Welt + Gehirn = Bewusstsein

Zoomposium mit Prof. Dr. Georg Northoff und Philipp Klar: „Welt + Gehirn = Bewusstsein? – Teil 1 und 2“

Zoomposium mit Prof. Dr. Georg Northoff und Philipp Klar: „Welt + Gehirn = Bewusstsein? – Teil 1 und 2“

Informationen zu unseren Interviewpartnern:

Northoff studierte in Hamburg, Essen, Bochum und New York. Ab 1996 war er als Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik Magdeburg tätig. Er habilitierte sich 1998 in Medizin sowie 1999 in Philosophie und lehrte unter anderem an den Universitäten Magdeburg und Harvard. An der Universität Ottawa hat er seit 2009 den eigens für ihn geschaffenen Lehrstuhl für Geist, Gehirn und Neuroethik inne. 2021 wurde er zum Mitglied der Royal Society of Canada ernannt.[1] Schwerpunkte seiner Forschung sind die funktionelle Bildgebung zur Untersuchung von Emotionen, Neurobiologie, psychiatrische Erkrankungen, analytische Philosophie des Geistes, Neurophilosophie, Neuropsychoanalyse und Neuroethik.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Northoff, Hervorhebungen hinzugefügt)

Philipp Klar studierte Psychologie sowie Neurowissenschaften an der HHU Düsseldorf und arbeitet in diesem Zusammenhang viel mit bildgebenden Verfahren, wie z. B. fMRI. Sein Forschungsthema sind sogenannte „fraktale“ oder “scale-freeGehirndynamiken, die er auch in auditorischen sowie visuellen Stimuli (wie z.B. aus Filmen) untersucht. Er arbeitet im Team von Georg Northoff und präsentiert in diesem Interview Auszüge aus mehreren Studien, die sich um die Frage drehen, wie fraktale Gehirnaktivität sich an Stimuli bzw. die Umwelt anpasst, um Bewusstsein bzw. Erleben der Umwelt zu ermöglichen.

Philipp kenne ich nun schon seit einer längeren Zeit und ich bin ihm sehr dankbar für seine fachwissenschaftlichen Inputs aus den kognitiven Neurowissenschaften, mit denen er mich und unsere „Tafelrunde“ versorgt. Die neuesten Studien und die aktuellsten Erkenntnisse zum Thema „Bewusstsein“ konnten wir immer aus erster Hand erfahren. Das waren wirklich immer sehr inspirirende und spannende Diskussionen, die wir gemeinsam oder in größerer Runde als „Symposium IVL oder IRL“ führen konnten, da Philipp auch als Neurophilosoph bezeichnet werden könnte, da er ebenfalls über sehr profunde Philosophie-Kenntnisse  verfügt.

In diesem Zusammnehang hatte ich auch bereits einen älteren EssayDie Neurophilosophie – oder die Disziplinlosigkeit des Gehirns“ verfasst, der sich auf seinen ArtikelWhat is neurophilosophy: Do we need a non-reductive form?“ (2020) bezog. Da er im Forscherteam von Georg Northoff arbeitet, hatte er uns auch den Kontakt für unser allererstes InterviewZoomposium with Prof. Dr. Northoff „Some kind of consciousness““ mit Georg hergestellt, den wir zu seinen Forschungsarbeiten zu seiner Temporo-spatial Theory of consciousness (TTC) befragen konnten.

Insofern stellt dieses Interview mit Georg und Philipp die erfolgreiche Fortsetzung dieses Prozesses dar, da Philipp nun seine neuesten Forschungsergebnisse zum Thema die komplexen Wechselbeziehungen von „Welt und Gehirn“ bei der Konstitution von „Bewusstsein“ einem breiteren Publikum vorstellen kann. Zum besseren Verständnis habe ich hier schon einmal ein paar Erläuterungen zu seiner sehr spannenden Präsentation abgedruckt:

Inhalt der Präsentation „Welt + Gehirn = Bewusstsein? – Teil 1 – Experimente und ihre Bedeutung“:

Es wird in der Präsentation um die Untersuchung der laufenden Anpassung der intrinsischen Gehirnaktivität an die Umweltstimuli gehen. D.h., die Eigenaktivität des Gehirns, die sogenannte „Spontanaktivität“ mit ihren „scale-free dynamics“ (auch als „nestedness“ bekannt, die im sogenannten „resting-state“ bzw. „Ruhezustand“ gemessen wird) muss sich an audiovisuelle Inputs der Umwelt anpassen, diese integrieren, sodass wir Stimuli bewusst Erleben können. Dieser Prozess wird von der „Temporo-spatial Theory of consciousness (TTC)“ „alignment“ genannt.

Warum wird es „nestedness“ genannt? Weil bei einer „power-law„-Verteilung die Power kontinuierlich absteigt, je höher man in der Frequenz geht, ohne dass es eine bestimmte Oszillation gibt, die „heraussticht“, daher „nestedness“ (Verschachtelung) bzw. „scale-free“ (skalen-invariant) oder eben „fraktal“.

Viele Phänomene in der Natur sind fraktal, deshalb ist es nicht verwunderlich dass das Gehirn sich phylogenetisch bzw. evolutionär an diese angepasst hat. Dies wird von Georg Northoffs Team über das Konzept des „Alignment untersucht. Um dieses neue Konzept besser zu verstehen, müsste man es zunächst einmal von den klassischen Konzepten der „Adaption“ und des „Encoding“ abgrenzen.

Der Unterschied zwischen Alignment, Adapation und Encoding liegt darin begründet, dass die Adapation phylogenetisch nur über natürliche Selektion erfolgt. Das Encoding, das eigentlich aus den Computerwissenschaften stammt, meint z.B. eine Übersetzung eines Maschinencodes aus Einsen und Nullen (wie z. B. auf einer CD-ROM, bei der Einsen und Nullen durch Erhebungen bzw. Absenkungen in der Oberfläche des Materials gespeichert sind) in eine finale Software. Das Alignment hingegen ist weder Adapation noch Encoding. Alignment meint vielmehr eine laufende Anpassung der Eigenaktivität des Gehirns zu Stimuli aus der Umwelt, wobei die Aktivität in frühen sensorischen Arealen des Gehirns (auditorische, visuelle…) mit den Dynamiken der Inputs gematcht wird. 

Dazu mehr in unserem gemeinsamen Interview, das aufgrund der Länge in 2 Teilen erschienen ist. Der Teil 1 „Welt + Gehirn = Bewusstsein?“ , das ich zusammen mit Axel, Philipp und Georg führen durfte, ist auf unserem Youtube-Kanal „Zoomposium unter folgendem Link erschienen:

https://youtu.be/J12KMGj0His

Inhalt des Interviews:“Welt + Gehirn = Bewusstsein? – Teil 2 – Philosophische Konsequenzen“

Der 2. Teil unseres gemeinsamen Interviews mit Philipp und Georg geht nun auch auf mögliche neurophilosophische Deutungen der empirischen Befunde aus dem 1. Teil ein und versucht diese hinsichtlich des Phänomes „Bewusstsein“ zu interpretieren.

Anpassung der Powerverteilung zwischen Gehirn und Umwelt betrifft frühe sensorische Regionen. Deutung dieses empirischen Befunde mit Hilfe der „Temporo-Spatial Theory of Consciousness (TTC)„:
Alignment zwischen Gehirn und Umwelt in frühen sensorischen Regionen
Integration von Information in späteren Assoziationsarealen (nicht das gesamte Gehirn matcht 1:1 mit der Umwelt)
– Diese laufende Anpassung der Gehirndynamik an sich stets verändernde Umweltdynamiken ist ein Basismechanismus für Bewusstsein.

Wie können wir unsere Umwelt erleben?
➡ Indem wir ihre Dynamik laufend in die eigene Dynamik unseres Nervensystems enkodieren und matchen (dies ist unser Zugang zur Welt)

Dazu mehr in unserem gemeinsamen Interview, das aufgrund der Länge in 2 Teilen erscheinen ist. Der 2. Teil „Welt + Gehirn = Bewusstsein? – Teil 2 – Philosophische Konsequenzen“ , das ich zusammen mit Axel, Philipp und Georg führen durfte, ist auf unserem Youtube-Kanal „Zoomposium unter folgendem Link erschienen:

https://youtu.be/_UCLidEexJg

Ich bin immer mit meiner „Diogenes-Lampe“ unterwegs, um Menschen zu finden, die sich auch nach ein wenig „Licht der Erkenntnis“ sehnen. Also wenn Ihr eigene Beiträge oder Posts für meinen Wissenschaft-/Philosophie-Blog habt, immer her damit. Sie werden mit Eurem Namen als Autor auf meiner Seite veröffentlicht, so lange sie den oben genannten Kriterien entsprechen. Denn nur geteiltes Wissen ist vermehrtes Wissen.
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Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
10 Tage zuvor

Ein sehr spannender und wertvoller naturwissenschaftlicher Ansatz, der die große Lücke im Verständnis der Physiologie des Denkens ein gutes Stück zu schließen vermag. Eine konsequente Fortsetzung der Arbeiten von Roth und Singer.

Der wichtigste Aspekt scheint mir die Feststellung der erstaunlichen Fähigkeit der somatischen Abbildung der Stimuli in physiologische Zustände. Sie wird möglich durch die Logarithmisierung, die erlaubt, Reize in extrem unterschiedlicher Größenordnungen angemessen zu verarbeiten. Das ist wohl mit dem fraktalen Charakter gemeint, die Linearisierung exponentieller bzw. multiplikativer Unterschiede in lineare, wir könnten nicht vernünftig hören, wenn wir die Intervalle C-G und c‘-g‘ nicht identifizieren, also additiv rechnen könnten. Und hier ist hinzuweisen auf die Logarithmisierung der Information, zB im Informationsmaß für die Entropie. Ich sehe da jedenfalls eine Parallele.

