Korrelat des Bewusstseins

Zoomposium mit Sascha Benjamin Fink: „Die Suche nach dem neuronalen Korrelat des Bewusstseins”

Zoomposium mit Sascha Benjamin Fink: „Die Suche nach dem neuronalen Korrelat des Bewusstseins – 1. Teil”

1. Informationen zur Person

In einem weiteren sehr spannenden Interview aus unserem Zoomposium-Themenblog „Erkenntnistheorie und Philosophie des Geistes“ sprechen Axel und ich diesmal mit dem noch jungen, deutschen Philosophen Sascha Benjamin Fink, der aber schon einige sehr interessante Forschungsprojekte mitbetreut und zahlreiche sehr lesenwerte Publikationen veröffentlicht hat, aber dazu später mehr.

Sascha Benjamin Fink ist Forschungsdirektor am Zentrum für Philosophie und KI-Forschung {PAIR} (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg), Affiliate Professor am Department of Philosophy der University of Glasgow und externes Mitglied des Center for Behavioral Brain Sciences in Magdeburg, wo er zwischen 2016 und 2024 Juniorprofessor für Neurophilosophie war. Zudem war er auch Principal Investigator in dem von der DFG-geförderten Graduiertenkolleg Extrospection: Externe Zugänge zu höheren kognitiven Prozessen (2019-2023).

Er ist an zahlreichen Forschungsprojekten beteiligt, wie z. B. am DFG/AHRC-geförderten Projekt SENSOR „Sensory Engineering: Investigating Altered and Guided Perception and Hallucination“ (mit dem Center for the Study of Perceptual Experiences an der University of Glasgow), BMBF/DLR-geförderten Projekt „PsychedELSI: Ethische, legale und soziale Implikationen der Neuropsychopharmakologie in der Psychotherapie – Vorbereitung auf die psychedelische Renaissance“, EU ERANET NEURON-finanzierten Projekt PSYTRANS (psychedelische Transformation);EU ERANET-Projekt NEURON COMPAIN (komplexe Schmerz-Ontologien) und an dem DFG-Projekt „Philosophie und die Geisteswissenschaften (PhiMiSci). Er ist Chefredakteur in der zuvor genannten unabhängigen, kostenfreien, diamantenen Open-Access-Zeitschrift „Philosophy and the Mind Sciences“ (PhiMiSci), die er 2019 mit Wanja Wiese und Jennifer Windt gegründet hat.

2. Forschungsschwerpunkte und wissenschaftliche Arbeiten

Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Philosophie der Neurowissenschaften, Neurophilosophie, Philosophie der Psychologie, Philosophie des Geistes, der Unschärfe und der Paradoxien. In diesem Zusammenhang beschäftigt er sich viel den philosophischen und theoretischen Aspekten einer Wissenschaft des Bewusstseins.

Aus diesem Bereich forscht er vor allen Dingen an den „neuronalen Korrelaten des Bewusstseins“, der „Ersten-Person-Perspektive“, „Qualia“, Schmerzen und Leiden, neuronale Erklärungen der zeitlichen Phänomenalität, strukturelle Ansätze zum phänomenalen Bewusstsein und sensorischen Modalitäten.

Die kulturellen und ethischen Aspekte des Bewusstseins, insbesondere das Konzept einer „Bewusstseinskultur“ (Metzinger), transformative Erfahrungen, die Ethik der sensorischen Substitution, Psychedelika, das Bewusstsein bei Tieren und damit verbundenen Fragen der Ethik rücken hierbei ebenfalls in den Fokus seiner wissenschaftlichen Arbeiten.

Weitere Forschungsbereiche stellen die „Psychologie der Unschärfe“, die Unschärfe in den Naturwissenschaften, Maße für den Grad der Paradoxie und Paradoxien als pädagogische Mittel dar.

In seinen wissenschaftlichen Forschungsarbeiten beschäftigt sich Benjamin Fink des Häufigeren mit der Entwicklung von neuen Konzepten für ein mögliches „neuronales Korrelat des Bewusstseins NCC 2.0″, abgeleitet vom englischen Ausdruck „neuronal correlate of consciousness“. Hierbei unterscheidet er explizit zwischen „Token-“ und „Type“-Korrelaten, die auf der Grundannahme einer „bijektiven, eins-zu-eins-Typ-Abbildung“ beruhen.

Seine Grundannahme geht von einem „4E-Konzept“ aus, nach dem Bewusstsein erweitert, eingebettet, enaktiv oder embodied ist. Somit hätte das Bewusstsein keine feste neuronale Basis und daher gibt es auch nicht den einen neuronalen Typ, der einem bestimmten phänomenalen Typus entspäche.

Um auch praktische Anwendungsmöglichkeiten für die kognitiven Neurowissenschaften anzubieten, verwendet Fink einen strukturenrealistischen, neuen Ansatz zur Lösung des „Problems“. In diesem Konzept geht er von einem strukturellen Morphismus eines neuronalen Substrats mit phänomenalen Räumen aus, den er als „neurophenomenalen Strukturalismus“ bezeichnet.

Dann wollen wir uns mal auf die Suche nach dem „heiligen Gral der Neurowissenschaften“ begeben, um u. U. „das neuronale Korrelat des Bewusstseins“ zu entdecken. Hier aber schon einmal die Interviewfragen zu unserer „Suche“:

3. Interviewfragen: „Die Suche nach dem neuronalen Korrelat des Bewusstseins“

1. Herr Dr. Fink in Ihrer Forschungstätigkeit als Forschungsdirektor des Zentrums für Philosophie und KI-Forschung {PAIR} an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Juniorprofessor am Center for Behavioral Brain Sciences in Magdeburg sowie als assoziierter Forscher am Department of Philosophy der University of Glasgow in dem DFG/AHRC-gefördertes Projekt SENSOR „Sensory Engineering“ beschäftigen Sie sich viel mit Neurophilosophie und hier insbesondere mit den Grundlagen der Geisteswissenschaften, von neuronalen Korrelaten des Bewusstseins (NCC) bis hin zur Art und Weise, wie der Geist manipuliert wird (z.B. durch pharmakologische Interventionen oder Interaktionen mit neuen technischen Geräten).

  • Zum Einstieg eine vielleicht ein wenig „ketzerische Frage“: Wird der „heilige Gral“ der kognitiven Neurowissenschaften jemals gefunden werden? Oder liegt vielleicht in dem vermeintlichen „hard problem“ von David Chalmers nicht schon ein „dualistischer Konstruktionsfehler“?

In dem Artikel „A Deeper Look at the Neural Correlate of Consciousness“ (2016) gehen Sie genau auf das Problem mit dem „hard problem“ ein, in dem Sie zeigen, dass es sich nicht im Sinne der Möglichkeit einer Falsifikation operationalisieren lässt, da es kein geeignetes „experimentum crucis“ gibt, die Hypothese zu überprüfen. Alternativ stellen Sie die Forderung nach einem „NCC2.0“ auf, das zwischen „Token-“ und „Type“-Korrelaten explizit unterscheidet und auf der Grundannahme einer „bijektiven, eins-zu-eins-Typ-Abbildung“ beruht. Diese Grundannahme geht von einem „4E-Konzept“ aus, nach dem Bewusstsein erweitert, eingebettet, enaktiv oder verkörpert ist. Somit hätte das Bewusstsein keine feste neuronale Basis und daher gibt es auch nicht den einen neuronalen Typ, der einem bestimmten phänomenalen Typus entspäche.

  • Könnten Sie uns und unseren Zuschauer:innen bitte Ihren Lösungsansatz noch einmal genauer erklären? Vielleicht mit einem Beispiel?

An diesem Konzept haben Sie weiter gearbeitet und einen strukturenrealistischen Ansatz hinzugefügt, der diese „eins-zu-eins-Typ-Abbildung“ eins zu eins in eine neue Theorie für das NCC 2.0 umsetzt. In der diamantenen Open-Access-Zeitschrift „Philosophy and the Mind Sciences“ (PhilPhiMiSci), dessen Mitbegründer Sie sind, haben Sie zusammen mit Holger Lyre und Lukas Kob 2021 einen Artikel „A structural constraint on neural correlates of consciousness“ veröffentlicht, in dem Sie diesen neuen Ansatz zur Lösung des „Problems“ vorstellen. Sie gehen hier von einem strukturellen Morphismus eines neuronalen Substrats mit phänomenalen Räumen aus, den Sie als „neurophenomenalen Strukturalismus“ bezeichen.

  • Gehen Sie davon aus, dass durch diesen direkten strukturellen Morphismus das Problem der Zuordnung von neuronalen Korrelaten mit phänomenalen Korrelaten gelöst wird, da im Sinne des Holismus der phänomenale Strukturalismus diese Korrelation bereits beinhaltet?
  • Entfällt hierdurch vielleicht auch das „Qualia-Problem“, da es nicht im Sinne einer „Supervenienz“ oder „Emergenz“ sich als „Repräsentation“ im Gehirn „bilden“ oder „hinzukommen“ muss, sondern bereits schon im phänomenalen Strukturalismus enthalten ist?
  • Könnten Sie dies vielleicht bitte einmal an Beispiel der „Farbwahrnehmung“ erläutern, die Sie in diesem Zusammenhang schon häufiger untersucht haben.

2. Die Wahrnehmung (optische, auditive, sensorische, etc.) wird unter dem Einfluss von halluzigonen wirkenden, psychotropen Substanzen (LSD, Mescalin, Psilocybin, etc.) stark beeinflusst, wobei auch u.a. eine veränderte Farbwahrnehmung entstehen kann. In einem vom BMBF/DLR geförderten Projekt „PsychedELSI“ („ethische, legale und soziale Implikationen der Neuropsychopharmakologie in der Psychotherapie – Vorbereitung auf die psychedelische Renaissance“) und in dem EU ERANET NEURON-finanziertes Projekt „PSYTRANS“ (über psychedelische Transformation) untersuchen Sie die Wirkung von Psychedelika auf das Gehirn und mögliche Implikationen für neue psychotherapeutische Behandlungsmethoden.

  • Inwiefern könnten uns die veränderten „Bewusstseinszustände“ Auf- oder Rückschlüsse über die Konstitution von Bewusstsein selber geben?
  • Was sagen die Forschungsergebnisse aus Ihrer Sicht über den konstruktivistischen Anteil unseres Wirklichkeitsbezug aus? Gibt es die Möglichkeit eines ontologischen Zugriffs auf die Realität überhaupt?
  • Wie könnten sinnvolle Psychotherapieansätze mit Psychedelika konkret aussehen und wie sieht die „Nutzen-Risiko-Balance“ aus?

3. Das Verhältnis von Wahrnehmung und Wirklichkeit ist auch Thema in Ihrem Artikel „When seeing is not believing: „A mechanistic basis for predictive divergence“ (2022), in dem Sie anhand von Ergebnissen ein Modell zum „Predictive Processing“ entwickeln, das davon ausgeht, dass Wahrnehmungsvorhersagen und kognitive Vorhersagen sich von der gleichen zugrundeliegenden Inferenzhierarchie ableiten, dass Informationen durch Mechanismen in den „Top-down- und Bottom-up-Strömen“ der Informationsverarbeitung angenähert werden können. Diese Forschungsergebnisse sind sehr wichtig für technologischen Umsetzungen in Bezug auf die KI-Forschung oder die Entwicklung von „Virtual Reality (VR)“, die Sie auch im „Centre for Philosophy and AI Research {PAIR}“ (FAU) und „Sensory Engineering (SENSOR) Project“ (University of Glasgow) untersuchen.

  • Wie weit ist denn bereits das „Sensory Engineering“ für die Entwicklung von künstlichen Agenten vorangeschritten, die sich selbständig in ihrer Umwelt orientieren und handeln können?
  • Könnten diese senso-motorischen, propriozeptiven Ansätze durch entsprechende Rückkopplungsmechanismen nicht auch zum Entstehen einer „Allgemeinen Künstlichen Intelligenz (AKI)“ führen, da im Sinne des „4-E-Konzeptes“ einer „Philosophie der situierten Kognition (PSK)“ die Voraussetzungen für eine Form von „Künstlichem Bewusstsein“ gegeben wären?
  • Was heißt dies im Gegenzug für die menschliche Wahrnehmung ihrer Wirklichkeit? Können wir in Zukunft überhaupt noch zwischen „virtueller“ und „realer“ Wirklichkeit unterscheiden oder werden auch hier die technologischen Möglichkeit unsere Realität verändern?

Das Interview ist auf unserem Youtube-Kanal „Zoomposium“ unter folgendem Link zu sehen: https://youtu.be/wb3yQXvYITo

Ich bin immer mit meiner „Diogenes-Lampe“ unterwegs, um Menschen zu finden, die sich auch nach ein wenig „Licht der Erkenntnis“ sehnen. Also wenn Ihr eigene Beiträge oder Posts für meinen Wissenschaft-/Philosophie-Blog habt, immer her damit. Sie werden mit Eurem Namen als Autor auf meiner Seite veröffentlicht, so lange sie den oben genannten Kriterien entsprechen. Denn nur geteiltes Wissen ist vermehrtes Wissen.
0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

 

44 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
Maria K.
Maria K.
4 Monate zuvor

Durch die viele FETTEN HERVORHEBUNGEN wird der Artikel recht unlesbar, schade!

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
4 Monate zuvor

Schon im vorausgehenden Blog „Welt + Gehirn = Bewußtsein?“ habe ich mich um eine Diskussion der philosophischen Aspekte des Bewußtseinsproblems bemüht, bin leider auf eine positivistische Grundüberzeugung gestoßen, die diese Diskussion unmöglich macht. Den Trialog mit Sascha Benjamin Fink habe ich mir angehört und denke, daß der Diskursraum hier entschieden größer ist, die alle philosophisch Interessierten beschäftigende Kernfrage nach dem von Chalmers „hard problem“ genannten Bewußtseinsproblem, die Grundfrage der Reflexions- oder Metawissenschaft Philosophie, anzugehen.

Ich beziehe mich ausschließlich auf den hier vorgestellten Überblick, die Veröffentlichungen von Sascha B. Fink kenne ich ja nicht.
Chalmers unterscheidet, wenn ich das richtig sehe, die Ebene der materialen Wissenschaft, sei es die Neurophysiologie, die Formalwissenschaft oder die Wissenschaftstheorie, von der Metaebene, auf der sich die Kantsche Frage (nach den transzendentalen Bedingungen der Möglichkeit) des Bewußtseins stellt.
Es ist schon eine sehr materialreiche Arbeit, die evolutive Entwicklung des Nervensystems, der Zentralsteuerung, die Differenzierung der Reizverarbeitung, also die Anpassung des Organismus an die lebensrelevanten Reize zur Steigerung der Lebenstüchtigkeit, also die biofunktionale evolutionäre Entwicklung nachzuzeichnen. Nun haben wir aber eine Selbstevidenz von Bewußtsein, die uns ja überhaupt die Frage nach dem Bewußtsein stellen läßt, das ist der tiefste Sinn des Cartesianischen cogito ergo sum.

Eigentlich ist die Antwort auf die Frage, warum haben wir überhaupt Bewußtsein, so einfach wie die Frage nach der Evolution, sie hat die gleiche biofunktionale Antwort: Bewußtsein erhöht die Lebensfähigkeit, und zwar ein Bewußtsein, das den Organismus in die Lage versetzt, eine offene Umweltsituation auf unterschiedliche Weise zu beantworten und durch virtuelles Durchspielen der Möglichkeiten zu einer optimalen Antwort zu gelangen. Dazu muß der Reiz-Reaktions-Mechanismus, die Steuerung durch gelernte Anpassung, suspendiert werden. Vom Ergebnis her ist Bewußtsein also leicht verständlich, eine sich von den unbewußten kognitiven Prozessen abhebende zweite Art kognitiver Prozesse.

Sehr einfach ist der Sachverhalt auch zu erklären, wenn man einen metaphysischen Dualismus von Materie und Geist annimmt, auch ohne dazu notwendigerweise Gott zu bemühen. Ich denke aber, für die meisten gilt heute ein Materialismus als Grundvoraussetzung, der nicht wie der Positivismus den Geist bestreitet, aber das immaterielle, keines materiellen Trägers bedürftige Sein. In diesem Sinn wäre Geistiges, auf Materielles nicht zurückführbares Sein möglich, das gleichwohl nie ohne materielle Spur existiert. Geist ist wie auch immer reflektiertes Sein, wie auch immer sich das physiologisch von der bewußtlosen Kognition unterscheidet.

