Zoomposium mit Prof. Dr. med. Cornelius Borck: "Eine Bilder-Geschichte des Bewusstseins"

Zoomposium mit Prof. Dr. Cornelius Borck: „Eine Bilder-Geschichte des Bewusstseins“

Zoomposium mit Prof. Dr. med. Cornelius Borck: „Eine Bilder-Geschichte des Bewusstseins“

Für unsere Reihe der Zoomposium-Interviews zu den spannenden Ergebnisse aus Wissenschaft und Forschung konnten wir einen weiteren, sehr interessanten Gesprächspartner Herrn Prof. Dr. med. Cornelius Borck zu einem Interview bewegen. Der bekannte deutsche Wissenschaftshistoriker und Medizinphilosoph, der am Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität zu Lübeck forscht und lehrt, hat sich bereit erklärt unsere Fragen bezüglich der „Bilder-Geschichte des Bewusstseins“ einmal genauer zu erläutern.

Auf Herrn Professor Borck war ich aufgrund meiner Internetrecherchen zum Thema „Neurozentrismus“ aufmerksam geworden, da ein besonderer Schwerpunkt seiner Forschungsarbeiten auf der Hirnforschung zwischen Medientechnik und Neurophilosophie, den Medizinischen Visualisierungsstrategien und allgemein der Zeitgeschichte der Medizin liegt.

Der große Aufstieg und Erfolg der bildgebenden Verfahren (CT, MRT, PET, fRMT)in den kognitiven Neurowissenschaften seit Beginn der 70er Jahre führte zu einer wahren „Bilderflut“ an Informationen über den Aufbau und die Funktionsweise des Gehirns. Die große Resonanz, die das „Functional Neuroimaging“ als neues Paradigma der Visualisierung erzeugt hatte, hat sich auch auf andere Wissenschaftsbereiche bis hin zur Soziologie in Form des „Social Neuroscience“ (s. Vul, Harris, Winkielman and Pashler: «Voodoo correlations in social neuroscience», 2008) ausgeweitet.

Diese große „Macht der Bilder“ und der damit einhergehende Wandel im wissenschaftlichen Diskurs waren für uns einmal Grund genug, diesem wissenschaftshistorischen Phänomen in einem Gespräch mit Herrn Professor Borck mal auf den Grund zu gehen. Deshalb hier schon einmal der Fragenkatalog zu dem dazugehörigen Interview.

Interviewfragen zu „Eine Bilder-Geschichte des Bewusstseins„:

1. Herr Prof. Borck, wir tippen mal, dass Sie nicht an den „Voodoo-Zauber‟ in den von Ihnen 2014 veröffentlichten ArtikelHow to Do Voodoo with Functional Neuroimaging‟, aber an die Macht der Bilder glauben?

  • Könnten Sie bitte einmal erklären, was es mit Ursprung des besonderen Titels auf sich hat?
  • Inwiefern denken Sie, kommt dem „Functional Neuroimaging‟ diese herausragende Bedeutung in dem Forschungsbetrieb, wie z. B. den kognitiven Neurowissenschaften zu?

2. Auf der Webseite Ihres Lehrstuhls an der Universität Lübeck setzen Sie sich kritisch auf das „Manifest der Hirnforschung‟ von 2004 ein, in dem Sie diagnostizieren, „dass mit jedem Wissenszuwachs auch das Problem komplizierter geworden sei‟.

  • Stellen die mittlerweile enormen Datenmengen der bildgebenden Verfahren zunehmend ein Problem dar, da man vor „lauter Bäumen bald keinen Wald mehr sehen kann‟?
  • Oder benötigt man ein neues Theoriekonzept um die Daten wieder besser einordnen zu können?

3. „In ähnlicher Weise verschränken sich heute Medizin, Markt und Medien bei dem Projekt, sämtliche mit den diagnostischen Methoden der Medizin generierten visuellen Informationen zu einem umfassenden digitalen, virtuell navigierbaren Datensatz zusammenzufügen.‟

  • Bedeutet dies, dass wir der „Macht der Bilder‟ in der Medizin mehr unterliegen als wir dem „Logos der Sprache‟ vertrauen?
  • Was bedeutet dies dann hinsichtlich möglicher Manipulationsmöglichkeiten?

4. „Im Vergleich zu früheren wissenschaftlichen Debatten, die traditionell in Expertenzirkeln oder gelehrten Gesellschaften geführt wurden und somit in den öffentlichen Raum in einer eher vermittelten, kontrollierten Art und Weise stattfanden, haben die sozialen Medien der Debatte neue Regeln aufgeprägt.‟ („How to Do Voodoo with Functional Neuroimaging‟, S.3)

  • Könnten Sie diese Veränderungen einmal erläutern?
  • Was bedeutet dies für aktuelle Publikationen im Wissenschaftsbetrieb?

Das komplette Interview ist auf unserem Youtube-Kanal „Zoomposium“ unter:

https://youtu.be/qhY9XNpQQzo

und den Wissenschaftsblogs der Moderatoren „Der Blog der großen Fragen“ und „philosophies.de“ zu finden. Das Interview in seiner ganzen Länge folgt später.

© Axel Stöcker (Der Blog der großen Fragen), Dirk Boucsein (philosophies.de)

Ich bin immer mit meiner „Diogenes-Lampe“ unterwegs, um Menschen zu finden, die sich auch nach ein wenig „Licht der Erkenntnis“ sehnen. Also wenn Ihr eigene Beiträge oder Posts für meinen Wissenschaft-/Philosophie-Blog habt, immer her damit. Sie werden mit Eurem Namen als Autor auf meiner Seite veröffentlicht, so lange sie den oben genannten Kriterien entsprechen. Denn nur geteiltes Wissen ist vermehrtes Wissen.
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Wolfgang Stegemann
Wolfgang Stegemann
1 Jahr zuvor

Passt vielleicht dazu: https://sz-magazin.sueddeutsche.de/wissen/die-koenigin-aller-wissenschaften-79148
Ich finde ihn lustig.
Der Beitrag wurde übrigens von der Deutschen Gesellschaft für Neurowissenschaften mit dem Journalistenpreis Neurologie ausgezeichnet.

Philo Sophies
1 Jahr zuvor

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für Deinen Kommentar und Tipp, der wirklich gut zum Thema passt.

Ja, stimmt Herr Professor Borck war wirklich supernett und sehr kompetent. Den Journalistenpreis hat er auch alle Fälle verdient.

Liebe Grüße
Dirk