Kritisch anmerken möchte ich aber auch, daß wir dem Problem des Bewußtseins, des Denkens nicht wirklich näher gekommen sind. Hier wird ein mechanischer Sachverhalt, die Synchronisation von Reiz und physiologischer Reaktion hergestellt, die für die Anpassung des Organismus an die Welt von existentieller Bedeutung ist. Aber die Funktion des Bewußtseins ist ja gerade die Suspendierung des mechanischen Zusammenhangs. Die Anpassung von Reiz und Reaktion, von Umwelt und organismischem System wäre optimal ohne Bewußtsein, wenn wir Reiz-Reaktions-Maschinen wären. Die Evolution hat aber keine Maschinen hervorgebracht, sondern selbstorganisierende organismische Systeme. Darin sehe ich die Bedeutung des Geistigen.

Daraus würde ich schließen, daß wir vielleicht nie klären werden, was der Geist ist, aber immer besser mit Geist leben können. Wir wissen nicht, wieso wir es können, aber wir können die Welt immer besser verstehen. Vielleicht ist die Frage, was ist Bewußtsein, wieso ist Bewußtsein möglich und nicht vielmehr unmöglich, wie etwa die Frage, „warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts“, eine im Wittgensteinschen Sinne sinnlose Frage. Das behaupte ich nicht, ich lasse es vielmehr offen. Aber ich denke, man sollte sich von den neurophysiologischen Forschungen keine Antwort auf diese Frage erhoffen. Was dem Wert dieser Forschung mitnichten Abbruch tut.

Philipp Klar
Philipp Klar
10 Tage zuvor

Vielen Dank Wolfgang.

Die Anpassung von Reiz und Reaktion, von Umwelt und organismischem System wäre optimal ohne Bewußtsein, wenn wir Reiz-Reaktions-Maschinen wären. Die Evolution hat aber keine Maschinen hervorgebracht, sondern selbstorganisierende organismische Systeme. Darin sehe ich die Bedeutung des Geistigen.“

Gehirnaktivität ist in frühen sensorischen Arealen, also wie den hier vorgestellten auditorischen und visuellen Arealen, zwischen Menschen sehr ähnlich wenn laufende und signifikante Stimulation (wie z.B. durch einen Film) dargeboten wird.

In späteren Arealen in denen Stimuli immer weiter integriert werden, also z.B. im präfrontalen Cortex, unterscheidet sich die Gehirnaktivität zwischen Menschen massiv selbst wenn sie die gleiche Umweltstimulation erfahren. (D.h. es liegt hier kein einfacher Reiz-Reaktions Mechanismus mehr vor.)

Siehe Grafik (Figure) Nr.3 hier: https://static1.squarespace.com/static/528facb6e4b0a18b7e9cde91/t/682dbdaa9105b83a79bf85d5/1747828152664/1-s2.0-S1053811925002587-main.pdf

Zur Erklärung: Links in der Grafik ist der Ruhezustand dargestellt, d.h. wenn Menschen im Scanner liegen und nichts tun. Hier wirkt die Eigenaktivität des Gehirns stark. Jeder Graph (pro Farbe/Region) ist der gemittelte Verlauf der paarweisen Korrelation über alle Teilnehmer der Studie. Erste Reihe/Plots = visuelle Regionen, mittlere = auditorische, untere Plots = präfrontraler Cortex. Rechts in der Figure sieht man die Korrelation während die Probanden einen Film schauten.

-> Wie man sieht steigt die Ähnlichkeit während des Films nur in auditorischen und visuellen Arealen stark an, kaum jedoch in präfrontalen Arealen. Gleichzeitig fluktuiert die Korrelation um ±0 herum während die Probanden sich ohne signifikante Stimulation im Ruhezustand befanden, weil hier die „Subjektivität“ überwiegt.

———

D.h. ein zunehmendes Maß an Subjektivität, d.h. zunehmende Verschmelzung bzw. Interaktion der intrinsischen Eigenaktivität des Gehirns (Selbstorganisation) mit Aktivität die durch Umweltstimuli induziert wurde, findet in späteren Arealen statt. Wir hatten diesbezüglich auch Folien für die Präsentation, haben es aber aufgrund Überlänge doch übersprungen.

Das Gehirn verarbeitet Stimuli allgemein nicht „objektiv“ sondern immer in Interaktion mit der Eigenaktivität. Das betrifft auch die frühen sensorischen Areale, auch wenn Umweltstimuli hier die Eigenaktivität deutlich mehr „überschreiben“ als in späteren Arealen. Ich möchte damit nur ausdrücken dass die Interaktion zwischen Eigenaktivität und Stimuli kein entweder-oder ist, sondern es graduelle bzw. quantitative Unterschiede über das Gehirn hinweg gibt.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
9 Tage zuvor
Reply to  Philipp Klar

Das sehe ich nicht anders. Bei den unbewußt ablaufenden Steuerungsvorgängen dürften die bildgebenden Verfahren bei den Individuen sehr große Ähnlichkeiten zeigen, da sind wir sozusagen R-R-Maschinen. Menschen entwickeln das (relativ) autonome, bewußte Denken individuell sehr verschieden aus, und selbstverständlich findet eine Wechselwirkung zwischen den unbewußt gebildeten und den bewußt selbstorganisierten Strukturen statt, so daß sich die Bilder des Denkens immer mehr individuell unterscheiden, und zwar vor allem in den Bereichen, wo das bewußte Denken sehr aktiv ist.

Das Musikhören ist ein gutes Beispiel. Auf der untersten Ebene, dem funktionalen Musikhören, hören alle Menschen mehr oder weniger gleich, da ist die Synchronisation oder Dissonanz mit dem Herzschlag, oder auch der therapeutische Einsatz von Rhythmus gegen eine Arrythmie, ein Rhythmus kann beim Einschlafen helfen. Musik kann uns zum Einkaufen verführen, und sie ist eines der stärksten Mittel der Sozialbindung, Jugendliche ohne Rockkonzert kaum vorstellbar, ein bedauernswertes Baby bzw Ungeborenes, das keine Mutter hat, die ihm Wiegenlieder vorsingt. Fast alle Menschen wissen noch die hochartifiziellen Wiegenlieder der Romantik zu schätzen. Da schwingt immer noch etwas von der musikalischen Urerfahrung mit. Aber es ist schon etwas ganz anderes, und so wird sich der Musikantenstadlbesucher mit Graus abwenden, wenn Wozzecks Marie ihr wunderschönes Wiegenlied singt, wie der Konzertbesucher mit Ekel auf den Musikantenstadl reagiert.

Es wäre höchst interessant, zu wissen, wie es zu solcher Inkompatibilität kommen kann.

Philipp
Philipp
9 Tage zuvor

Man kann das als ersten sehr groben Ansatz an der Unterscheidung zwischen lower- und higher-order Arealen/Regionen erläutern.

Höhere (higher-order) Areale, die weiter von sensorischen Stimuli entfernt sind, unterscheiden sich in ihren anatomischen Details stärker zwischen Menschen als sensorische (lower-order) Areale. Daher sind höhere oder „spätere“ Areale (später aus Sicht der Stimuli) auch physiologisch unterschiedlicher zwischen Menschen.

Um zu überleben, müssen wir alle mit der gleichen Umwelt interagieren, d. h. wir müssen sie ausreichend realistisch wahrnehmen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auf sensorische Areale wohl auch ein hoher Selektionsdruck herrscht und sie geringere interindividuelle Unterschiede zeigen als higher-order-Areale.

Das bewirkt, dass wir Musik alle in etwa gleich wahrnehmen – zumindest was die „unmittelbare“ Wahrnehmung betrifft. In höheren Arealen kommt dann, philosophisch lapidar formuliert, mehr Konstruktivismus statt Realismus hinzu. Nun haben wir zwar alle die gleiche Musik aus der Umwelt ausreichend realistisch aufgeschnappt, bewerten oder konstruieren diese aber unterschiedlich weiter – bedingt durch anatomische und physiologische Unterschiede zwischen Menschen in höheren Arealen. Diese Areale weisen je nach Kontext auch eine höhere Plastizität auf, d.h. synaptische Verbindungen werden durch Erfahrungen mitunter stärker individuell geformt und korrespondieren dann mit Unterschieden in der Psychologie und Phänomenologie der Person.

Warum nun genauer Person A sich beispielsweis für X entscheidet und Person B für Y, oder warum Person A Lied Z mag und Person B nicht (d.h. wie man beide Phänomene neuronal im Detail erklären kann), ist außerhalb meines eigentlichen Interessenbereichs. Es gibt aber viele Studien und Modelle in den Neurowissenschaften die solche Aspekte untersuchen (suche beispielsweise nach „decision making“).

Das ist aber eigentlich alles ein ganz anderes Thema. 😉

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
8 Tage zuvor
Reply to  Philipp

„Um zu überleben, müssen wir alle mit der gleichen Umwelt interagieren, d. h. wir müssen sie ausreichend realistisch wahrnehmen.“
Das ist nicht ganz präzise. Das gilt für Pflanzen, sie müssen in ihrer je spezifischen Umwelt leben. Tiere können an variable Umwelten angepaßt sein, aber auch an nur bestimmte, was sie zwingt, diese Umwelten aufzusuchen (Zugvögel, wandernde Herden). Umweltvariabel zu sein ist ein großer Überlebensvorteil. Wir Menschen suchen temporär im Urlaub oft ein Wohlfühlklima auf, und manchmal aus Neugier im Gegenteil eine anspruchsvolle, lebensfeindliche Umwelt.
Ich erwähne das, weil Arten sich unterschiedlich an die Welt als Umwelt anpassen, weil die Evolution auch zu Artenvariation über unterschiedliche Anpassungsvarianten führt.