In diesem Sinn könnte man die Bewußtseinsfrage beantworten. Bewußtsein habe ich, wo ich etwas erlebe, also sprachförmige Entitäten auftauchen, materielle Dinge, die etwas anderes bedeuten, als sie unmittelbar sind, sinnhafte Objekte. Das ist das, was ich sehe, wenn ich bewußt sehe, nämlich nicht den physiologischen Sachverhalt im Nervensystem, sondern ein Bild der Welt. Daß dieses Bild der Welt möglichst realistisch sein muß, ergibt sich aus der Funktionalität, die es fürs angepaßte Leben hat. Das gilt schon für die erworbenen strikten Reiz-Reaktions-Mechanismen, in denen ist allerdings eine realistische Repräsentation völlig überflüssig, im Gegenteil wäre sie nur eine energieverbrauchende Fehlerquelle, daher laufen die fundamentalen biologischen Prozesse bewußtlos ab. Die Kopplung ist realitätsgerecht, aber nicht repräsentativ. Die Funktionalität einer repräsentativen Realitätsverarbeitung gilt jedoch umso mehr für ein zielorientiertes bewußtes Handeln. Um erfolgreich handeln zu können, muß die virtuell prognostizierte Folge tatsächlich eintreten. Wir benötigen nicht nur erfolgreich angepaßte Reaktionen, sondern ein realistisches Verständnis der Korrelationen der Welt, möglichst ihrer kausalen Zsammenhänge. Ich entschuldige mich für die Redundanz meiner Aussagen, aber sie waren mir so wichtig, daß ich es lieber mehrmals sage, wenn es dadurch besser verstehbar ist.

Daß es so ist, ist kaum zu bestreiten, wie es möglich ist, daß es so ist, ist das fundamentale Problem. Ob der „neurophänomenale Strukturalismus“ dies zum Ausgangspunkt macht, kann ich nach dem Gelesenen/Gehörten nicht sicher beurteilen, es sieht mir aber danach aus. Entscheidend wichtig kommt mir vor, zu begreifen, daß die Suche nach 1-1-Korrelaten, also Isomorphismen, die Hauptarbeit ist, wenn man die unbewußte Wechselwirkung von Organismus und Umwelt nachzeichnen will, dagegen dürfte das im Falle eines intervenierenden Bewußtseins wenig erfolgversprechend sein, da muß man sich stattdessen auf die Suche nach charakteristischen Morphismen begeben, deren Funktionieren man auf die Möglichkeit stützt, selbstorganisierend konstruktiv die Zielperspektiven mit den Gegebenheiten in Übereinstimmung zu bringen. Hier muß es physiologisch gesehen um das Gegenteil gehen, um die Bruchstellen, an denen das Bewußtsein den Prozeß übernimmt.

Ich habe hier meine Sicht erläutert, um zu prüfen, wie weit sie sich mit der vorgestellten deckt. So habe ich die Aussage „hätte das Bewusstsein keine feste neuronale Basis und daher gibt es auch nicht den einen neuronalen Typ, der einem bestimmten phänomenalen Typus entspäche“ und in dem Unterschied von „neuronalen und phänomenalen Korrelaten“ den einer Objektkorrelation und einer bewußten, interpretierten Korrelation verstanden. Dem würde entsprechen der Wechsel von der Perzeption zur Apperzeption des Bewußtseins.

In einem Punkt sehe ich die Sachlage etwas anders, als hier besprochen (daß der einzige Punkt, wo wir nicht bewußt sind, der Tod ist). Wenn „Wahrnehmen“ nicht den input, sondern den bewußten input bezeichnet, „Erleben“, dann ist alles Wahrnehmen Bewußtsein. Wir können Nichtbewußtsein nicht wahrnehmen, nur auf Nichtbewußtsein schließen. Und instrumentell nachweisen, daß, auch wo keine Bewußtseinsakte stattfinden, neuronale Aktivität herrscht. Betrachten wir die nichterlebte neuronale Aktivität als die unbewußte Kognition, können wir mE feststellen, daß sie den Hauptteil der Kognition ausmacht. In diesem Sinn läuft das meiste Denken unbewußt ab, das bewußte ist nur die Spitze des Eisbergs. Und das ist ein sehr funktionaler evolutiver Tatbestand. Denn der überwiegende Teil der organismischen Steuerung sind funktionierende Routinen, die eine sofortige und angemessene Reaktion des Organismus erfordern. Wir würden katastrophal scheitern, wenn wie uns (bewußt) überlegen müßten, wie wir Handeln sollen. Das Bewußtsein ist nur das Sahnehäubchen, aber es ist auch ein ungeheurer Schritt in der Emanzipation des Subjekts.

Philipp
Philipp
4 Monate zuvor

Ein Kommentar bezüglich folgendeen Zitaten:

„… Kernfrage nach dem von Chalmers „hard problem“ genannten Bewußtseinsproblem, die Grundfrage der Reflexions- oder Metawissenschaft Philosophie, anzugehen.“

Daß es so ist, ist kaum zu bestreiten, wie es möglich ist, daß es so ist, ist das fundamentale Problem. Ob der „neurophänomenale Strukturalismus“ dies zum Ausgangspunkt macht, kann ich nach dem Gelesenen/Gehörten nicht sicher beurteilen, es sieht mir aber danach aus.“

Der neurophänomenale Strukturalismus, wie er in den Arbeiten von Fink vorgestellt wird, stellt eine Untersuchungsstrategie für die Neurowissenschaften dar. Ziel ist es, echte neuronale Korrelate des bewussten Erlebens zu identifizieren und rein statistisch signifikante Korrelate auszuschließen, die nicht mit der Struktur der Phänomenologie übereinstimmen.

Dieser Strukturalismus bezieht sich also nicht auf metaphysische Fragen des Bewusstseins. Der Ansatz enthält zwar selbst implizite metaphysische Annahmen und man könnte die Ergebnisse durchaus für spekulative Überlegungen zur Ontologie des Bewusstseins nutzen, doch letztlich handelt es sich um ein Angebot von Philosophen an Neurowissenschaftler, wie sie ihre Daten besser analysieren können, um angeblich (!) echte NCCs zu identifizieren.

Das wurde von Dirk Boucsein und Axel Stöcker anscheinend nicht ganz korrekt in dem Interview verstanden – beispielsweise betrifft der Ansatz nicht das hard problem von Chalmers das Dirk in diesem Zusammenhang ansprach. Denn diesbezüglich könnte man endlos viele „neurophänomenale strukturelle Übereinstimmungen“ empirisch zeigen bis der Arzt kommt, das würde Leute die das hard problem und co für echte Probleme halten völlig kalt lassen. Es löst deren logisch-konzeptuelles Problem nicht. Dann heißt es wieder: „These are all highly interesting empirical results, but they really touch upon the mind-body and the hard problem of consciousness…“ 😉

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
4 Monate zuvor
Reply to  Philipp

Daß keine wirklichen Korrelate (NCC) gefunden werden können (was sich in der Beliebigkeit der Korrelate ausdrückt), liegt an der Phantasielosigkeit der Empiristen. Man kann nur Korrelate feststellen beim Einzelindividuum, daß die Korrelate individuell unterschiedlich ausfallen, belegt gerade, daß es keine Korrelate von Welt und Sinneswahrnehmung (die Biologie der Individuen ist nahezu gleich) sind, sondern Einordnungen in ein Weltrepräsentationssystem (in die Selbstorganisation des Denkens, die kollektive und individuelle Anteile hat).

Übrigens dient der mathematische Isomorphiebegriff gerade dazu, verborgene, nicht offensichtliche Ähnlichkeiten, also das Ähnliche im (scheinbar) Heteromorphen aufzuspüren. Man bräuchte diesen Begriff nicht, wenn er nur beobachtbare Analogien beschriebe. Das wird besonders deutlich an dem Begriff der funktionalen Äquivalente.

Philipp
Philipp
4 Monate zuvor

Hallo Wolfgang,

nur zur Info vorab, ich habe deinen Beitrag nicht down gevotet.

Empirisch: neuronale Korrelate des Bewusstseins kann man über Personen hinweg meiner Ansicht nach prinzipiell schon feststellen. Es muss schon grundlegende Mechanismen geben die über inter-individuelle Unterschiede bestehen bleiben. Wir sind zwar alle bis zu einem Grad individuell, aber eben doch die gleiche Spezies. 😉

Allerdings ist es empirisch sehr schwer echte NCCs (worin es in dem besagten Paper von Fink und Kollegen ja geht) besser einzugrenzen. Dazu ist es hilfreich die NCCs um Prädispositionen zu erweitern: neuronale Prädispositionen des Bewusstseins (NPCs) als notwendig aber nicht hinreichende Korrelate.

Philosophisch: aus meiner Sicht ist der Begriff der „neuronalen Korrelate des Bewusstseins“ ohnehin nur methodologisch zu verstehen, nicht aber ontologisch. Beispiel: höherer Eisverkauf kann im Sommer mit wärmeren Temperaturen korrelieren. Hier liegen zwei echte (unterschiedliche) Phänomene vor die korrelieren können.

Bewusstsein kann aber nicht ontologisch mit neuronaler Aktivität korrelieren; das wäre wieder nur eine verkappte Form des Dualismus da man in zwei Entitäten oder Prozesse trennt.

Deshalb spreche ich von einer epistemischen Korrespondenz statt von einer Korrelation (wenn man es ganz genau nehmen möchte). Ich habe letztens ein Paper von zwei Philosophen gelesen die bezüglich NCCs genau wie ich argumentiert hatten.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
4 Monate zuvor
Reply to  Philipp

Um mein Konzept etwas verständlicher zu machen und der Mißverständlichkeit des Sprechens entgegenzuwirken:

Es gibt keine zufälligen Korrelationen, nur zufällige Konstellationen. Korrelationen verweisen immer auf einen (stark oder schwach notwendigen) Zusammenhang, im Allgemeinen jedoch nicht auf einen kausalen. Immer gibt es einen Grund der Korrelation.
Selbstverständlich kann man Arten des Seins unterscheiden, ohne den Monismus aufzugeben: Sein kann zu sprachförmigem Sein werden, indem sein materielles Sein zum Träger, Zeichen von etwas anderem wird, denotativ, Bedeutung. Und es kann in einem zweiten Schritt zum Träger von etwas komplexem, zusammenhängendem werden, konnotativ, Begriff. Ich möchte gar nicht Stellung nehmen zu der Frage, ob es ein immaterielles Sein gibt, für das Geistige als „Sinn“, „Bedeutung“ braucht es keinen Dualismus von materiellem Sein und immateriellen Gedanken, nur die emergente Transzendentalität des sprachlichen Seins. In diesem Sinn vertrete ich einen „transzendentalen Materialismus“, ob ich damit der Sprachkonvention entspreche, bin ich mir nicht sicher.
So wird der Vogelschrei zu einem sprachlichen Sein, indem er von Artgenossen als Kommunikationszeichen „interpretiert“ wird. Ich setze hier Anführungszeichen, weil es keines Bewußtseins bedarf, um von Sprache zu reden, es ist der Funktionswandel von einem expressiven zu einem kommunikativen Laut.
Nun mache ich einen großen Sprung ins Bewußtsein. Bewußtsein ist Sprachliches, und es ist reflexiv, also Bewußtsein des Bewußtseins. Es ist phantastisch, daß das neuronal-physiologische Sein Träger von Bewußtsein sein kann; wie ich schon sagte, vielleicht letztenendes unerklärlich, aber offensichtlich (cogito, ergo sum), und biofunktional evident. Und es ergeben sich logisch die Probleme, die die Sprachlichkeit mit sich bringt, das größte das Problem der Wahrheit, denn Sprachlichkeit ist eine Abbildungsbeziehung, in der sich die Wahrheitsfrage stellt: wie korrekt ist die Abbildung, wie weit ist sie möglich, wie kategorisch ist sie? Auf einer höheren Stufe der Reflexion stellt sich die Frage, wie geeignet ist der Träger zum Transport/Transfer der Bedeutung, des Sinns.
Für einen Materialisten gibt es keine Bedeutung ohne materielle Spur, für einen transzendentalen Materialisten ist die Bedeutung nicht auf das unmittelbare materielle Sein zurückführbar, ist der immanente Materialismus, der Bedeutung für rückführbar auf das unmittelbare Sein hält, naiv und absurd.

Zur vorstehenden Replik.
„Wir sind zwar alle bis zu einem Grad individuell, aber eben doch die gleiche Spezies.“ – Ja. Und weil wir seit langem auch über eine operative Sprache verfügen, können wir annähernd alles sprachlich erreichen, insbesondere das Übersetzungsproblem von einer natürlichen Sprache auf/in eine andere lösen, allerdings zeigen uns die dabei auftretenden Schwierigkeiten, insbesondere in den poetischen Kunstsprachen, die Grenzen der Kommunizierbarkeit. Die natürliche Sprache ist die kollektive Selbstorganisation des Denkens einer Sprachgemeinschaft einschließlich der eigensprachlichen individuellen Selbstorgenisation. In den Formalsprachen gipfeln die Anstrengungen, Sprache von subjektiven Voraussetzungen zu reinigen, das führt zu einer universellen Verständlichkeit, aber auch zu einer Ausdrucksarmut, und kann daher nicht das Ziel der menschlichen Kommunikation sein. Die technische Beherrschung der Welt freilich hängt von der Formalisierungskunst der Mathematik ab.
„Beispiel: höherer Eisverkauf“ – selbstverständlich korreliert Eisverkauf schwach mit Sommertemperaturen, aber Eis wird nicht nur zur Erfrischung/Abkühlung konsumiert, das ist nur ein Faktor. Es besteht weder lineare Unabhängigkeit noch lineare Abhängigkeit, sondern eine partielle Abhängigkeit. Das gilt auch für das Verhältnis von Sein und Bewußtsein.
„Bewusstsein kann aber nicht ontologisch mit neuronaler Aktivität korrelieren“ – in meinem Konzept schon. Und wenn es Widerspruch dazu gibt: her damit. Aber ich habe keine Einwände gegen die Aussage „Deshalb spreche ich von einer epistemischen Korrespondenz statt von einer Korrelation“. Korrespondenz ist eine schwache Korrelation, man kann auch sagen, es ist eine surjektive Abbildung. Das charakterisiert den Modellcharakter des Denkens sehr gut.

Philipp
Philipp
4 Monate zuvor

„selbstverständlich korreliert Eisverkauf schwach mit Sommertemperaturen, aber Eis wird nicht nur zur Erfrischung/Abkühlung konsumiert, das ist nur ein Faktor. Es besteht weder lineare Unabhängigkeit noch lineare Abhängigkeit, sondern eine partielle Abhängigkeit. Das gilt auch für das Verhältnis von Sein und Bewußtsein.“

„Korrespondenz ist eine schwache Korrelation, man kann auch sagen, es ist eine surjektive Abbildung. Das charakterisiert den Modellcharakter des Denkens sehr gut.“

Eine epistemische Korrespondenz ist keine Korrelation, auch keine schwache. Das ist ein Kategorienfehler. Beides hat miteinander überhaupt nichts zutun.

Du kannst einen Prozess aus zwei (oder noch viel mehr) verschiedenen epistemischen Perspektiven betrachten. Das hat mit uns zutun, d.h. mit unserer Beobachtung und mit unserem Denken. Es bleibt real aber immer der gleiche Prozess. Hier liegt also keine Korrelation vor. Etwas korreliert nicht mit sich selbst. Das wollte ich mit meinem Beispiel zuvor klar machen. Ob die Korrelation linear ist oder nicht spielt keine Rolle; das ist alles egal im Bezug auf den Punkt den ich machen wollte.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
4 Monate zuvor
Reply to  Philipp

„Eine epistemische Korrespondenz ist keine Korrelation, auch keine schwache.“
Das ist richtig, ich verstehe nur nicht, warum Du mir das schreibst. Es gibt keine Korrelationstheorie, sondern eine Korrespondenztheorie der Wahrheit, die das thematisiert. Diese Korrespondenztheorie ist erkenntnistheoretisch nicht hinreichend, aber sie ist die Basis aller Erkenntnistheorie, ohne eine gewisse Korrespondenz von Welt und Denken der Welt gibt es keine Welterkenntnis, keine Wissenschaft.

