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Die Hypnose – als Beispiel für eine praktische Anwendung des Paradigmas des „embodiment“ und „embededdness“
Abstract
Der folgende Essay soll die Hypnose als Beispiel für eine praktische Anwendung des Paradigmas des „embodiment“ und „embededdness„ näher untersuchen. In diesem Zusammenhang wird versucht die Wirksamkeit des Hypnoseverfahrens mit Hilfe von empirischen Befunde aus den kognitiven Neurowissenschaften nachzuweisen und diese im Anschluss mit den Konzepten der Neurophilosophie zum „embodiment“ und „embededdness“ in Einklang zu bringen. Dieses beabsichtigte „Joint Venture„ soll sich auch in der Verbindung eines theoretischen Teils zu den neurophysiologischen Grundlagen und einem praktischen Teil zu den konkreten Anwendungsmöglichkeiten im Gastbeitrag widerspiegeln.
Das Paradigma des „embodiment“ („Verkörperung“ als „Körper-Gehirn-Relation“) und des „embededdness“ („Einbettung“ als „Gehirn-Umwelt-Relation“) können als Gegenkonzept zum „Neurozentrismus„ gesehen werden. Die genannten Konzepte der Neurophilosophie werden auch immer zusammen mit dem „exended mind„ („erweiterter Geist“) und dem „enactivism„ („Enaktivismus“) in der „4E-Theorie“ der „Philosophie der situierten Kognition“ (PSK) genannt.
Der Ansatz der situierten Kognition geht davon aus, dass das Gehirn nicht mehr als isolierte Entität zu betrachten sei. Das Gehirn müsse sich demzufolge nicht nachträglich mit dem Körper und der Welt verbinden, um eine Wirklichkeit zu erschaffen. Die postulierten, neuen Dualismen von „Gehirn vs. Körper“ oder „Gehirn vs. Umwelt“ könnten insofern unter der Berücksichtigung des „embodiment“ und des „embededdness“ aufgelöst werden.
In diesem Zusammenhang wurde bereits schon häufiger die Frage an mich herangeführt, welche konkreten Anwendungen denn der so oft postulierte „Paradigmenwechsel„ als „Wende in dem neurozentristischen Weltbild„ in den kognitiven Neurowissenschaften oder der Philosophie des Geistes für die praktische Umsetzung in neuen psychologischen Therapienansätzen eigentlich haben möge.
Eine Antwort auf diese Frage möchte ich an dieser Stelle gerne einmal nachholen und habe mir hierzu professionelle Hilfe aus dem Bereich der psychologischen Beratung und Coaching geholt. Daher stellt dieser Essay auch ein Beispiel für ein weiteres „Joint Venture“ dar, da meine Frau Susanne Boucsein mit mir dieses „Abenteuer“ gewagt hat und mir aus ihrer Arbeit als ausgebildete Hypnose-Masterin in ihrer Tätigkeit als psychologische Beraterin und Coach wertvolle Inputs geben konnte, doch dazu später mehr. Die Therapieform der Hypnose hat mich persönlich schon häufiger beschäftigt, da ich in ihr ein konkretes Beispiel für eine angewandte Neuropsychologie sehe.
Dieser Essay stellt somit den Versuch dar die zuvor beschriebenen Erkenntnisse zum embodiment und embededdness anhand von konkreten Anwendungsbeispielen aus dem Bereich der Neuropsychologie oder dem psychologischen Coaching mit Leben zu füllen. Denn was nützen die schönsten Theorien, wenn sie keine Praxis besitzen. Als ausgesuchtes Beispiel zu den praktischen Anwendungen soll hier die Untersuchung des Hypnose-Verfahrens dienen. Zu diesem Zwecke hatte ich meine Frau Susanne Boucsein gebeten meinen theoretischen Teil durch einen praktischen Teil in Form der Beschreibung der Erfahrungen im Bereich der Hypnose aus ihrer Tätigkeit als psychologische Beraterin & Coach zu ergänzen. Hier aber zunächst einmal der „trockene“ Theorie-Teil ;-).
Teil 1: Die theoretischen Grundlagen
Die Hypnose – neurophysiologische Grundlagen des Verfahrens
Hier wäre allerdings – wie so oft – zunächst einmal eine genauere Defintion und Präzisierung des hier verwendeten Begriffes „Bewusstsein„ von nöten. Es geht nämlich bei dem „durch Suggestion herbeigeführten, schlafähnlichen Zustand mit Einengung des Bewußtseins“ ausdrücklich nicht um den Begriff eines „Bewusstseins in der 1. Person-Perspektive„, sondern um die Verminderung des „stimulus-induzierte Aktivität“ durch Umweltreize zu gunsten einer Vermehrung des „Ruhezustandes“ der Gehirnfunktionalität; oder einfacher ausgedrückt um einen Trance ähnlichen Zustand zwischen so etwas wie „Tagträumerei“ und beginnendem Einschlafen.
Hierbei scheint aus neurophysiologischer Sicht das „default mode network“ (DMN) des Gehirns eine entscheidende Rolle zu spielen. Dieser Zustand wird operational als „Ruhezustand“ bezeichnet, da er die „Eigenaktivität des Gehirns“ meint. Der Begriff „Ruhezustand“ ist an dieser Stelle allerdings ein wenig irreführend, da die Aktivität des Gehirns gar nicht geringer wird, sondern lediglich eine Verschiebung der Aktivität in den Gehirnarealen stattfindet. Bei der Messung der Gehirnaktivitäten kann man feststellen, dass beim „Ruhezustand“ in dem oben erwähnten „default mode network“ (DMN) eine signifikante Erhöhung stattfindet.
Bei einer „stimulus-induzierte Aktivität“ ist dem hingegen eine Erhöhung im „zentralen exekutiven Netzwerks“ (CEN) messbar. Insofern kann man eher von einer „Balanceverschiebung“ zwischen den unterschiedlichen Gehirnarealen „DMN vs. CEN“ sprechen, je nachdem ob wir mit „äußeren Reizen“ als „stimulus-induzierte Aktivität“ konfrontriert oder mehr mit uns selbst im Falle des „Ruhezustandes“ beschäftigt sind. Aktiv sind wir in beiden Fällen, da der „Ruhezustand“ des Gehirns im Gegenteil als eine Phase höchster Konzentration und „Selbstfokussierung“ beschrieben werden kann.
Die „stimulus-induzierte Aktivität“ des Gehirns lässt sich mit den intensiven Sinneseindrücken und deren Verarbeitung in einer belebten Fußgängerzone der Stadt vergleichen, die ein hohes Maß an Aufmerksamkeit abverlangt. Ebenso kann aber auch der „Ruhezustand“ des Gehirns beim „Tagträumen“ auf einer Couch ebenso ein hohes Maß an Konzentration abverlangen, da man seine Gedanken fokussieren muss. In diesem Zustand steigt der introspektive „Selbst-Fokus“ und der stimulus-aktivierte „Umwelt-Fokus“ sinkt.
In meinen folgenden Arbeitshypothesen gehe ich davon aus, dass im hypnotischen Trance-Zustand eine Induktion dieses oben beschriebenen „Ruhezustandes“ zielgerichtet herbei geführt wird. In diesem Zusammenhang möchte ich nachweisen, dass die hierbei stattfindenden mentalen Prozesse auf dem Konzept des „embodiment“ und dem „embededdness“ beruhen und sich damit auch beschreiben lassen. Aus meiner Sicht findet während der hypnotischen Induktion und im späteren Trancezustand eine Konfiguration des „Ruhezustandes“ statt, die als „Synchronisierung“ der Balance zwischen DMN und CEN beschrieben werden kann. Um dies näher zu erläutern, soll hier zunächst einmal die psychotherapeutischen Anwendung des Hypnose-Verfahrens genauer beschrieben werden.
Die Hypnose – psychotherapeutische Anwendungen des Verfahrens
„Hypnose w [von Hypnos = griech. Gott des Schlafs, Zwillingsbruder des Thanatos (Gott des Todes)], E hypnosis, durch Suggestion herbeigeführter, schlafähnlicher Zustand mit Einengung des Bewußtseins und herabgesetzter Willensbildung. Die Patienten schlafen dabei jedoch nicht, was auch durch während der Hypnose abgeleitete Hirnströme, die ein leicht modifiziertes Wachbild zeigen, nachgewiesen werden kann (Elektroencephalogramm). Während der Hypnose ist der Mensch Anweisungen besonders zugänglich und vermehrt suggestibel.“ (Quelle: https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/hypnose/5825)
Der hypnotischen Trance-Zustand, der auch schon mal gerne als durch Suggestion „provozierter Somnambulismus (Schlafwandelei)“ bezeichnet wird und in der „Hypnotherapie“ erfolgreich eingesetzt wird, unterscheidet sich doch deutlich von dem „komatösen Esdaile-Zustand“ einer „Tiefen-Hypnose“, welche eher als schmerztherapeutisches Verfahren oder in Kombination mit Anästhesieverfahren (Hypnoanästhesie) verwendet wird. Besonders der Esdaile-Zustand ist den meisten Menschen eher gemeinhin bekannt, da er in fraglichen „Bühnenshows“ von Hypnotiseuren schon des Öfteren als „Effekthascherei“ eingesetzt wurde. Demgegenüber steht der sinnvolle, therapeutische Einsatz der Hypnose zur Behandlung von diversen Angstzuständen, Behandlung von Abhängigkeiten und Schlafstörungen.