Ich sagte ja schon, das hier vorgestellte Konzept erklärt gut, wie es deterministisch, also naturwissenschaftlich erklärbar, zu einer biologisch erfolgreichen Steuerung des Organismus kommt; ja, es wird selegiert, welche Reaktionsweisen auf Stimuli angemessen sind. Man könnte/sollte von einer Abbildung von Realstrukturen in organismische Strukturen reden, dabei geht es notwendig um Homomorphie und, die Selbstorganisation berücksichtigend, um Isomorphie; allerdings nicht um ein wirklich realistisches Abbild der (Um-)welt, sondern nur der partiellen Abbildung der organismisch relevanten Umwelt.

Die Herstellung eines objektiven Bewußtseins der (Um-)Welt wird erst in dem Maße nötig, in dem das Tier zum Subjekt wird, also sich aktiv in der Welt einrichtet. Vor dem Menschen tut es das nur rudimentär, das ist der fließende Übergang von (biologischem) Objekt- und Subjektsein. Hier spielt das Bewußtsein die entscheidende Rolle. Ich würde also nicht sagen, „Das ist aber eigentlich alles ein ganz anderes Thema.“, sondern das ist genau das Anschlußthema: physiologisch muß erklärt werden, wie es zu einer subjektvermittelten Anpassung, also der Ausbildung der „höheren Areale“ im Unterschied zu den niedrigeren kommt.

Meine Nachfrage betraf also die physiologische Ebene. Die Entscheidungstheorien beschäftigen sich, wenn ich das einmal sagen darf (hauptsächlich auf die Ökonomie bezogen): sehr dürftig mit den Entscheidungen oberhalb, jenseits der physiologischen Ebene, die wollte ich nicht ansprechen, das wäre in der Tat ein anderes Thema. Hier geht es um das Verhältnis oder überhaupt den Unterschied von Assimilation und Akkommodation auf der somatischen Ebene. Hier muß vielleicht die wichtigste Antwort auf die Frage nach der Rolle bzw. der Möglichkeit des Menschseins gegeben werden. Es ist die entscheidende Schnittstelle von Subjekt und Objekt, an die man von beiden Seiten sich herantasten muß.

Um nochmal auf das Beispiel der Musik zu kommen. Ich habe ja schon auf die biofunktionalen Grundlagen des Musikhörens hingewiesen. Interessant wäre zB die Frage, ob Vögel bei ihrem Gezwitscher absolut oder relativ hören, ob also das akustische Signal frequenzunabhängig, in der linear beliebig verschiebbaren Struktur des Frequenzganges oder nur in seiner nur minimale Unterschiede tolerierenden Identität wahrgenommen wird. Das wäre, wenn es das nicht schon gäbe, ein wichtiger empirischer Befund über die Modellierung der akustischen Wahrnehmung, über die Art des Homomorphismus. Meine Frage war aber eine andere. Die erste musikalische Praxis ist ganz sicher rein biofunktional zu erklären, was die Aussage „wir müssen sie ausreichend realistisch wahrnehmen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auf sensorische Areale wohl auch ein hoher Selektionsdruck herrscht“ tut. Wie, warum und wieso kommt es aber zu einer Marginalisierung dieser Anpassungsstruktur, denn es ist offensichtlich, daß Musik heute weitgehend autonom gehört wird, auf den unterschiedlichsten Niveaus. Und es ist bemerkenswert, daß dabei objektive Bewertungsmaßstäbe zustandekommen, egal, ob es sich um die zwei Wiener Klassiken handelt, um den Jazz von Dizzy Gillespie, Miles Davis oder John Coltrane, oder die Jugendkultur der Rockmusik von den Rolling Stones, Jim Morrison, Bob Dylan, Can. Diese „Objektivität“ hat ihren Grund nicht in den Strukturen der Welt, und nicht in individueller Subjektivität. Man kann das die Manifestation von Geist nennen, aber damit hat man nur ein Wort, keine Erklärung, die eben zweiseitig sein müßte, physiologisch sowie aus einer Selbstreflexion des Bewußtseins.

Philipp Klar
Philipp Klar
8 Tage zuvor

Hallo Wolfgang,

ich nehme nachfolgend kurz Bezug auf ein paar Aspekte die du ansprichst.

„Das ist nicht ganz präzise. Das gilt für Pflanzen, sie müssen in ihrer je spezifischen Umwelt leben. Tiere können an variable Umwelten angepaßt sein…“

Soweit habe ich gar nicht ausgeholt da es für mich selbstverständlich ist. Der Begriff der Umwelt wurde meines Wissens nach von Uexküll eingeführt – und Umwelt meint hier automatisch die Welt des jeweiligen Lebewesens. So verstehe und meinte ich es auch; eben die ökologische Nische des jeweiligen Lebewesens. Umwelt einer bestimmen Spezies wird dann schon zur Tautologie, da Umwelt immer die Nische eines Lebewesens meint an die es adaptiert ist. Wenn ein Lebewesen sich z.B. tagsüber in Höhlen verkriecht um Hitze auszuweichen, dann zählt natürlich auch die Höhle zur Umwelt…

„Hier spielt das Bewußtsein die entscheidende Rolle. Ich würde also nicht sagen, „Das ist aber eigentlich alles ein ganz anderes Thema.“, sondern das ist genau das Anschlußthema: physiologisch muß erklärt werden, wie es zu einer subjektvermittelten Anpassung, also der Ausbildung der „höheren Areale“ im Unterschied zu den niedrigeren kommt.“

Die präsentierten Studien drehten sich erst einmal nur darum wie sich neuronale Aktivität an Umweltstimuli anpasst. Das von dir angesprochene Thema geht weit darüber hinaus. Um beispielsweise „Denken“ (das Denken hast du zuvor angesprochen) zu untersuchen müssen zusätzlich psychologische und/oder behaviorale Daten erhoben werden, die dann in Kombination mit neuronaler Aktivität untersucht werden können.

„Meine Nachfrage betraf also die physiologische Ebene. Die Entscheidungstheorien beschäftigen sich, wenn ich das einmal sagen darf (hauptsächlich auf die Ökonomie bezogen)…“

Du hast mich hier falsch verstanden. Ich meinte nicht psychologische Studien, sondern ich bezog mich auf neurowissenschaftliche Studien jene die Physiologie in diesem Zusammenhang untersuchen. Beispielsweise hier sicherlich zu finden: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed

Und es ist bemerkenswert, daß dabei objektive Bewertungsmaßstäbe zustandekommen, egal, ob es sich um die zwei Wiener Klassiken handelt, um den Jazz von Dizzy Gillespie, Miles Davis oder John Coltrane, oder die Jugendkultur der Rockmusik von den Rolling Stones, Jim Morrison, Bob Dylan, Can. Diese „Objektivität“ hat ihren Grund nicht in den Strukturen der Welt, und nicht in individueller Subjektivität. Man kann das die Manifestation von Geist nennen, aber damit hat man nur ein Wort, keine Erklärung, die eben zweiseitig sein müßte, physiologisch sowie aus einer Selbstreflexion des Bewußtseins.“

Beispielsweise mögen viele Menschen Musik die weder zu variabel (white noise) noch zu monoton (brown noise) ist. Stattdessen sind viele Lieder der Klassik oder der modernen Popmusik im Bereich von pink noise angesiedelt. Das wird von vielen Menschen als ideal empfunden, egal um welche Art der Musik es sich handelt.

Warum? Weil es vielleicht am ehesten unser Gehirndynamik entspricht; oder zumindest die von vielen Menschen und daher einfach verarbeitet wird (was dann eventuell kognitiv als nicht anstrengend empfunden wird). So gibt es beispielsweise Studien die gezeigt haben dass sensorische Zellen am besten pink noise Stimuli verarbeiten.

Gleichzeitig ist es nicht verwundertlich, dass sich Dynamiken unseres Nervensystems auch zumindest teilweise in unseren Schöpfungen (wie eben Musik) widerspiegelt.

https://www.nature.com/articles/258317a0
http://www.scholarpedia.org/article/1/f_noise

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
7 Tage zuvor
Reply to  Philipp Klar

„Soweit habe ich gar nicht ausgeholt“ – aber ich. Denn ich wollte darauf hinweisen, daß sich die Menschen, in rudimentärer Form auch schon Tiere, etwas unabhängig gemacht haben von den Umweltbedingungen, durch Gestaltung ihrer Umwelt den für sie lebensfähigen Raum in der Welt vergrößert haben. Es ist kein Wechsel der Umwelt, wenn zur Nachtruhe eine Höhle aufgesucht wird. Was ich meinte, war vielmehr, daß der Mensch durch Hausbau und Kleidung seinen Lebensraum vergrößert hat, die hellere Hautfarbe ist Ergebnis der Evolution, eine Assimilation, Anpassung des Organismus, Hausbau und Kleidung jedoch Akkommodation, Selbstorganisation. Das eine ein objektiver Vorgang, im andere realisiert sich ein Subjekt. Die assimilierende Steuerung ist etwas ganz anderes als die kreative des Geistes. Für erstere benötigen wir keinen Geist. Das ist der neuralgische Punkt, den ich ansprechen wollte. Die Entwicklung der entwicklungslogisch späteren Areale erfolgt nicht analog zu der der früheren.
Was man sich gut vorstellen kann, ist eine partielle Abkopplung von Außenreizen, Stimuli,was man nicht erklären kann, ist die kontrollierte, und damit entscheidend akzelerierte Entwicklung der Synchronisation. Oder gibt es hier vielleicht einen ähnlichen Faktor wie bei Eigens Hyperzyklus? Das kann ich jedenfalls nicht erkennen.

Danke für den Link zu neurowissenschaftlichen Studien, aber das ist mir zu viel Lesestoff, bleiben wir lieber bei einer zusammenfassenden Bewertung, ich verlasse mich ganz auf Deine Expertise, sie muß mir nur einleuchten.