„Das ist ein Kategorienfehler. Beides hat miteinander überhaupt nichts zutun.“
Naja, soweit es um die Differenz von Ontologie und Epistemologie geht, stimmt das schon. In einem allgemeineren Sinn aber nicht, da ist Korrespondenz der umfassendere Begriff. Korrespondenz und Korrelation sind Ausdrücke für zwei unterschiedliche Arten von in Beziehung gesetzten Gegenstandspaaren, Korrespondenz drückt eine qualitative Analogie aus, Korrelation eine quantitative. Korrelationen können schwach und stark sein, von einer signifikanten Parallelität statistischer Größen bis zu einer vollkommenen Korrelation numerischer Identität. Der Idealfall in der Physik ist eine Versuchsreihe über einen Zusammenhang von A und B, der eine numerische Darstellung von A und B erlaubt und dann theoretisch von einer Funktion y=f(x) beschrieben wird, also B(x)=f(A(x)), wobei der Parameter nicht die Zeit sein muß, und die exakt im Versuch bestätigt wird. Vollkommene Korrelation setzt aber kein Wertekontinuum voraus, es können auch diskrete Werte xᵢ sein, die Funktion muß allerdings rechtseindeutig sein, sonst ist die Relation ja keine Funktion.

Egal, aus welcher epistemischen Perspektive ich die Welt betrachte, ich bilde sie qualitativ im Denken ab, das ist die Korrespondenz, und nach Möglichkeit gelingt mir eine numerisch (ein)eindeutige Abbildung, dann habe ich eine Korrelation. Der (reale) Prozeß, von dem Du redest, ist uns immer nur in einer gedanklichen Rekonstruktion zugänglich. Und selbst, wenn das tertium non datur nicht gälte, epistemisch muß ich es annehmen, eine Formalisierung in einem algebraischen System, in dem nicht die Selbstkorrelation a=a gilt, also ohne die Reflexivität einer Äquivalenzrelation, ist paradox. Ich verstehe also nicht, was Du mit „Etwas korreliert nicht mit sich selbst“ sagen willst.

Philipp
Philipp
4 Monate zuvor

Hallo Wolfgang, lies doch bitte einmal genau was ich schreibe; denn ich wiederhole mich jetzt zum dritten Mal.

Ich rede nicht von IRGENDEINER Korrespondenz, sondern von einer EPISTEMISCHEN Korrespondenz.

Du brauchst mir nicht zu erklären, was Korrespondenz im ALLGEMEINEN oder MATHEMATISCHEN oder STATISTISCHEN Fall ist. Ich weiß auch was eine Korrelation ist (Pearson, Spearman, Kendall, Distance, etc.), welche Formen der Korrelation es gibt (linear, non-linear, etc.), und so weiter und so fort.

Wenn dir der Begriff der Korrespondenz nicht passt, unverständlich ist, oder was auch immer, dann ist das ok. Ich will hier nicht um Begriffe selbst streiten, es geht um das inhaltliche Verständnis in einer Diskussion. Nochmal: wenn ich von epistemischer Korrespondenz rede, dann meine ich nur genau diese und keine andere Form der Korrespondenz die, außer dem Wort selbst, überhaupt nichts mit dem zutun habe was ich ausdrücken möchte.

„Ich verstehe also nicht, was Du mit „Etwas korreliert nicht mit sich selbst“ sagen willst.“

Ich erkläre es dir nochmal.

Bewusstsein und Geist ist aus meiner Sicht das falsche Modell. Es ist philosophischer Firlefanz. Was wir erleben nennen wir Bewusstsein. Das ist OK so und Teil unserer Sprache. Das muss man nicht abschaffen.

Aber es gibt nicht das Bewusstsein UND gleichzeitig neuronale Aktivität; das ist Dualismus. Es gibt hier nicht zwei Prozesse die parallel laufen und ontologisch (!) irgendwie korrelieren können.

Was wir erleben ist die Nervenaktivität selbst. Und deshalb ist es vollkommen sinnlos von einer ontologischen (!) Korrelation zwischen Bewusstsein und Gehirnaktivität zu sprechen. Dass du hier nicht zustimmen wirst ist mir schon klar; für dich gibt es den Geist, das Bewusstsein, und die neuronale Aktivität ist für dich nur dessen „Spur“. Habe ich verstanden.

Korrelation gibt es in diesem Fall, also im Zusammenhang Bewusstsein––neuronale Aktivität, nur im methodologischen Sinne: beispielsweise korrelieren psychologische Erlebnisdaten mit neuronaler Aktivität. Vielleicht findet man dann NCCs. Hier kann man also ohne Probleme von Korrelation sprechen; diese kann man ja sogar klar messen und demonstrieren. Aber diese Korrelationen gibt es nur in der Methode, empirisch.

Was ist nun der Unterschied zu einer epistemischen Korrespondenz?

Wir wenn wir einerseits unser Erleben phänomenologisch beschreiben und andererseits neuronal, dann liegt keine Korrelation vor, es sind keine zwei Prozesse, sondern eine gedankliche epistemische Korrespondenz. Deshalb gibt es auch KEINEN kausalen Zusammenhang zwischen Gehirn und Bewusstsein, oder zwischen neuronaler Aktivität und Bewusstsein. Das Gehirn schafft nicht kausal Bewusstsein. Es gibt auch umgekehrt keine mentale Verursachung vom Gehirn auf das Neuronale.

Philipp
Philipp
4 Monate zuvor
Reply to  Philipp

Korrektur zum letzten Satz: Es gibt auch umgekehrt keine mentale Verursachung vom Bewusstsein auf das Neuronale.“

Der Mainstream der Philosophie des Geistes hängt in einem falschem Modell fest. Sie gehen von Bewusstsein und neuronaler Aktivität aus. Aus dieser doppelt gemoppelten Vorstellung entstehen alle möglichen philosophischen (metaphysischen) Pseudoprobleme um das Thema.

Wenn du mich also fragst (statt mich wie zuvor immer in in Schubladen zu stecken) welche Ontologie ich vertrete, d.h. eine Form des Materialismus, oder eine Form des Funktionalismus, oder Idealismus, oder was auch immer, dann lautet meine Antwort: GAR KEINE!

Da ich die Frage nach dem Verhältnis zwischen „Bewusstsein“ und Nervenaktivität, oder zwischen „Bewusstsein“ und Sein oder Welt bereits für eine sinnlose Frage halte kann ich auch keine metaphyische oder ontologische Position einnehmen; denn diese Positionen werden für mich genauso sinnlos wen ja schon deren Prämisse auf denen sie beruhen für mich sinnlos ist.

D.h. die ganze Diskussion um diese metaphysischen Positionen, wie z.B. der von dir formulierte Materialismus, ist für mich eine Luftschlossdiskussion hinter der nichts steckt. Man spielt mit Begriffen, aber es steht nichts dahinter.
Ich bin weder Monist noch Dualist noch Idealis – die ganze Diskussion ist sinnlos.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
4 Monate zuvor
Reply to  Philipp

Hallo Philipp,
ich lese genau, was Du schreibst, nur verstehe ich es nicht, auch wenn Du es noch x-mal wiederholst, verstehe nicht, wo und womit genau Du mir widersprichst. So kommen wir nicht weiter. Unsere Positionen scheinen inkompatibel, für mich ist Deine ein unkritischer Positivismus (der Wittgenstein des tractatus), für Dich meiner philosophischer Firlefanz. Dabei können wir es belassen, das ist völlig OK, dann ist das hier meine letzte Replik an Dich.
Falls Dir doch an Klärung des Dissenses gelegen ist, reicht mir nicht, was Du sagst. Eine letzte rhetorische Frage (ich erwarte also keine Antwort) möchte ich doch noch stellen: Wenn Bewußtsein nichts weiter als das „Erleben der Nervenaktivität“ ist, dann ist Bewußtsein ein Epiphänomen. Wozu soll man sich dann mit dem Bewußtsein überhaupt beschäftigen? Welche Bedeutung haben Korrelationen? Ist dann Bewußtsein nicht selbst Firlefanz? Ich verstehe schon, daß harte empirische (neuronale) Fakten nicht korreliert sein können mit Firlefanz, wie aber können sie korrespondieren? Auch das scheint mir ein Kategorienfehler zu sein.

Wolfgang Stegemann
Wolfgang Stegemann
4 Monate zuvor

Erleben der Nervenaktivität? Warte mal, wir schauen uns das an. Stell dir vor du stehst zwischen Christof Koch und Thomas Fuchs. Du stellst beiden eine Frage zu deinem Bewusstsein. Koch spricht von Nervenaktivität etc., Fuchs spricht vom Erleben. Beide sprechen über dein Gehirn. Es sind nicht zwei Gehirne, sondern zwei Beschreibungsebenen. Klar? Erleben und Nervenaktivität sind dasselbe aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
4 Monate zuvor

Selbstverständlich gibt es ein Drittes, dessen unterschiedliche Perspektiven in unterschiedlichen Disziplinen untersucht werden. Ich stimme ja zu, immer, wenn wir vom Erleben reden oder neuronale Aktivität messen, greifen wir auf das Gehirn zu, auf den Ort der neuronalen Aktivität, denn auch das Erleben ist gebunden an dieses materielle Geschehen, an diesen Ort. Falsch ist aber, daß wir auf das gleiche Geschehen zugreifen, denn das würde bedeuten, daß alles neuronale erlebt wird, es keine unbewußten Vorgänge im Nervensystem gibt. Das ist meine Kritik an der Aussage „Erleben und Nervenaktivität sind dasselbe aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln“ oder „dann liegt keine Korrelation vor, es sind keine zwei Prozesse, sondern eine gedankliche epistemische Korrespondenz“. Selbstverständlich greifen wir auf das Gleiche zu, nämlich einen individuellen Menschen, ein Exemplar der Gesellschaft, ein Exemplar der Gattung Mensch, ein Lebewesen, ein raumzeitliches Objekt (Tiere sind Teile der einen Welt, die wir auch Natur nennen). Allerdings, wenn wir auf das Erleben zugreifen, dann auf die Selbstauskunft des Individuums. Und wenn wir auf die Physiologie zugreifen, dann auf objektive Vorgänge im individuellen Gehirn. Das wären zwei Facetten einer Sache, wenn alle neuronalen Vorgänge sich im Erleben spiegelten, dann hätten wir eine isomorphe Abbildung von physiologischem Geschehen und Erleben. Das ist aber nicht der Fall. Die neurophysiologische Untersuchung des Gehirns ist eine andere als die phänomenologische des Erlebens/Bewußtseins, obwohl sie eng miteinander zusammen hängen. Letztere ist gebunden an erstere, an den Ort und die Funktionsweise der neuronalen Aktivität. Und die Einheit Gehirn ist eingebettet in die höheren Einheiten, wie oben beschrieben.

Meine Frage bezieht sich auf die in meinem Verständnis von Philipp falsch, positivistisch in Beziehung gesetzten Ebenen von materiellen Vorgängen und Bewußtsein/Erleben, die von ihm reduktionistisch verstanden wird. In dem hier zur Diskussion stehenden Beitrag wird es ja präzise formuliert: „Sie gehen hier von einem strukturellen Morphismus eines neuronalen Substrats mit phänomenalen Räumen aus, den Sie als „neurophenomenalen Strukturalismus“ bezeichen.“ Es muß einen Morphismus eines Teils des neuronalen Substrats geben, der auf bzw in den geistigen Raum abbildet, und einen Teil dieses Substrats, der nicht abgebildet wird und so das Unbewußte oder ein überhaupt nicht Repräsentiertes charakterisiert.

Ich reite auf diesem Punkt herum, weil es einfach albern ist, unmittelbare visuelle Wahrnehmung und Sehen, also einen rein materiellen und einen geistig-materiellen Vorgang zu identifizieren. Wir nehmen optische Wahrnehmungen auf, die wir physiologisch auf ihrem Weg ins Gehirn verfolgen können, und die dann verarbeitet/eingearbeitet werden in ein Repräsentationssystem der Welt im Gehirn. Wir sehen nicht die Wahrnehmung von Sinnesreizen, sondern Objekte der Außenwelt. Hätte das Bewußtsein nicht diese Funktion, gäbe es kein Bewußtsein, könnte keine komplexe Feinabstimmung (Anpassung) an die Außenwelt erfolgen.

Bewußtsein verstehen heißt diesen Transformationsprozeß verstehen. Das ist etwas ganz anderes als etwa zu verstehen, wie es zu Fehlwahrnehmungen kommt. Die entstehen auf dem Weg der optischen Übertragung der Erscheinungen auf ein wahrnehmendes Rezeptionsorgan, die Transformation des Strahlengangs auf Retina und den gesamten Wahrnehmungsapparat des Organismus, und können gegebenenfalls (strahlen-)mechanisch behoben werden. Bemerkenswert dabei ist, daß sogar schon die Wahrnehmung von der geistigen Ordnung affiziert wird. In einem geringen Ausmaß korrigieren wir Fehlwahrnehmungen, produzieren allerdings auch welche aufgrund von falsch verallgemeinerten Erfahrungen. Ein schönes paradigmatisches Beispiel ist der von mir gern zitierte schräg im Wasser stehende Stock. Wir nehmen richtig wahr, daß er geknickt ist, und sehen ihn richtig als gerade.

Wahrnehmen und Sehen eines Objekts sind keine zwei Seiten einer Medaille*, das eine ist ein (fast) rein mechanischer materieller Vorgang, der rein naturwissenschaftlich – objektiv – beschrieben werden kann. Das andere ist ein Vorgang, der eine materielle, physiologische Spur hat, aber nicht in dieser Spur aufgeht, enthalten ist, beschrieben werden kann. Dennoch korreliert der Vorgang mit dem physiologischen. Das ist die große Herausforderung, diesen Zusammenhang theoretisch zu rekonstruieren bzw zu modellieren.

* Das wären zwei Facetten einer Sache, wenn alle neuronalen Vorgänge sich im Erleben spiegelten, dann hätten wir eine isomorphe Abbildung von physiologischem Geschehen und Erleben.

Wolfgang Stegemann
Wolfgang Stegemann
4 Monate zuvor

Die Annahme, Erleben und neuronale Aktivität seien „zwei Facetten einer Sache“, aber dennoch verschieden, ist versteckter Dualismus. Das angeblich „Dritte“, auf das beide Perspektiven zugreifen, existiert nur als gedankliche Hilfskonstruktion, um sich der eigentlichen Frage zu entziehen: Es gibt keinen ontologischen Spalt zwischen Erleben und Neurodynamik – das Erleben ist die Innenperspektive dieser physiologischen Prozesse.
Wichtig: Bewusstsein ist hier ontologisch gemeint, nicht psychologisch. Das heißt, auch unbewusste und vorbewusste Prozesse gehören zur Gesamtstruktur des bewussten Systems. 
Wer von einer „Korrelation“ spricht, unterstellt einen ontologischen Dualismus, der längst Geschichte ist. Bewusstsein ist keine dritte „Sache“, sondern die Selbstintegration eines lebenden Systems, die sich aus zwei Blickwinkeln beschreiben lässt – phänomenal und physiologisch. Alles andere bleibt ein Neuaufguss klassischer Missverständnisse.
Die empirische Korrelation ist unvermeidlich, aber sie darf nicht als ontologisches Argument missverstanden werden. Darauf basiert diese altbackene Supervenienzidee. Ich fürchte, eine weitere Diskussion ergibt keinen Sinn.
Ein Tip noch: Bewusstsein ist keine Substanz, sondern ein Zustand – ein Erregungszustand, erlebbar und messbar.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
4 Monate zuvor

Das ist reiner Positivismus, einschließlich der Überzeugung, ideologiefrei zu sein. Finde ich antiquiert. Übrigens:
Es ist Wortakrobatik, wenn man unter „Erleben und Nervenaktivität sind dasselbe aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln“ und „Erleben und neuronale Aktivität seien ‚zwei Facetten einer Sache‘, aber dennoch verschieden“ etwas verschiedenes versteht. Denn ein Blickwinkel, eine Facette ist nicht das Ganze. Und dieses „dasselbe“ hast Du ja dann auch falsch mit dem Oberbegriff benannt, das eine, mein Gehirn. Das habe ich aufgegriffen als das Dritte, nicht Nervenaktivität und nicht Erleben, sondern das Integrale, wovon beide Facetten oder Perspektiven sind. Ich habe durchaus nicht die Unabhängigkeit beider behaupten wollen. Allerdings haben beide (Perspektiven/Facetten) zwar einen Oberbegriff, aber kein identisches Substrat, sonst wäre alle Hirnaktivität bewußt. Es ist Hirnakrobatik, das Bewußtsein das System von allem Bewußten, Vorbewußten und Unterbewußten zu nennen, das nivelliert die unterschiedlichen Funktionen, die dem bewußten Erleben einerseits, den unbewußten Vorgängen andrerseits zukommen. Wobei die unbewußten Vorgänge nicht ohne eine Transformation, einen Kategorienwechsel zu bewußten werden können. Denn die bewußte Kognition, das bewußte Erleben ist immer repräsentativ (mit Anteilen kognitiver Konstruktion).
Nur ein naiver Positivismus kann diesen Sachverhalt ignorieren, er begreift nicht den sprachlichen Charakter des Denkens.

