fight tooth and nail to say that their logic is sound, to defend their ideology as if it isn’t just that.“ ist absolut korrekt.
Therefore, I wanted to present the discursive power constellations that I thought I recognized in the modern natural sciences to set up a hypothesis on the paradigm shift (https://philosophies.de/index.php/2021/03/31/der-paradigmenwechsel/) and the associated shifts in the authority of interpretation and the interpretative sovereignty, i.e. the social power relations. I would like to refer to my further essay “Das Technopol” (https://philosophies.de/index.php/2020/11/01/das-technopol/), where I refer to this paradigm shift try to make it clear with examples.
Thank you for your interest and
best regards
philosophies.de
Dear S.G.E.,
thank you for your insightful comment.
However, your reference is again of a purely formal-logical nature and would take the argument of the Münchhausen trilemma ad absurdum, since it eo ipso has the same evidence structure.
The Münchhausen Trilemma postulates the hypothesis that there is no „final justification for acceptance“ because it leads to „infinite recourse“.
But if you absolutely need a logical proof for the hypothesis, you can find it approximately in the combination of „Gödel’s incompleteness theorems“ + the „Duhem-Quine thesis“.
Thank you for your interest and best regards
philosophies.de
Lieber Herr A. F.,
lieber Herr H. J. K.,
zunächst einmal hoffe ich, ich habe Sie richtig angesprochen und es handelt sich hier um Ihre „echten Namen“ ;-).
Vielen Dank für Ihre sehr amüsanten Kommentare, die mir sehr viel Freude bereitet haben. Zu einer konstruktiven Kritik, von der wir alle etwas gehabt hätten, sind Sie leider beide immer noch entfernt, da sich Ihre Hinweise nur auf den peinlichen Begriff „unlogische Logik“ und argumentum ad hominem beziehen, aber ansonsten inhalts- und niveaulos sind. Ich habe aber an Ihren Bemerkungen soviel Spaß, dass ich gerne Ihren „Unsinn“ einmal mitmache, wenn Sie erlauben.
Alsooo, soviel habe ich jetzt verstanden. Ich werde mich zukünftig stärker mit der „logischen Unlogik“ beschäftigen, um dann meinen „falschen, überheblichen Namen“ in meinen richtigen, bescheideneren Namen „Batman“ umzuändern. Unter diesem Namen werde ich dann „Märchenbuchbesprechungen“ über die „Entstehungsgeschichte“ des „Universums“ veranstalten. Hierdurch werde ich mein „Potential“ dann richtig entfalten, um das nächste „Level“ zu erreichen.
Ich hoffe, ich habe Ihre Hinweise so richtig verstanden und freue mich über weitere lustige Geschichten :-).
Vielen Dank für Ihr Interesse und viele Grüße
Batman (aka philosophies.de)