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„Konstruktivismus vs. Realismus – Hätten Sie lieber die rote oder die blaue Pille?“
„Das ist deine letzte Chance. Danach gibt es kein Zurück. Nimm die blaue Pille: Die Geschichte endet, du wachst in deinem Bett auf und glaubst, was du auch immer glauben willst. Nimm die rote Pille: Du bleibst hier im Wunderland und ich werde dir zeigen, wie tief das Kaninchenloch reicht.“ (Filmzitat von „Morpheus“ aus „Matrix 1“, https://www.kino.de/artikel/matrix-zitate–2mxxg8x6jc)
Abstract
Der folgende Essay ist eigentlich schon länger geplant gewesen und stammt aus der Reihe „Wie viel Konstruktion enthält die Wirklichkeit?“, die ich bereits mit dem älteren Text „Realisten vs. Nominalisten – oder der alte Dualismus „Denken vs. Sprache“ eingeleitet hatte. Im Folgenden möchte ich meinem Versprechen einlösen und versuchen die noch fehlende, grundlegende Lücke zum Verhältnis von „Konstruktivismus vs. Realismus“ in Bezug auf unser „Bewusstsein“ zu schließen.
Bevor ich Ihnen aber die „blaue oder rote Pille“ zur „Bewusstseinserweiterung“ aus dem Film „Matrix“ anbieten kann, benötige ich zunächst einmal ein paar grundlegende „Arzneimittel“. Was das Ganze mit dem Film „Matrix“ auf sich hat, wird sich im Folgenden hoffentlich erschließen. Aber zunächst müssten Sie mir, wie aus einem anderen thematisch ähnlichen Film „Alice im Wunderland“, zunächst einmal in das besagte „Kaninchenloch“ folgen, damit die Trennung zwischen „Konstruktivismus vs. Realismus“ sichtbarer wird. Also möchte ich Ihnen den Plan unserer bevorstehenden Reise in das „Wunderland“ erst einmal offenlegen: „Folge dem weißen Kaninchen!“ (Filmzitat von „Neo“ aus „Matrix 1“)
Wir starten mit dem Arzneimittel „Sprache“, bei dem es hier zunächst einmal um eine klare Begriffsdefinition geht, was „Bewusstsein“ überhaupt erst ist. Ohne diese sprachliche Klärung der Begriffe werde ich nur an Ihnen vorbeischreiben und wir werden keine gemeinsamen „Sinnfelder“ (Markus Gabriel) erzeugen können. Als nächstes Arzneimittel wird natürlich das „Denken“ benötigt. Hier ist allerdings nicht das Allgemeine, sondern im Speziellen die „Philosophie des Geistes“ gemeint. Das „Geist“ und „Denken“ nicht unbedingt dasselbe sein müssen, soll hier noch einmal herausgearbeitet werden. Zum Schluss soll noch das Arzneimittel „Wissen“ Verwendung finden, daher benötigen wir natürlich eine Unterstützung durch die Wissenschaft. Um den „konstruierten Kaninchenbau“ ein wenig mit der „Realität“ abzugleichen, sind empirische Daten der kognitiven Neurowissenschaften vielleicht ganz hilfreich.
Aber bevor Sie mit mir die Reise in den „Kaninchenbau“ starten, um „Morpheus Frage“ nach der „roten oder blauen Pille“ zu entscheiden, wollen wir doch zuerst einmal wissen, welche Wahlmöglichkeiten uns da für unser „Bewusstsein“ angeboten werden. Also beginnen wir zunächst einmal mit dem Lesen des „Beipackzettels“, der für die Einnahme der „roten oder blauen Pille“ beigelegt ist. Danach untersuchen wir den Beipackzettel für das Arzneimittel „Sprache“ um eine genauere Definition des Begriffs „Bewusstsein“ zu erhalten.
Beipackzettel für die „rote und blaue Pille“: Konstruktivismus vs. Realismus
Name des Arzneimittels: „rote Pille“ vs. „blaue Pille“
Stoff- und Indikationsgruppe der Arznei: materielle vs. ideelle oder strukturelle Inhaltsstoffe
Anwendungsgebiete „rote Pille“: „Realismus“ = aus der „ewigen Illusion“ zu erwachen und die „Realität“ zu erkennen.
Anwendungsgebiete „blaue Pille: „Konstruktivismus“ = mit der Erkenntnis weiterleben, dass die „Wirklichkeit“ konstruiert ist.
Wechselwirkungen „rote Pille“: Studien zeigen eine Erhöhung der Wirkung im Zusammenhang mit dem Naturalismus, der zu Syptomen des „wissenschaftlichen Realismus“ führen kann. Die Symptome des wissenschaftliche Realismus erkennt man daran, dass er versucht die bestmöglichen Erklärungen für Phänomene zur Annäherung an die Realität zu finden.