Nichts für ungut. Ich bedauere die Schärfe meiner Aussage. Aber nicht ich habe den Boden der Argumentation zugunsten von apodiktischen Aussagen verlassen.

Wolfgang Stegemann
Wolfgang Stegemann
4 Monate zuvor

Ich mache es mal ganz einfach.
Stellen wir uns ein cartesisches Quadrat vor:

  • Links befindet sich das Physische (zum Beispiel neuronale Aktivität).
  • Rechts das Verhalten (z. B. Handlungen, Äußerungen, auch Erleben als beobachtbares Verhalten nach außen oder introspektiv).
  • Unten steht jeweils die Ursache, oben die Wirkung (dies lässt sich auch als Top-Down/Bottom-Up umkehren, je nach Blickwinkel).

Entscheidend ist:
Zwischen dem Physischen (links) und dem Verhalten (rechts) besteht ausschließlich ein korrelatives Verhältnis – und zwar im methodischen, nicht im ontologischen Sinn.
Das heißt:
Aus „Neuron A feuert“ (links unten) folgt niemals im strengen Sinn „Verhalten A tritt auf“ (rechts oben) – jedenfalls nicht als Wirkung im kausalen Sinn.
Man kann beides empirisch korrelieren, aber daraus keine Kausalbeziehung ableiten, die eine Ebene direkt auf die andere abbildet.
Das cartesische Quadrat zeigt, dass wir es mit unterschiedlichen Beschreibungsebenen zu tun haben, die wir aus methodischen Gründen gegenüberstellen (Philipp macht das jeden Tag) – nicht, weil sie zwei verschiedene Wirklichkeiten oder „Substanzen“ wären. Das Missverständnis entsteht, wenn man die methodische Unterscheidung fälschlich als ontologische Trennung liest.
Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen.

Wer hier immer noch einen Dualismus oder eine substanzielle Trennung sieht, verwechselt methodische Klarheit mit metaphysischem Ballast.

Wolfgang Stegemann
Wolfgang Stegemann
4 Monate zuvor

Vielleicht als didaktischer Feinschliff noch folgender Hinweis:
Das cartesische Modell funktioniert überhaupt nur für sehr einfache Korrelationen: Zum Beispiel bewegt jemand auf der rechten Seite seinen Finger, und auf der linken Seite beobachte ich im Hirnscanner die entsprechende neuronale Aktivität.
Entscheidend ist:
Diese Korrelation ist methodisch, nicht ontologisch. Ontologisch betrachtet existiert nur ein einziges System, das wir – aus Gründen der Untersuchung und Beschreibung – in zwei Perspektiven aufteilen: die physiologische (links) und die verhaltensbezogene bzw. phänomenale (rechts).
Bei komplexem Verhalten, zu dem etwa Bewegung, innerer Dialog, Gefühle oder komplexe Kognitionen gehören, stößt diese methodische Korrelation an ihre epistemischen Grenzen. Denn sowohl auf der physischen als auch auf der Verhaltensebene treten Emergenzen auf, deren Komplexität eine eindeutige Zuordnung unmöglich macht. Mit zunehmender Komplexität werden Korrelationen immer unschärfer und verlieren ihren erkenntnistheoretischen Gehalt – sie bleiben methodische Annäherungen, keine ontologischen Erklärungen.
Genau deshalb ist es prinzipiell unmöglich, mit einem Scanner Gedanken „zu lesen“.
Ein Hirnscanner kann allenfalls einfache Muster oder grobe Aktivitätskorrelate erfassen, aber niemals den Inhalt, die Bedeutung oder gar das subjektive Erleben selbst abbilden.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
4 Monate zuvor

Dieser Kommentar liest sich für mich wie ein Zurückrudern. Danach kann man wegen der Komplexität der Vorgänge keine Korrelationen mehr auf-/feststellen. Dem kann ich natürlich zustimmen. Schon in physikalischen Experimenten muß man so präparieren (also die Untersuchungssituation so idealisieren, wie sie nie in der Wirklichkeit existiert), daß man strikte Zusammenhänge feststellen kann. Allerdings dürfte kaum ein Physiker daraus den Schluß ziehen, daß diese festzustellenden Gesetzmäßigkeiten nicht wirklich existieren; man also nicht nur methodisch, sondern ontologisch von Naturgesetzen reden kann.
Wenn man Bewußtsein, und da meine ich nicht nur das Bewußtwerden, sondern das verstehende, untersuchen will, muß man einen isolierten Reiz, seine Projektion auf die neuronale Ebene und den Einfluß eines Paares einer einfachen Gedankenalternative in Beziehung setzen, dh den Gedankenwechsel physiologisch identifizieren. Besser ist es vermutlich, auf die Außenreizung ganz zu verzichten, also direkt die physiologische Struktur eines solchen Gedankenwechsels zu untersuchen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß solche Untersuchungen nicht angestellt werden.

Meine Einwände gegen die Gegenüberstellung von neuronaler Aktivität und Verhalten spare ich mir. Das ist eine terrible simplification.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
4 Monate zuvor

Es ist sicher nett gemeint, aber das Paraphrasieren Deiner Aussage bringt keinen argumentativen Gewinn. Diese nebulöse Korrespondenz zweier Perspektiven kann ich durchaus nachvollziehen. Wir haben ja schon seit langem die Vorstellung aufgegeben, daß die Kognition so etwas wie ein bürokratisches Archiv oder eine offene elektronische Datenbank ist, wir bilden alles in Hirnstrommustern, die sich leicht modifizieren lassen. Grob gesprochen findet in jedem Moment eine partielle Abbildung von einer Totalität von momentanen Reizen in eine Totalität von möglichen neuronalen Zuständen statt, die von der vorläufigen Zustandstotalität, der Reizselektion und der Eigendynamik der Zustandstotalen bestimmt wird. Wenn wir die bewußten Vorgänge einmal beiseitelassen, können wir auf den letztgenannten Bestimmungsfaktor verzichten. Ich bevorzuge, von Abbildungen zu sprechen, weil damit die Beziehungen von Außen nach Innen und umgekehrt am besten charakterisiert werden können. Der Anteil von Schlüsselreizen in der wirksam werdenden Reiztotale nimmt mit der Höherentwicklung der Arten ab. Daher ist die Abbildung von der Reiztotalen auf die neuronale Zustandstotale schon ohne Bewußtsein keine Isomorphie, die Vorstellung eines völlig deterministischen Wirkzusammenhangs also abwegig. Das wolltest Du wohl mit Deinem Beispiel eines einzelnen feuernden Neurons sagen (“Aus „Neuron A feuert“ (links unten) folgt niemals im strengen Sinn „Verhalten A tritt auf“ (rechts oben) – jedenfalls nicht als Wirkung im kausalen Sinn“). Das behaupte ich jedoch nirgendwo. Es handelt sich immer um statistische Wirkzusammenhänge, wenn sie denn bestehen. Aber selbst bei den bewußtseinsunabhängigen Wirkzusammenhängen ist die Wirkweise nicht strikt. Dafür sorgen ua schon Schwellenwerte und Bahnung. Das ändert aber nichts daran, daß man von einem (statistisch) determinierten Zusammenhang sprechen und die Stärke der Korrelation angeben kann, das ist naturwissenschaftliche Empirie.

Nun aber zu Deinem schrägen Bild von einer euklidschen Ebene.
Solange kein Bewußtsein vorhanden ist, gibt es einen wie immer stark korrelierten Reiz-Reaktions-Zusammenhang. Es ist die Funktion der Steuerung durch ein ZNS, ohne diese Korrelationen gäbe es keine hinreichend lebenserhaltende Steuerung, reizvermittelt angepaßtes Verhalten an die wechselnde Umwelt. Hier könnte man tatsächlich von Erleben als Innenwahrnehmung der neuronalen Vorgänge reden. Das sich hier versteckt einschleichende Problem ist das mangelnder Präzision der Sprache, der Doppelbedeutung von Bewußtsein als Wahrnehmungs-/Präsenz- und als Verstehbewußtsein, einem eindirektionalen, nur passivem, verständnislosen Bewußtwerden und einem aktiven, bijektiven Bewußtsein. Man könnte hier an Platons Höhlengleichnis denken. Im passiven Bewußtsein sieht man nur die Schatten der Ideen, der wahren Welt. Man muß ja nicht den Platonschen Fehler des absoluten Idealismus übernehmen, der die Welt in eine universelle Ideenwelt umdenkt. Die Gedankenwelt ist ein vom selbstorganisierenden Subjekt rekonstruiertes Modell der Realwelt, und dadurch kann das operative Bewußtsein zwecks besserer Anpassung sich akkomodieren und adaptieren.

Natürlich kann man sich positivistisch auf die Vorgänge im Amöbenbewußtsein beschränken, das existiert auch noch in uns (bitte dies metaphorisch zu verstehen), man kann so alle Steuerungsvorgänge untersuchen, die ohne Bewußtsein ablaufen, die unbewußt stattfinden, wie die Steuerung von Atmung und des Kreislaufsystems; für sie gibt es eine strikte umweltabhängige, bewußtseinsunabhängige 1/1-Korrelation/Korrespondenz (das ist nicht ganz korrekt, denn es ist erstaunlich, wie weit man in den Automatismus dieser Steuerung eingreifen kann). Wenn es ein autonomes Bewußtsein gibt, und das gehört zu meinen Grundüberzeugungen, ergibt sich aus einer funktionalen Betrachtungsweise, dann zeigt es sich in einer systemischen Transformation der passiven, reizinduzierten neuronalen Aktivität, einer Transformation, die man einer neuronalen Selbsterregung zuschreiben muß, die mit der Fremderregung interveniert.

Wolfgang Stegemann
Wolfgang Stegemann
4 Monate zuvor

Ich halte dem mal einen komplett anderen Ansatz entgegen, der sowohl phänomenologisch wie neurophysiologisch anschlussfähig ist, allerdings in Kurzform, zu mehr habe ich keine Lust, und beende diesen Dialog hiermit:

Nimmt man das Grundprinzip des Lebens – die Autokatalyse – ernst, muss man Reize als Bestandteil dieser Autokatalyse betrachten. Ohne Reize wäre das Gehirn bedeutungslos, ja gar nicht lebensfähig. Reize sind also grundsätzlich im Gehirn repräsentiert als elektrochemische Erregung. Man kann dies bereits grundsätzlich als Vorstufe zu Spüren, Qualia oder Bewusstsein bezeichnen. Egal, welchen Begriff man verwendet, es gibt nur einen Mechanismus.
Zum Spüren wird der Prozess aber erst durch das Verschmelzen aller Reize (in den assoziativen Arealen) und ihrer Verteilung über das Gehirn. Dadurch entsteht ein interferentieller Innenraum, der erst durch Rekursion erlebt wird. Das System spiegelt sich selbst – nicht kognitiv, sondern strukturell dynamisch. Damit ist die ontologische Wie-Frage von Qualia, Bewusstsein oder Empfinden beantwortet, die ontologische Warum-Frage ist dagegen unbeantwortbar, vergleichbar mit der Frage, warum das Universum existiert. Wie wird aus Materie Erleben muss umgeschrieben werden in: wie wird aus Leben Erleben.
Im übrigen sollte diese Frage am Beginn jeder Erkenntnistheorie stehen, nicht an ihrem Ende.

Philipp
Philipp
3 Monate zuvor

@Wolfgang Endemann,

Die Evolution konnte über die Phylogenese via der natürlichen Selektion nur „Bausteine“ nutzen die in der Natur auch vorhanden sind.

Ein Großteil der heutigen Philosophie des Geistes (sowie auch viele neurowissenschaftliche Theorien des Bewusstseins) beginnen das Problem vom falschen Ende aus.

Es gab und gibt in der Natur keinen Geist oder kein Bewusstsein; es gibt keine mentalen Elemente in der Natur.

Trotzdem beginnt man mit einem Modell das Bewusstsein als prinzipiel anders als alles andere in der Welt definiert. Man beginnt also bereits dualistisch. Man kann sich nicht vorstellen, dass Nervenaktivität sich eben so darstellt wie sie sich uns darstellt. Stattdessen attribuiert man unser Erleben auf einen Geist bzw. auf das Bewusstsein. Natürlich fragt man dann notwendigerweise wie dieses ontologisch mit der neuronalen Aktivität zusammenhängt – und man merkt nicht einmal wie dualistisch man denkt.

Man muss das Thema _biologisch_ angehen, nicht philosophisch. Wenn man bereits mit diesem philosophischen Modell von „Bewusstsein“ startet, dann beginnt und endet man in einer metaphysischen Sackgasse.

Bewusstsein ist Nervenaktivität die adapativ war und ist, deshalb hat sie sich evolutionär durchgesetzt und konnte in allen möglichen Lebewesen gegenüber der Selektion bestehen. Es ist eine Funktion von Nervensystemen die es erlaubt in der Umwelt besser zu interagieren.

Die typisch philosophischen Diskussionen beginnen mit ontologischen Fragen wie „was ist Geist, was ist Bewusstsein“? Ist es etwas materielles? Kann man es auf Materie reduzieren? Da kommt am Ende NICHTS bei rum.

Roswitha Steffens
4 Monate zuvor

Im Bewusstsein für euer beider Ringen um Verständnis, Wolfgang Stegemann und Wolfgang Endemann, möchte ich folgendes anmerken:

Zwischen dem Erleben (bewusste Wahrnehmung dessen, was ist, durch den, der war. ist und kommen wird), wächst eine neuronale Aktivität, die einem ganzen Universum zugeordnet ist, um dessen Verkörperung durch Materie sichtbar aus einer unbestimmten Substanz in eine bestimmte Form zu bringen. Diese Verkörperung von Substanz, ich nenne sie Gott, da darin der Urknall enthalten ist, sodass der Glaube nicht Priorittät hat, sondern aus dem Urknall erwächst, tritt in ihrer Lebensform zunächst vorübergehend auf, bis sie sich, den Bedingungen angemessen, angepasst hat. Erst aus der Vergangenheitsform (Gedächtnis) und dessen neuronaler Substanz (Gegenwart) expandiert das Herz in einen Körper aus tragfähiger Substanz, die es kommuniziert, indem der Körper dafür sein Gedächtnis einsetzt.

Im Wissen um die eigene Begrenztheit meiner Person auf ihr Ego, das trotzdem in allen Menschen nicht nur sichtbar ist, sondern als erkennbare Materie bereits über 2000 Jahre überlebt hat, erwächst aus den Naturgesetzen sein Lebensanteil vom Ganzen am Menschen. die Entwicklungsgeschichte (Universum/ Einheit/Erde/Leben/Mann/Frau/Mutter/Würde/Vater) ist bereits das Ergebnis einer neuronalen Aktivität die der gesamten Materie als kommunikationsfähige Substanz der Einheit zukommt, die sich daraus vermittelt.

Ihr Erleben im Bewusstsein für seine Geburt wächst in die Selbsterkenntnis dessen, was ohne substanzielles Gedankengut keine Existenzgrundlage hätte, sodass es wahrscheinlich, oder vielleicht auch nicht auf ein Existenzminimum reduziert ist, das sich selbst aus der Einheit ergeben hat, mit der sie konfrontiert wurde.

Wer oder was immer das auch sein mag, wir scheinen bereits darüber hinaus, an dem Gedankengut zu wachsen, das ein Mensch (ich will ihn Jesus nennen), dank der Substanz von Gott empfangen hat.