Um nochmal auf das Beispiel Musik zu kommen. Es ist natürlich richtig, daß die Musik in ihrer komplexen Struktur dem Komplexitätsniveau des Informationsverarbeitungssystems entsprechen muß. Jeder Mensch hat einen charakteristischen Bereich der maximalen Komplexitätsverarbeitung, was darüber hinausgeht, kann nicht mehr (genießend) aufgenommen werden. Aber daß dieses formale Kriterium der Komplexität die ästhetische Wahrnehmung bestimmen würde, ist sicher falsch. Meine größte Leidenschaft ist die Musik, und da bin ich in guter und großer Gesellschaft. Ich rede zwar von mir, aber ich bin sicher, daß mein Urteil von den meisten Kennern der Musik geteilt wird. Nehmen wir also als Beispiel einmal das schon erwähnte Wiegenlied der Marie aus dem Wozzeck, extrem artifiziell, komplex, die Tonalität transzendierend, und das Concertino für Klavier und Orchester von Jean Françaix, hier vor allem den zweiten, langsamen Satz: einfacher geht es kaum (man kann auch an die Berceuse im „Feuervogel“ von Strawinsky denken). Schönheit auf allen Komplexitätsniveaus. Komplexität ist also nicht das Kriterium.
Dabei will ich gar nicht Dein Argument bestreiten, selbstverständlich spielt es eine Rolle, daß Kunst nicht zu simpel (unterkomplex) und nicht zu sperrig (überkomplex) sein darf. Aber die Kritik an „Kitsch“ ist etwas ganz anderes als eine formale an mangelnder Komplexität.

HG, Wolfgang.

Philipp Klar
Philipp Klar
6 Tage zuvor

Hi Wolfgang,

„„Soweit habe ich gar nicht ausgeholt“ – aber ich. Denn ich wollte darauf hinweisen, daß sich die Menschen, in rudimentärer Form auch schon Tiere, etwas unabhängig gemacht haben von den Umweltbedingungen…“

Das was du diesbezüglich schreibst ist mir alles bewusst, das sind doch basics.

„Die Entwicklung der entwicklungslogisch späteren Areale erfolgt nicht analog zu der der früheren.
Was man sich gut vorstellen kann, ist eine partielle Abkopplung von Außenreizen, Stimuli“

Ja, diese Areale sind von Stimuli aus der Umwelt deutlich weiter abgekoppelt als frühe sensorische Areale.

Das Gehirn arbeitet mit Eigenaktivität (sogenannte Spontanaktivität – die hat Erich von Holst als einer der Ersten experimentell aufgezeigt). Genauer: Es besitzt Neurone, die von selbst aus feuern, ohne Inputs von anderen Neuronen. Die Aktivität ist nicht rein zufällig, sondern systematisch. Diese Neurone besitzen dafür teils andere Ionenkanäle als Neurone, die nicht spontan feuern können. Zellen mit unter anderem den gleichen Ionenkanälen – also für spontanes Feuern – befinden sich ebenfalls im Herzen (das ja auch spontan arbeitet, auch wenn es durch das Nervensystem moduliert wird). Die Spontanaktivität verbraucht ca. 95% der Energie des Gehirns im Menschen und Umweltstimuli nur ca. 5%.

Unter anderem deshalb sind spätere Areale mehr abgekoppelt von der Umwelt. Dazu kommt, dass sie Stimuli integrieren, beispielsweise auditorische und visuelle zusammen (das passiert aber teilweise auch schon in frühen sensorischen Arealen). Das heißt, wenn der Stimulus von frühen Arealen in spätere aufsteigt, wird er von der Eigenaktivität des Gehirns immer weiter weggepuffert und verarbeitet, bis er – je nach Stimulus und Art der Messung – gar nicht mehr als solcher direkt neuronal erkennbar oder beobachtbar ist. Dafür besitzen diese höheren Areale mehr recurrent loops: ein Output aus einem Neuron oder einer Neuronengruppe wird erneut als deren Input gegeben – das ermöglicht (übrigens analog wie im Computer), dass „memory“ entsteht. Dies ist notwendig, damit Stimuli über längere Zeiträume integriert werden können oder damit wir einen Stimulus noch erleben, wenn dieser bereits abgeklungen ist und wir zum Beispiel über ihn noch nachdenken können. Deshalb weisen höhere Areale meistens mehr Power in langsamen Frequenzen auf als viele sensorische Areale und deren Autokorrelation „memory“ ist meistens länger (u.a. bedingt durch recurrent loops).

Die Eigenaktivität und ihre Interaktion mit Stimuli ist aus meiner Sicht der Grund für Subjektivität:
– Denn Subjektivität ist aus meiner Sicht eine Differenz: das Gehirn verarbeitet Stimuli in Interaktion mit seiner Eigenaktivität, d.h. ein intrinsischer Anteil wird immer mit dem extrinsischen der Umwelt verschmolzen – hier entsteht die Subjektivität. Wie das Gehirn Stimuli verarbeitet hängt stets von der laufenden Eigenaktivität ab.

Das Gehirn muss seine Dynamiken zwar einerseits an die Umwelt anpassen, um Stimuli veridikal aufzunehmen, andererseits muss es sich von der Umwelt abgrenzen, um selbstorganisiert arbeit zu können. Ansonsten würden wir ein Spielball der Umwelt werden – nämlich wenn diese die Aktivität komplett überschreiben würde, ja dann würden wir quasi die Umwelt selbst werden, ein verlängerter Arm dieser. Deshalb gibt es Anpassung an Stimuli und unabhängige Aktivität gleichzeitig in unterschiedlichen Ausmaßen über die Hirnrinde hinweg.

Philipp Klar
Philipp Klar
6 Tage zuvor

„Dabei will ich gar nicht Dein Argument bestreiten, selbstverständlich spielt es eine Rolle, daß Kunst nicht zu simpel (unterkomplex) und nicht zu sperrig (überkomplex) sein darf. Aber die Kritik an „Kitsch“ ist etwas ganz anderes als eine formale an mangelnder Komplexität.“

Solche Fragen lassen sich mit den heutigen Neuroimagingmodalitäten wie fMRI, EEG, MEG, etc. meiner Meinung nach nicht beantworten. Ich wüsste nicht wie das gehen soll.

Beispiel mit fMRI:
Bei Messungen des kompletten Gehirns mit fMRI sind heute sampling rates (Abtastraten bzw. Aufnahmegeschwindigkeiten von 1 Hz) üblich. Bedingt durch das Shannon-Nyquist theorem sind damit Frequenzen des Signals bis 0.5 Hz analysierbar damit keine Aliasingeffekte auftreten. Genau genommen können aber selbst unter 0.5 Hz bzw. der Nyquistfrequenz noch Aliasingeffekte auftreten (es würde zu lange dauern hier zu erklären warum das so ist), deshalb ist man mit 1/3 der sampling rate (als maximale Frequenz) noch sicherer.

Dazu kommt, dass das BOLD Signal von Natur aus sehr langsam ist. Selbst wenn wir Hardware hätten die schneller aufnehmen könnte würde das Signal selbst sehr langsam bleiben. Das BOLD Signal peakt ca. 6 Sekunden verzögert nach erhöher neuronaler Aktivität und geht dann nach 12-20 Sekunden auf seine Baseline zurück.

Beispiel mit EEG:
Mit EEG nehmen wir mit jeder Elektrode die summierte Aktivität von zig Millionen Neuronen auf. Hier kann man neuronale Aktivität direkt im ms Bereich untersuchen. Zwar kann EEG sampling rates von 1000 Hz aufweisen, d.h. man kann theoretisch bis 500 Hz analysieren, aber die räumliche Lokalisation ist sehr schlecht. Man hat nur wenige Elektroden, also z.B. 64 oder 256 statt hunderttausende Voxel oder gar über Millionen wie in fMRI. Ferner kommt hinzu, dass die dicke Schädeldecke das Signal verschmiert. Weitere Faktoren limitierten die räumliche Auflösung noch weiter…

Mögliche Fragen und Hypothesen müssen daher auch an die technischen Möglichkeiten angepasst sein.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
6 Tage zuvor
Reply to  Philipp Klar

Danke für die ausführlichen Erläuterungen. Schön, wenn das die basics sind. Dann wäre die Erklärungslücke zwischen Subjekt und Objekt, Sein und Bewußtsein, von der Seite der objektiven Bedingungen der Möglichkeiten von Geist schon weitgehend geschlossen. Der andere, schwierigere Teil der Annäherung des phänomenologisch als Geist Begreifbaren an sein materielles Substrat steht natürlich noch aus. Aus meiner Sicht ist offen, ob wir eine naturwissenschaftliche Erklärung dafür finden können. Ich vermute: nein. Wie dem auch sei, Eure Arbeit ist hochspannend und für die menschliche Selbstreflexion gar nicht zu überschätzen. Ich habe Euren Ansatz im Auge und harre darauf, was da noch kommt,
mit LG, Wolfgang.

Philipp Klar
Philipp Klar
6 Tage zuvor

Das Leib-Seele Problem ist aus meiner Sicht ein philosophisches/metaphysisches Pseudoproblem. D.h. die Frage wie „Geist“ aus „Materie“ entsteht, oder in welchem ontologischen Verhältnis „Geist“ zu „Materie“ steht, halte ich für ein Pseudoproblem. Um zu erklären warum müsste ich weiter ausholen; ich bin nur dieser Diskussion müde geworden.

Neurowissenschaften (empirische Wissenschaften) können an diesem Problem ohnehin nichts machen. Diesbezüglich wird auch in Zukunft nichts kommen.

Aus meiner Sicht ist die interessante Frage wie man neuronale Prozesse empirisch besser erklären kann, z.B. über bestimmte Mechanismen, um Bewusstsein oder unsere Phänomenologie aus einer neurowissenschaftlichen Perspektive zu erklären.