Wechselwirkungen „blaue Pille“: durch Einnahme von kognitionshaltigen Präparaten aus den Neurowissenschaften kann es zu Formen des „biologischen Konstruktivismus“ kommen. Diese Form von Konstruktivismus geht in ihrer Symptomatik davon aus, dass alle Erkenntnise zur Wirklichkeit unserer Welt nur durch die „Biologie“ unseres Gehirns konstruiert werde.
Nebenwirkungen „rote Pille“: bei einer „Überdosierung“ kann es zu extremen „Realitätsverzerrungen“, wie dem „naiven Realismus“, kommen. Die Symptome äußern sich in der Gleichsetzung von Wahrnehmung und Realität, die dazu führt die Ergebnisse nicht kritisch im Sinne der Falsifikation zu überprüfen.
Nebenwirkungen „blaue Pille“: hochdosiert kann der Konstruktivismus extreme Formen als „radikaler Konstruktivismus“ annehmen, die zu einer „Wirklichkeitsentfremdung“ führen können. In der Symptomatik wird die Wahrnehmung überhöht, da die Realität immer nur als eine Konstruktion aus Sinnesreizen und Gedächtnisleistung gesehen wird. Damit wird eine objektive Wirklichkeit unmöglich.
Arzneimittel „Sprache“: Definition des Begriffes „Bewusstsein“
Auf dem „Beipackzettel“ für „Bewusstsein“ steht als Auszug aus den „Anwendungsgebiete in der Sprache“:
„Bewusstsein (abgeleitet von dem mittelhochdeutschen Wort bewissen im Sinne von „Wissen über etwas habend“,[1] lateinisch conscientia „Mitwissen“ und altgriechisch συνείδησις syneídēsis „Miterscheinung“, „Mitbild“, „Mitwissen“, συναίσθησις synaísthēsis „Mitwahrnehmung“, „Mitempfindung“ und φρόνησις phrónēsis von φρονεῖν phroneín „bei Sinnen sein, denken“) ist im weitesten Sinne die Summe der mentalen Prozesse Empfindung (primärer Sinneseindruck), Wahrnehmung (Informationsgewinnung und innere „Abbildung“) sowie Erleben (emotionale und kognitive Reaktion). Eine allgemein gültige Definition des Begriffes ist aufgrund seines unterschiedlichen Gebrauchs mit verschiedenen Bedeutungen schwer möglich. Die naturwissenschaftliche Forschung beschäftigt sich mit definierbaren Eigenschaften bewussten Erlebens.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Bewusstsein)
Diese sprachliche Grundlegung für den Begriff „Bewusstsein“ ist meines Erachtens sehr wichtig, da leider die ursprüngliche Bedeutung von „conscientia” als „Mitwissen“, „Mitwahrnehmung“ und „Mitempfindung“ verloren gegangen ist, dieser strukturelle Aspekt aber sehr wichtig ist. Der Fokus hat sich zumindest seit Descartes dualistisch-metaphysische Trennung in „res cogitans“ vs. „res extensa“ eindeutig auf Seiten der „res cogitans“ verschoben, da das „Bewusstsein“ als rein kognitiver Prozess im Sinne des „Neurozentrismus“ nur im Gehirn verortet wird und die „res extensa“ (Körper „embodiment“, Umwelt „embededdness“) „außen vor“ sind. Seitdem wird verzweifelt nach einem „neuronalen Korrelat des Bewusstseins“ („neuronal correlation of consciousness“ NCC) als „heiligen Gral“ gesucht, ohne ihn zu finden oder jemals finden zu werden.
Wir suchen also bereits am „Eingang“ zu unserem „Kaninchenbau“ aus meiner Sicht an der falschen Stelle für das Phänomen „Bewusstsein“, da wir entweder auf materieller Basis nach entsprechenden Korrelaten im Gehirn forschen (kognitive Neurowissenschaften) oder auf ideeller Basis dieses logisch-deduktiv aus den Konzepten ableiten wollen (Philosophie des Geistes). Der prozessuale Charakter des Phänomens „Bewusstsein“ gerät hierbei aber in beiden Fällen außer Acht, da Bewusstsein meines Erachtens weder materieller noch ideller, sondern struktureller Natur ist, wie ich schon des Häufigeren (wahrscheinlich schon zu häufig in den Augen mancher Leidtragenden) erwähnt habe (s. Archiv „Erkenntnistheorie“). Dazu aber mehr beim Arzneimittel „Denken“ und „Wissen“.