Grundsätzlich geht es im Leben darum, wie es in all seiner Komplexität durch ihre Naturgesetze den Zugang findet, den es braucht, um erhalten zu bleiben.

Ich hoffe sehr, das hilft bei unser aller Ringen um Verständnis, sodass wir uns, einmal miteinander verbunden, dieser Verbindung immer bewusster werden können, indem wir sie nicht mehr lösen wollen, indem dieses Ringen um Verständnis im Umgang miteinander immer wieder neue Errungenschaften bringen kann.

Philipp
Philipp
3 Monate zuvor

Hi Wolfgang,

Erleben und neuronale Aktivität seien ‚zwei Facetten einer Sache‘, aber dennoch verschieden“ etwas verschiedenes versteht. Denn ein Blickwinkel, eine Facette ist nicht das Ganze. Und dieses „dasselbe“ hast Du ja dann auch falsch mit dem Oberbegriff benannt, das eine, mein Gehirn. Das habe ich aufgegriffen als das Dritte, nicht Nervenaktivität und nicht Erleben, sondern das Integrale, wovon beide Facetten oder Perspektiven sind. Ich habe durchaus nicht die Unabhängigkeit beider behaupten wollen.“

Du steckt in einem falschen Paradigma fest. Aus meiner Sicht ist dein Gedankengebäude zum Thema antiquiert – das gebe ich dir so zurück.

Ich behaupte KEINE Identität von Bewusstsein und neuronaler Aktivität – ich beginne nicht mit zwei ontologischen Seiten um dann nachträglich zu behaupten, dass beide identisch seien. Ich vertrete keine Identitätstheorie.

Epistemische Trennung ist nicht das gleiche wie eine ontologische Trennung. Was ich meine ist für dich unmöglich zu verstehen da du in einem uralten Paradigma der Philosophie des Geistes sitzt.

„Denn die bewußte Kognition, das bewußte Erleben ist immer repräsentativ (mit Anteilen kognitiver Konstruktion).
Nur ein naiver Positivismus kann diesen Sachverhalt ignorieren, er begreift nicht den sprachlichen Charakter des Denkens.“

Genau. In der Welt laufen Dynamiken ab. Diese schnappt das Nervensystem auf. Deshalb erlebst du die Welt. Insofern handelt es sich um eine Rekonstruktion (nicht Repräsentation) der Umwelt im Nervensystem. Du, als Lebewesen, erlebst das subjektiv nicht so wie der Beobachter, als neuronale Aktivität; nein, du erlebst es als sinnhaftes Erleben der Welt und deiner selbst. Es ändert nichts daran, dass es trotzdem der gleiche Prozess ist den der Wissenschaftler via Physiologie beobachtet.

Roswitha Steffens
3 Monate zuvor
Reply to  Philipp

– Vielleicht muss ein Mensch dualistisch denken, damit er die Einheit überhaupt erkennen kann, aus der er selbst schöpft, um sich zu erhalten. –

Der biologische Aufbau von Mann und Frau ist unabhängig voneinander und steht dennoch im Verhältnis zueinander, wobei beide in Abhängigkeit voneinander, das Verhältnis zueinander klären wollen. Sobald sie Mutter und er Vater werden, indem sie ein Kind zeugen, haben sie dessen Einheit (Mensch) bereits der Ewigkeit entnommen, die es bezeugen soll.

Diese Zeugungsfähigkeit der Ewigkeit für die Menschheit zu erhalten, damit sie von der Ewigkeit leben kann, das ist der Einheit geschuldet, aus der sie sich zum einen ergibt und zum anderen geschuldet bleibt. In diesem Verhältnis zwischen Schuldner und Gläubiger, bleibt kommunizierbar (Entwicklung aus geistiger Fortbildung durch menschliches Verhalten), was in Ewigkeit durch die Verbundenheit an Gott abgegeben oder von ihm zurückgegeben wird.

Anders formuliert: „Wäre die Ewigkeit mit dem Menschen verbunden, so bliebe der von der Zeit abhängig, die ihn zeugungsfähig macht.“ Substanziell bleibt die Zeugungsunfähigkeit der Natur jedoch erhalten, auch wenn der Mensch das ignoriert, so verliert er dadurch nichts, was er nicht schon hatte (geistige Substanz), bis er die Ewigkeit durch seinen aktuellen Entwicklungsstand erkennt. Sie lässt ihn darüber philosophieren (nachdenken), was sie will, bis er selbst sich in ihrer Sprache erkannt hat und sie verstummen lässt. Was dann passiert, das bleibt bei dem, der es nachvollziehen kann, da es in seiner Gesetzmäßigkeit durch ihre DNA als die Materie durchsetzt, die Zeit aus der Distanz für das Ego aus seinem Blut definiert und daraus ihre Energie gewinnt. Deren tatsächliche Einheit, setzt je nach Bedarf die Natur um, die sein Herz speist.

Mag sein, dass wir Energie nicht durch ihren Energieträger, das Herz, erkennen, doch sollte man dessen Lebenswillen nie unterschätzen. Es wäre falsch, etwas zu spalten (Dualismus), was in seiner Frucht (Mensch) verborgen, ihre Fruchtbarkeit (Bewusstsein) hervorbringt. Es scheint mir persönliche unbedingt nötig, dieses Wissen um die Zukunft eines Widerstands nicht zu dividieren, sondern in seiner Gänze durch ihre Fragen an das Herz zu binden, das ihn erfüllen konnte. Dadurch trägt die ganze Menschheit dazu bei, das Herz erfolgreich zu erfüllen, das jede Person braucht, um ihren persönlichen Anteil an Energie in dem Maß zu erhalten, dessen Einheit dahinter verborgen ist.

Zeit so in die Natur einzubringen, wie ich es tue, das baut meine überschüssige Energie ab. Demzufolge ist ein bestimmter Widerstand (Gott) für die Einheit offen, deren Herz aus seinem Widerstand für die Menschheit neue Lebensenergie erzeugen kann. Aus dem für sie geltenden Mitspracherecht erwächst ein Organisationssystem, mit dem der Mensch arbeiten kann, dem es sich erschließt. Damit erhält Zeit als energetische Einheit, was sich aus ihrem Wort (Gott) und seinem Widerstand ergibt. Der Energiehaushalt, den wir selbst ausgleichen können, setzt sich damit in seiner Ausgeglichenheit für uns ein.

Das Herz, das mit seiner Lebensform ihr Gedächtnis speist, erhält dadurch ein Geburtsrecht, dessen Ewigkeitsformel seinen Namen erhält. Damit ist die jetzige Lebensform alles, was aus sich selbst herausholt, wer ihr Herz an dem Gedächtnis gespeist hat, das sie (Frau) mit ihm (Mann) verbunden hat. Das Bewusstsein kann ohne sein Herz nicht wachsen und sein Herz kann ohne einen bestimmten Widerstand nicht sein. Damit öffnet sich das Herz für Kinder, die in Jesus den Vater (Himmel) und die Mutter (Erde) finden wollen, die auf die Zeit nach seiner Geburt (Elternschaft) achten.

Es mag eine Glaubensgeschichte sein, die sich aus Jesus ergibt, doch ohne ihn hätte ich niemanden gefunden, der mein Leben wirklich wollte.

Philipp
Philipp
3 Monate zuvor

Wenn Bewußtsein nichts weiter als das „Erleben der Nervenaktivität“ ist, dann ist Bewußtsein ein Epiphänomen. „

Gerne antworte ich darauf.

Die Frage ist so dermaßen repräsentativ für das was ich die ganze Zeit an deiner Position kritisiere. Du denkst dualistisch – du meinst, dass du den Dualismus überwunden hast, aber du bist aus meiner Sicht Dualist ohne es einsehen zu können.

Aber es ist unmöglich dich da herausziehen; du wirst dogmatisch an einer Trennung zwischen Erleben einerseits und neuronaler Aktivität andererseits festhalten.

Deine Frage war jetzt wirklich für mich nochmal so richtig schön repräsentativ für deine gesamte Denkweise.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
3 Monate zuvor
Reply to  Philipp

Anders als Du denkst, sind wir im Prinzip alle an unser je eigenes (individuelles oder kollektives) Denkgefängnis gekettet. Und wenn wir wider Erwarten uns einmal daraus befreien können, daraus befreit werden, werden wir sogleich in einem Alternativgefängnis landen. Freiheit ist nur ein gedankenloses Umherirren. Denken gibt zumindest Struktur. Und wenn Vernunft, das sich einigermaßen selbstbegründende imprädikative Denken veraltet ist, umso schlimmer für die Wirklichkeit (um ein Hegelsches Bonmot zu paraphrasieren). Dann ist Modernität, up-to-date-Sein ein Schimpfwort. Wenn man sieht, wie heute große Bevölkerungsteile mit einer führenden angeblichen Elite in unserer angeblichen Zivilisation meinen, sich alternativlos auf den Krieg vorbereiten zu müssen, ist solches junge oder neue (Wende-)Denken ein Vorwärts in voraufgeklärte Zeiten. Wir haben ein Recht darauf, Angst zu haben, wir haben sogar gute Gründe dafür; aber wir sollten uns darum nicht von der Vernunft verabschieden. Aber das alles ist ot. Ich möchte auch nicht en détail auf Deine Repliken an mich eingehen (mit einer Ausnahme im Folgenden), man kann das so nebeneinander stehenlassen, zwei inkompatible Selbstverständnisse.

Was mich etwas enttäuscht, ist, wie schlampig Du meine Aussagen liest. Du sagst: „du wirst dogmatisch an einer Trennung zwischen Erleben einerseits und neuronaler Aktivität andererseits festhalten“, ich sagte, und das hast Du sogar zitiert: „Denn die bewußte Kognition, das bewußte Erleben ist immer repräsentativ (mit Anteilen kognitiver Konstruktion).
Nur ein naiver Positivismus kann diesen Sachverhalt ignorieren, er begreift nicht den sprachlichen Charakter des Denkens.“ Und weiter: „Solange kein Bewußtsein vorhanden ist, gibt es einen wie immer stark korrelierten Reiz-Reaktions-Zusammenhang. …. Hier könnte man tatsächlich von Erleben als Innenwahrnehmung der neuronalen Vorgänge reden. Das sich hier versteckt einschleichende Problem ist das mangelnder Präzision der Sprache, der Doppelbedeutung von Bewußtsein als Wahrnehmungs-/Präsenz- und als Verstehbewußtsein, einem eindirektionalen, nur passivem, verständnislosen Bewußtwerden und einem aktiven, bijektiven Bewußtsein.“ (Unterstreichungen von mir eingefügt; das ist zwar aus einem Kommentar an Stegemann, aber Du beziehst Dich ja auch auf diesen Dialog). Aus diesem Grund habe ich auch von Epiphänomenalismus geredet. Deine Welt ist eine Welt ohne Versteh-Bewußtsein. Für das Erleben der Welt braucht es kein solches.

Wenn die kategoriale Unterscheidung von Ding-Objekten und Sprach-Objekten Dualismus bedeutet, bin ich Dualist. Im philosophischen Sinne bin ich es nicht, weil das unmittelbar Materiale für mich primär ist, das Komplexe emergiert und diese Aspekte dialektisch vermittelt sind. Ich bin weder Monist noch Dualist, mir scheint, das ist eine Position, die auch Du einnehmen willst, für mich vertrittst Du jedoch, ich sagte es schon, den sehr in die Jahre gekommenen Positivismus des tractatus. Aber Du willst darüber ja nicht diskutieren, das verstehe ich. Let’s agree to disagree.

Philipp
Philipp
4 Monate zuvor

Die Idee des neuronalen Korrelats für Bewusstsein hatte bereits Wolfgang Köhler in den 1920er-Jahren. Er nannte das damals „psychophysisches Niveau“ (statt neuronales Korrelat des Bewusstseins wie es durch Crick und Koch populär gemacht wurde).

Köhler hatte auch eine ähnliche Isomorphieidee im Sinn wie sie in Fink et al. (2021) „A structural constraint on neural correlates of consciousness“ vorgestellt wird. D.h. die Idee bei der Bewusstseinsinhalte mehr oder weniger eindeutig (über bestimmte Strukturen) auf neuronale Prozesse approximativ isomorph abbilden zu können. Das Mentale habe eine bestimmte Struktur und diese sollte sich auf der neuronalen Ebene irgendwie wiederspiegeln – so Köhler. Hier muss dabei kein exaktes 1:1 mapping bestehen, sondern eine Struktur (wie auch immer die im jeweiligen Fall aussehen soll) sollte passen.

Fink et al. (2021) gehen nun von einem „structural similarity constraint (SSC)“ das die oben genannte strukturelle Isomorphie zwichen dem phänomenalen Erleben und neuronaler Aktivität (bzw. genauer dem Ergebnis bestimmter Analysen neuronaler Aktivität) im Bezug auf NCC meint. Sie grenzen Isomorphie zwar von „surjective homomorphism“ ab und beziehen sich darauf, soweit ist das aber nicht auseinander. Unterschied: die Struktur des phänomenales Erlebens soll auf neuronale mapbar sein; aber umgekehrt muss nicht jede neuronale Aktivität oder Struktur auf phänomenale mapbar sein.

Jedenfalls soll das SSC helfen um „NCC proper“ zu identifizieren und von rein statistisch signifikanten NCC (aber eben keine NCC poper) abzugrenzen. Das SSC soll also helfen um hinreichende neuronale Korrelate des Bewusstseins empirisch besser einzugrenzen – so verstehe ich es. Andere „statistisch signifikante“ NCC können eine neuronale Prädisposition oder notwendige Bedingung für Bewusstsein sein – so Fink et al. (auch wenn sie andere Begriffe dafür wählen) aber eben nicht das direkte Korrelat. (Koch und Tononi nennen das beispielsweise nicht Prädisposition, sondern „enabling factors“, meinen aber in etwa das gleiche. Von enabling factors sprechen auch Fink und Kollegen in dem Paper).

Neuronale Prädispositionen für Bewusstsein sind zwar notwendig, aber eben nicht hinreichend und entsprechen damit nicht dem unmittelbaren NCC bzw NCC proper.

Meine Meinung: es ist richtig, dass es teilweise approximative Isomorphien gibt. Man denke z.B. an grid und place cells (beispielsweise im Hippocampus). Das hat schon ein bisschen was von Isomorphie bzw. struktureller Ähnlichkeit. Allerdings halte ich es für eine starke Übergeneralisierung wenn man solche strukturellen Übereinstimmungen zwischen phänomenal und neuronal als Kriterium für die NCC verwenden möchte – und dann alles als NCC proper „rauswirft“ was nicht diesem Kriterium entspricht. Da bleibt nicht mehr viel übrig.

Statt also (nur) auf ein solches phänomenal-neuronales Mapping für NCC zu setzen, würde ich eher nach Mechanismen suchen, die auch unabhängig davon sein können bzw. ein solches Mapping nicht wie das SSC voraussetzen. Beispiel: wenn man zeigt, dass bestimmte neuronale Dynamiken mit bestimmten psychologischen Daten stark korrelieren, also z.B. auch auch auf der inter-individuellen Ebene, sollte man diese dann als NCC ausschließen nur weil man eventuell kein strukturelles Mapping aufzeigen kann?

Letztendlich wird aus dem Fink et al. paper auch nicht klar (bis auf beispielsweise die zitierte Studie von Brouweger und Heeger (2009)) welche Analysetechniken (und deren Ergebnisse) dem SSC genügen würden (und welche nicht). Das bleibt notwendig vage – verständlich aufgrund der endlosen Möglichkeiten die Daten zu analysieren. Die Idee ist grundsätzlich interessant und cool. Aber ich würde sie nicht generalisieren (Fink et al. relativieren es am Ende ihres Papers dann selbst ohnehin etwas).

Roswitha Steffens
4 Monate zuvor

Ich denke, Bewusstsein habe ich durch Gedanken, die in das Leben einfließen, ohne das es sie, diese Gedanken, nicht gäbe. Die Bedingungen für den Einfluss in das Bewusstsein sind von Beginn an klar definiert, sodass sie, vom Menschen lesbar, seinem Lebenszyklus gelten. Vor dem Bewusstsein steht das Leben in seiner Form als Mensch, im Bewusstsein wirkt die menschliche Lebensform als Material, das es gilt zu ordnen, nach der Einordnung in das System findet im Bewusstsein der Person ein Wandel statt, der sich in ihrer Verfügbarkeit, als neuer Zugang zum Menschen ergibt.