Diskussionen im Internet über das Thema Bewusstsein drehen sich stattdessen meistens um metaphysische Fragen rund um das Leib-Seele Problem.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
5 Tage zuvor
Reply to  Philipp Klar

Eine enttäuschende Replik. Ich verstehe ja, wenn man sich als Wissenschaftler zumindest temporär auf Materialsammlung und die Ausarbeitung des experimentellen Rüstzeugs der Wissenschaft konzentriert, aber die Metaebene muß doch auch in den Blick kommen.
Wenn man in der Wissenschaft vom Bewußtsein/Denken meint, man müsse sich nicht damit beschäftigen, was Geist ist, wenn man glaubt, das Sein-Bewußtsein-Problem sei wie das Leib-Seele-Problem ein „philosophisches/metaphysisches Pseudoproblem“, für letzteres stimme ich zu, dann klingt das für mich wie naiver Positivismus.

Ich erinnere hier an eine berühmte Anekdote, die die meisten Physiker kennen werden. Es war, wenn ich mich recht erinnere, Heisenberg, der nicht lange nach den revolutionären Entdeckungen der QT bei seiner Rückkehr nach einer Vortrags- und Diskussionsreise durch amerikanische Universitäten einigermaßen verdutzt bemerkte, daß die amerikanischen Studenten keine Verständigungsschwierigkeiten, kein Problembewußtsein zeigten. Wie kann es sein, daß die kognitive Dissonanz, die sich mit der QT ergibt, nicht wahrgenommen wird?
Und ich erinnere mich an einen Kommentar eines sehr bekannten amerikanischen Physikers, der eine wichtige Entdeckung bei der mathematischen Erfassung eines Sachverhalts gemacht hat, und der seine Entdeckung so beschrieben hat: er habe tagelang herumgerechnet, und plötzlich habe es gepaßt: das wars. Das ist so, wie die quantentheoretischen Pragmatiker es sehen, man muß nicht verstehen, was man beschreibt, man muß nur wissen, wie man es beschreiben kann.

Vielleicht hat sich die Wissenschaft ja inzwischen so amerikanisiert, daß man sich der „metaphysischen“ Probleme entledigt hat. Man braucht nicht mehr wissen, was Geist ist, Hauptsache, man kann den Computer mit genügend Material füttern. Vielleicht denkt man auch, daß die Mustererkennung der KI uns das Verstehen frei Haus liefert.

Philipp Klar
Philipp Klar
5 Tage zuvor

„Geist“ oder moderner „Bewusstsein“ sind Erfindungen von Menschen bzw. der Philosophie.

Was wir erleben ist nicht das Bewusstsein oder der Geist, sondern die neuronale Aktivität selbst. Wer glaubt dass das was wir erleben der Geist bzw. das Bewusstsein sei, und dann fragt in welchem ontologischen Verhältnis dieser mit „Materie“ oder neuronaler Aktivität steht, hat den Dualismus immer noch nicht überwunden. Das trifft auf ca. 90% der Leute in dieser Diskussion zu, würde ich sagen.

Es gibt einen Prozess und den beschreiben und erklären wir aus verschiedenen epistemischen Perspektiven: neuronal, psychologisch, phänomenologisch, etc. Es ist aber immer der gleiche Prozess. Das ist keine Identitätstheorie, denn diese beginnt genauso dualistisch (logisch, denn sie operiert im Framework des Leib-Seele Problems), nämlich indem sie von zwei Seiten ausgeht und dann nachträglich behauptet beide seien identisch – genauso Quatsch wie alle andere Positionen (Formen des Materialismus, des Idealismus, etc.)

Es ist einfach ein metaphysischer Fehler Erleben auf das Bewusstsein oder den Geist zu attribuieren um dann im zweiten Schritt (notwendig) zu fragen wie dieses Bewusstsein mit dem Gehirn oder dem Rest der Welt zusammenhängt.

Aber die Diskussion was nun die richtige Ontologie sei (Materialismus X, Panpsychismus Y, etc.) ist einfach leere Metaphysik die sich um ein Pseudoproblem im Kreis dreht. Gähnend langweilig.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
4 Tage zuvor
Reply to  Philipp Klar

Das ist, wie vermutet, naiver Positivismus.
<„Geist“ oder moderner „Bewusstsein“ sind Erfindungen von Menschen bzw. der Philosophie.>
Was willst Du damit sagen? „Wissenschaft“ ist Erfindung von Menschen bzw der Philosophie – also irreal?
<Was wir erleben ist nicht das Bewusstsein oder der Geist, sondern die neuronale Aktivität selbst.>
Dem dürfte jeder „kritische Geist“ widersprechen. Wir erleben keine neuronale Aktivität, sondern neuronale Aktivität findet statt, heteronom und autonom, und wir können davon ein erlebendes Bewußtsein haben, anschaulich oder experimentvermittelt. Kommt sie zu Bewußtsein, nennen wir das ein „Geistiges“: Denken, Vorstellung, Fantasie, Sprachliches.
Du scheinst einen mystischen, spiritualistischen, esoterischen, mittelalterlichen Begriff von „Geist“ zu haben. Daran braucht man sich aber nicht mehr abarbeiten, der ist längst in der Mottenkiste der Vergangenheit verschwunden.
Die Konzeption eines Dualismus ist freilich absurd. Sein und Bewußtsein stehen nicht in einem dualistischen, sondern in einem dialektischen oder, wenn Dir das lieber ist, mengentheoretischen Verhältnis. Bewußtsein, einmal emergiert, ist selbst Teil des Seins. Es gibt keinen Geist ohne materiellen Träger. Und was wir als Bewußtsein bezeichnen, ist reflektiertes Sein, also ein Sein, dessen Funktion die Abbildung von Sein ist, ein substantiell „Sprachliches“, die Einheit von materiellem Träger und einer immateriellen Bedeutung, Syntax und Semantik, die im wissenschaftlichen Ideal das tatsächliche Sein ist. Dem kann man nur widersprechen, wenn man grundsätzlich die Möglichkeit, die Welt rational/vernünftig zu denken, bestreitet.
Nein, die Ignoranz gegenüber dieser Konzeption dürfte im Allgemeinen höher als 90% sein, unter Wissenschaftler, selbst Naturwissenschaftlern jedoch dürfte der Konsens überdurchschnittlich sein.

Übrigens: Nichts gegen den Positivismus, ein pragmatisches wissenschaftliches Vorgehen. 10% Inspiration, 90% Transpiration, das ist sogar zu hoch gegriffen, 5%/95% trifft es sicher besser. Aber diesen kleinen Rest noch zu verleugnen, ist wie einen Körper mit amputiertem Kopf auf den Thron zu setzen. Ohne den kleinen Rest wird Denken unfruchtbar.

<Es gibt einen Prozess und den beschreiben und erklären wir aus verschiedenen epistemischen Perspektiven: neuronal, psychologisch, phänomenologisch, etc. Es ist aber immer der gleiche Prozess.>
Richtig, und die verschiedenen Perspektiven, die unterschiedliche gedankliche Konstruktionen zur modellhaften Erfassung der Wirklichkeit darstellen, haben alle den gleichen Anspruch auf Wahrheit, dh den Anspruch, korrekt Aspekte der Welt theoretisch nachzuzeichnen. Du bekämpfst den klassischen Dualismus, der nur noch marginal existiert, Du bekämpfst also Windmühlen. Damit wirst Du dem, was in Deinen Augen Quatsch ist, den unterschiedlichen metatheoretischen Konzepten, den Aspekten der erkenntniskritischen Reflexion, die sich in den unterschiedlichen Positionen spiegeln, nicht gerecht.

Wie willst Du in der Untersuchung des Bewußtseins durch Bewußtsein, denn ich nehme an, Du willst nicht auf göttliche Eingebung bauen, zu einer sinnvollen Aussage kommen ohne einen konzeptionellen Begriff von Bewußtsein?
Wenn Du Dich allerdings darauf beschränkst, was physiologisch passiert, wenn Organismus und Umwelt interagieren, dann kommst Du nur auf die Tautologie, daß Interaktion bedeutet, auf den unterschiedlichen Ebenen der Interakteure Entsprechungen zu finden. Nicht einmal sicher kann dabei gesagt werden, ob man auf beiden Seiten mit demselben Maß mißt. Für dieses Problem ist wiederum ein Verständnis nötig, was man überhaupt mißt.

Erleben ist mow unmittelbares sowie denkvermitteltes Erleben. Soweit letzteres im Erleben steckt, ist man gezwungen, diesen Transformationsprozess mitzubedenken, sonst begeht man einen schweren Kategorienfehler. Die Unterschlagung dieses komplexen Tatbestands führt zu gähnend langweiligem Empirismus.

Wenn Du ideologische Konzepte bekämpfst (wobei selbstverständlich jeder behauptet, keiner Ideologie anzuhängen), befindest Du Dich im Krieg (der Worte), im Krieg verlieren alle, das ist nicht vernünftig. Besser ist, darauf zu verzichten und zu argumentieren. Mögen sich die besseren
Argumente durchsetzen.

Philipp Klar
Philipp Klar
3 Tage zuvor

Hallo Wolfgang,

vergiss doch mal die ganze Philosophie und Kampfbegriffe wie „naiver Positivismus“.

Werde mal konkret. Erkläre mir wie dein Verständnis von „Geist“ oder „Bewusstsein“ aus neuronaler Aktivität „emergiert“. Erkläre es mir physiologisch, nicht philosophisch.

Du kannst das nicht? Wie kommst du dann auf solche Ideen? – Ich sage ja, alles Metaphysik…

Philipp Klar
Philipp Klar
3 Tage zuvor
Reply to  Philipp Klar

Hallo und noch eine Ergänzung:

Wenn Du Dich allerdings darauf beschränkst, was physiologisch passiert, wenn Organismus und Umwelt interagieren, dann kommst Du nur auf die Tautologie, daß Interaktion bedeutet, auf den unterschiedlichen Ebenen der Interakteure Entsprechungen zu finden.“

Aber das tue ich doch gar nicht; das ist deine Interpretation. Du möchtest direkt, typisch philosohpisch, „alles oder nichts“.