Kommen wir nun lieber wieder zurück zur „Sprache“. Der Begriff „Bewusstsein“ ist nämlich immer noch nicht eindeutig definiert. Daher hier noch einmal ein etwas ausgedehnterer Versuch:
„Es erschwert viele Diskussionen, dass Bewusstsein grundsätzlich zwei Bedeutungen hat.[4] Die erste ist, dass wir überhaupt etwas wahrnehmen und nicht bewusstlos sind. Die zweite, dass wir etwas bewusst wahrnehmen oder tun, also darüber nachdenken beim Wahrnehmen bzw. Tun. Weiterhin ist Bewusstsein keine binäre Eigenschaft, die man hat oder nicht hat. Es gibt Abstufungen, je nach Definition. Michio Kaku definiert es so: „Bewusstsein ist der Prozess, unter Verwendung zahlreicher Rückkopplungsschleifen bezüglich verschiedener Parameter (z. B. Temperatur, Raum, Zeit und in Relation zueinander) ein Modell der Welt zu erschaffen, um ein Ziel zu erreichen.“ Er unterscheidet 4 Stufen des Bewusstseins, von Pflanzen bis zum Menschen – abhängig von der von Stufe 0 bis Stufe 3 exponentiell ansteigenden Zahl der Rückkopplungsschleifen.[5]
Man unterscheidet heute in der Philosophie und Naturwissenschaft verschiedene Aspekte und Entwicklungsstufen:
1. Bewusstsein als „belebt-sein“ oder als „beseelt-sein“ […].
2. Bei Bewusstsein sein: Hier ist der wachbewusste Zustand von Lebewesen gemeint, der sich unter anderem vom Schlafzustand, der Bewusstlosigkeit und anderen Bewusstseinszuständen abgrenzt. […]
3. Bewusstsein als phänomenales Bewusstsein: Ein Lebewesen, das phänomenales Bewusstsein besitzt, nimmt nicht nur Reize auf, sondern erlebt sie auch. […]
4. Zugriffsbewusstsein: Ein Lebewesen, das Zugriffsbewusstsein besitzt, hat Kontrolle über seine Gedanken, kann Entscheidungen treffen und koordiniert handeln.
5. Bewusstsein als gedankliches Bewusstsein: Ein Lebewesen, das gedankliches Bewusstsein besitzt, hat Gedanken. […]
6. Bewusstsein des Selbst: Selbstbewusstsein in diesem Sinne haben Lebewesen, die nicht nur phänomenales und gedankliches Bewusstsein haben, sondern auch wissen, dass sie ein solches Bewusstsein haben.
7. Individualitätsbewusstsein besitzt, wer sich seiner selbst und darüber hinaus seiner Einzigartigkeit als Lebewesen bewusst ist und die Andersartigkeit anderer Lebewesen wahrnimmt. […]
Die Verwendung des Begriffes Bewusstsein ist in der Regel auf eine dieser Bedeutungen und damit auf eine Eingrenzung angewiesen. Auch drücken sich in den verschiedenen Verwendungsweisen oft unterschiedliche Weltanschauungen aus. Eine Studie vom August 2024 zählt etwa 200 unterschiedliche Erklärungsansätze für den Begriff.[6]“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Bewusstsein, Hervorhebungen hinzugefügt)
Keine Angst, die „200 unterschiedliche Erklärungsansätze für den Begriff“ werden wir hier nicht weiter verfolgen, sondern uns nur auf einen begrenzten Ausschnitt. Für die Wahl zwischen der „roten und blauen Pille“ reicht vielleicht die vorgeschlagene Definition für „Bewusstsein“ von Michio Kaku aus seinem Buch „Die Physik des Bewusstseins – Über die Zukunft des Geistes“ (2014) und die Eingrenzung auf „3. Bewusstsein als phänomenales Bewusstsein“ aus.
Die Gründe für diesen Fokus möchte ich Ihnen aber gerne transparent machen. Kakus‘ Defintion hat aus meines Erachtens nämlich den Vorteil, dass sie einen naturalistischen Ansatz hat, aber auch strukturenrealistische Elemente (z. B. „Rückkopplungsschleifen“) aufweist. Die Begrenzung auf das „phänomenale Bewusstsein“ lässt sich hierdurch begründen, dass die „basaleren Stufen“ des Bewusstseins vielleicht zu trivial und die „elaborierten Stufen“ vielleicht zu komplex sind. Wichtig ist mir aber herausszustellen, dass alle Stufen des Bewusstseins lebender Organismen/Organoide (Xenobots) wichtig sind und „keine binäre Eigenschaft, die man hat oder nicht hat. Es gibt Abstufungen, je nach Definition.“ (s. o.)
Ich weiß nicht, ob Sie nun bereits in der Lage sind zwischen der Einnahme der „blauen oder roten Pille“ zu wählen. Oder ob nicht vielleicht nicht noch einmal auf den „Beipackzettel“ für das Arzneimittel „Denken“ schauen sollten, bevor wir uns für eine „Einnahme“ entscheiden?
Arzneimittel „Denken“: „Bewusstsein“ in der „Philosophie des Geistes“
Die Philosophie des Geistes nimmt schon aufgrund ihres Namens die herausragende Stellung unter den Arzneimitteln ein, weil sie ja als eigentümliches Anwendungsgebiet das Nachdenken über das „Denken“ besitzt und somit als „homöopathische Urtinktur“ für das Phänomen „Bewusstsein“ bezeichnet werden könnte. Aber ebenso wie in der Homöopathie hat die Philosophie des Geistes keine wirklichen Erklärungen für dessen Wirkung nachweisen können.