Nachdem der Mensch als verständiges Wesen gilt, braucht er nicht nur seinen Verstand, sondern ergibt sich vielmehr aus der Vermittelbarkeit persönlicher Entscheidungen, die sich letztendlich immer im Bewusstsein von seinen Mitmenschen verstehen lassen. Daraus erwächst eine Nachfolge im Sinn der Vorgaben, die in letzter Konsequenz in der Lebensform (Soll), als endgültige Lebensform (Haben) bereits alle enthalten sind. Damit schützt sich die Natur vor den Unbilden eines Lebens, das nicht seinen eigenen Vorgaben entspricht, sodass es ihnen den Rang ablaufen will, der sich als Würde bereits manifestiert einzig von seiner Einheit (Transzendenz) überzeugen lässt.

Im Grunde ermöglicht erst das Bewusstsein für eine Ordnung im System den Aufbau der Struktur aus diesem System, sodass seine Gültigkeit von der Menschheit her besteht, die ihren Zugang zum Bewusstsein so gewählt hat, dass er einmal errreicht für alle zugänglich bleibt, die sich in seinen Vorgaben wiederfinden.

Mein Glaube, letztendlich die Akzeptanz dessen, was ich nicht weiß, sagt mir in diesem Zusammenhang, dass ich einen Ersatz für seine dauerhafte Existenz braucht, um für das eintreten zu können, was außerhalb seiner Reichweite liegt. Im Zugriff auf zeitliche Gegebenheiten erhalten wir so die Möglichkeit uns als Mensch weiter zu entwickeln, sodass er sich in unserem Sinn für das Ego einsetzt, eingesetzt hat und einsetzen wird, dessen Namen er für einen bestimmten Lebenszeitraum übernimmt, übernommen hat oder übernehmen wird.

Das Leben fällt so in einen Übertragungsmodus, den es gilt in seinen Anlagen (Gedächtnis) zu ergründen, damit gefördert wird, was die Gedächtnisträger ins Leben einbringen, um ihre Lebenszeit an seinem Herz zu speisen. Erst der Todeskampf unserer Mutter (Erde) gab diesen Modus frei und öffnet so das Bewusstsein für ihre Kinder durch die Quelle, an der sie sich selbst bis zu ihrer Geburt nähren konnte. Nun ist die Erde frei durch die Einheit aus der sie geboren ist und wir Menschen sind um ihre weitere Entwicklung entlastet, denn die liegt nur bedingt in unserer Hand, sodass wir von ihr versorgt, unser Bewusstsein an ihr nähren können. So teilt sie Generation für Generation das Bewusstsein für ihr Herz mit seinem Gedächtnis.

Mit diesem Kommentar hoffe ich, die Transzendenz im Bewusstsein für ihre Einheit und seine Fülle im Umgang mit der Zeit bereichern zu können, die sich nicht durch uns wiederholt, sondern mit uns ihre Gesetzmäßigkeiten so ordnen kann, dass wir jederzeit Zugriff darauf erlangen können. Erleichtert wir dies durch das Internet, doch es ist auch ohne Internet möglich, sich im Bewusstsein für Gott an eine Transzendenz zu gewöhnen, die außerhalb all dessen liegt, was wir uns heute vorstellen können.

Wolfgang Stegemann
Wolfgang Stegemann
3 Monate zuvor

Ich denke, das grundlegende Problem im Verständnis menschlichen Seins und Bewusstseins besteht in drei Dingen:

  1. Wir stehen nicht nur der Natur gegenüber, aus der wir unsere Erfahrungen schöpfen, sondern auch den Theoriegebäuden, die wir im Laufe der Zeit errichtet haben. Diese vermitteln uns den Eindruck, als gäbe es eine objektive Welt, die sich uns in reiner Logik und Mathematik erschließt. Aus dieser Vorstellung leiten sich transzendente Entitäten ab – sei es „die Vernunft“, „Gott“ oder „die Mathematik“. Der deutsche Idealismus hat diese Tendenz zur Transzendierung des Denkens auf die Spitze getrieben.
  2. Wir neigen dazu, sowohl Erscheinungen als auch Begriffe zu ontologisieren. Wir sprechen etwa von dem Bewusstsein, als handle es sich um ein eigenständiges Wesen oder eine Substanz. In der Folge entstehen Positionen, die dem gesamten Universum Bewusstsein zuschreiben – nicht aufgrund empirischer Gründe, sondern aus begrifflicher Suggestion. Ähnliche Fehler treten bei Konzepten wie „Information“ auf, die dann als immaterielle Entitäten behandelt werden, die der Materie hinzutreten, obwohl sie lediglich systemische oder relationale Beschreibungen darstellen.
  3. Ebenso ontologisieren wir Perspektiven. Wir glauben, in unserem Inneren existierten zwei Substanzen – eine physische und eine psychische –, die einander beeinflussen und in Konkurrenz zueinander stehen. Dabei verkennen wir, dass es sich lediglich um unterschiedliche Beschreibungsweisen ein und desselben Sachverhalts handelt. Wenn wir sagen: „Neuronen erzeugen Bewusstsein“, begehen wir einen methodologischen Kategoriefehler. Wir nehmen zwei epistemische Perspektiven – die physiologische und die phänomenale – und behandeln sie fälschlich als ontologische Gegenspieler. Das sogenannte Leib-Seele-Problem bzw. das hard problem of consciousness entsteht genau aus dieser begrifflichen Verwechslung.

Ein prominentes Beispiel ist Benjamin Libet, der meinte, das physische Gehirn beeinflusse unbewusst unser Verhalten – als wären „das Gehirn“ und „wir“ zwei voneinander getrennte Instanzen. Es ist, als würden Äpfel die Birnen beeinflussen. Gilbert Ryle hat diesen Fehler prägnant in einem Bild dargestellt: Nachdem ein Besucher alle Gebäude einer Universität besichtigt hatte, fragte er: „Und wo ist nun die Universität?“
Die fortgesetzte Festschreibung dieser scheinbaren Dualitäten – von Subjekt und Objekt, Phänomenologie und Ontologie, Kausalität und Korrelation – lässt uns glauben, die Welt selbst sei dualistisch. Doch dieser Glaube beruht auf einer Verwechslung epistemischer Perspektiven mit ontologischen Tatsachen.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
3 Monate zuvor

Danke für Deine explizite Darstellung Deiner Ansicht, sie deckt sich mit der von Philipp, sie ist so repräsentativ für das, was ich die ganze Zeit an Eurer Position kritisiere. Diese Replik gilt also Euch beiden.
Du denkst monistisch/reduktivistisch, und selbstverständlich ist da kein Platz für Metaphysisches (hier wörtlich gemeint, nicht als philosophische Position, die darin etwas ganz Anderes, Autonomes sieht). Ich will versuchen, Dir so explizit und einfach wie (mir) möglich darzulegen, warum das ein denkerischer Irrweg ist.

Ich sehe nicht, wo man verschiedene Arten des Seins, also ontologische Differenzen, leugnen kann. Es gibt das rein physikalische Sein, es gibt (mit einer vagen zeitlichen Bestimmung des Anfangs und der Abgrenzung) das biologische, also lebendige von toter Materie (vage) abgrenzbare Sein, und es gibt das geistige Sein, das im biologischen Sein (vage datierbar) entsteht, emergente Formen des materiellen Seins. Zu behaupten, daß es nur eine epistemologische, keine ontologische Differenz gibt, halte ich für Unsinn, denn wenn es nur unterschiedliche Perspektiven auf das Sein wären, wäre alles Sein lebendig und Bewußtsein. Es gibt aber Leben ohne Bewußtsein, und Materie ohne Leben. Es handelt sich hier um Komplexitätsstufen des Seins. Leben ist metaphysisch, und Geist/Bewußtsein ist metabiologisch. Und darum muß man Biologisches auf zwei Arten untersuchen, als physikalisches Objekt wie alles Materielle, und spezifisch biologisch-funktional als belebte Materie. Und Geist/Bewußtsein muß man entsprechend auf drei Weisen untersuchen, als physikalisches, biologisches und spezifisch geistiges Sein. Wenn man Geistiges untersucht, setzt man in der Regel die physikalischen und biologischen Erkenntnisse als allgemeine Grundlage voraus.
Ich habe übrigens keine Einwände gegen einen methodischen Positivismus. In der physikalischen Wissenschaft muß man so tun, als ob das Erkenntnisobjekt vom Erkenntnissubjekt unabhängig wäre. Nur wäre es naiv, wenn man auf die Reflexion des Erkenntnissubjekts verzichten würde, denn tatsächlich ist unserem Denken die Physik nicht unmittelbar gegeben.

Wolfgang Stegemann
Wolfgang Stegemann
3 Monate zuvor

Danke für deine ausführliche Replik. Ich möchte mit einer grundsätzlichen Klärung ansetzen: Es gibt weder ein physikalisches, noch ein biologisches oder mentales Sein im ontologischen Sinn. Was du als „verschiedene Arten des Seins“ bezeichnest, sind in Wirklichkeit verschiedene Beschreibungsniveaus – epistemische Zugänge zu einer systemischen Wirklichkeit, die sich nicht in Ontologien aufspalten lässt.
„Sein“ ist kein voraussetzungsloses Faktum. Es setzt immer eine Relation voraus – insbesondere ein erkennendes Subjekt, das es als solches konstituiert. Ein reines Sein an sich, das als „physikalisches“, „biologisches“ oder „geistiges“ vorkommt, existiert nicht. Es gibt keine Arten von Sein, sondern nur Arten der Beschreibung – jeweils abhängig von der Perspektive, dem Modell, dem Zweck der Untersuchung.
Du selbst räumst ein, dass Begriffe wie „Leben“ oder „Geist“ nur vage abgrenzbar sind. Das allein ist schon ein Indikator dafür, dass es sich hier nicht um ontologische Schichten handelt, sondern um kategoriale Ordnungen epistemischer Zugänge, deren Trennung nur konventionell und funktional ist, nicht substanzhaft.
Dein Argument basiert auf einer stillschweigenden Ontologisierung der Beschreibungsperspektive. Wenn du sagst, „es gibt ein geistiges Sein“, dann setzt du voraus, dass eine bestimmte Beschreibungsebene (z. B. Subjektivität oder Reflexivität) ontologisch abbildbar sei. Das ist ein Kategorienfehler. Du verleihst der epistemischen Differenz zwischen Beschreibungsebenen ontologischen Status – und merkst nicht, dass du damit eine epistemologische Struktur zur ontologischen Entität erhebst.
Auch der Rekurs auf Emergenz führt hier nicht weiter. Emergenz beschreibt keine ontologische Neuschöpfung, sondern eine Erhöhung der Komplexität innerhalb eines Modells, das selbst wiederum von der gewählten Perspektive abhängt. Bewusstsein „emergiert“ nicht ontologisch aus der Materie, sondern ist ein kontextspezifisches Korrelat innerhalb systemischer Integration – das sich nicht aus den Bausteinen selbst, sondern aus ihrer funktionalen Verschränkung ergibt.
Die Vorstellung, man müsse Geist auf drei Seinsweisen untersuchen – physikalisch, biologisch, geistig –, geht also von einer ontologischen Trias aus, wo in Wahrheit eine methodische Triangulation vorliegt. Man untersucht nicht drei „Seinsarten“, sondern verwendet drei Zugänge zur Modellierung desselben Phänomens – je nach Fragestellung.
Du sprichst von Metaphysik, als wäre sie eine Eigenschaft der Phänomene – dabei ist sie eine Eigenschaft unserer Denkformen, ein historisch gewachsenes Vokabular, das oft eher verdeckt als erklärt.
Was bleibt, ist: Sein ohne Perspektive ist bedeutungslos. Es existiert nicht „physikalisch“, „biologisch“ oder „geistig“ – sondern nur in einem epistemischen Rahmen, der durch ein konkretes Subjekt gesetzt wird. Und genau dieses Subjekt – das du selbst anrufst, wenn du von „Reflexion des Erkenntnissubjekts“ sprichst – ist nicht ontologisch gegeben, sondern resultiert aus genau jener systemischen Integration, die ich als kausalen Kollaps beschreibe: eine Form der funktionalen Kohärenz, nicht eine metaphysische Stufe.

Roswitha Steffens
3 Monate zuvor

Im Grunde ist es doch so, dass sich die Datengrundlage mit der Zeit verändert, sodass ein Entwicklungsprozess im Kontext zu den einzelnen Wissenschaften auch wirklich sichtbar wird. Dadurch gewinnen wir empirisch nachvollziehbare Informationen aus den Daten, der Datenbestand wird nachvollziehbar und erklärt sich aus der Betrachtung des Einzelnen für sein Fachgebiet.

Es mag sein, dass damit Daten überholt werden, die veraltet scheinen, für den Nachweis des Entwicklungsprozesses in den Wissenschaften jedoch als Nachweis für die Ergebnisse gelten. Diese werden heute meist „nur“ noch als repräsentatives Lehrmaterial für den Nachwuchs herangezogen, der bereits wissenschaftlich verifiziert erbracht ist. (Bei mir wartete da noch der Affe für den Menschen als Säugetier auf seine Nachfolge).

Wichtig ist im Zusammenhang mit der Datenverarbeitung, dass das Datum abgespeichert bleibt, dessen Datengrundlage einen Entwicklungsprozess nachweisen kann, sodass dieser sich in seiner geltenden Form jederzeit nachvollziehen lässt. Damit bleiben wichtige Entwicklungsstationen (Daten) erhalten, die sich für die Wissenschaft aus deren empirisch ermittelten Informationsmaterial bereits bestätigen lassen, jedoch noch auf die Verfizierung aller oder auch nur einzelner Wissenschaften und deren Fachgebiete warten (müssen).

Damit ist und bleibt eines für mich sicher, das Geburtsdatum des Lehrers hat Vorrang vor dem Datum der Schüler:innen, die seiner Autorität als Lehrer ihre Autorität abgewinnen, sodass seine Geburt für ihr Wissen an der Wissenschaft wächst, deren Autorität dafür das Bewusstsein erweitert (hat).

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
3 Monate zuvor

<„Sein“ ist kein voraussetzungsloses Faktum. Es setzt immer eine Relation voraus – insbesondere ein erkennendes Subjekt, das es als solches konstituiert. Ein reines Sein an sich, das als „physikalisches“, „biologisches“ oder „geistiges“ vorkommt, existiert nicht.>
Nun, da habe ich Dich (vielleicht auch Philipp) tatsächlich mißverstanden; ich argumentiere gegen einen sich auf die unhintergehbare Ebene der neuronalen Aktivität stützenden naiven Positivismus, das hier Zitierte besagt eher das Gegenteil. Und freilich ist es in einem fundamentalen Sinne richtig: ich denke nicht die Welt, sondern ich denke, und dabei beziehe ich mich auf eine gedachte Welt, bzw auf ein Denkbild, das ich mir von der Welt gemacht habe. Will sagen, das Denken ist subjektiv, die objektive Welt, die ich sinnvollerweise natürlich unterstellen muß, ist mir im strengen Sinn nicht zugänglich (das ist das Ding-an-sich, das Hegel anerkannt und dessen scheinbare Implikationen er verworfen hat). In gleicher Weise, wie das subjektive Moment im Denken uneliminierbar ist, ist jedoch auch die Konsequenz eines radikalen Konstruktivismus naiv, wäre die Welt nur ein Denkkonstrukt, hätte das Denken keinen Sinn, würde keine lebenspraktische Funktion erfüllen.* Selbstverständlich müssen wir unterstellen, daß unser Denken wahrheitsfähig ist, also eine objektive Wirklichkeit beschreibt; nicht nur eine Konstruktion, nur selbstreferentiell ist, sondern auch eine Rekonstruktion (die sich einer Isomorphie nur nähern kann). Und diese Beschreibung ist selbst real, ein vom unmittelbaren Sein unterscheidbares sprachliches Sein, es ist ein konstitutiver Teil der neuronalen Aktivität. Denken ist nicht nur epistemisch, sondern auch physiologisch, verortet im Gehirn.

Man kann diese komplexe Struktur nicht nach einer Seite, der realen oder der imaginären, auflösen. Ich verstehe, daß das für manchen unbefriedigend ist.