Und obwohl die medizinische und psychologische Wirksamkeit der Hypnose in zahlreichen Studien und Versuchen belegt worden ist (z. B. „Wirksamkeit, Sicherheit und Anwendungsmöglichkeiten medizinischer Hypnose – Eine systematische Übersicht von Metaanalysen“ auf https://www.aerzteblatt.de/archiv/177656/Wirksamkeit-Sicherheit-und-Anwendungsmoeglichkeiten-medizinischer-Hypnose) bestehen weiterhin manchmal Ressentiments gegenüber der Hypnotherapie. Einer der Gründe mag in den noch nicht genau geklärten Wirkungsweise der Hypnose liegen. Dies soll im Folgenden geändert und die neurophysiologischen Prozesse der Hypnose einmal genauer unter die Lupe der kognitiven Neurowissenschaften genommen werden.
Die Hypnose – die allgemeine Methodik des Verfahrens
Zuvor wäre aber erst einmal die Methodik genau zu definieren, bevor es um ihre Wirkung geht. Da es hier aber die unterschiedlichsten Ansätze und Schulen gibt, habe ich mich für eine allgemeine Defintion der Methodik entschieden:
„Bei der Hypnose ging man ursprünglich davon aus, dass es sich um einen schlafähnlichen Zustand handelt. Als Hypnotiseur bezeichnet man dabei die hypnotisierende Person, als Hypnotisand (auch: Proband, in der Hypnotherapie Patient oder Klient) die hypnotisierte Person. Dabei kann eine Person auch beide Rollen übernehmen, wobei dies als Auto- oder Selbsthypnose bezeichnet wird; in allen anderen Fällen nennt man es Fremd- oder Heterohypnose. Eine hypnotische Trance wird mittels Hypnose induziert (Induktion), der Proband befindet sich in Hypnose oder in einer hypnotischen Trance. Zur Beendigung wird die Trance aufgelöst bzw. exduziert (Exduktion), der Hypnotisand wacht auf. Wird der Proband (zum Beispiel zwecks Vertiefung der Trance) aus der Trance geholt und kurz darauf wieder zurück in Trance versetzt, so spricht man von Fraktionierung. Im Rahmen der Hypnose werden dem Probanden ggf. verbale Anweisungen, sog. Suggestionen, gegeben, die direkt auf das Unbewusste wirken sollen. Suggestionen, die auch nach Auflösung der Hypnose noch wirksam sein sollen, werden als posthypnotische Suggestionen bezeichnet. Unter posthypnotischer Suggestion treten messbare Veränderungen der Informationsverarbeitung im Gehirn auf. In neuropsychologischen Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren konnte gezeigt werden, dass dabei die Aktivität bestimmter Gehirnareale selektiv reduziert ist.[3] (https://de.wikipedia.org/wiki/Hypnose)
Von den „schlafähnlichen Zuständen“ hat man sich mittlerweile distanziert, wobei es aber in Bezug auf die Technik der „Meditation“ durchaus Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede gibt. Hierauf werde ich am Schluss noch einmal genauer eingehen, um die Befunde von empirischen Studien zur Wirkunsweise der „Meditation“ auf Möglichkeiten der Übertragung auf die „Hypnose“ zu untersuchen.
Empirische Beweise zur Wirkung der Hypnose
Ein Ansatz zur Aufklärung des Phänomens wird in den kognitiven Neurowissenschaften mit Hilfe der dynamischen, nicht-invasiven, bildgebenden Verfahren (fMRi, EEG und PET) verfolgt. Eine groß angelegte Studie zu diesem Thema stellt das „OMNI HypnoScience® Projekt„ als Kooperationsprojekt der Universität Zürich und der Hypnose.NET GmbH dar, bei der „in einer ersten Phase auf eine hochqualitative Untersuchung der neurophysiologischen Korrelate der Hypnose und ihrer Sub-Zustände„ abgezielt wird.
Dies klingt nicht nur so, sondern beinhaltet auch einen ähnlichen wissenschaftlichen Ansatz, der mit der Suche nach dem NCC („neural correlates of consciosness“) stark „korreliert“. In der Phase der Hypnose wurden in der Studie hauptsächlich in der sogenannte „Insula„-Region des Gehirns als stärker aktivierte Zentren im fMRI-Scan nachgewiesen. Die „erste Hürde“ zur Aufklärung der Wirkmechanismsen der Hypnose ist laut dem Projekt des „OMNI HypnoScience® Projekt“ aber bereits schon genommen worden:
„Das HypnoScience-Projekt hat bereits eine erste Hürde erfolgreich gemeistert und die Erhebung von 50 fMRI-Datensätzen erfolgreich abgeschlossen. In einer ersten Analyse wurden Unterschiede in der Konnektivität zwischen Hirnarealen in Abhängigkeit der Zustände ausgewertet und erstmalig am Hypnosekongress in Zürich Ende Oktober 2018 einige Einblicke gewährt.“ (https://hypno.science/hintergrund/#ergebnisse)
Die Neuroplastizität des Gehirns als Grund für die Wirkungsweise der Hypnose
Die Ergebnisse der aktuellen Studie des „HypnoScience-Projektes“ bestätigen zudem die Auswertungen älterer Studien (z.B. Crawford et al., 1998; Faymonville et al.,. 2000; Grond et al., 1995; Kosslyn M, et al. 2000; Maquet et al., 1999 ; Rainville et al., 1997, 1999; 2002; Szechtman et al., 1998), die eine plastische Veränderung des Gehirns in Folge der hypnotischen Trance-Induktion empirisch nachweisen können.
Professorin Dr. Ulrike Halsband aus dem Bereich der Neuropsychologie am Institut für Psychologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg hat sich in einer weiterführenden Studie mit dem „Lernen von Wortpaarassoziationen im Wachzustand und in Hypnose- PET-Studien und Neuropsychologie“ beschäftigt. Aus den empirischen Daten der PET-Untersuchungen zum Wortpaarassoziationslernen ließe sich nachweisen, dass bei hochsuggestiblen Normalprobanden „bilaterale Aktivierungen im präfrontalen Cortex (Brodmann Areale 9/45/46) und im anterioren cingulären Cortex“ in der Enkodierungsphase stattfanden. Aber noch interessanter ist es, dass sich:
„unter Hypnose zusätzlich occipitale und verstärkte präfrontale Aktivierungen [zeigten]. In der Abrufphase (Wachzustand) waren in der vorangegangenen Lernbedingung unter Trance erhöhte Neuronenaktivitäten im präfrontalen Cortex, Cerebellum und zusätzliche Aktivierungen im Sehzentrum nachweisbar. […] Die Ergebnisse sprechen für eine verbesserte Umsetzung bildhafter Repräsentationen in Hypnose. […] Tranceinduktion führt zu einem intensiveren Farberleben; die PET-Ergebnisse zeigten eine erhöhte neuronale Aktivität im Sehzentrum und korrelieren mit dem Grad der subjektiv empfundenen Entspannung. Interessanterweise ergaben sich aus neurobiologischer Perspektive Überlappungen mit neuronalen Schaltkreisen, denen eine bedeutende Funktion zuteil wird i) im Aufmerksamkeitssystem, ii) in der impliziten Informationsverarbeitung.“ (Ulrike Halsband: „Neurobiologische Grundlagen der Hypnose – neueste Erkenntnisse aus der Hirnforschung“, Quelle: https://dgh-hypnose.de/neurobiologische-grundlagen-der-hypnose-neueste-erkenntnisse-aus-der-hirnforschung)
In einer vielleicht etwas verständlicheren Übersetzung bedeutet dies, dass die Hypnose zu einer nachweisbaren Erhöhung der Aktivitäten im Sehzentrum, einhergehend mit einem stärkeren Farberlebnis bei gleichzeitiger Entspannung führt; also ein Grad hoher Aufmerksamkeit und Fokussierung trotz oder gerade wegen des „Chillens“ unter Hypnose. Die Fähigkeit zu Visualisierungen scheint eine Voraussetzung für das Versetzen in den hypnotischen Trance-Zustand zu sein. Dies wird auch häufiger als Grund genannt, warum niedrigsuggestible Menschen nicht so gut in Hypnose versetzt werden können, da ihnen diese Fähigkeit zu Visualisierungen scheinbar fehlt. Aus den Ergebnissen der kognitiven Neurowissenschaften lässt sich aber eindeutig nachweisen:
„Hypnotische Trance bringt im Gehirn eine Reihe faszinierender Prozesse und Phänomene in Gang. Moderne Technik kann diese erfassen und sichtbar machen. Hierzu gehören sowohl neurophysiologische Methoden wie das Elektroencephalogramm (EEG) als auch die funktionelle Bildgebung, die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) und die Positronenemissionstomografie (PET). Die Verfahren erlauben dem Hypnotiseur und Therapeuten, die Auswirkungen der hypnotischen Trance auf das Gehirn »schwarz auf weiß« belegen zu können. Dabei zeigt sich, dass eine hypnotische Tranceinduktion zu plastischen Veränderungen im menschlichen Gehirn führt. Hiermit gelang ein wesentlicher Durchbruch in der Erforschung der neuronalen Grundlagen der Trancezustände. Aus neurowissenschaftlicher Perspektive besteht heutzutage Übereinstimmung, dass Hypnose ein neurobiologisch erfassbares Korrelat der Hirnfunktion in einem veränderten Bewusstseinszustand darstellt (Rainville et al. 2002)“ (Ulrike Halsband: Neurobiologie der Hypnose, 2009, S. 3, https://www.researchgate.net/publication/225217097_Neurobiologie_der_Hypnose)
Die Gehirnfrequenzen der Hypnose als Beispiel für eine strukturale Kopplung „embededdness“ und funktionale Synchronisierung „embodiment“
Eine besondere Rolle zur Aufdeckung der Wirkungsmechanismen des hypnotischen Trance-Zustandes kommt hierbei der Analyse der Gehirnfrequenzen, umgangssprachlich „Gehirnwellen“, in der Elektroenzephalografie (EEG) zu. Hierbei unterscheidet man aus dem Frequenz-Spektrum, sogenannte Frequenz-Bänder, die einen eigenen Namen erhalten haben:
– Delta-Welle: 0,1 bis < 4 Hz in der traumlose Tiefschlafphase
– Theta-Welle: 4 und < 8 Hz bei Schläfrigkeit und in den leichten Schlafphasen
– Alpha-Welle: 8 und < 13 Hz bei leichter Entspannung bzw. entspannter Wachheit, Assoziationen bei geschlossenen Augen
– Beta-Welle: 13 und etwa 30 Hz haben verschiedene Ursachen und Bedeutungen
– Gamma-Welle: ab etwa 30 Hz, bei starker Konzentration, Lernprozessen oder dem Meditieren
Zunächst einmal kann aus den EEG-Messungen abgeleitet werden, dass sich der hypnotische Trance-Zustand eindeutig von dem Schlafzustand unterscheidet, aber durchaus Komponenten einer leichten Schläfrigkeit bei gleichzeitiger entspannter Wachheit besitzt. Aufgrund der großen „interindividuellen Variabilität der Frequenzbandgrenzen“ (Ulrike Halsband: Neurobiologie der Hypnose, 2009) fällt eine scharfe Abgrenzung der Frequenzbänder von Proband/-in zu Proband/-in allerdings sehr schwer. Trotzdem kann man aus den EEG-Untersuchungen allgemein feststellen, dass eine deutliche Erhöhung der Delta- und Theta-Aktivitäten im EEG stattfindet, welches eine Deutung des hypnotische Trance-Zustandes als eine Art „Zwischenzustand“ der Schläfrigkeit bis hin zu leichten bis tiefen Schlafphasen belegen könnte.