Seit über 2000 Jahren gibt es hierzu bereits die verschiedensten Versuche zu den Erklärungsansätzen, die man despektierlich vielleicht, wie ich es einst getan habe, als „UEPhA-Cup der Ismen“ bezeichnen könnte. Epiphänomenalismus, Funktionalismus, Materialismus,…, um nur einige stellvertretend zu nennen. Allen „Ismen“ in der Philosophie des Geistes ist allerdings gemein, dass man sie in Kategorien in Bezug auf das „Leib-Seele“-, „Geist-Körper“- oder „Psyche-Materie“-Problem klassifizieren kann.
Diese Konzepte der Dichotomie tauchen zuallerst in Form des „Dualismus“ (z. B. „Eigenschaftsdualismus“, David Chalmers) auf. Neuerdings auch durch die Ergebnisse der kognitiven Neurowissenschaften beflügelt, sind auch Formen eines „verkappten Dualismus“ („Neo-Cartesianismus“, Thomas Fuchs) als Spielart des „Monismus“ („Nichtreduktiver Materialismus“, Donald Davidson) durch die „Naturalisiserung des Geistes“ in Mode gekommen.
Das Ergebnis aller Erklärungsansätze ist aber in der Summe gleich nichts. Wenn man die „rote Pille“ geschluckt hätte, würden von allen deduktiv-logischen Theorien am Ende der empirischen Überprüfung nichts übrig bleiben, weil sie dem „wissenschaftlichen Realismus“ nicht standhalten würden. Man würde in Anlehnung an „Matrix“ aus der „Illusion der gedanklichen Konstrukte“ erwachen und die „Wirklichkeit der physiologischen Prozesse“ erkennen.
Aber auch die Einnahme der „blauen Pille“ hätte ebenfalls starke Nebenwirkungen, da sie in Form des „radikalen Konstruktivismus“ alle Versuche der wissenschaftlichen Objektivierung ablehnen würde und im Extremfall im „subjektiven Solipsismus“ landen würde. Falsifikationen werden hierdurch unmöglich gemacht. Dies hätte ebenfalls zur Folge, dass man mit der Erkenntnis weiterleben muss, dass unsere „Wirklichkeit“ nur konstruiert ist und man niemals einen Zugriff auf die Realität erhalten kann.
Damit dem nicht so sein muss, versuche ich schon seit Längerem für eine „nichtreduktive, bidirektionale Neurophilosophie“ für die Aufklärung des Phänomens „Bewusstsein“ in der „1. Person Perspektive“ zu werben. In dieser Form der Neurophilosophie sollen dann die „Konzepte“ der Philosophie des Geistes mit den „Fakten“ der kognitiven Neurowissenschaften als „Konzept-Fakt-Iterativität“ abgeglichen werden. Es geht darum „das Beste aus beiden Welten“ in einer echten Interdisziplinarität zu vereinen.
Fazit: „Wirf die Pillen weg!“ Es geht nicht um die Inhaltsstoffe selber, sondern um die Relationen. Das wollen wir nun an dem nächsten Arzneimittel „Wissen“ noch einmal überprüfen.
Arzneimittel „Wissen“: „Bewusstsein“ in den „kognitiven Neurowissenschaften“
Die kognitiven Neurowissenschaften haben aufgrund ihrer elektrophysiologischen (EEG, MEG) und bildgebenden Messverfahren (CT, PET, MRT, fMRT) zu einer regelrechten „Goldgräberstimmung“ im Bereich der Aufklärung des Phänomens „Bewusstsein“ geführt, die in dem positivistischen „Manifest der Hirnforscher“ 2004 gipfelte. Aufgrund der großen Menge an empirischen Daten hatte man die Hoffnung, dass es in nächster Zeit gelingen würde das Gehirn und seine physiologischen Prozesse und kognitiven Strukturen aufzuklären und hieraus Modelle und Theorien zur Konstitution des Bewusstseins zu erhalten.
Nun, 20 Jahre später gibt es zugegebenermaßne bereits große Leistungen und Erfolge im Bereich der kognitiven Neurowissenschaften zu verzeichnen. Aber das „neuronale Korrelat des Bewusstseins“ gilt weiterhin als „heiliger Gral“, da es scheinbar nicht auf den „Scanbildern der fMRts“ zu bannen oder als „Peaks der EEGs“ in den Ausschlägen zu erkennen ist.
Die Einnahme der „roten Pille“ würde diesen „naiven Realismus“ wahrscheinlich noch verstärken, da hierdurch die empirischen Ergebnisse als real existent angenommen werden. Die Gleichsetzung von Wahrnehmung und Realität führt dazu, dass die Ergebnisse nicht kritisch im Sinne der Falsifikation überprüft werden. Dies kann man leider an einigen Studien aus dem Bereich der kognitiven Neurowissenschaften auch beobachten. Es geht letztendes nur noch um die Datenerhebung, die schon als wissenschaftliches Ergebnis deklariert wird. Die konzeptuelle Interpretation der Daten fällt da schon mal hinten runter. Das sogenannte neuronale Korrelat des Bewusstseins stellt insofern auch gar kein Forschungsziel dar, da es bekanntermaßen nicht falsifizierbar ist.