Die Anpassung der frühen sensorischen Areale an Umweltstimuli ist ein Teilaspekt der gesamten Physiologie die für Bewusstsein notwendig ist. Natürlich kann man damit nicht umfassend Bewusstsein erklären! Ich beziehe mich hier und in der Präsentation nur auf einen kleinen Aspekt von vielen. Man kann nicht alle Aspekte auf einmal abhandeln oder untersuchen – wie soll das gehen?

Du holst für meinen Geschmack häufig viel zu weit aus. Wir kommen vom Konkreten ins Abstrakte. Es wäre einfacher wenn man konkreter beim Thema bleiben würde. Jetzt sind wir schon bei wissenschaftsphilosophischen Diskussionen und Aspekten angekommen. Puh.

Forschung in diesem Bereich funktioniert so nicht. Du kannst einen Aspekt pro Studie untersuchen, und diesen zerlegst du in zig Einzeteile, zoomst rein, nimmt viele Kontrollmessungen vor, etc.

Die philosophischen Diskussionen im Internet gehen dann direkt auf das ganz Große, weg von den eigentlichen Fakten und Beobachtungen… so wie hier.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
3 Tage zuvor
Reply to  Philipp Klar

<Du möchtest direkt, typisch philosohpisch, „alles oder nichts“.>
Nein, es gibt weder alles noch nichts. Wir sind immer im Dazwischen. Damit wir uns so erkennen, müssen wir die Ordnung des Dazwischen erkennen, also ein Verständnis von den unzugänglichen Polen haben, um wenigstens die richtige Richtung einzuschlagen. Das ist Dir sicher eine zu philosophische, metaphysische Antwort. Daher sage ich es einmal vereinfacht: Wir müssen Licht in die Dunkelheit bringen, das hat man Aufklärung genannt, per aspera ad astra, und man muß aufpassen, daß man nicht mit zu fokussiertem Licht zu tiefe Schatten produziert. Das unter Kontrolle zu halten, das ist die Aufgabe der Reflexion.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
3 Tage zuvor
Reply to  Philipp Klar

Hallo Philipp,

ich bin – hier jedenfalls – immer konkret. Ich wollte keineswegs eine metaphysische, „philosophische“ Debatte anstoßen, was Geist ist. Daher verstehe ich Euren Ansatz, die Physiologie der Informationsverarbeitung naturwissenschaftlich zu untersuchen. Das ist eine Arbeit, die geleistet werden muß. Ich wollte nur – en passant – erwähnen, daß der wichtigere Teil der Arbeit, die physiologischen Sachverhalte beim aktiven Denken, also das, was physiologisch passiert, wenn alle Areale, die frühen und die spätesten, zusammenarbeiten, wo wir von Bewußtsein reden, noch aussteht. Selbstverständlich gehe ich davon aus, daß wir dazu nicht nur Kenntnisse über die unterschiedlichen Strukturen von bewußter und unbewußter Hirnaktivität benötigen, sondern auch ein Konzept, das diesen Unterschied verständlich macht. Aber diese Leerstelle habe ich den vorgelegten Studien nicht vorgeworfen, es ist ganz OK, sich erst einmal ganz auf das empirische Material – positivistisch – zu beschränken. Nur würde ich es naiv nennen, wenn diese eingeschränkte wissenschaftstheoretische Perspektive nicht bewußt ist. Man kann erst den Unterschied in der Informationsverarbeitung der unterschiedlichen Areale begreifen, wenn man ein Verständnis der Ebene des Geistigen, also der Selbstorganisation des Denkens hat.
Da wundert es mich sehr, daß Du widersprichst. Ich dachte, daß es inzwischen Allgemeingut ist, denn der positivistische Ansatz, der alles für auf Physiologie zurückführbar hält, wird bspw schon seit langem von den Protagonisten der Hirnphysiologie, Roth und Singer, nicht mehr aufrechterhalten.

Die physiologische Erklärung für Bewußtsein ist die Möglichkeit, nicht deterministisch, aber auch nicht voluntaristisch Stimuli gezielt unterschiedlich beantworten zu können. Das kann man experimentell untersuchen. Dabei taucht die Leerstelle auf, wie Binnenstrukturen zustande kommen, so daß Stimuli auf eine kluge, eben geistige Art beantwortet werden können. Das ist die Stelle, an der wir begreifen müssen, was Geist ist. Man könnte hier von der transzendentalen Bedingung der Möglichkeit von Geist reden. Die vorgenannten empirischen Bedingungen der Möglichkeit von Geist sind die andere unverzichtbare Schiene für das Verständnis von Geist/Bewußtsein.

Wenn Du meinst, diese Erklärung ist keine, dann hast Du selbst keine und interpretierst den Mangel als Qualität, das Versagen der reflexionslosen Naturwissenschaft als tiefere Weisheit. Dann begnügst Du Dich mit der Entwicklung der instrumentellen Vernunft, die zweifelsohne ein mächtiges Instrument ist, getoppt von der KI. In den Händen von reflexionsfreien Tieren (der Mensch fällt auf die rein tierische Stufe zurück, wenn er aufhört zu reflektieren) führt das à la longue in die Katastrophe.

Philipp Klar
Philipp Klar
3 Tage zuvor

Hallo Wolfgang,

ich verstehe deine Einwände schon – keine Sorge, ich bin philosophisch genügend gebildet.

Zu meiner Dualismuskritik: diese hast du missverstanden. Ich rede nicht von dem ontologischen Substanzdualismus ala Descartes, sondern meinte etwas anderes (Bennett und Hacker haben Aspekte dieses Thema beispielsweise gut aufgegriffen). Ich möchte das hier aber nicht weiter ausführen, da das letztendlich alles am Thema weit vorbeigeht. Ich bin nur darauf eingegangen, weil ich auf deine Beiträge antworten wollte statt sie zu ignorieren (das fände ich auch nicht nett).

Im übrigen bin ich weder empirischer noch logischer Positivist. Ich verstehe aber, dass meine kurzen Antworten auf dich so wirken. Ich hatte schon bevor ich antwortete erwartet, dass du mich so verstehst, ist aber auch egal.

Man kann erst den Unterschied in der Informationsverarbeitung der unterschiedlichen Areale begreifen, wenn man ein Verständnis der Ebene des Geistigen, also der Selbstorganisation des Denkens hat.
Da wundert es mich sehr, daß Du widersprichst.“

Dem würde ich nicht widersprechen. Konzepte und empirische Befunde gehören zusammen, man kann keine rein blinde Empirie betreiben. Es kommt aber darauf an, mit welchen Konzepten man arbeitet. Geist ist für mich ein sinnloses Konzept, aber ich müsste viel zu weit ausholen um ordentlich und sauber zu erklären warum. Ich habe weder Zeit noch Lust auf eine solche Diskussion. Nicht wegen dir, sondern allgemein würde ich diese Diskussion online nicht mehr führen – es ist zu mühsam.

Deshalb nur kurz und knapp: was wir erleben ist aus deiner Sicht (und aus Sicht der meisten Leute in dieser Diskussion) das Bewusstsein oder der Geist. Was ich sagen wollte war: was wir erleben _ist_ die physiologische Aktivität selbst. Das meine ich wortwörtlich. Ich will also sagen, dass diese auch qualitativ ist, ja! Mit dieser Ansicht fasst man in der heutigen Philosophie des Geistes keinen Fuß, denn die operiert in einem _komplett_ bzw. fundamental anderen Paradigma.

Aber das weißt du ja alles selbst. Und natürlich würdest du mir hier glasklar widersprechen. Und aus Sicht der meisten Philosophen des Geistes ist das logisch aus zig Gründen inkohärent – weil sie von anderen philosophischen Prämissen bzw. Vorannahmen ausgehen die ich für falsch halte. Aber genau wegen dieser Prämissen fallen sie in ein Problem dass weder empirisch noch logisch lösbar ist (aus meiner Sicht).

Mein letzter Beitrag zu diesem Thema. Alles weitere bitter näher an dem eigentlich Thema der Anpassung an Umweltstimuli oder so. 🙂

Gruß,
Philipp

Roswitha Steffens
Roswitha Steffens
7 Tage zuvor
Reply to  Philipp Klar

Ich denke, es ist nachvollziehbar, dass jede Aktivität von einem Umfeld ausgeht, das sie zulässt, indem es sich darauf einstellt. Das Bewusstsein dafür wächst als Raum aus dieser Tatsache an dem bzw. denen, der oder die es für sich gewinnen.

Ich glaube, die menschliche Unabhängigkeit wächst an der einzigen Person, die sich ihrer Abhängigkeit voll bewusst für die einzige Identität aus der Einheit als Mensch entscheidet.

Im persönlichen Umfeld eine von Liebe erfüllte Zeit erfahren zu dürfen, die im Bewusstsein für unendliche Fülle bereitsteht, ist für den Menschen existenziell. Das grenzt für viele an ein Wunder und wurde mir einfach gegeben. Diese Gegebenheit für die Menschheit einzusetzen, ist für mich selbstverständlich, da ich ihr all das verdanke, was sich mir durch sie erschlossen hat.

Roswitha Steffens
Roswitha Steffens
6 Tage zuvor

Nach Ihrem Kommentar an Wolfgang Endemann, Philipp Klar, muss ich meinen oben stehenden Kommentar korrigieren, denn er hat sich durch Ihre Ausführungen als zu ungenau bzw. falsch erwiesen.