Die empirischen Befunde zeigen aber auch, dass eine Trance-Induktion oder hypnotische Trance mit einer „Zunahme der Theta-Bandleistung im occipitalen, zentralen und frontalen Kortex“ als „Veränderung der Frontallappenfunktionen„ korreliert. Die gemessenen Veränderungen der Frontallappenfunktionen lassen sich durchaus als eine „Interaktion zwischen Hypnotiseur und Versuchsperson“ interpretieren und weisen in diesem Sinne durchaus auf eine „strukturale Kopplung„ in Form des „embededdness“ der Probandin/des Probanden mit seiner Umwelt als soziale Interaktion mit ihrem/seinem Hypnotiseur/-in hin.
Hierbei dient die in der Hypnose eingesetzte Musik ebenfalls einem ähnlichen Zwecke, da sie als eine „funktionale Synchronisierung“ in Form des „embodiments“ die akustischen Stimuli mit den Gehirnfrequenzen korreliert. Das beobachtete Phänomen wurde zum Beispiel unter dem Begriff „entrainment„ von Peter Lakatos et. al in dem Artikel „A New Unifying Account of the Roles of Neuronal Entrainment„ (Peter Lakatos, Joachim Gross, Gregor Thut: „A New Unifying Account of the Roles of Neuronal Entrainment“, National Library of Medicin, 2019) beschrieben. Das Team konnte in dieser empirischen Studie nachweisen, dass die auditorisch wahrgenommen Sprache als Input vom Gehör direkt auf das Gehirn wirkt. Hierbei konnte ebenfalls gezeigt werden, dass ein „embodiment“ in Form einer funktionalen Synchroniserung der Sinnesorgane mit dem Gehirn stattfindet, die zu einer Verbesserung der Aussprache führt.
Der gesamte Körper mit seinem Zentralnervensystem und anderen Sinnesorganen ist folglich an diesem Prozess beteiligt und nicht nur sein Gehirn. Dies lässt sich ebenfalls sehr gut an der deutlichen Erhöhung der Alpha-Wellen, als »Alpha-Aktivität« oder »Alpha-Power« im hypnotischen Trance-Zustand aus den EEG-Messungen ableiten. Dieser vermeintliche Widerspruch zum Trance-Zustand, als „entspannte Wachheit“ mit „Assoziationen bei geschlossenen Augen“, macht aber durchaus Sinn, da die strukturale Kopplung mit der Umwelt und die funktionale Synchronisierung mit dem Körper auch in dem hypnotischen Trance-Zustand erhalten bleibt oder sogar intensiviert werden kann. Es findet eine Rückkopplung des Gehirns über seinen Körper mit sich selbst und der Umwelt statt.
Die empirischen Befunde zur Korrelation der Alpha-Aktivität mit der Imaginationsfähigkeit der Versuchspersonen wurden z. B. von Brigitte Konradt et al. (2004) geliefert:
„Die Ergebnisse sind relevant für ein besseres Verständnis der Beziehung zwischen Hypnose und Imagination. Hypnotische Induktionen sowie Suggestionen leiten die Versuchspersonen dazu an, sich Erfahrungen und Handlungen als subjektiv reale Ereignisse vorzustellen. Imaginäre Prozesse stellen somit ein entscheidendes Kriterium für die Wirksamkeit von Hypnose dar.“ (Ulrike Halsband: Neurobiologie der Hypnose, 2009, S.5, https://www.researchgate.net/publication/225217097_Neurobiologie_der_Hypnose)
Diese „imaginären Prozesse“ werden auch häufig gerne als „innere Bilder“ beschrieben, was von Seiten der kognitiven Neurowissenschaften auch immer gebetsmühlenartig als Beleg für das Vorhandensein von „inneren Repäsentationen„ einer „äußeren Wirklichkeit“ als Ausdruck eines Neurozentrismus/Neurokonstruktivismus gedeutet wird.
Der Vorgang der hypnotischen Induktionen und des daraus resultierenden hypnotischen Trance-Zustandes kann aber interessanterweise in diesem Zusammenhang genau das Gegenteil beweisen. Die Visualisierungen während des Hypnose-Vorgangs sind eben nicht nur das „Produkt einer Gehirnaktivität“, die gemessen werden kann, sondern werden eben durch das „embodiment“ der Versuchsperson mit den Sinnesorganen seines/ihres Körpers und dem „embededdness“ der Versuchsperson mit dem Hypnosearrangement des Raumes und der sozialen Interaktion mit dem Hypnotiseur/-in nicht erst induziert oder evoziert, sondern sind bereits Bestandteil des „imaginären Prozesses“. Der Prozess der Visualisierung ist bereits schon Bestandteil der strukturalen Kopplung mit der Umwelt und der funktionalen Synchronisierung mit dem Körper. Eine Form von Bewusstsein als eine innere Repräsentation im Gehirn ist hierfür nicht von nöten.
Eine empirische Studie, die diesen Paradigmenwechsel des neurozentristischen Weltbildes hin zu einem neuroökologischen Weltbild mit einem „embodiment“ und „embededdness“ für das Hypnose-Verfahren belegen würde, harrt weiterhin einer konkreten Durchführung. Zum Thema „Meditation“ existiert bereits eine sehr aktueller Artikel von Austin Clinton Cooper, Bianca Ventura, und Georg Northoff „Beyond the veil of duality—topographic reorganization model of meditation“ (2022). Wenn ich hier aus der Einleitung in einer deutschen Übersetzung zitieren darf:
„Meditation kann einen tiefgreifenden Einfluss auf unser geistiges Leben ausüben. Geübte Meditierende berichten oft von einer Erfahrung, die keine Grenzen zwischen einem getrennten Selbst und der Umwelt kennt, was auf eine ausdrückliche Erfahrung von „nondualem Gewahrsein“ hindeutet. Was sind die neuronalen Korrelate solcher Erfahrungen und wie hängen sie mit der Idee des nondualen Gewahrseins selbst zusammen? Um die Auswirkungen der Meditation auf die räumliche Topographie des Gehirns zu entschlüsseln, überprüfen wir die Ergebnisse der funktionellen Magnetresonanztomographie des Gehirns aus Studien, die für eine Reihe von Meditationsarten und Erfahrungsstufen der Meditierenden. Außerdem werden die Ergebnisse von Studien untersucht, die direkt die Interaktion zwischen Meditation und der Erfahrung des Selbst untersuchen.
Die wichtigsten Ergebnisse sind (i) eine verringerte Aktivität des posterioren Default Mode Network (DMN) Aktivität, (ii) erhöhte Aktivität des zentralen exekutiven Netzwerks (CEN), (iii) verringerte Konnektivität innerhalb des posterioren DMN sowie zwischen posterioren und anterioren DMN, (iv) erhöhte Konnektivität innerhalb des anterioren DMN und des CEN, und (v) signifikant beeinträchtigte Konnektivität zwischen dem DMN und dem CEN (wahrscheinlich ein nichtlineares Phänomen).