Die Verabreichung der „blauen Pille“ würde abe auch zu keinem Erfolg führen, da sie den „radikalen Konstruktivismus“ in Form des „Neurokonstruktivismus“ (Thomas Fuchs) befördern würde und aus einer naturalistischen Sicht sogar das Phänomen „Bewusstsein“ gänzlich eliminieren würde. Das Bewusstsein wäre dann nur noch ein physiologisches Konstrukt des Gehirns im „Ego-Tunnel“ (Thomas Metzinger) eine „geistige Multimedia-Show“ (Antonio Damasio) oder „Cartesisches Theater“ (Daniel Dennett). Das hätte zur Folge, dass man das phänomenale Bewusstsein einfach als „nettes Gadget“ oder „kognitives Interface“ für den Umgang mit der Umwelt degradiert oder ebenfalls einfach eliminiert, da es nur eine evolutionäre Spielart in den Entwicklungsstufen des Gehirns darstellt. Das neuronale Korrelat des Bewusstseins wäre damit ebefalls obsolet.
Fazit: Die Pillen, gleich welcher Couleur, haben hier auch keinerlei erwünschte Effekte. Sie führen in beiden Fällen zur Degradierung oder Negierung des Phänomens „Bewusstsein“.
Das aber Bewusstsein existent ist, kann man im eigenen Selbstversuch jeden Tag testen. Die Suche der kognitiven Neurowissenschaften nach dem neuronalen Korrelat des Bewusstseins im Gehirn muss aus meiner bescheidenen Sicht aber ebenfalls erfolglos bleiben, da es dort in der Tat gar nicht existent ist. Vielleicht liegt es an der materialistischen Sichtweise, die in den kognitiven Neurowissenschaften aufgrund des naturalistischen Paradigmas vorherrschen, dass man den prozessualen, strukturalen Aspekt in Form des embodiments und embededdness nicht stärker berücksichtigt. Natürlich spielt das Gehirn eine entscheidende Rolle bei der Konstitution des Bewusstseins, allerdings keine solitäre.
Die Korrelationen des gesamten Körpers (hauptsächlich natürlich die Wahrnehmungsorgane und das Zentralnervensystem) als „Verkörperung“ des Bewusstseins und die ganze Umwelt (natürlich nur loakal gemein) als „Einbettung“ des Bewusstseins muss bei der Aufklärung des physiologischen Prozesses meines Erachtens mitgemessen werden. Es führt nicht weiter nur die Korrelationen und Strukturveränderungen allein im Gehirn zu suchen. Natürlich verändert sich dort etwas, aber das ist dann ja schon das Ergebnis und nicht die Wirkung. Man muss die Wirkungsweise und nicht das Resultat untersuchen, um den Prozess aufzuklären.
Fazit
So, jetzt sind Sie mir aber lange genug durch den „Kaninchenbau“ gefolgt. Ich hoffe, es war nicht ganz so langweilig und trocken. Aber was machen wir jetzt mit „Morpheus Angebot“ vom Anfang nach der Wahl der entsprechenden Pille? „Da steh‘ ich nun, ich armer Tor, Und bin so klug als wie zuvor!“ Oder welche Schlüsse könnte man nun ziehen? Ich will es daher am Schluss noch einmal versuchen alles zusammenzufassen:
- Ein Realismus, ob nun naiv oder nicht, bringt uns nicht weiter. Ich denke, dass wir tatsächlich keinen direkten Zugriff auf die Realität im ontologischen Sinne haben, sondern nur auf die Wirklichkeit im epistemologischen Sinne.
- Das bedeutet allerdings nicht, dass der Konstruktivismus, radikal oder nicht, damit die bessere Alternative für die Beschreibung der Wirklichkeit ist, da ihm der objektive Abgleich zur Realität fehlt und damit letztendlich zu einem anthropischen Prinzip führen würde.
- Wenn dem so ist, dann nützt auch kein noch so gut gemeinter wissenschaftlicher Realismus, da er die Realität nicht wirklich abbilden kann. Es bleibt insofern nur eine Beschreibung der Strukturen (Korrelationen), die insofern ein moderater, epistemischer Strukturenrealismus vielleicht ganz gut darstellen könnte.
- Daher denke ich, dass ein moderater, epistemischer Strukturenrealismus, der mit einer prozessualen Neurophilosophie interdisziplinär zusammenarbeiten würde, hier vielleicht ein paar Fortschritte zur Aufklärung der Konstitution des Bewusstseins bringen könnte.