Der Mensch wird von dem Umfeld geprägt, das ihn aufnimmt, sodass es sich, im besten Fall, an ihn anpasst, indem er seinen Bedarf selbst decken muss. Dafür braucht er vorrangig die Fähigkeit des Dialogs, der sich aus ihm und seinem Bedarf ergibt. Damit baut der Mensch auf beidseitiges (Haben/Sein) Verständnis um die Belange dessen, was wirklich nötig ist zu realisieren.

In ihrer Fülle verändert Gott einzig die Zeit, die sich aus seinem Wort und ihrem Namen ergibt, sodass der Affe davon lebt, in seiner Verfügbarkeit ihre Einheit nicht hervorbringen zu können. Daraus erwächst an seinem Nachwuchs ein unglaublicher Wust an Gedanken, der geordnet sein will, bevor er sich in dem Wort erschließen lässt, das hinter Gott steht und vor der Geburt seiner (Mutter) bereits erfüllt war.

Im Grunde leert sich Gott in das Mutterherz, bis es sich durch Jesus erschließt, sodass es zu dem Gedächtnis heranwachsen kann, der eine ganze Woche beschließt. Gott ruht am Sonntag, bis dadurch erschlossen ist, was aus der Genesis besteht, die ihren Urheber in seiner Form bestätigt. Dieses Ablegen im Dialog kommt einer Prüfung gleich, die nachvollziehbar immer an dem scheitern muss, was sie nicht wissen kann, sodass offen bleibt, was auf sie zukommen wird. Hinter Gott ist vor Gott und blieb verborgen, bis sein Urheber als Vater für genau die Lebensgemeinschaft eintrat, die seiner Einheit gerecht für ihre Mutter und deren Nachwuchs sorgt.

Vielleicht ist dieser Text der erste Text, den ich selbst so schreiben kann, dass er sich von dem unterscheidet, was mich in seiner Wortfindung unterstützte, bis ich im Denken an meine eigene Geburt dem Zeitraum gewachsen bin, der mir in seinem ganzen Zeitrahmen bewusst machen will, dass ich mich endlich auf den einlassen soll, der auf mich zukommt. Halleluja!

Christian
Christian
4 Tage zuvor

Hallo Philipp,

schön, deine Studien nun hier in Bild und Ton verewigt zu sehen! Da darf ich nicht versäumen, dies per Kommentar zu würdigen.

Außerdem ist ein Kommentar anscheinend notwendig für ein Abo der Diskussion.

Ich mache eine Antwort etwas einfacher, indem ich erst einmal nur eine Frage stelle und mein Text nicht lang sein soll.

Ich verstehe die Arbeitshypothese so, dass sich in den fMRI „Schwingungen“ identifizieren lassen, welche zu „Rhythmen“ in der Außenwelt passen. Das mache die Zeitlichkeit in diesem Ansatz aus.

Wie steht es dann um einfache Erlebnisse wie das Sehen einer Farbe, obwohl außen ein kleiner Ausschnitt aus dem Wellenspektrum einer elektromagnetischen Welle zu interpretieren ist. Ist im Gehirn dann auch ein Rot mit weniger Aktivität als ein Blau verknüpft, weil ja Blau die energiereichere Frequenz ist?

Oder ist das Anwendungsgebiet eher auf wenige Umwelteinflüsse wie das Hören von Musik und das Anpassen an visuelle „Rhythmen“ beschränkt?

Viele Grüße aus Karlsruhe
Christian

Philipp Klar
Philipp Klar
3 Tage zuvor
Reply to  Christian

Hallo,

Ich verstehe die Arbeitshypothese so, dass sich in den fMRI „Schwingungen“ identifizieren lassen, welche zu „Rhythmen“ in der Außenwelt passen. Das mache die Zeitlichkeit in diesem Ansatz aus.“

Das stimmt so. Wieso kann ein Computer flexibel alle möglichen Arten von Informationen verarbeiten? Weil er jegliche Information in ein binäres System umwandelt – und dann jede Information in eben diesem System einheitlich verarbeitet, miteinander integriert, etc.

Das Gehirn transformiert über die Transduktion ebenfalls alle Inputs der Umwelt in eine einheitliche Art von Signal, nämlich elektrophysiologische Aktivität. Neurone arbeiten ähnlich binär: entweder sie Feuern ein Aktionspotential (das sich zwar in der Stärke zwischen verschiedenen Neuronentypen unterscheiden kann, pro Neuronentyp aber immer nahezu gleich stark ist, oder sie feuern kein Aktionspotential). Auf einer höheren Ebene, wie beispielsweise mit EEG und fMRI, messen wir Signale die letztendlich auf der Summation von Millionen von Neuronen beruhen und diese können beispielsweise der Dynamik von Umweltphänomenen entsprechen.

Wie steht es dann um einfache Erlebnisse wie das Sehen einer Farbe, obwohl außen ein kleiner Ausschnitt aus dem Wellenspektrum einer elektromagnetischen Welle zu interpretieren ist. Ist im Gehirn dann auch ein Rot mit weniger Aktivität als ein Blau verknüpft, weil ja Blau die energiereichere Frequenz ist?“

Die Retina besitzt im Menschen normalerweise 3 Zapfentypen die primär auf der Fovea (der Punkt des schärfsten Sehens) lokalisiert sind. Zapfen sind sensorische Zellen für Rot (L), Blau (S) und Grün (M). Es ist aber nicht so, dass z.B. der S-Typ für blaues Licht nur auf blau reagiert; er reagiert nur am stärksten auf Wellenlängen die wir als blaues Licht wahrnehmen.

Die Zapfen und die Retina verarbeiten Licht nicht anhand des Energiegehalts, sondern nach Wellenlänge. Auch der Grad der Aktivität hängt mit der Helligkeit zusammen und nicht mit dem Energiegehalt. Es kommt also nicht auf den Energiegehalt an, sondern auf die Wellenlänge (zwar ist beides physikalisch miteinander verknüpft, es spielt für die Physiologie aber keine Role).

Oder ist das Anwendungsgebiet eher auf wenige Umwelteinflüsse wie das Hören von Musik und das Anpassen an visuelle „Rhythmen“ beschränkt?“

Das Anwendungsgebiet ist breiter. Beispielsweise die visuellen „Rhythmen“ (die gezeigt wurden) basieren auf der Farbe der Pixel bzw. auf ihrer zeitlichen Veränderung. D.h. die Farbinformation wurde nicht eliminiert, sondern bestimmt die finale Messung mit.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
3 Tage zuvor
Reply to  Philipp Klar

„Die Zapfen und die Retina verarbeiten Licht nicht anhand des Energiegehalts, sondern nach Wellenlänge.“
Ist meine laienhafte Ansicht richtig, daß Helligkeit die Energiemenge spiegelt, Farbe die Überlagerung der Frequenzen? Also Helle die Anzahl der Zapfen und Farbe die Anzahl der affizierten Zapfentypen?

Philipp Klar
Philipp Klar
3 Tage zuvor

Im Gegensatz zu Neuronen im Gehirn hyperpolarisieren (statt depolarisieren) Zapfen und Stäbchen der Retina unter Inputs (Licht). Diese Zellen feuern auch keine Aktionspotentiale, sondern sie geben Transmitter an nachfolgende Zellen ab und und beeinflussen diese Zellen in ihrer Aktivität. U.a. damit wird das Helligkeitserleben beeinflusst.

Bei Dunkelheit sehen wir vermehrt durch die Stäbchen die weitaus zahlreicher auf der Retina sind als die Zapfen. Mit diesen ist aber kein Farbsehen möglich; deshalb wird bei Dunkelheit alles Grau oder Schwarz. Diese sitzen um die Fovea herum, decken also eine größere Fläche ab.

Wenn wir ein Objekt fokussieren fällt es auf die Fovea. Das ist ein Grund warum wir bei starker Dunkelheit Objekte teilweise besser sehen können wenn wir leicht an ihnen vorbeischauen, wohl aber unsere Aufmerksamkeit auf sie lenken. Denn dann fällt das Objekt auf die Stäbchen (statt Zapfen) die bei Nacht besseres Sehen erlauben.

Philipp Klar
Philipp Klar
3 Tage zuvor
Reply to  Philipp Klar

Will sagen: Das Erleben von Helligkeit wird dann u.a. durch die Geschwindigkeit von späteren Aktionspotentialen beeinflusst. Ähnlich bzw. vergleichbar mit manchen anderen sensorischen Zellen im Körper, wie z.B. bestimmte Mechanorezeptoren in der Haut, bei denen die Stärke eines Inputs (Druck, Gewicht) durch die Geschwindigkeit der Abfolge von Aktionspotential weitergeleitet wird.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
2 Tage zuvor
Reply to  Philipp Klar

Klar. An den Unterschied von Zäpfchen und Stäbchen habe ich nicht gedacht, obwohl er mir bekannt ist. Aber das bestätigt ja meine Meinung, daß die Informationen von Frequenz und Intensität unterschiedlich, nicht integriert verarbeitet werden. Tatsächlich erleben wir diese unterschiedlichen Informationen allerdings wieder als Einheit. Und Du kannst sicher erläutern, wie das physiologisch zustande kommt.
Danke für die Erläuterungen, und ich will auch hier gemäß Deiner Themenbeschränkung auf die Frage verzichten, wie diese Informationsverarbeitung auf eine realistische Sicht auf die Welt führt.

Philipp Klar
Philipp Klar
2 Tage zuvor

„Aber das bestätigt ja meine Meinung, daß die Informationen von Frequenz und Intensität unterschiedlich, nicht integriert verarbeitet werden.“

Die Information wird nicht komplett unterschiedlich verarbeitet, denn es gibt ja nach den ersten Zellen (Zapfen und Stäbchen) weitere Zellschichten (bereits in der Retina) die miteinander verknüpft sind und somit Integration leisten.