Zusammengenommen deuten diese Ergebnisse auf eine tiefgreifende organisatorische Verschiebung der räumlichen Topographie des Gehirns bei fortgeschrittenen Meditierenden – wir schlagen daher ein Modell der topographischen Reorganisation der Meditation (TRoM) vor. Eine zentrale Komponente des TRoM ist, dass die topographische Reorganisation von DMN und CEN mit einer Abnahme der mentalen Selbst-Verarbeitung zusammen mit einer Synchronisation mit den eher nondualen Schichten der Selbstverarbeitung, insbesondere der interozeptiven und exterozeptiven Selbstverarbeitung. Diese Reorganisation der Funktionalität sowohl des Gehirns als auch der Selbstverarbeitung kann zur expliziten Erfahrung von nondualem Bewusstsein führen. Zusammenfassend bietet diese Übersicht einen Einblick in die tiefgreifenden neuronalen Auswirkungen fortgeschrittener Meditation und schlägt ein ergebnisorientiertes vereinheitlichendes Modell (TRoM) vor, das darauf abzielt, die untrennbar miteinander verbundenen objektiven (neuronalen) und subjektiven (erfahrungsbezogenen) Wirkungen der Meditation zu identifizieren.“ (Austin Clinton Cooper, Bianca Ventura, und Georg Northoff: „Beyond the veil of duality—topographic reorganization model of meditation“ (2022), S. 1 u. 17, aus: Neuroscience of Consciousness, Volume 2022, Issue 1, 2022, niac013, Quelle: http://www.georgnorthoff.com/s/Beyond-the-veil-of-duality-Meditation-Final-version-2022.pdf)
Da es bei diesem Artikel aber explizit um neurowissenschaftlichen Befunde zur „Meditation“ und nicht zur „Hypnose“ handelt, sind die Ergebnisse selbstverständlich nur bedingt übertragbar. Zu anfangs des Essays hatte ich aber auch schon bereits auf die Gemeinsamkeiten von „Hypnose“ und „Meditation“ verwiesen. Daher muss man leider noch auf einen äquivalenten, neurowissenschaftlichen Artikel mit demselben methodischen Rahmen für die Hypnose warten oder sich schon einmal mit den Ergebnissen aus der praktischen Anwendung auseinander setzen. Genau zu diesem Zwecke hatte ich meine Frau Susanne Boucsein einmal gebeten von ihren praktischen Erfahrungen aus der Hypnose-Anwendung im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit als psychologischen Beraterin und Coach zu berichten.
Teil 2: „Die praktischen Anwendungen der Hypnose“ als Gastbeitrag von Susanne Boucsein
Hypnose
„Das Unterbewusstsein ist eine Schatzkiste, für die es nur den passenden Schlüssel braucht. Ich gebe Ihnen gerne die Schlüssel in die Hand, denn nur Sie können die Tür öffnen.“ (Susanne Boucsein)
In der Philosophie spricht man gerne von „Der Macht der Gedanken“ und in der Hirnforschung von „Neuroplastizität“. Ich nenne es lieber aus Sicht der Phänomenologie „Eine Reise zu sich selbst“.
Die Hypnose ist eine der effektivsten, lösungsorientiertesten Verfahren in der Psychotherapie. In Deutschland wurde Hypnose 2006 als eine wissenschaftlich begründete, psychotherapeutische Methode anerkannt (Quelle: Deutsche Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V. ). In meiner Arbeit als psychologische Beraterin und Coach konnte ich immer wieder die Wirksamkeit der Hypnose bestätigt finden. Im Folgenden möchte ich daher einmal von den Erfahrungen aus meiner Tätigkeit berichten.
Hypnose als praktische Methodik
Die Hypnose ist ein Methode, bei der die Klienten in einen tranceähnlichen Zustand geführt werden. In dieser besonderen Phase, die zwischen einem Wachzustand mit erhöhter Sinneswahrnehmung und einem Trancezustand liegt, gelingt es dem/der Hypnotiseur*in auf den/die Klient/-innen zielgerichtet und wirksam einzugehen.
Im Trancezustand der Hypnose werden neue Möglichkeiten für die Gestaltung der Zukunft oder Bewältigung der Vergangenheit des/der Klienten/-innen eröffnet. Die hierbei gegebenen hypnotischen Suggestionen unterstützen nicht nur bei der Umstrukturierung vergangener Glaubenssätze, sondern sie können auch den Klienten/-innen helfen die eigenen Ressourcen und Potentiale wieder zu entdecken und für ihre eigenen Ziele zu nutzen.
Beschreibung möglicher Prozesse im Trancezustand der Hypnose
Eine mögliche Beschreibung der Vorgänge im Trancezustand der Hypnose könnte meines Erachtens in dem Vergleich zur Meditation liegen. Es existieren aus meiner Sicht hier durchaus Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede, die ich hier nur kurz anreißen möchte. Die Gemeinsamkeit könnte man als eine Art der Selbstfokussierung als „eine Reise zu sich selbst“ beschreiben. Die Unterschiede liegen unter Umständen in dem Grade der Autosuggestion in Form der Unterstützung durch den Hypnotiseur*in sehen.
Diese Prozesse könnte man so beschreiben, dass bei einem hypnotischen Trancezustand das Gehirn in einer Art „Leerlauf-Position“ schaltet. Man bekommt also die „Freiheit“ geschenkt, sich einmal „nur“ mit sich selber zu beschäftigen und nicht permanent die einfließenden Reize von außen zu verarbeiten. Dennoch sind das Gehirn und die Sinnesorgane in diesem Zustand immer noch sehr aktiv, eigentlich noch viel aktiver als im Wachzustand, da man stark mit sich, seinen Visualisierungen, dem eigenen Körpergefühl und der Wahrnehmung des Hypnose-Arrangements (Stimme des Hypnotiseurs/Hypnotiseurin, Hintergrundmusik, etc.) beschäftigt ist. Man könnte diesen hypnotischen Trance-Zustand so vergleichen, als wenn der Geist von einem Gedanken absorbiert wird und sich in der Betrachtung eines Bildes verliert oder auch als ein „Wegträumen“ zurück in die „visualisierten Bilder der Vergangenheit“.
Dieser Zustand verbindet uns weiterhin mit der umgebenen Wirklichkeit. Doch die bewusste Verarbeitung der Reize gerät immer mehr in den Hintergrund. Man nimmt alles wahr, ist ansprechbar und weiß hinterher noch alles, was geschehen ist. Insofern kann man hier von einem „embodiment“ (strukturale Kopplung von Körper und Gehirn) und „embededness“ (funktionale Synchronisierung des Gehirns mit seiner Umwelt) des mentalen Prozesses sprechen.
Wie funktioniert Hypnose
Die/der Hypnotiseur*in leitet den/die Klienten/-in erst einmal in einem ruhigen Zustand. Die Einleitung in den hypnotischen Entspannungszustand wird auch Induktion genannt. Befindet sich der/die Klient/-in in diesem Zustand, ist er nun bereit die Suggestionen aufzunehmen und darauf zu reagieren. Suggestionen bestehen aus der Wiederholung von Sätzen, welche der/die behandelnde Hypnotiseur/in zuvor mit dem/der Klienten/-in erarbeitet hat. Sie dienen in der Hypnose zur Umdeutung einer Vorstellung oder Empfindung. Dies hat zur Folge, dass der/die Klient/-in zu einer Umstrukturierung der festgefahrenen Glaubenssätze gelangt, oder dass man sich seiner alten Verhaltensmuster, in dem man sich oft Jahre lang befindet, bewusster wird.
Die Umdeutung von Vorstellungen verläuft natürlich nicht auf sprachlicher, sondern auf visueller Ebene. Deshalb spielt die Visualisierung der erlebten Erfahrungen eine sehr große Rolle. Die „inneren Bilder“, die hierbei induziert oder evoziert werden, sowie symbolische Darstellungen sind wichtig für den positiven Verlauf der Hypnose. Diese Visualisierung stellen aber keinesfalls nur „interne Repräsentationen„ einer äußeren Wirklichkeit dar. Im Gegenteil, während der Hypnose ist der/die Klient/-in über das „embodiment“ und das „embededdness“ noch stärker mit dem Körper und der Umwelt verbunden, ansonsten könnte der/die Hypnotiseur/-in den/die Klienten/-in nicht erreichen und die Suggestion nicht die gewünschte Wirksamkeit erlangen.
Veränderung von Denk- und Verhaltensmustern
Viele Verhaltensmuster, aus denen wir uns nicht befreien können, gehen irgendwann in einem Automatismus über. Die Hypnose unterstützt Klienten/-innen die automatisierten, psychischen und physische Prozesse neu zu gestalten, an die man in einem Wachzustand gar nicht gelangen könnte. Die Hypnose ist somit ein effektives „Werkzeug“, das Bild, was wir von uns haben zu verändern und unsere Verhaltensstrukturen aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Das bedeutet, die passiven Ressourcen und Potentiale neu zu aktivieren und für Zielsetzungen positiv zu nutzen.
Meine Aufgabe als Hypnotiseurin ist es hierbei diese Synchronisierung des/der Klienten/-in durch Suggestionen zu leiten. Durch die in Hypnose induzierten Suggestionen kann der/die Klient/-in bestimmte Themen die ihn/sie betreffen, besser umstrukturieren. Das bedeutet, dass durch das Hypnoseverfahren bestimmte „Knotenpunkte“ des Langzeitgedächtnisses eine andere Gewichtung bekommen und negative Gedanken positiv umgelenkt werden können.
Hypnotische Suggestion
Die Suggestionen sind wichtig um den erwünschten Veränderungsprozess bei den Klienten/-innen zu bewirken. Wichtig ist, dass für jede(n) Klienten/-in diese individuell festgelegt werden. Für Klienten, die negative Glaubenssätze schon seit ihrer Kindheit internalisiert haben, ist die Hypnose eine gute Möglichkeit diese unbewussten Verhaltensmuster und Denkweisen neu auszurichten und positive Glaubensinhalte in ihrem Unterbewusstsein zu manifestieren. Dieses ist eine absolute Bereicherung, denn Glaubenssätze bestimmen unser ganzen Leben. Ich bezeichne gerne das Unterbewusstsein als eine „Gedächtnisfestplatte“, da hier alle Erfahrungen, ob positiv oder negativ, abgespeichert werden.