- Aus diesem Grunde wäre es doch vielleicht mal wieder Zeit über den so oft beschworenen „Paradigmenwechsel“ nachzudenken. Da diese Form des Holismus oder Polykontexturalität vielleicht auch zur Lösung anderer aktueller Probleme und Krisen beitragen könnte.
Daher überlasse ich Morpheus zum Abschluss nochmal die letzten Worte zur Systemtheorie:
„Die Matrix ist ein System, Neo. Dieses System ist unser Feind. Was aber siehst du, wenn du dich innerhalb des Systems bewegst? Geschäftsleute, Lehrer, Anwälte, Tischler… Die mentalen Projektionen der Menschen, die wir zu retten versuchen. Bis es dazu kommt, sind diese Menschen immer noch Teil des Systems und das macht sie zu unseren Feinden. Du musst wissen, dass die meisten von ihnen noch nicht soweit sind abgekoppelt zu werden. Viele dieser Menschen sind so angepasst und vom System abhängig, dass sie alles dafür tun, um es zu schützen.“ (https://www.matrix-architekt.de/matrix-1/kapitel-08-die-waechter.shtml, Hervorhebungen hinzugefügt)
Der Naturalismus (und damit der zeitliche Prozess) ist meines Erachtens Teil des Problems und nicht der Lösung. Der Begriff Bewusstsein z.B. hat Bedeutung ausschließlich im Kontext der Sprache, d.h. im Kontext seiner Unwidersprüchlichkeit mit allen anderen Begriffen. Damit ist über das ‚Bewusstsein‘ schon alles gesagt und jeder weiß, was damit gemeint ist. <Bewusstsein> ist schon die Theorie, wenn auch eine affirmativ nicht definierbare. Die Frage, wie Bewusstsein zu definieren sei, ist daher nicht nur sinnlos, sondern auch sprach-destruktiv. Wer die Frage trotzdem stellt und nach Antworten sucht, begibt sich in die Welt der Theorien-in-zweiter-Instanz, des Modells und des bottom-up (Naturalismus-) Syndroms. Er wird aber über kurz oder lang feststellen, daß Phänomene (Erscheinungen) zwar einen Datenaspekt haben, Daten aber keinen Phänomenaspekt. Anders ausgedrückt: Modelle bleiben Modelle, weil sie nicht sprachintegrabel sind. Damit haben sie keinen Bezug zur ‚Welt‘. Diesen Bezug kann nur die klassische (zeit-lose) Theorie leisten.
Deshalb empfehle ich die gelbe Pille: Den Negativen Strukturalismus (siehe auch „Skizze eines negativen Strukturalismus“)
Anwendungsgebiete: bei dialektischen Verwirrungszuständen, wissenschaftl. Allmachtsfantasien Wissenschaftssophismus, Komplexitätsdelirium, geistiger Anämie und materialistischer Obstipation
Wechselwirkungen: neutralisiert die von naivem Realismus, Konstruktivismus, Reduktionismus und Naturalismus hervorgerufenen Illusionen, Denkbarrieren und Zwangsvorstellungen
Nebenwirkungen: kann gegenwärtig zu akademischer Diskriminierung führen
Was ist drin in der gelben Pille? Phänomene (Erscheinungen) und semantische Theorien (keine Modelle, Algorithmen, Daten, etc.!). Beide sind nur gemeinsam zu haben (kein Phänomen ohne Theorie und keine valide Theorie ohne Phänomene). Sie sind real, insofern sie nicht abweisbar sind. Mit zunehmender Sprachdurchdringung sedimentieren valide Theorie-Phänomen-Paare von intellektueller Wahrnehmung zu unmittelbarer Ästhetik. Phänomen-Theorie-Paare sind zeit-invariantes, synthetisches a priori Wissen. Zwischen Theorien und Phänomenen besteht folglich weder ein analytischer, konstruktivistischer noch ein naturalistischer Zusammenhang, sie sind orthogonal zueinander und nicht aufeinander reduzierbar. Der Versuch der Hinterfragung dieses Wissens ist somit ein Kategorienfehler. Das Merkmal valider Theorien besteht alleinig in ihrer Widerspruchslosigkeit im Kontext der Sprache und damit im sinnlichen Sich-Zeigen. Im Negativen Strukturalismus fallen Ontologie und Epistemologie untrennbar zusammen: was sich nicht widerspricht IST!
Der Negative Strukturalismus ist so real wie nur irgend etwas real sein kann – aber er ist nicht universal, er ist nicht absolut. Er ist real für-uns, in unserem System der Begriffe.
Der letzte Absatz sollte lauten: Das, was der Negative Strukturalismus hervorbringt, ist so real wie nur irgend etwas real sein kann…Es ist real für uns…
Hallo Heinz,
vielen Dank für Deinen Kommentar und den „Beipackzettel“ zu Deinem „Rezept“ des „Negativen Strukturalismus“, auf den ich hier gerne kurz eingehen möchte.