<Dein Argument basiert auf einer stillschweigenden Ontologisierung der Beschreibungsperspektive.>
Nein, denn ich sage gerade nicht, daß der Gedanke die Nervenaktivität ist, so wenig wie er nur das Erleben der Nervenaktivität ist, sondern daß der materiale Prozeß der materiale Träger des Gedankens ist, der Gedanke ist in diesem Sinn metaphysisch, gleichwohl ist er an das Physische gebunden. Das ist die sprachliche Doppelstruktur, man kann das für fantastische Spinnerei halten, aber damit verlöre Denken seine Funktion, würde selbst zur Spinnerei.

Man könnte Dein und mein Konzept (ich personalisiere das hier einmal, es sind geläufige Denkformen) zu einem gewissen Grad aufeinander abbilden. Ich möchte aber festhalten, daß Deine Konzeptualisierung zu unplausibleren Konsequenzen führt. Wenn Du sagst: <Emergenz beschreibt keine ontologische Neuschöpfung, sondern eine Erhöhung der Komplexität …..> [wobei der Begriff Neuschöpfung in der Tat deplaziert ist, denn Emergenz beschreibt ja gerade keinen voluntaristischen Vorgang (eine subjektive Schöpfung), das Sein entwickelt sich stetig und in kontingenten Sprüngen, eine Form der Emergenz ist die Integration zu komplexeren Einheiten], ist das noch richtig bis zu der unverständlichen Einschränkung bzw dem Ebenenwechsel „innerhalb eines Modells, das selbst wiederum von der gewählten Perspektive abhängt“. Damit behauptest Du, daß die Komplexität eines Sachverhalts, Objekts oder Systems von der Perspektive auf ihn/es abhängig ist und vom Denkenden bestimmt, von der Denkperspektive der Realität aufgeprägt wird. Damit machst Du Komplexität zu einer epistemischen Qualität – das ist absurd. Modelle kann man beliebig konstruieren, entscheidend ist, daß sie zur Wirklichkeit passen, unmittelbar zum Phänomenalen, und in einer Theorie integriert zu identifizierbaren Realzusammenhängen. Die Empirie gibt mir vor, welche Modelle angemessen sind. Und so muß ich lebende Organismen als Objekte in funktionalen Beziehungen begreifen, eine biologische Theorie ohne funktionelles Sein verliert ihren Gegenstand, ist wie ein Salzsee ohne Wasser.
Damit schließe ich nicht aus, daß ich eine Sache, ein Realitätsausschnitt durchaus auf unterschiedlichen Niveaus, mit unterschiedlicher Schärfentiefe, und daher auch auf unterschiedlichen Komplexitätsniveaus untersuchen und verstehen kann. Man kann also durchaus sagen, daß man Bewußtsein als Bewußtsein, aber auch niederkomplex nur als funktionale Anpassungsstrategie, und schließlich auf der rein physiologischen Ebene als chemophysikalischen Vorgang untersuchen kann. Das sind dann aber keine unterschiedlichen Untersuchungen eines Gegenstandes, sondern Untersuchungen unterschiedlicher Gegenstandsbereiche mit entsprechend unterschiedlichen Reichweiten. Die chemophysikalischen Untersuchungen gelten für alles Sein, die tote und die belebte Materie sowie die Lebewesen mit Bewußtsein, die biologische Wissenschaft beschäfigt sich mit allem, was alle Lebewesen charakterisiert, die mit und die ohne Bewußtsein, und die Wissenschaft vom Geist ist spezialisiert auf alle Lebewesen mit Bewußtsein. Es sind Seinsformen, die in einer echten Umfangshierarchie (Teilmengenbeziehung) stehen. Emergenz ist nur der terminus technicus für Werden, Entstehen, Sein, das vorher nicht war. Schon schwere Elemente emergieren aufgrund von energetischem Formwandel, so entsteht auch Bewußtsein physiologisch als negentrope Autopoiesis. Das ist jedoch kein epistemischer Prozeß, sondern ein ontologischer.
Wenn Du meinst, daß dieser triviale Zusammenhang sich analytisch nicht halten läßt, bist Du eine Begründung schuldig; sonst ist die Aussage „systemische Integration“ eine Leerformel, in der sich das gleiche Problem verbirgt wie in meinem Konzept, denn auch ich kann die Möglichkeit, daß Materielles die Form des Sprachlichen annimmt, also zum Träger von Bedeutung wird, nur konstatieren, nicht weiter begründen. Mein Vorteil ist die Evidenz dieser Feststellung, ansonsten liegen wir parallel. Allerdings im „kontextspezifischen Korrelat innerhalb systemischer Integration“ sehe ich eben den großen Fehler, daß ein ontologischer Sachverhalt in einen nur epistemischen umgedeutet wird. Nicht, daß es den fundamentalen Unterschied von ontologischer und epistemischer Ebene nicht gäbe, aber er liegt woanders; das könnte ich bei Bedarf näher erläutern, ist aber ein zu großes Faß, das ich hier nicht alleine aufmachen möchte.

Ohne Einschränkung kann ich zustimmen: „Sein ohne Perspektive ist bedeutungslos.“ Und ja, Geist/Bedeutung wird durch ein konkretes Subjekt gesetzt, vor allem durch das gesellschaftliche Kollektivsubjekt. Die vorbiologische Welt ist bedeutungslos, die biologische Welt ohne Bewußtsein ist eine der (bio-)funktionalen Zusammenhänge, also voller Eigenbedeutung, der Organismus hat im Unterschied zu toter Materie ein Ziel (Intentionalität), die Selbsterhaltung (eines offenen Systems). Und erst der Organismus mit Bewußtsein lebt nicht nur als physikalisches Objekt den physikalischen Determinismen unterworfen und in Funktionszusammenhängen variabler an funktionale Äquivalente gebunden, sondern auch in einer mehr oder weniger fragmentarischen gedanklichen, sprachlichen Parallelwelt der sinnhaften Ordnung, Intensionalität, die ihm ermöglicht, sinnhaft in die Wirklichkeit einzugreifen. Es ist ja richtig, daß im bewußten Organismus diese Bestimmungmomente integriert sind, die Funktionszusammenhänge wie die kognitiven Akte können nur bestehen, wo sie sich physikalisch realisieren lassen. Die ontologische Differenzierung ist nicht die in physikalisches Objekt, funktionales System und Bewußtsein (unterschiedlichen Perspektiven auf den Menschen), sondern die von einfachem Sein und Stufen höheren (im Sinn von komplexeren) Seins.

Im Wesentlichen kann ich es nicht genauer formulieren, daher werde ich hier nicht weiterdiskutieren, ich gehe nicht davon aus, daß ich jemanden, der ganz anders ansetzt, durch weitere Erläuterungen doch noch überzeugen kann, aber vielleicht können wir Details abklären. Ich möchte nicht die Diskussion abwürgen.

————-
* Das sind die drei Formen des Seins, in denen das Sein gedacht werden muß: das Sein an-sich, das phänomenale Sein, also das Sein für-mich, wie es sich mitteilt durch seine Wirkungen, und schließlich das Integral beider, das Sein an-und-für-sich, wie es im Bewußtsein repräsentiert wird, das versprachlichte Sein. Der ontologischen Differenzierung korrespondiert selbstverständlich eine epistemologische Differenzierung. Wenn man diese Dreifaltigkeit des entwickelten Seins nicht anerkennt, ich wiederhole mich, dann ist man in einem metaphysischen Dualismus oder in einer substantialistischen Ontologie; und dies ist ein rein logisches Argument, insofern denknotwendig.
Übrigens gibt es auch das formale, inhaltslose Denken, das sind in der klassischen Auffassung Logik und Mathematik. Darüber wäre einmal zu reden, wenn das hier im Forum nicht schon längst passiert ist (darüber habe ich mich noch nicht informiert, bin ja erst seit kurzen hier eingestiegen).

Wolfgang Stegemann
Wolfgang Stegemann
3 Monate zuvor

1. Die neuronale Aktivität und das bewusste Erleben sind ontologisch identisch, aber epistemisch verschieden.
Das bedeutet: Es handelt sich nicht um zwei Seinsebenen (Materielles und Metaphysisches), sondern um zwei beschreibende Perspektiven auf ein und denselben realisierten Vorgang im System. Die Differenz liegt im kognitiven Zugriff, nicht in der Realität selbst.
Das vermeidet einerseits einen kategorischen Dualismus (etwa von „Träger“ und „Geist“), andererseits aber auch die Gefahr eines naiven Physikalismus. Der Gedanke ist kein „Zusatz“ zur neuronalen Aktivität, sondern deren epistemisch perspektivische Innenseite.

2. Emergenz ist ein schillernder Begriff, der leicht zwischen epistemischer und ontologischer Lesart oszilliert. In meinem Ansatz unterscheide ich deshalb metatheoretisch zwischen zwei Gebrauchsebenen:

Epistemisch (philosophisch-kritisch): Emergenz beschreibt das Scheitern eines linearen Modells angesichts struktureller Übergänge. Ein Phänomen gilt dann als emergent, wenn es im Rahmen des bisherigen Beschreibungssystems nicht mehr vollständig erklärbar ist.

Ontologisch (systemisch-realistisch): In biologischen oder physikalischen Kontexten – etwa bei Phasenübergängen oder der Entstehung von Bewusstsein – wird Emergenz als neues Organisationsniveau wirksam, das sich nicht auf die Bestandteile reduzieren lässt. Diese Emergenz ist nicht „illusorisch“, sondern Ausdruck realer Selbstorganisation. Allerdings gilt auch hier die Perspektive: Man kann Emergenz in der Physiologie beschreiben, wie im Verhalten und Erleben.

In einem philosophischen Diskurs ist es geboten, Emergenz als epistemisches Konzept zu reflektieren. In einem naturwissenschaftlichen Modellrahmen aber ist Emergenz eine reale Systemveränderung, z. B. wenn neuronale Aktivität eine qualitative Reorganisation vollzieht, die auf Seiten des Erlebens und Verhaltens als Bewusstsein erscheint.

3. Ich halte die Rede von „Eigenbedeutung“ biologischer Systeme für eine anthropomorphe Rückprojektion. Was du als „Ziel“ bezeichnest, ist aus meiner Sicht ein strukturierter Effekt der Systemdynamik, nicht ein intrinsischer Sinn.
Ein offenes System, das auf Erhalt seiner inneren Organisation reagiert, tut dies nicht weil es ein Ziel hat, sondern weil es durch physikalisch-chemische Rückkopplungsschleifen eine gewisse Stabilität erreicht. Dies kann man funktional beschreiben – aber Intentionalität ist eine kategorial andere Ordnung, die erst bei rekursiver kognitiver Selbstbezüglichkeit sinnvoll wird.
Sobald du von „Zielgerichtetheit“ sprichst, vollziehst du eine Kategorieverwechslung: du setzst Funktionalität mit Sinnzusammenhang gleich – und das ist exakt jene metaphysische Verschmelzung, die der radikale Konstruktivismus zu vermeiden versucht. Integration ist in meinem Modell kein ontologischer Sprung, sondern eine dynamische Reduktion der kausalen Separierbarkeit, die in einem realen System (z. B. Gehirn) zu neuen Effekten (Bewusstsein, Bewertung, Handlung) führt – ohne dabei auf Zielkausalität zurückzugreifen.

4. Was du als „drei Seinsformen“ bezeichnest, halte ich nicht für reale Modalitäten des Seins, sondern für epistemische Perspektivierungen. Die Unterscheidung in Sein an sich, für mich und an-und-für-sich ist in meinen Augen keine Eigenschaft der Welt, sondern eine Struktur der Beschreibung, also eine Reflexionsfigur, die uns hilft, unser Verhältnis zur Welt sprachlich und begrifflich zu fassen.
Wenn du diese Gliederung als „denknotwendig“ deklarierst, unterstellst du ihr eine ontologische Gültigkeit, die sich einer kritischen epistemologischen Prüfung entzieht. Tatsächlich handelt es sich aber um ein sprachlich vermitteltes Kategoriensystem, das historisch gewachsen ist – bei Kant in der Form von Erscheinung und Ding-an-sich, bei Hegel als dialektische Totalität, bei Husserl als noematisch-noetische Struktur. Aber keines dieser Modelle ist ontologisch bindend – sie sind Konzepte, keine Tatsachen.
In meinem Verständnis sind „Sein“ und „Perspektive“ untrennbar miteinander verschränkt: Es gibt kein „Sein an sich“ außerhalb eines epistemischen Rahmens. Genau deshalb ist das „an sich“ kein realer Bereich, sondern ein Grenzbegriff – ein Marker für das, was sich jeder direkten Bestimmung entzieht. Ebenso ist das „Sein an-und-für-sich“ nicht etwas, das in der Welt existiert, sondern etwas, das als symbolischer Akt im Bewusstsein eines beschreibenden Systems entsteht – also innerhalb eines reflektierenden, sprachfähigen Subjekts.
Wer diese Perspektivstruktur ontologisiert, begeht – so meine Einschätzung – einen erkenntnistheoretischen Kategorienfehler. Denn damit wird eine relationale Struktur des Begreifens in ein Sein übertragen, das es so nicht gibt. Und das führt direkt zurück zu einem metaphysischen Realismus, der seit dem 20. Jahrhundert aus guten Gründen kaum noch haltbar ist.

5. Man sollte sich klarmachen, dass Leben nicht mit einer inneren „Bedeutung“ oder einem metaphysischen Überschuss begann, sondern mit autokatalytischen chemischen Reaktionskreisläufen, die sich durch Membranbildung von ihrer Umgebung abgrenzten. In diesem Vorgang liegt keine vis vitalis, keine ontologische „Intentionalität“, kein Sinn – nur Struktur und Dynamik.
Dieses Prinzip – funktionale Selbstorganisation unter Abgrenzung zur Umwelt – ist die Grundlage aller lebenden Systeme. Alles, was danach kam – von molekularer Regulation bis zum bewussten Denken – basiert auf diesem strukturkonstitutiven Prinzip, das sich auf allen Ebenen und Skalen biologischer Organisation wiederfindet.
Wir beschreiben diesen systemischen Zusammenhang heute mit verschiedenen Begriffen: physiologisch, wenn wir seine stoffliche Organisation untersuchen; phänomenal oder introspektiv, wenn wir das Erleben und Verhalten betrachten. Beide Beschreibungen sind gültig – aber sie beruhen auf unterschiedlichen Blickwinkeln, nicht auf unterschiedlichen Seinsweisen.
Der fatale Fehler entsteht genau an dieser Stelle: Wenn wir die Unterschiede unserer Begriffe für Unterschiede im Sein halten – und daraus unterschiedliche Ontologien ableiten, wo es sich in Wahrheit nur um Perspektivendifferenzen innerhalb eines einzelnen biologischen Individuums handelt. Das führt zu metaphysischen Irrtümern, die sich vermeiden ließen, wenn wir Beschreibung und Wirklichkeit nicht gleichsetzten.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
3 Monate zuvor

Du argumentierst zirkulär, Du begründest Deine Behauptung mit Deiner Behauptung. Das werfe ich Dir nicht vor, das liegt in der Sache, das betrifft nicht nur das theologische, sondern auch das philosophische Denken, das tue ich auch. Nur sollte man sich dessen bewußt sein.
Das könnte man auf sich beruhen lassen (das war auch mein Vorschlag), wenn ich hier mit Dir darüber diskutiere, dann, weil mindestens offensichtliche Widersprüche vermieden werden sollten.

Du sagst „Die neuronale Aktivität und das bewusste Erleben sind ontologisch identisch, aber epistemisch verschieden.“ Wenn A und E das gleiche sind, dann ist der Unterschied von ontologisch und epistemisch nur ein epistemischer, es gibt ihn nicht ontologisch. Wenn wir dann von Ontologie sprechen, also diesen Unterschied im Denken machen, setzen wir eine denkunabhängige, genauer eine epistemisch nicht erreichbare Ontologie voraus, die wir denken müssen. Wenn das kein metaphysischer Unsinn ist, können wir auch das Denken denken, also das epistemische Sein. Damit kommen wir zur sprachlichen Doppelnatur, einem vom unmittelbaren (ontologischen) Sein zu unterscheidenden (epistemischen) Sein. In meinem Konzept werde ich dieser Aporie gerecht, Du eskamotierst sie.

Aber ich will mich überhaupt nicht darüber streiten, auch gibt es vieles in Deiner Argumentation, dem ich nicht widerspreche, sondern entschieden zustimme.