Mein Weg zur Hypnose
Ich habe mich schon seit Jahren mit dem Unterbewusstsein beschäftigt und meine Neugierde bewog mich dazu noch tiefer in diese Thematik einzusteigen. So führte mich mein Weg zur Hypnose. Meine praktischen Selbsterfahrungen bei meinem späteren Ausbildungsinstitut waren überwältigend. In dem Zusammenhang las ich Bücher von James Braid (geb.1795, verst. 1860), den Vater der Hypnose oder von Milton Erickson (geb. 1901, verst. 1980), den Begünder der Hypnosetherapie. Milton Erickson war mir bereits aus meinen Ausbildungen aus dem NLP-Bereich bekannt und seine Konzepte zur Hypnose hatten mich fasziniert. Durch meine Ausbildung als Hypnose-Master und meine langjährigen Erfahrungen aus meiner Tätigkeit im Bereich der psychologischen Beratung & Coaching ist es mir jetzt möglich noch ressourcen-, ziel- und lösungsorientierter meine Klienten/-innen zu unterstützen.
Um zum Beispiel: negative Verhaltensweisen loszulassen, mehr Lebensfreude zu gewinnen, das Selbstbewusstsein zu stärken, Blockaden zu lösen, Stressbewältigung durchzuführen, mehr Leichtigkeit und Lebensfreude zu erlangen, Schlafstörungen aufzulösen, Prüfungsängste abzulegen, mit dem „inneren Kind“ auseinanderzusetzen. Sie wirkt unterstützend: bei der Gewichtsreduktion, und Raucherentwöhnung, bei Rede- und Vortragshemmungen und in Liebesbeziehungen.
Daher hoffe ich, dass die Schilderung meiner positiven Erfahrungen und Erlebnisse mit der Hypnose zu einem Umdenken in Bezug auf die Wirksamkeit und dem Nutzen des Verfahrens beitragen konnte.
© Dirk Boucsein – „Teil 1: Die theoretischen Grundlagen“, Susanne Boucsein – „Teil 2: Die praktischen Anwendungen der Hypnose“
Hallo Dirk,
kann es sein, dass die vier E’s gar nicht Bewusstsein thematisieren, sondern Identität? In ihr verbindet sich Inneres und Äußeres, Subjekt und Objekt, Körper und Umwelt, Gene und Sozialisation. Bewusstsein wäre dann wieder eine Eigenschaft des Gehirns.
Schließlich ist mein krummer Rücken Ausdruck meiner Identität und nicht meines Bewusstseins. Bewusstsein „spiegelt“ lediglich die Identität, bringt sie zum Ausdruck, sowohl von innen erlebbar, wie auch von außen beobachtbar.
Hallo Wolfgang,
herzlichen Dank für Deinen Kommentar, über den ich mich sehr gefreut habe.
Zu Deiner Rückfrage, „dass die vier E’s gar nicht Bewusstsein thematisieren, sondern Identität?“.
Leider nein. Der Begriff „Identität“, als mit sich deckungsgleiche „Persönlichkeit“ ist vielleicht noch mit dem „Selbst-Bewusstsein“ verwandt, kann ebenso wie die „Differenz“ zum „Unter-Bewusstsein“ eher der Phänomenologie zugeschrieben werden. Die 4 E’s thematisieren (leider) doch mal wieder das Bewusstsein im Sinne einer „Philosophie der situierten Kognition“ (PSK). Wenn ich hier aus dem Essay zitieren darf:
„Der Ansatz der situierten Kognition geht davon aus, dass das Gehirn nicht mehr als isolierte Entität zu betrachten sei. Das Gehirn müsse sich demzufolge nicht nachträglich mit dem Körper und der Welt verbinden, um eine Wirklichkeit zu erschaffen. Die postulierten, neuen Dualismen von „Gehirn vs. Körper“ oder „Gehirn vs. Umwelt“ könnten insofern unter der Berücksichtigung des „embodiment“ und des „embededdness“ aufgelöst werden.“
Insofern gheört auch (leider) der „krumme Rücken“ als integraler Bestandteil eines lebenden Organismus, der struktural mit seiner Umwelt gekoppelt ist („embededdness“) und funktional mit seinem Gehirn und seinem Körper synchronisiert ist („embodiment“) mit dazu. Man muss hierzu nicht wieder monokausal das „Bewusstsein“ als eine „Eigenschaft des Gehirns“ sehen. Die „Eigenschaft Bewusstsein“ besitzt der ganze Körper und wird ebenfalls erst durch die „Eigenschaft“ der Umwelt hervorgerufen.
Daher denke ich auch, dass nichts „gespiegelt“ und nichts „von innen erlebt“ oder von „außen beobachtet“ werden muss. Es ist der Prozess selber, den wir „Bewusstsein“ nennen. Ich finde die Evidenzen, die man bei der Analyse der Hypnose finden kann in diesem Bezug zum Beispiel sehr aussagekräftig. Aber stelle dies hier gerne auch zur Diskussion.
Liebe Grüße
Dirk
Lieber Dirk,
eine Diskussion wird m.E. wenig Sinn machen, da sich erfahrungsgemäß an Positionen kaum etwas ändern wird. Nur soviel, ich denke, es handelt sich um einen Kategoriefehler, soweit man Bewusstsein über das Gehirn hinaus erweitert. Natürlich spielen Körper und Umwelt die wesentliche Rolle bei der Entstehung von Bewusstsein, aber Verkörperung ist nicht die Folge von Bewusstsein, sondern dessen Ursache.
Jedes Leben generiert das, was wir beim Menschen (und entsprechend Tieren) Bewusstsein nennen. Beim Einzeller ist es die Sensibilität gegenüber chemischen etc. Gradienten. War diese dort an der gesamten ‚Außenhaut‘ vorhanden, hat sie sich im Laufe der Evolution differenziert und spezialisiert in Form unseres Gehirns. Zu glauben, dass Bewusstsein im ganzen Körper ’sitzt‘, klingt für mich in der Tat schräg.
Wie gesagt, der Begriff der Identität oder wenn man so will, der Persönlichkeit, trifft genau das Thema der vier E’s, wobei man nach meiner Kenntnis sagen muss, dass es dort keine einheitliche Interpretation gibt und in der abgeschwächtesten Form Bewusstsein keine zentrale Rolle spielt, sondern der Fokus auf der Situiertheit liegt, also der äußeren und inneren Determination von (neuronal in Erscheinung tretendem) Bewusstsein.
Und: leider wird immer wieder der Fehler gemacht, ontologisches, phänomenologisches und operatives (bzw. medizinisches) Bewusstsein in der Argumentation durcheinander zu werfen.
Müsste es sich übrigens nach deinem Verständnis nicht um Neurozentrismus handeln, wenn du nur Gehirndaten heranziehst und nicht die Daten anderer (oder aller) Organe?
Ich möchte mich bei dir noch bedanken für die jederzeit fairen und freundlichen Diskussionen, auch wenn du anderer Meinung bist, das trifft man relativ selten an.
Lieber Wolfgang,
vielen Dank für Deinen freundlichen Kommentar und das Kompliment. Deine wertvollen Hinweise möchte ich selbstverständlich auch entsprechend würdigen und hierauf kurz eingehen, ohne eine neue Diskussion auslösen zu wollen, da wir diese schon des Häufigeren geführt haben ;-).
Ich glaube auch tatsächlich, dass es sich hier um einen „Kategoriefehler“ handelt, da Du meines Erachtens den Begriff „Bewusstsein“ auf eine Kategorie der „menschlichen Kognition“ einengst. Das Paradigam des Embodiments und des Embededdness versucht diesen tatsächlich eher weiter zu fassen und in der Kategorie basale Lebensfunktion zu fassen. Das ist natürlich in dieser Weise auch nur wieder reines „Kategoriendenken“ und kann das Phänomen auch nur schlecht als recht beschreiben. Besser beschreibt dies das Konzept des Prozesses, da Bewusstsein hier nicht als emergente Entität erst auftauchen muss, sondern schon im Prozess inkludiert ist.
WYSIWYG („what you see, is what you get“), wie der Informatiker sagt oder der Kölsche Jung „et is nix davoor un nix hahinter (in Königswinter ;-)“. Daher „sitzt“ da auch nichts als „Bewusstsein“ im Körper, da es da gar nicht rein muss, sondern schon dadurch da ist, dass der Körper lebt und Bestandteil seiner Umwelt ist. Okay, zugegebenermaßen klingt das schräg und fühlt sich wahrscheinlich nicht wirklich gut an. Den Widerwillen gegen diese Vorstellung kann ich sogar sehr gut verstehen. Daher hatte ich ihn ja schon in meinem alten Essay zum „Neurozentristischen Weltbild“ in die Reihe als Freuds „4. Kränkung der Menschheit“ gestellt:
„Die ontologische Kränkung (Markus Gabriel): das Ende des „neurozentristischen Weltbildes„, die erschütternde Feststellung, dass „Ich ist nicht Gehirn!“, dass das Gehirn nicht das Zentrum unseres Bewusstseins ist.“ (https://philosophies.de/index.php/2021/04/25/das-neurozentristische-weltbild/) Aber ich lasse das jetzt mal mit den weiteren Beschreibungen und Zitaten, die nur zu weit führen.
