Prof. Dr. Georg Northoff

Interview mit Prof. Dr. Georg Northoff „Eine Art von Bewusstsein“

Interview mit  Prof. Dr. Georg Northoff zum Thema: „Eine Art von Bewusstsein“

Einleitung zum „Interview mit Prof. Dr. Georg Northoff“

Es ist mir eine außerordentliche Ehre in diesem Interview Fragen an Herrn Professor Dr. Georg Northoff  zu  seiner „Temporo-spatial Theory (TTC) in Bezug auf „Eine Art von Bewusstsein“ stellen zu dürfen. Er gilt als Mediziner und Neurowissenschaftler als ein sehr bedeutender, international bekannter Vertreter der Neurophilosophie.

In meinen bisherigen auf dieser Seite erschienen Essays zu der „Neurophilosophie“ und zu der neurozentristischen Wende“ hatte ich bereits schon des Häufigeren auf die wissenschaftlichen Artikel und Bücher von Herrn Professor Northoff verwiesen, um den angestrebten „Paradigmenwechsel“ mit empirischen Befunden aus den Neurowissenschaften und den Konzepten aus der Neurophilosophie belegen zu können. Daher hat es mich auch persönlich sehr gefreut, ihn einmal als Gast in einem unserer „Zoomposien“ begrüßen und kennenlernen zu dürfen.

Erklärungen zu dem Format

Es sei mir gestattet nur eine kurze Einleitung zur Erläuterung dieses neuen Formates geben zu dürfen. Der Name „Zoomposium“ ist eine Erfindung eines unseres Mitglieder und leitet sich vom griechischen „Symposion„, das in der Antike für ein Gastmahl, eine gesellige Zusammenkunft stand. Heute wird es im Zusammenhang mit Tagungen in Form von wissenschaftlichen und themengebundenen Vortrags- und Diskussionsveranstaltung verwendet. In diesem Zusammenhang ist dieses Format eine virtuelle Zusammenkunft als Video-Meeting auf der Cloud-Plattform „Zoom„, bei der sich Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen über philosophisch und wissenschaftlich interessante Themen austauschen können.

Da in letzter Zeit sehr häufig die Fragen zum Thema „Bewusstsein“ diskutiert wurden: „Gibt es das Bewusstsein?“, „Wenn, ja welche Formen hat es?“, „Wie entsteht es?“, „Kann man es nachweisen oder gar lokalisieren?“, lag es mehr als nahe einmal einen ausgewiesenen Experten und Fachmann auf diesem Gebiet zu interviewen. Herr Prof. Dr. Northoff hat sich auf Anfragen hinsichtlich eines möglichen Interviews zu diesem Themenbereich freundlicherweise bereit erklärt unsere Fragen eingehender zu beantworten.

Dieses Interview habe ich mit meinem wissenschaftlichen Blogger-Kollegen Axel Stöcker von „Der Blog der großen Fragen“ geführt und aufgezeichnet. Das Video haben wir nun auf unserem Kanal „Zoomposium“ auf Youtube hochgeladen, um es auch anderen Menschen, die an diesem Thema interessiert sind, zugänglich zu machen.

Wir haben das Interview auf Englisch durchgeführt, da Herr Prof. Dr. Northoff schon seit 2009 in Kanada lebt und Englisch als Fachsprache bevorzugt.

Informationen zur Person

Prof. Dr. Georg Northoff studierte in Hamburg, Essen, Bochum und New York. Ab 1996 war er als Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik Magdeburg tätig. Er habilitierte sich 1998 in Medizin sowie 1999 in Philosophie und lehrte unter anderem an den Universitäten Magdeburg und Harvard. Northoff studierte in Hamburg, Essen, Bochum und New York.  An der Universität Ottawa Brain and Mind Research Institute hat er seit 2009 den eigens für ihn geschaffenen Lehrstuhl für Geist, Gehirn und Neuroethik inne. Schwerpunkte seiner Forschung sind die funktionelle Bildgebung zur Untersuchung von Emotionen, Neurobiologie, psychiatrische Erkrankungen, analytische Philosophie des Geistes, Neurophilosophie, Neuropsychoanalyse und Neuroethik.

Forschungsschwerpunkte

Northoff geht von einem „relationalen“ oder „interaktiven“ Ansatz aus: Gehirn und Geist sind demnach nicht isoliert zu betrachten, sondern stehen immer in einer inneren Beziehung (Relation) zum Körper und zur Umwelt. Das Selbst und psychiatrische Störungen wie Depression und Schizophrenie interpretiert er unter dem Aspekt, wie darin die Beziehung zwischen Geist, Körper und Umwelt organisiert bzw. verändert ist. Die Grundlage aller geistigen Aktivität des Menschen – und damit die Bedingung der Möglichkeit bewusster Erfahrung – ist dabei nicht die Persönlichkeit oder subjektive Identität, sondern ein „selbstbezogenes Verarbeiten“ (self related processing).

Northoff versteht darunter den fundamentalen Code, die Art und Weise, wie das Gehirn alle Reize auf sich selbst, den eigenen Körper und den eigenen Geist bezieht.[1] Zunächst funktioniert dieses selbstbezogene Verarbeiten rein neuronal, also als automatische Tätigkeit des Gehirns. Darauf bauen dann schrittweise immer höhere psychische Funktionen auf: ein körperliches, emotionales und schließlich auch geistiges (kognitives) Selbsterleben. Letzteres ermöglicht zunächst die bewusste Wahrnehmung und dann auch die bewusste Reflexion des eigenen Selbst.[2]

Er versucht konzeptuell und in seinen neurowissenschaftlichen Experimenten die „Erste-Person-Perspektive (first-person perspective), das subjektive Erleben der Versuchspersonen, mit einzubeziehen.[3] Geistige Phänomene, auch das Selbst, sind für ihn zudem immer auch kulturell geprägt.“(https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Northoff)

Das vollständige Interview mit unseren Fragen an Herrn Prof. Dr. Northoff findet man unter dem Link:

https://youtu.be/BsZH3BiLR14

Ich bin immer mit meiner „Diogenes-Lampe“ unterwegs, um Menschen zu finden, die sich auch nach ein wenig „Licht der Erkenntnis“ sehnen. Also wenn Ihr eigene Beiträge oder Posts für meinen Wissenschaft-/Philosophie-Blog habt, immer her damit. Sie werden mit Eurem Namen als Autor auf meiner Seite veröffentlicht, so lange sie den oben genannten Kriterien entsprechen. Denn nur geteiltes Wissen ist vermehrtes Wissen.
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Philo Sophies
11 Monate zuvor

Dear s.,

thank you very much for your very kind comment and your very remarkable remarks, which I would like to briefly address here.

Yes, I also think that what Georg Northoff and his team are doing in terms of describing consciousness is very interesting and promising, assuming a Copernican turn in cognitive neuroscience. The 2500 year old pseudo-problem of „body vs. mind“ is much easier to describe under a structural aspect as an „embodiment“ and „embededdness“.

The philosophical concept of the 4 E’s of situated cognition „extended“ „embodiment“, „embededdness“, enactive“ can in my opinion also be applied very well to the problem you describe with the LLM products, as this could open a „Pandora’s box“ that we would rather not have.If you are interested, I can already refer to my further essay „The system needs new structures – not only for/against Artificial Intelligence (AI)“ (https://philosophies.de/index.php/2021/08/14/das-system-braucht-neue-strukturen/).

Thank you for your interest and

many greetings

Philo Sophies