Du schreibst: „Der Naturalismus (und damit der zeitliche Prozess) ist meines Erachtens Teil des Problems und nicht der Lösung.“ [Sic], genauso so isset. Wenn man nur mit dem „Medikament“ „Naturalismus“ versucht „herumzutherapieren“, kommt man nicht wirklich weiter, da es in dieser Hinsicht so wirksam ist, wie „Ibuprofen gegen Nagelpilz“. Der Naturalismus bekämpft zwar den „Schmerz“, aber die Syptomatik bleibt trotzdem erhalten.
Allerdings sehe ich Deine Diagnose „Der Begriff Bewusstsein z.B. hat Bedeutung ausschließlich im Kontext der Sprache, d.h. im Kontext seiner Unwidersprüchlichkeit mit allen anderen Begriffen.“ auch wiederum eher skeptisch, da „der Begriff Bewusstsein“ nicht nur „Bedeutung ausschließlich im Kontext der Sprache“ hat. Es geht gar nicht so sehr um den „Kontext seiner Unwidersprüchlichkeit mit allen anderen Begriffen“.
Die „Widersprüchlichkeit“ liegt meines Erachtens nicht so sehr in der Sprache oder der Begrifflichkeit, sondern in der Konzeption. Deshalb gehe ich in diesem Punkt auch nicht einig mit Dir, wenn Du schreibst „Bewusstsein ist schon die Theorie, wenn auch eine affirmativ nicht definierbare.“, da aus meiner Sicht „Bewusstsein“ nicht nur „affirmativ“, sondern auch gut „definierbar“ ist.
Ich weiß zwar, was Du damit meinst, aber es geht aus meiner bescheidenen Sicht, gar nicht so sehr um die „Reinheit der Sprache“ oder die „absolute Definition der Begriffe“. Auch auf die Gefahr in einen Instrumentalismus zu geraten, der Begriff „Bewusstsein“ ist nur ein „terminus technicus“; mehr nicht.
Daher lehne ich aber, genau wie Du die „Welt der Theorien-in-zweiter-Instanz, des Modells und des bottom-up (Naturalismus-) Syndroms“ ab, da sie uns nicht wirklich weiter bringt. Es gibt da kein „bottom-up“ und der Weg würde auch ins Leere führen.
Du schreibst: „Er wird aber über kurz oder lang feststellen, daß Phänomene (Erscheinungen) zwar einen Datenaspekt haben, Daten aber keinen Phänomenaspekt. Anders ausgedrückt: Modelle bleiben Modelle, weil sie nicht sprachintegrabel sind. Damit haben sie keinen Bezug zur ‚Welt‘.“ Bei dem ersten Teil mache ich mit, beim zweiten nicht. Das haben wir schon so oft diskutiert, vielleicht aber noch nicht mit Dir, dass hier ein klassischer „Kategoriefehler“ vorliegt, wenn man „Daten mit Phänomen gleichsetzt“.
Trotzdem versuche ich das Phänomen „Bewusstsein“ auf diese Art zu „retten“, da ich es nicht nur als „sparchintegrables Modell“ sehe, sondern als „physiologisches Modell“ sehe, das mit Hilfe des Strukturenrealismus beschrieben werden kann. Wenn Du möchtest, kannst Du es auch gerne dialektisch als „Negativen Strukturenrealismus“ versuchen zu beschreiben. Das ändert aus meiner Sicht nicht wirklich etwas, da es nur wie in der früheren Fotografie aus dem Negativ ein „Bild“ erschafft.
Du schreibst: „Zwischen Theorien und Phänomenen besteht folglich weder ein analytischer, konstruktivistischer noch ein naturalistischer Zusammenhang, sie sind orthogonal zueinander und nicht aufeinander reduzierbar. Der Versuch der Hinterfragung dieses Wissens ist somit ein Kategorienfehler.“ Jo, her mit der „Pille“ ob jetzt „orthogonal“ oder „polykontextural“. Hauptsache sie wirkt endlich mal.
Viele Grüße
Dirk
Hallo Dirk, lass mich auf Deine Thesen, die Du in unnachahmlicher Weise vorgetragen hast, kurz eingehen:
Mit den Begriffen „Realismus“, „Konstruktivismus“, „Strukturenrealismus“ und „epistemologische Zugriffe“ kriegst Du ontologische Probleme nicht in den Griff. Dies auch deshalb, weil wir letztlich alle Pragmatiker sind, und die Welt mal realistisch, mal konstruktivistisch, mal instrumentalistisch sehen und handhaben, je nachdem was gerade zu den Argumenten passt. Alle diese „-ismen“ haben Aspekte, die mal zutreffen, mal nützlich sind und mal Theorien untermauern und mal nicht. Wir sind uns einig, dass
a) der Realismus ist die effektivste Sicht auf die Alltagwelt ist, er versagt aber bei den kleinen Bausteinen, aus der die Welt aufgebaut sein soll,
b) der Konstruktivismus seine eigene Welt erschafft und kann die Frage, die uns umtreibt (ob wir das wollen oder nicht), nämlich die nach der Wahrheit der Welt, grundsätzlich nicht beantworten kann.