Daher kann ich Deinen Hinweis, dass der „Fehler gemacht [wird], ontologisches, phänomenologisches und operatives (bzw. medizinisches) Bewusstsein in der Argumentation durcheinander zu werfen“ nur unterstützen. Man muss hier tatsächlich sehr sauber trennen, ansonsten geht das Bewusstsein mit der Identität, Persönlichkeit, Wenn ich hier auch noch einmal die Wikipedia-Definition als erhellenden Konsens anbieten darf:
„Bewusstsein (abgeleitet von dem mittelhochdeutschen Wort bewissen im Sinne von „Wissen über etwas habend“,[1] lateinisch conscientia „Mitwissen“ und altgriechisch συνείδησις syneídēsis „Miterscheinung“, „Mitbild“, „Mitwissen“, συναίσθησις synaísthēsis „Mitwahrnehmung“, „Mitempfindung“ und φρόνησις phrónēsis von φρονεῖν phroneín „bei Sinnen sein, denken“) ist im weitesten Sinne das Erleben mentaler Zustände und Prozesse. Eine allgemein gültige Definition des Begriffes ist aufgrund seines unterschiedlichen Gebrauchs mit verschiedenen Bedeutungen schwer möglich. Die naturwissenschaftliche Forschung beschäftigt sich mit definierbaren Eigenschaften bewussten Erlebens.“
„συνείδησις syneídēsis „Miterscheinung“, „Mitbild“, „Mitwissen“, συναίσθησις synaísthēsis „Mitwahrnehmung“ […] ist im weitesten Sinne das Erleben mentaler Zustände und Prozesse.“, dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.
Ich gebe Dir auch vollkommen Recht und hatte dies lustigerweise schon antizipiert, wenn ich die „Gehirndaten“ als „Beweis“ für die Hypnose nehme, dass mir das als „Neurozentrismus“ wieder um die „Ohren gehauen“ wird ;-). Aus diesem Grunde hatte ich ja die Studie von Georg Northoff zu dem verwandten Phänomen der „Meditation“ im Zusammenhang mit dem Embodiment und dem Embededdness gestellt. Eine eigene Studie zur Hypnose in diesem Kontext wartet leider noch auf die Durchführung.
Dass es aber eine messbare, funktionale Synchronisierung zwischen dem Gehirn als „Beziehungsorgan“ und seinen anderen Organen, wie z. B. dem Herzen, der Lunge und dem Muskeltonus gibt, ist aber bereits schon nachgewiesen. Falls es Dich interessiert, die sehr informative Seite „dasgehirn.info“, die weitaus nicht in dem Verdacht steht dem neuen Paradigma der Verkörperung zu frönen, hat sogar schon auf ihrer Seite das Embodiment von Hirn und Herz „Mehr als nur eine Pumpe“ (https://www.dasgehirn.info/grundlagen/herz/mehr-als-nur-eine-pumpe) oder zum Embodiment selber „Der Körper denkt mit“ (https://www.dasgehirn.info/wahrnehmen/fuehlen/koerper-denkt-mit) beschrieben.
Ich möchte mich daher ebenfalls bei Dir bedanken für Deine Aufmerksamkeit, dass Du Dir die Zeit genommen hast, meine Gedanken durchzulesen. Unsere Diskussion empfinde ich auch als sehr freundlich und fair. Man muss ja nicht derselben Meinung sein. Ich will hier auch niemanden überzeugen. Im Gegenteil, ich schätze Deine gegenteilige Position sehr, da sie immer wieder die eigene Position hinterfragen lässt und Input gibt.
In diesem Sinne „bliev wie do bes“ und
„machet joot“
Dirk
Hallo Dirk und hallo Wolfgang.
Dirk, ich würde nicht mit dem philosophischen Konzept der 4E’s argumentieren wenn es darum geht auszudrücken dass der „physische“ Prozess des Organismus selbst das Erleben/Bewusstsein sei (wenn man davon ausgeht).
Der Grund ist folgendermaßen. Die 4E’s beginnen immer noch mit dem Konzept eines „Minds“ bzw. eines „Bewusstseins“. Das Bewusstsein sei dann verkörpert bis in die Umwelt hineinreichend. Man beginnt also wie das Leib-Seele Problem nach wie vor mit dem Mind/Geist/Bewusstsein und möchte den Mind nachträglich über das Gehirn hinaus in den Körper und in die Umwelt hineinspannen.
Man trennt also direkt von Beginn an wieder Mind/Geist/Bewusstsein von dem Rest der Welt (genauso wie es schon Descartes getan hat). Um es konkreter auszudrücken: man beginnt wieder cartesianisch bzw. dualistisch, auch wenn das Problem dann nachträglich durch die 4E’s „behoben“ werden soll, was natürlich letztendlich nicht klappt und genauso in sehr abstrakten philosophischen Argumenten stecken bleibt, statt dass man es wirklich zeigen könnte.
Meine Meinung: die 4E’s sind nicht „radikal“ genug bzw. beginnen mit dem gleichen Geburtsfehler wie das Leib-Seele Problem. Deshalb bleiben die 4E’s in dem gleichen metaphysischen Problem stecken.
Wenn man gar nicht erst beginnt die physiologischen Prozesse des Körpers und deren Interaktion mit der Umwelt beispielsweise im Bezug auf Bewusstsein im Wachzustand zu trennen, dann werden die 4E’s gar nicht mehr notwendig. Denn dann muss man nicht mehr behaupten dass der Geist z.B. „embodied“ oder „extended“ sei, da ein so verstandener Geist dann gar nicht mehr postuliert wird und das philosophische Problem in der Form nicht mehr entsteht.
Lieber Philipp,
vielen Dank für Deinen fachkundigen Kommentar und Unterstützung bei dem Projekt.
Ich würde Dir sofort Recht geben, das weißt Du. Du weißt allerdings auch, warum ich den Essay so aufgebaut habe, weil ich es Dir schon in unserem Videocall erklärt hatte. Ich kann es hier aber auch noch einmal öffentlich sagen.
Leider musste ich den Argumentationsgang zu der Hypnose so aufbauen, dass ich zunächst einmal ihre Wirksamkeit nachweisen musste. Dazu dienten die empirischen Daten aus der Hirnforschung. Damit ich aber nicht selber wieder in die Neurozentrismus/Neurokonstruktivismus Falle laufe, musste natürlich wieder ein Korrektiv in Form des Konzeptes der „4 E’s“ und des „Embodiment/Embeddedness“-Konzeptes in Northoffs Artikel zu Meditation her. Ich hätte natürlich auch gerne von anfang an auf dieses „Bewusstseins“-Gedöne verzichtet. Nur soweit ist unsere „Umwelt“ noch nicht, wie Du schon selber des Häufigeren betont hast.
Wenn Du z. B. schreibst „Wenn man gar nicht erst beginnt die physiologischen Prozesse des Körpers und deren Interaktion mit der Umwelt beispielsweise im Bezug auf Bewusstsein im Wachzustand zu trennen, dann werden die 4E’s gar nicht mehr notwendig. Denn dann muss man nicht mehr behaupten dass der Geist z.B. „embodied“ oder „extended“ sei, da ein so verstandener Geist dann gar nicht mehr postuliert wird und das philosophische Problem in der Form nicht mehr entsteht.“ Mache ich sofort mit. Da dies genau in dem Essay postuliert wird, es gibt keinen Unterschied zwischen den „physiologischen Prozesse des Körpers und deren Interaktion mit der Umwelt beispielsweise im Bezug auf Bewusstsein im Wachzustand“ oder im Trancezustand der Hypnose. Es ist immer noch derselbe mentale Prozess der strukturalen Kopplung mit der Umwelt und der funktionalen Synchroniserung mit dem Körper. Ich brauche hierfür keinen „Bewusstseins“- geschweige denn „Geist“-Begriff. Nur das kann ich den Lesern so nicht zumuten. Wer dies weiterhin „Bewusstsein“ oder „Geist“ nennen will, soll dies machen. Das tut mir nicht weh 😉
Liebe Grüße
Dirk
Das verstehe ich alles. Ich bezog mich nicht auf deinen Artikel, sondern auf deine Antwort an Wolfgang.
Wolfgang kritisierte, irgendwo auch hier im Blog einmal, dass er z.B. die philosophische Idee eines „extended minds“ (eines der 4Es) absurd findet. Ohne in die Details zu gehen stimme ich Wolfgang grundsätzlich zu.
Was ich sagen wollte war lediglich dass ich in einer Diskussion nicht die 4Es anwenden würde, da ich dann in die gleiche Falle trete die ich anderen eventuell unterstelle.
Es gibt z.B. Studien über Interozeption die gezeigt haben dass bestimmte Stimuli als selbstbezogen erlebt werden wenn die Stimuli synchron mit dem Herzschlag der Person dargeboten werden. Werden die Stimuli asynchron zum Herzschlag dargeboten, so werden die Stimuli als neutral erlebt. Stellen solche Befunde empirische Evidenz für das Embodiment dar? Nicht unbedingt. Denn auch der Herzschlag bzw. genauer die Variabilität des Herzschlags wird laufend durch das Gehirn moduliert, auch wenn das Herz durch seine pacemaker Zellen autonom ohne Inputs aus dem Gehirn weiterschlägt.
Das bedeutet dass selbst solche interessanten Befunde nicht eindeutig für die philosophische Idee des Embodiments herangezogen werden können, da man sie oftmals auch anders interpretieren kann.
Bis dann und besten Gruß,
Philipp
Hallo Philipp, hallo Dirk,
der Nebel lichtet sich, wenn ihr sagt, dass Bewusstsein, Geist, mind, etc. der vier E’s sowie der Philosophie des Geistes gelöscht werden können.