„Tatsächlich erleben wir diese unterschiedlichen Informationen allerdings wieder als Einheit. Und Du kannst sicher erläutern, wie das physiologisch zustande kommt.“

Diese Verarbeitungsschritte findest du in Standardlehrbüchern, beispielsweise selbst der Psychologie, denn das Thema ist heute auch Standard im Psychologiestudium.

Danke für die Erläuterungen, und ich will auch hier gemäß Deiner Themenbeschränkung auf die Frage verzichten, wie diese Informationsverarbeitung auf eine realistische Sicht auf die Welt führt.“

Ihr könnt hier natürlich alles diskutieren; es ist ja nicht mein Blog. Vielleicht haben ja andere Interesse an den von dir aufgeworfenen Fragen. Nur halt ohne mich.

Heinz Luediger
Heinz Luediger
2 Tage zuvor
Reply to  Philipp Klar

Hi Philipp,

was zum ¿*¥|&≠} würde die Neurologie als Lösung ihrer Probleme ansehen? Was würde eine optimale Theorie oder ein optimales Modell (von was???) über die Welt oder/und uns aussagen?

totally puzzled,
Heinz

Philipp Klar
Philipp Klar
2 Tage zuvor
Reply to  Heinz Luediger

Hallo Heinz,

kannst du die Frage spezifizieren? Und wähle besser den Begriff Neurowissenschaft. Die Neurologie ist eine Domäne der Medizin die sich mit Erkrankungen des Gehirns und Nervensystems beschäftigt.

Heinz Luediger
Heinz Luediger
1 Tag zuvor
Reply to  Philipp Klar

Hi Philipp,

sorry…natürlich Neurowissenschaften! Aber nein, ich möchte meine Frage weder spezialisieren noch präzisieren und mich nicht ins Nirwana von Methoden und aktuellen Forschungsergebnissen verabschieden. Jeder Naturwissenschaftler hat vermutlich eine spontane Antwort auf meine Frage, welches Problem seine Fakultät u l t i m a t i v zu lösen versucht:

Physiker (rationale Erklärung aller unbelebten Phänomene bzw. Vereinigung aller Kräfte (empirisch/theoretisch))

Biologe (Theorie der Herkunft und Entwicklung des Lebens auf der Erde)

Ökonom (stabiles Modell zur Analyse und Prognose von monetären und Wirtschaftskreisläufen)

Neurologe (Verständnis von und Heilung bzw. Dämpfung vom Nervenkrankheiten)

Klimaforscher (Analyse von und Interaktion aller Faktoren, die Einfluß aufs Klima haben und dessen Prognose)

….. etc.

Und alle würden im Nachsatz darauf hinweisen, daß ein solches ultimatives Ziel wohl nicht oder nur sehr schwer erreichbar ist – aber das war in der Frage ja schon antizipiert. 

Auf ein Neues: Welches Problem versuchen die Neurowissenschaften u l t i m a t i v zu lösen?

Heinz

Philipp Klar
Philipp Klar
1 Tag zuvor
Reply to  Heinz Luediger

Auf ein Neues: Welches Problem versuchen die Neurowissenschaften u l t i m a t i v zu lösen?“

Erklärung der Funktionsweise des Nervensystems.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
1 Tag zuvor
Reply to  Philipp Klar

Das könnte man präzisieren, um ein Mißverständnis auszuschließen: „Beschreibung der Funktionsweise des Nervensystems“. Denn Erklärung meint im natürlichen Sprachgebrauch mehr als Beschreibung, eine Darstellung eines Sachverhalts, der nicht nur erfaßt, sondern auch verstanden werden soll. Freilich, für viele Naturwissenschaftler gibt es an den naturwissenschaftlichen Sachverhalten nichts zu verstehen, sie sind rational nur zu erfassen, alles andere ist Metaphysik bzw Spinnerei. Aber das ist ein großer Irrtum. Wir erfassen immer nur, was wir begriffen haben, denn Denken ist immer Reflektieren. Dabei ist es allemal sinnvoll, reflektierend sich von der Reflexion unabhängig zu machen, also die Sachlage zu „objektivieren“. Aber man muß sich der Imprädikativität dieses Vorgangs bewußt bleiben.

Philipp Klar
Philipp Klar
1 Tag zuvor

Ich meinte explizit erklären und nicht beschreiben. Der unterschied ist mir schon klar. Wie viele neurowissenschaftliche Studien hast du die letzten Jahre gelesen? Die Behauptung sie würde nur beschreiben statt erklären ist schon arg absurd. Das von mir vorgetragene complexity matching ist z.B. ein Modell, d.h. Theorie, die man dann empirisch und über computational we Modelle zeigen kann.

Philipp Klar
Philipp Klar
1 Tag zuvor
Reply to  Philipp Klar
Philipp Klar
Philipp Klar
1 Tag zuvor
Reply to  Philipp Klar

Bezüglich des bashing von „vielen“ Naturwissenschaftlern:

Es gibt im Internet offene bzw. frei verfügbare EEG und fMRI Datensätze. Die komplette von mir genutzte Software ist kostenfrei. Ich nutze AFNI für das preprocessing (Vorverarbeitung) der Daten und mache den Rest der Analyse (also ca. 95%) nahezu ausschließlich in Python.

Beigebracht hat man sowas im Studium nicht; das ist alles learning by doing und viel lesen. Um die Daten ordentlich zu verarbeiten und zu verstehen muss man alles mögliche lernen: MRI physics, Aspekte über das Gehirn, Programmierung via shell coding sowie eine höhere Sprache wie z.B. Python, etc. pp. Ich glaube die meisten Laien haben überhaupt keine Ahnung wie viel Arbeit dahinter steckt.

Wer meint es besser zu können als die naiven Naturwissenschaftler kann sich Datensätze und Software also selbst runterladen und dann zeigen wie man es richtig macht.

Ich wünsche trotzdem ein schönes restliches Wochenende,

Philipp

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
1 Tag zuvor
Reply to  Philipp Klar

„Die Behauptung sie würde nur beschreiben statt erklären ist schon arg absurd“
Diese Behauptung habe ich nicht aufgestellt, aber vielleicht unterstelle ich Dir ungerechtfertigt gelegentlich einen Positivismus, was ich im letzten Kommentar allerdings nicht intendiert hatte. Da ging es nur um die Präzisierung Deiner Antwort auf Heinz. Deine Replik auf meine Bemerkung befeuert aber doch meine Skepsis. Denn gerade das complexity matching ist ja die rein extensionale Korrelierung unterschiedlicher Sachverhalte, das ist das, was eine sogenannte KI rein faktisch aufgrund der informationellen Entropie völlig intelligenzfrei als Muster herausfiltert. Wenn wir uns damit begnügen, dann verzichten wir aufs Begreifen. Ich bestreite nicht, daß Mustererkennung der erste Schritt zum Begreifen sein kann und immer das Begreifen begleitet, ihm meistens vorausgeht, aber iA erwartet man vom Begreifen mehr.

Philipp Klar
Philipp Klar
21 Stunden zuvor

Denn gerade das complexity matching ist ja die rein extensionale Korrelierung unterschiedlicher Sachverhalte,“

Nein, genau das ist es nicht! Korrelation ist eine (von vielen möglichen) Messungen um empirische Evidenz für diesen Sachverhalt zu schaffen. Außerdem habe ich nicht nur Korrelation gezeigt in diesem Zusammenhang gezeigt.

Du verwechselst einen Aspekt der Methode mit dem Modell bzw. theoretischen Überlegungen dahinter.

Philipp Klar
Philipp Klar
21 Stunden zuvor
Reply to  Philipp Klar

„Denn gerade das complexity matching ist ja die rein extensionale Korrelierung unterschiedlicher Sachverhalte, das ist das, was eine sogenannte KI rein faktisch aufgrund der informationellen Entropie völlig intelligenzfrei als Muster herausfiltert.“

Tut mir leid, aber man merkt dass du überhaupt keine Ahnung hast wovon du sprichst. Was meinst du was für ein Aufwand notwendig ist im beispielsweise die visuelle Information des Films so zu verarbeiten dass sie am Ende auf Dynamiken kommt die genau wie im Gehirn analysierbar sind… wenn du nur wüsstest wie lange die Scripts sind und welche kreativen Ideen man dafür anwenden muss. KI bzw. LLM können dir das nicht mal eben so ausspucken.

Ich gebe es jetzt auf. Manche Philosophen meinen eben nicht nur die besseren Philosophen zu sein, sondern auch eigentlich die besseren Empiriker. Diese Arroganz halte ich nicht mehr aus.

Wolfgang Endemann
Wolfgang Endemann
7 Stunden zuvor
Reply to  Philipp Klar

Unser Gespräch hat den typischen Verlauf. Ich hoffe, Du weißt, wovon Du sprichst. Du weißt aber offensichtlich nicht, wovon ich spreche. Das könnte vice versa gelten. Ich bestreite überhaupt nicht, daß sich die Neurowissenschaftler viel Mühe geben, den komplexen, multidimensionalen input mit der neuronalen Repräsentation (Abbildung) zu korrelieren. Und ich bestreite nicht den Wert dieser Arbeit. Du scheinst angefressen von einer Herabwürdigung dieser Arbeit, das ist aber nicht der Fall. Ich habe nur, von Anfang an, gesagt, daß das Denken, wenn es ein autonomes Denken gibt, was ja manche Naturwissenschaftler nach wie vor bestreiten, so noch nicht erfaßt werden kann. Das leistet auch nicht das complexity matching, das, wenn ich den Begriff richtig verstehe, genau die Korrelierung von Stimuli mit neuronalen multidimensionalen Zuständen leisten soll (wo hast Du mehr gezeigt als complexity matching?). Denn das Denken ist ja gerade ein Eingriff in diese Korrelation.
In dieser Gesprächssituation ist es wohl das beste: agree to disagree. Schade, denn ich habe mir mehr erhofft.
Überflüssig, schönen Sonntag zu wünschen, sonst würde ich es tun.