Dazu das Problem: den Strukturenrealismus gibt es in vielfältiger Form, aber er läßt sich am Ende auf das Zusammenspiel vereinzelter Entitäten reduzieren – am Ende sind wir wieder bei dem Einen im Gegensatz zum Ganzen, ein Ganzes haben wir aber nicht, und wir verstehen auch nicht, woraus das bestehen soll. Der epistemische Strukturenrealismus geht davon aus, es müßte etwas geben, zwischen dem Korrelationen herrschen, aber leider gibt es erst etwas, dann erst Korrelationen zwischen diesen Etwas – dies aus logischen Gründen.
Ich glaube, dass ein Paradigmenwechsel notwendig ist, aber nicht über die herkömmliche Denkweise zu erreichen ist. Die Denkgewohnheiten sind das Problem. Es sind die Denkgewohnheiten des Realisten, sie stecken tief in uns. Wer über die Welt und über Strukturen redet, redet am Ende doch von Etwas, von dem wir Teil sind, und wären wir nicht Teil davon, hätten wir darüber keine Erkenntnis. Es gibt daher nicht das Bewußtsein in uns. Es wäre gar nicht vorhanden, wenn es nicht gleichartige Bewußtseins außerhalb von uns gäbe. Ein einziges Erkennissubjekt auf der Welt kann niemals zu Erkenntnissen kommen, genauso wie ein einzelnes Objekt (ohne Austausch mit der Umgebung) nicht erkannt werden kann. Wir können nicht objektivieren, wir können nur so tun, als könnten wir dies – dies wie ich schon immer sage – aus sprach- und denkökonomischen Gründen.
Ich glaube man muss den Erkenntnisprozess selbst im Detail untersuchen. Womit beginnt Erkenntnis – mit welchen Elementarakten? Das ist mühsam, aber es muss sein. Man kann nicht am Ende anfangen, mit den „ismen“, die machen nur eine schablonenhafte Beschreibung und am Ende bist Du so klug als wie zuvor.
Grüße Bernd
Hallo Bernd,
ich teile zwar nicht Deinen Pragmatismus, aber Deine Analyse des Strukturenrealismus und die Forderung nach einem Paradigmenwechels trägt.
Der Strukturenrealismus geht als Idee auf Hegel zurück, der in seiner LOGIK kritisierte, daß die klassische Logik von außen (a posteriori) an die schon längst existierenden Inhalte des Bewusstseins herangetragen wird, womit die Logik zur Theorie-in-zweiter-Instanz wird – also unbrauchbar die Einheit von Begriff und Gegenstand zu erhellen. Als legitimes Objekt der Untersuchung verbleiben also nur die Strukturen, denen die Inhalte des Bewusstseins unterliegen. Diese Strukturen müssen daher (nach Hegel) untersucht werden ohne Rückgriff auf konkrete Bewusstseinsinhalte, was die klassische Logik als Mittel der Untersuchung ausschließt, denn sie bedarf der Bewusstseinsinhalte. Die Methode der Untersuchung der Strukturen muss daher, sofern man sie Logik nennen will, eine nicht-, über-, oder post-klassische Logik sein, nämlich seine (Hegels) LOGIK. Ob er diesen Ansatz stringent durchgeführt hat, wage ich nicht zu beurteilen, weil ich seine LOGIK nur rudimentär nachvollziehen kann.
Der Strukturenrealismus verzichtet in der Tat, wie Hegel es fordert, auf die dinglichen Inhalte des Bewusstseins und verlegt sich auf Strukturen (Relationen bzw. Netze von Relationen). Zunächst habe ich Zweifel ob Relationen überhaupt Strukturen sind, aber diese Diskussion würde den Rahmen sprengen. Sicher dagegen scheint mir, das die Relationen des Strukturenrealismus nicht der Hegel‘schen Anforderung genügen, logisch nicht-klassisch sein zu müssen, denn der Strukturenrealismus diskutiert seine Relationen wie das Stahlskelett eines Hochhauses, d.h. logisch-affirmativ, während bei Hegel die (doppelte) Negation zentral, aber auch sehr schwer zu durchschauen ist. Indem der Strukturenrealismus bezüglich seiner Relationen eben doch wieder auf Bewusstseinsinhalte zurückgreift, bleibt seine Methode klassisch-logisch, nur daß er die Dinge gegen die Strukturen (Relationen) getauscht hat.
Bernd, ich glaube nicht, daß die (post)moderne Methode mit Details anzufangen und daraus Paläste zu bauen irgendwohin führt (siehe QM). Erfolgreicher scheint mir, dahin zurückzugehen, wo die moderne Wissenschaft/Philosophie falsch abgebogen ist, um dort neu anzusetzen. Der locus delicti ist m.E. an der Schnittstelle zwischen Rationalismus und Romantik (Historizismus) zu suchen.