Ich würde es ja als Sensibilität bezeichnen, denn Leben hat zwangsläufig Sensibilität, ansonsten würde Leben wie Zombies durch die Welt stolpern und überall anecken, Sensibilität ermöglicht somit Orientierung. Bei uns hat dies eine ungeheuere Differenzierungsstufe erreicht und spezialisiert sich in der Form eines Nervensystems, wobei diese Form den ganzen Organismus durchzieht bis in den letzten Winkel. Ich benutze aber lieber dennoch den Begriff Bewusstsein, weil man sonst kaum noch mit jemandem kommunizieren kann.
Was ich auch wichtig finde, ist der Hinweis Philipps auf die interne Kommunikation zwischen den Organen (Hirn und Herz).
Wo es noch nebelig für mich ist, wenn davon die Rede ist, dass innen und außen verschwindet, ebenso Subjekt und Objekt, aber dennoch von Kopplung gesprochen wird. Wie soll A mit B koppeln, wenn A und B nicht existiert? Das ist mir noch zu metaphysisch und für mich das zentrale Problem des Strukturenrealismus. Solltet ihr irgendwann mal zum Strukturalismus konvertieren, wären unsere Ansätze wahrscheinlich kongruent. Aber dann würde es vielleicht langweilig.
Was ich bei deiner Argumentation, Dirk, noch nicht sehe, ist der kausale Bezug zwischen Hypnose und den 4 E’s. Ich finde ihn unbestimmt, also die theoretische Begründung könnte jede x-beliebige Theorie liefern.
Schön, mit euch diskutieren zu können.
“Wo es noch nebelig für mich ist, wenn davon die Rede ist, dass innen und außen verschwindet, ebenso Subjekt und Objekt, aber dennoch von Kopplung gesprochen wird.”
Meine philosophische/ontologische Ansicht dazu ist folgendermaßen.
Für mich ist Subjektivität grundsätzlicher als phänomenales Bewusstsein. Ich versuche das so kurz wie möglich darzustellen. Die neuronale Aktivität des Nervensystems muss sich natürlich selbst organisieren. Dazu gehört dass die neuronale Aktivität ihr Aktivitätsprofil aber auch von Aktivitätsprofilen der Umwelt abgrenzt. Wenn die neuronale Aktivität vollständig und exakt bestimmten Inputs der Umwelt auf den Organismus folgen würde wäre sie gewissermaßen intrinsisch und vollständig mit der Umwelt verschmolzen. Die neuronale Aktivität würde dann selbst zu einem verlängerten Arm der Umwelt werden, ohne ihr „eigenes Ding“ zu machen bzw. sich eigenständig zu organisieren – d.h. ihre eigenen Aktivitätsmuster bereitzustellen.
Durch diese Differenz zwischen Dynamiken der Umwelt und Dynamiken der neuronalen Aktivität kommt für mich im Lebewesen die Subjektivität in die Welt. Es benötigt also erst einmal eine Ausdifferenzierung aus der Umwelt heraus. Das kann nun erst einmal paradox klingen wenn man doch gleichzeitig von einer Adapation oder Anpassung der neuronalen Aktivität an die Umwelt spricht. Deshalb gehe ich nicht von einem all-or-nothing Phänomen aus, sondern von einem Kontinuum. Für Bewusstsein muss die neuronale Aktivität erst einmal eine Eigenorganisation aufweisen. Diese lässt sich empirisch über verschiedene Methoden messen und bezieht sich für mich insbesondere auf die laufende Spontanaktivität des Gehirns, also die Aktivität die das Gehirn selbst verursacht unabhängig exterozeptiver Stimuli der Umwelt und interozeptiver Stimuli des Körpers.
Dann treffen aber noch laufend Inputs auf unseren Körper und unser Gehirn ein. Diese modulieren die laufende Eigenaktivität des Gehirns und die Aktivität des Gehirns passt sich auch an Stimuli an. Das ist auch empirisch gut belegt, z.B. über die Beobachtung dass die phase onsets der Eigenaktivität sich an die phases der Stimuli anpassen.
Siehe z.B. hier: https://www.cell.com/action/showPdf?pii=S0960-9822%2819%2930955-8
Dabei passen sich insbesondere sensorische Areale an die Umwelt an; umgekehrt zeigen Assoziationsareale eher eine Abgrenzung. Man findet also beides im Gehirn, Anpassung und Abgrenzung.
Solche Anpassungsmechanismen in Ergängzung zur Eigenaktivität sind dann für Bewusstsein im Wachzustand notwendig.
– Die korrekt konfiguierte Eigenaktivität ist für mich eine neuronal predisposition of consciousness (NPC). Sie ist nowendig aber nicht hinreichend für Bewusstsein im normalen Wachzustand.
– Die Interaktion oder Adapation der laufenden Spontanaktivität an Umweltstimuli ist dann für mich das hinreichende neuronal correlate of consciousness (NCC). Ohne NPC keine NCC.
Subjektivität ist irgendwie basaler als phänomenales Bewusstsein. Beispiel: ich schlafe und habe keinen Traum. Am nächsten morgen wache ich auf und spüre dass etwa 8 Stunden vergangen sind. Auch im Schlaf war meine Spontanaktivität des Gehirns systematisch konfiguiert. Bekomme ich aber eine hohe Menge Propofol für die Anesthesie, so wache ich nach Stunden auf und es kann mir vorkommen als seien erst Minuten vergangen. Die Spontanaktivität verliert während der Anesthesie ihre normalen Dynamiken im vergleich zum Schlaf, damit geht auch irgendwie die Subjektivität mehr verloren. Es gibt natürlich selbst unter Anesthesie Träume. Es kommt also auf die Menge und auf den Einzelfall an.
Einige Philosophen und Neurowissenschaftler würden natürlich behaupten dass das alles Unsinn sei. Für die ist Bewusstsein subjektiv, aber die neuronale Aktivität des Nervensystems objektiv. Bewusstsein sei subjektiv, der Körper objektiv. Man würde mir also einen ganz einfachen Kategorienfehler unterstellen. Meine Antwort darauf wäre dass man dann aber wieder von einer grundsätzlichen Trennung zwischen Bewusstsein und neurophysiologischer Aktivität (und weiß der Geiser was für Aktivitäten im Körper noch alle!) ausgeht. Man geht dann wieder von einer prinzipiellen Trennung aus die ich nicht teile. Diese Trennung gab es ja auch schon bei Descartes: der rein mechanistische Körper einerseits und das subjektive Bewusstsein andererseits. Klassischer Dualismus! Und ich glaube das ist ein tiefgreifender Fehler, auf den Fuchs ja laufend in seinen Büchern und Papern hinweist. Fuchs sagt in etwa immer: man hat das einheitliche Konzept für das Lebens verloren und trennt ein subjektives Bewusstsein von einem mechanistischen Körper ab. Und da stimme ich voll zu…
Hallo Philipp,
ich sehe das alles haargenau so. Deine Einschätzung zum Schluss verstehe ich nicht ganz. Wahrscheinlich meinen wir aber dasselbe. Wenn ich denke und empfinde, dann ist das meins, niemand anderes kann das empfinden. Sonst könnte ich meine Empfindungen ja in die Cloud hoch laden und mein Nachbar könnte sie herunterladen und hätte dann die gleichen Empfindungen (Stichwort Neuralink, mit dem so etwas vorgegaukelt wird). Stell dir das mal bei einem Orgasmus vor. Kompletter Unsinn. Du aber könntest meine Empfindungen messen, während ich am Scanner oder EEG etc.pp. ‚angeschlossen‘ bin. Es sind also zwei verschiedene ‚Sprachen‘ bzw, zwei unterschioedliche Blickwinkel auf dieselbe ‚Sache‘. Was ich dir als Experimentator natürlich mitteilen kann, ist die Beschreibung meiner Empfindungen, die du dann mit deinen Messdaten korrelieren könntest, aber empfinden könntest du sie nicht.
Ich denke, dass das allen klar ist, von daher wüßte ich jetzt nicht, was man da falsch verstehen könnte und was Fuchs dabei anders versteht. Aber, wie gesagt, wahrscheinlich sage ich mit meinen Worten dasselbe, wie du.
Es ist, als wenn du die Strecke zwischen Hamburg und Frankfurt in Kilometern misst und ich fahre die Strecke auf der Autobahn in einem Ferrari.
Chalmers würde in dem Fahrerlebnis ein hard problem sehen. Für mich gibt es das nicht, ich erlebe es nur. Und dieses Erleben ist Ausdruck meiner Subjektivität, weil kein anderer es ist, der das grade so erlebt.
„Deine Einschätzung zum Schluss verstehe ich nicht ganz.“
Nehmen wir als Beispiel den von dir angesprochenen Chalmers. Das hard problem halte ich wie du ebenfalls für eine sinnlose Frage. Die Frage „warum gibt es überhaupt Bewusstsein und warum könnten wir nicht einfach so funktionieren wie wir eben funktionieren, nur eben ohne Bewusstsein?“ setzt beispielsweise vorraus dass der Organismus auf dem Entwicklungslevel von Tieren und Menschen auch ohne „Bewusstsein“ mit der Welt interagieren könnte, quasi wie eine Maschine, oder wie eben der philosophische Zombie von Chalmers. Das sind Gedankenexperimente im Zusammenhang mit möglichen Welten, also Welten die logisch denkbar sind.