<Was du als „Ziel“ bezeichnest, ist aus meiner Sicht ein strukturierter Effekt der Systemdynamik, nicht ein intrinsischer Sinn.>
Wenn ich hier von „Intention“ gesprochen habe, wollte ich der üblichen Vorstellung von der Zielgerichtetheit des organismischen Verhaltens/Handelns eine gewisse Berechtigung konzedieren, Intention bedeutet ja Absicht, Neigung, Bestrebung, und umgangssprachlich reden wir vom Lebenswillen, der das Lebendige beherrscht, vielleicht ist das präziser mit „strukturierter Effekt der Systemdynamik“ bezeichnet, man kann darin aber auch eine Verschwurbelung sehen; und wo tatsächlich Intentionalität vorliegt, im Fall des Selbstbewußtseins, ist es zum beträchtlichen Teil nicht nur Zielgerichtetheit, sondern Zielbestimmung, darum redete ich von Intensionalität.* Diese unterschiedlichen Beschreibungen möchte ich nicht auf die Goldwaage legen, was damit gemeint ist, dürfte einigermaßen klar sein. Da es mir um Bewußtsein geht, findet der entscheidende Schritt erst im Übergang zum Bewußtsein statt, erst da wird die Intention intrinsisch, und intrinsischer Sinn ist ein Pleonasmus, daher rede ich von Intension, die orthogonal zur Extension emergiert.

Deiner Unterscheidung (2.) von ontologischer und epistemischer Emergenz kann ich zustimmen. Damit sprichst Du ja eine gewisse Korrespondenz von Ontologie und Epistemologie an, und genau diese Korrespondenz ist das Problem der hier thematisierten „Suche nach dem neuronalen Korrelat des Bewußtseins“. Warum Du die Frage, sobald sie sich stellt, sofort wieder kassierst, ist mir unverständlich, ein unsinniges Denkverbot.
Ich halte die Idee, man könne der epistemischen, sprich gedanklichen Reorganisation/Entwicklung eine physiologisch-materiale Reorganisation zuordnen, für illusorisch und für einen Kategorienfehler. Was man feststellen kann, ist eine korrespondierende Veränderung (ich kann nicht anders denken ohne daß sich die materielle Spur des Denkens ändert).

Ich breche hier ab, um den Kommentar nicht zu überfrachten.

* Ich identifiziere gerade nicht Funktionalität und Sinnzusammenhang, sondern im Gegenteil ist Sinn erst im autonomen Denken gegeben, ist eine subjektive Zuschreibung, während Funktionalität ein objektiver Tatbestand ist. Insofern stimme ich zu, dem lebendigen Organismus einen intrinsischen Lebenswillen zuzuschreiben, ist eine Projektion. Man kann aber die Sache von Außen beschreiben als ein „als ob“ es einen Lebenssinn gäbe.

Wolfgang Stegemann
Wolfgang Stegemann
3 Monate zuvor

Ich denke, Philosophien machen nur Sinn, wenn sie korrelierbar mit Empirie, mindestens aber mit Theorien erster Ordnung sind. Ansonsten halte ich sie für bedeutungslos. Was ich damit meine, lässt sich am besten durch ein Beispiel zeigen: https://www.academia.edu/129769587/Autopoiesis_causal_poiesis_causal_collapse

Roswitha Steffens
3 Monate zuvor

Bereits von mehreren Philosophien zu sprechen, macht bedeutungslos, wodurch die Philosophie ausgelöst wird und damit das Denken an sich beeinflusst, ohne es in seinem Sinn schwächen zu wollen. Ich hoffe, Wolfgang Stegemann, Sie finden in Ihrem Fachgebiet Antworten, die dem Stand halten können, was ihnen entgegengesetzt wird, denn letztendlich ist der Mensch ohne Vorwissen aus der Natur hilflos und klein. Dieses phänomenale Wissen der Natur, das dem Menschen vor Augen führt, wie er leben muss und wodurch ihre Funktionsfähigkeit in vollem Umfang erhalten bleibt, das ist es, was mich fasziniert, auch wenn ich damit nicht Ihren Intellekt erreichen kann.

Roswitha Steffens
3 Monate zuvor

Bereits von mehreren Philosophien zu sprechen, macht bedeutungslos, wodurch die Philosophie ausgelöst wird und damit das Denken an sich beeinflusst, ohne es in seinem Sinn schwächen zu wollen. Ich hoffe, Wolfgang Stegemann, Sie finden in Ihrem Fachgebiet Antworten, die dem Stand halten können, was Ihm entgegengesetzt wird, denn letztendlich kann der Mensch ohne Vorwissen aus der Natur sein Fachwissen einzig auf sich begrenzt nicht selbst anzweifeln, da es ja bereits aus ihm hervortrat. Das phänomenale Wissen der Natur, das dem Menschen vor Augen führt, wie er leben muss und wodurch natürliche Funktionsfähigkeit in vollem Umfang erhalten bleibt, das ist es, was mich am Leben fasziniert, auch wenn ich damit vielleicht Ihren Intellekt nicht erreichen konnte.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
3 Monate zuvor

Danke für die Zurverfügungstellung Deines Textes. Er ist etwas ausführlicher als was Du hier schon formuliert hast. Ich habe mir daraufhin die IIT mal angeschaut und mit Deinem Konzept verglichen. Dabei fällt mir auf, daß ich etwas weniger streng urteilen würde als Merker, Rudrauf und Williford, aber im Prinzip das gleiche Problem habe mit dem Versagen bei der Erfassung des harten Bewußtseinsproblems nach Chalmers.
Um es etwas zu konkretisieren: Die IIT dürfte ausreichen, das phänomenologische Bewußtsein im Groben zu erfassen. Das phänomenologische Bewußtsein ist allerdings, wie ich schon in meinen Kommentaren an Dich festgestellt habe, ein Epiphänomen, das das, was wir als Bewußtsein verstehen, überhaupt nicht erfaßt. Wir können den Menschen als bewußtlose (genauer nur mit einem eindirektionalen, wahrnehmenden Bewußtsein ausgestattete) organismische Maschine fassen, als lokales selbsterhaltendes System, das von den kausalen Gesetzmäßigkeiten bestimmt wird, in Form eines Selbst (Innen-Außen-Differenzierung), und einer energieverbrauchenden Innenorganisation, die das Selbst in einer bestimmten Toleranzbreite stabil hält. Dafür sind nur konvergente und divergente kausale Strukturen notwendig.

Gegenüber einer IIT hat der von Dir vorgestellte Ansatz den Vorteil, die Möglichkeit eines autonomen Aktivbewußtseins zu begründen. Es ist ganz gewitzt, dabei auf die quantentheoretische Terminologie zurückzugreifen. Die Möglichkeit solchen Aktivbewußtseins hängt davon ab, daß die Kausalität außer Kraft gesetzt wird, dazu muß das neuronale Geschehen manipulierbar sein, also eine Zustandsvielfalt/-dynamik bestehen, in der ausgewählt werden kann. Das kann man mit einem Möglichkeitsfeld, den Freiheitsgraden der neuronalen Prozesse erreichen, in denen das Bewußtsein wie der quantentheoretische Experimentator die Totalität der überlagerten Möglichkeiten kollabieren läßt zur bewußten Entscheidung.

Damit hast Du aber erst die Möglichkeit von Aktivbewußtsein erklärt, es fehlt der Schritt von der Möglichkeit zur Wirklichkeit.
Ich schließe eine Überlegung an, die Du vielleicht für wüste Spekulation hälst, ich denke, wir müssen in diese Richtung fortschreiten. Aufseiten der neuronalen Aktivität muß man zusätzlich zu einem System A des Passivbewußtseins ein System B annehmen, das wohlunterschieden und relativ unabhängig von A ist, zwei Systeme, die assimilativ und akkommodativ interagieren. Und diese Selbstunterscheidung müßte physiologisch zu isolieren sein.

Ich kann auch sagen, wann in meiner Sicht wir das Bewußtsein adäquat verstanden hätten. Ich möchte ein schönes Beispiel für eine Versuchsanordnung geben. Ich habe an anderem Ort schon einmal über die Schönheit und das Verstehen von Mathematik diskutiert. Man könnte ein EEG-Verlaufsprotokoll einer Unterhaltung mit Schülern über Linearität, die euklidsche Geometrie und den Beweis des Pythagoras führen. Ich habe dieses Beispiel gewählt, weil es paradigmatisch für das mathematische Denken steht. Und da gibt es den genialen, dem jungen Einstein zugesprochenen Beweis, der den unzähligen nach Euklid gefundenen Beweisen eine raffiniert einfache Variante hinzufügt. Wenn man mit den Schülern ein paar geläufige Beweisgänge besprochen hat, sollte man diesen Einsteinbeweis vorlegen, sein Begreifen ist ein schlagartiges Sichtbarwerden, das man empirisch müßte feststellen können. Eine vermutlich nicht nur punktuelle, sondern großräumige Reorganisation des Denkens (des Systems B).

Wolfgang Stegemann
Wolfgang Stegemann
3 Monate zuvor

Bewusstsein ist kein Epiphänomen. Es ist eine epistemische Singularität, die wir als phänomenale Singularität erleben. Der kausale Kollaps ist ebenso wie Autokatalyse und kausaler Kern ein Strukturprinzip, ein biologischer Symmetriebruch, der die Evolution irreversibel bestimmt hat. Unser zentrales Problem beim Verstehen liegt in der Untrennbarkeit von Epistemologie und Ontologie. Ich habe das hier etwas weiter ausgeführt. Vielleicht hilft es: https://www.dr-stegemann.de/bewusstsein-als-epistemische-singularit%C3%A4t/

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
3 Monate zuvor

Dein Versuch, das Denken über Bewußtsein neu zu konzeptionalisieren, ist ganz unabhängig davon, wie erfolgreich er sich herausstellen wird, uneingeschränkt zu begrüßen. Das vorab, um meine Kritik nicht mißzuverstehen. Richtig ist, daß alle gängigen Erklärungsmodelle auf Unerklärlichkeiten, eventuell sogar Widersprüche stoßen. Da kann es nicht falsch sein, einmal ganz neu anzusetzen.
Zu Deiner Grundlegung möchte ich jedoch anmerken, daß Deine Rezeption des Gödelschen Unvollständigkeitssatzes mir inkorrekt zu sein scheint. Der Gödelsche Satz ist eine metatheoretische Aussage über die Grenzen der Formalisierbarkeit einer komplexen Logik/Mathematik. Du begehst den Fehler, den Du Deinen (konstruierten) Opponenten vorwirfst: Du ontologisierst die Wahrheit:
„Kurt Gödels Unvollständigkeitstheorem zeigt, dass jedes hinreichend mächtige formale System wahre Aussagen enthält, die innerhalb des Systems nicht beweisbar sind.“ Das ist zumindest mißverständlich. Wenn wir den Aristotelismus unterstellen, also die binäre Logik, können wir sagen, eine Aussage A ist wahr=allgemeingültig oder nichtwahr=falsch oder nur bedingt wahr. Eine hinreichend komplexe Theorie eines komplexen Gegenstandsbereichs gestattet dann syntaktisch korrekte Ausdrücke, Aussagen, die empirisch geprüft werden können und sich als zutreffend oder nicht zutreffend erweisen lassen, die aber nicht in der Theorie beweisbar sind, weil sie nur bedingt wahr sind. Eine axiomatisierte Theorie darf nur allgemeingültige Aussagen machen können. Dieser Theorie T könnte ich die bedingt wahre (also empirisch bestätigte) Aussage A hinzufügen, T* = T ᴗ {A}, T* wäre vollständiger als T, aber nicht vollständig. Wir kämen zu einer Theorienhierarchie T, T*, T**, …, die unabschließbar ist. Der Gödelsche Satz beweist, daß keine Theorie T über den komplexen Gegenstandsbereich vollständig sein kann. Du verwechselst (ontologisierst) den epistemischen mit dem ontologischen Begriff der Wahrheit. Der Gödelsche Satz ist nicht empirisch, sondern nur logisch zu beweisen, durch einen indirekten Beweis. Intuitionistisch/konstruktivistisch gibt es keine solche in der klassischen Theorie formulierbaren Ausdrücke/Aussagen A. Der Gödelsche Satz läßt sich nicht intuitionistisch beweisen.

In diesem Sinn fällt der Grundstein Deiner Argumentation aus.

Wolfgang Stegemann
Wolfgang Stegemann
3 Monate zuvor

Die Formulierung in meinem Text bezieht sich nicht auf eine ontologische Wahrheit im strengen Sinn, sondern auf eine strukturelle Analogie: Selbstreferenzielle Systeme – ob formal oder biologisch – stoßen an interne Beschränkungen ihrer Beschreibbarkeit.

In diesem Sinne dient Gödel nicht als ontologische Grundlage, sondern als heuristisches Modell: Die Idee einer prinzipiellen Unentscheidbarkeit wird auf systemtheoretische Konstellationen übertragen, in denen epistemische und operative Ebenen ununterscheidbar ineinander übergehen. Das Konzept der „epistemischen Singularität“ versteht sich genau in diesem konstruktivistischen Rahmen – nicht als metaphysische Aussage, sondern als Modellgrenze für selbstmodellierende Systeme mit phänomenaler Innenperspektive.

Die Diskussion um Wahrheit – ob klassisch, intuitionistisch oder systemisch – ist zwar relevant, aber sekundär gegenüber dem intendierten Strukturbegriff. Insofern zielt der Bezug auf Gödel auf eine erkenntnistheoretische Parallelisierung, nicht auf eine formallogische Gleichsetzung.
Ich würde vorschlagen, unseren Dialog an dieser Stelle zu beenden. Vielen Dank für den ausführlichen Austausch.

Roswitha Steffens
3 Monate zuvor

zu 1. Da neuronale Aktivität etwas Gegenwärtiges ist, verarbeitet sie, was ihr verfügbar gemacht wird, indem sie sich in der Ontologie hinterfragt, die dem zugrunde liegt.

Das heißt, es handelt sich um einen Handlungszeitraum aus neuronaler Sicht unter Berücksichtigung ihrer gegenwärtigen Ontologie.

zu 2. Das Ergebnis aus Punkt eins ergibt Emergenz, sodass sie sich als solche infrage stellt, da sie sich in ihrer Form als Mensch zum ersten Mal bewusst annimmt und damit repräsentiert, was das für sie bedeutet.

An Emergenz wächst das System der Einheit, aus der sie hervortritt und darin wirkt, sodass sich ein neuer Mensch präsentiert, der sich in seiner Form als Mensch anerkennt, die sich als Mann und Frau differenzieren kann, jedoch im selben Begriff enthalten ist.

zu 3. Die „Eigenbedeutung“ bezieht sich auf das Bewusstsein und den Inhalt der darin bis dato gesammelt wurde und nun aus epidemischer Sicht in das Leben gehoben wird, dem es „noch“ geschuldet war.

Damit bleibt im Bewusstsein, wer es sich als solches erschließt, damit es für ihn arbeiten kann, unabhängig zeitlicher und örtlicher Umstände, die es vielleicht bedingen, jedoch niemals beeinflussen.

zu 4. Im Bewusstsein für die verschiedenen Seinsformen sind deren Namen bereits fest verankert, sodass einer weiteren Entwicklung nur der im Weg steht, der sich dieser Erkenntnis in den Weg stellt.

Damit beeinflusst das Bewusstsein zwar die Erkenntnisgewinnung, doch es hat keine Macht darüber, was mit dem Gewinn geschieht, wofür er eingesetzt wird oder wodurch er sich vermehrt.

zu 5. Leben nimmt seinen Anfang in dem es sich ausbreitet und damit erreicht, wen es erreichen kann, indem es angenommen wird.

Gott ist sozusagen die Unabhängigkeitserklärung für das Leben, dem es vollkommen egal ist, wer sein Gegenüber ist, da es schon immer bei dem bleibt, der es in seiner Form repräsentiert und nicht mehr verliert.

Ich würde behaupten, dahinter verbirgt sich ein Gedächtnis, das verteilt auf die Lebensformen in denen es bereits aktiviert wurde nicht mehr verloren gehen kann. Nun geht es wohl im Leben darum, dass es in seiner menschlichen Gestalt den Spielraum öffnet, der sich daraus ergibt. Verantwortungsvoll erarbeitet gewinnen Menschen damit ein Terraint, das ihren Aktionsradius einzig auf seine Einheit beschränkt.