Selbst wenn die Neurowissenschaften das „Bewusstsein“ neuronal bis ins letzte Detail erkären könnten (was so meiner Ansicht nach ohnehin niemals möglich sein wird), inklusive allen Prozessen im Körper die mit Erleben zusammenhängen, also nicht nur rein neuronalen, dann würde Chalmers immer noch sagen dass das Leib-Seele Problem und erst recht das hard problem nicht gelöst ist. Und damit hat er sogar recht. Aber Chalmers erkennt eben nicht dass es sich nur um einen epistemologischen Unterschied zwischen Betrachtungsebenen handelt, da er von der Realität eines Minds ausgeht. Er postuliert also eine philosophisch-ontologische „Entität“ und fragt dann notwendig wie diese (1) mit dem Körper oder Rest der Welt im Zusammenhang steht, also Leib-Seele Problem und (2) warum es diese überhaupt gibt, also hard problem.
Chalmers und viele andere stecken aber so tief in diesem Paradigma und sind so sehr davon überzeugt dass fast jede Diskussion darüber nahezu sinnlos ist. Ein David Chalmers würde niemals von diesen philosophischen Prämissen ablassen, dafür ist er zu tief darin versunken.
In der Wissenschaft ändert man eigentlich seine Hypothesen wenn man merkt das etwas einfach nicht funktioniert. Im Bezug auf das Leib-Seele Problem und hard problem passiert das Gegenteil: man ist nicht bereit das Paradigma endlich gründlich zu überdenken und womöglich sogar aufzugeben, sondern man mystifiziert das Problem – das Problem sei eben so tief und fundamental dass sei es nun einmal normal sei dass es quasi 0 Fortschritt gibt.
Und damit kommen wir zum letzten Punkt:
„Es ist, als wenn du die Strecke zwischen Hamburg und Frankfurt in Kilometern misst und ich fahre die Strecke auf der Autobahn in einem Ferrari.
Chalmers würde in dem Fahrerlebnis ein hard problem sehen. Für mich gibt es das nicht, ich erlebe es nur.“
Für uns beide ist das Erleben letztendlich genauso physisch wie alles andere in der Welt (zumindest für mich). Das Problem ist für mich letztendlich primär ein empirisches: ich frage: welche Prozesse, z.B. im Nervensystem, hängen damit zusammen? Kann man diese grob erfassen und in Modelle und Theorien einbetten? Für Chalmers ist es primär ein logisch-konzeptuelle Frage. Er trennt a priori Erleben von beispielsweise physiologischen Prozessen ab, also in zwei qualitativ unterschiedliche Bereiche (ich gebe das philosophisch nur Laienhaft und verkürzt dar, aber ich denke jeder versteht was ich meine). Dann „fordert“ er aber quasi eine Erklärung der Wissenschaft wie diese Lücke zu überwinden sei. Meine Antwort darauf ist dass Wissenschaft diese Lücke eben gar nicht überwinden kann, sondern diese Lücke ein logisches, epistemisches (oder was auch immer) Verständnisproblem der Personen ist die sie postulieren. Eine Neurowissenschaft kann hier empirisch a posteriori nicht eine a priori aufgestellte konzeptuelle Verständnisschwierigkeit schließen. Ein Chalmers müsste vielmehr verstehen dass seine explanatory gap etc. eben sein Fehler ist. Aber dafür sind die Ansichten so grundtief unterschiedlich das man niemals auf einen Nenner käme.
Aus unseren (teils ja doch heftigen) 😉 Diskussionen habe ich gelernt dass wir diesbezüglich einer Meinung sind. Unsere Meinungen gehen in anderen Details auseinander, was OK ist. Andererseits würde es auch langweilig werden wenn wir uns gar nichts mehr zu sagen hätten.
Hallo Wolfgang,
vielen Dank für Deine Rückfrage. Die Antwort zu dem „kaussalen Bezug zwischen der Hypnose und den 4E’s“ findest Du in meinem Essay, wenn ich hier noch einmal kurz zitieren darf:
„Die empirischen Befunde zeigen aber auch, dass eine Trance-Induktion oder hypnotische Trance mit einer „Zunahme der Theta-Bandleistung im occipitalen, zentralen und frontalen Kortex“ als „Veränderung der Frontallappenfunktionen„ korreliert. Die gemessenen Veränderungen der Frontallappenfunktionen lassen sich durchaus als eine „Interaktion zwischen Hypnotiseur und Versuchsperson“ interpretieren und weisen in diesem Sinne durchaus auf eine „strukturale Kopplung„ in Form des „embededdness“ der Probandin/des Probanden mit seiner Umwelt als soziale Interaktion mit ihrem/seinem Hypnotiseur/-in hin.“
Das Embodiment und das Embededdness sind natürlich nur 2 der 4 E’s. Man kann sie aber hier durchaus noch ergänzen ;-). Die Begündung ist sogar praktisch und nicht nur theoretisch, wenn Du die empirischen Daten hierzu nochmal nachliest.
Mir macht es auch sehr viel Freude mit Euch zu diskutieren. Und noch schöner finde ich es, dass sich „der Nebel“ langsam „lichtet“ und wir mehr Gemeinsamkeiten als Gegensätzlichkeiten finden können.
Liebe Grüße
Dirk
Hallo Dirk Hallo Philipp,
ich würde den Unterschied zwischen uns folgendermaßen beschreiben, wobei ich eure Position weitgehend mit der von Northoff gleichsetzen würde.
Northoff betont eher den deterministischen Aspekt von Mensch und Gehirn (Intero- und Exterozeption), ich eher den autonomen. Er sieht Meditation als Reorganisation zweier Netzwerke im Sinne eines nichtdualen Bewusstseins, ich eher den Aspekt der Möglichkeit der mentalen Beeinflussung. Sein Vorgehen ist eher deduktiv, indem er von den vier E’s ausgeht und dafür die empirische Bestätigung sucht, meins eher induktiv, indem ich versucht habe, mir den Placeboeffekt zu erklären und letztlich bei einem systemtheoretischen Ansatz gelandet bin. Im dialektischen Prozess zwischen Theorie und Empirie kommt es allerdings darauf an, an welchem Punkt man gerade hinschaut.
Diese Unterschiede muss man bei der Begriffsverwendung berücksichtigen, wenn man nicht aneinander vorbei reden will.
Die Gemeinsamkeiten liegen in der biologischen Begründung von Bewusstsein, also der Negation einer eigenen, womöglich supervenienten, Entität, und darin, dass Organismus und Umwelt bei dem, was man Bewusstsein nennen kann, wesentlich sind. Während ich einen ’schichtweisen‘ Aufbau von Regulationsebenen sehe, besteht bei Northoff eine Einheit aus zentralem und peripherem Nervensystem. Und während ich den Organismus als abgeschlossenes System sehe, das im Austausch mit seiner Umwelt steht, begreift Northoff die Umwelt als konstitutiven Teil des organischen Systems.
Jedenfalls sind das die Unterschiede aus meiner Sicht.
Ich habe vor längerer Zeit einen Bericht über eine Wirkungsweise von Hypnose im TV gesehen. Die Gehirnaktivität von Versuchspersonen wurde per EEG vermessen:
A) Wenn sie Geräusche vorgespielt bekamen
B) Dann wurden die Versuchsperonen so hypnosisiert – dass sie außer der Stimme der Hypnotiseurin keine Geräusche mehr hören sollten. Dann wurden die gleichen Geräusche wie bei A) vorgespielt.
Als Ergebnis kam heraus, dass das Gehirn sowohl bei A) wie auch bei B) gleichartig auf die vorgespielten Geräusche reagierten – allerdings war diese messbare Reaktion bei B) von einer deutlich geringeren Intensität(!) als wie bei A).
Und damit kann man eine Wirkung von Hypnose erklären:
Um eine bewusste Wahrnehmung haben zu können, müssen die neuronalen Netzwerke zusammenarbeiten UND eine bestimmte Intensitätsschwelle muss überschritten werden (z.B. EEG Alpha-Wellen > 8 Hz). Offenbar hat die Hypnose bewirkt, dass die Intensität der wahrgenommenen Geräusch so weit abgesenkt wurde, dass diese nun unterhalb der für eine bewusste Wahrnehmung notwendigen Intensitätsschwelle lag. (Beim Radio würde man sagen, dass man ihn leise gestellt hat.)
(Hier noch ein Beispiel mit umgekehrter Arbeitsweise:
Wenn wir einen neuen Reiz wahrnehmen, dann reaktiviert unser Gehirn sofort eine vergleichbare Erfahrung und wir können sofort reagieren. Fachbegriff. predictice coding/processing. Das ist unser wichtigster Überlebensmechanismus, da er die schnellste Reaktion ermöglicht.
Wenn das Gehirn aber keine vergleichbare Erfahrung im Gedächtnis findet, dann konzentriert es sich so intensiv auf die Verarbeitung dieses unverständlichen Reizes – dass die Intensitätsschwelle unserer Aufmerksamkeit so verschoben wird, dass wir nun bewusst erleben können, wie das Gehirn diesen unverständlichen Reiz Schritt-für-Schritt verarbeitet. Diese Arbeitsweise ist in vielen Schilderungen als ´Nahtod-Erfahrung´(NTE) erlebt und berichtet worden. Denn NTEs sind nichts anderes als ein bewusst erlebbarer Erinnerungsvorgang. NTEs haben nichts mit Lebensgefahr, Sterben, Tod zu tun auch wenn dieser Unsinn immer noch suggeriert und verbreitet wird.
NTEs werden durch einen Trigger (= unverständlicher Reiz) ausgelöst und sind vorbei, wenn sich das Gehirn der Verarbeitung eines anderen Reizes zuwendet.)
Tippfehler-Korrektur
Fachbegriff: predictive coding/processing